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Walter Kuhn 27 September 1903 in Bielitz Osterreichisch Schlesien 5 August 1983 in Salzburg war ein deutscher Volkskundler und Siedlungshistoriker Im Jahr 1936 wurde er Professor an der Universitat Breslau verfasste Denkschriften zur Eindeutschung besetzter Gebiete und zur Umsiedlung von Polen und Juden und trat 1940 der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei NSDAP bei Nach der Zeit des Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg lehrte er ab 1947 an der Universitat Hamburg publizierte zur Geschichte der deutschen Ostsiedlung und wurde 1968 emeritiert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Urteile 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben BearbeitenBielitz die Hauptstadt der Bielitz Bialaer Sprachinsel gehorte seit 1920 zu Polen Die Bevolkerung war mehrheitlich deutsch Walter Kuhn charakterisierte seinen Vater Direktor der deutschen Gewerbeschule als alldeutsch 1 Nach dem Abitur 1921 studierte er an der Technischen Universitat Wien und der Technischen Universitat Graz Nach dem dort 1927 abgelegten Ingenieursexamen ermoglichte ihm die Studienstiftung des deutschen Volkes ein Zweitstudium in Volkskunde und Geschichte in Wien wo er 1931 bei Arthur Haberlandt mit einer Arbeit uber Die jungen deutschen Sprachinseln in Galizien promovierte Er gehorte zu den spateren Studenten von Erwin Hanslik 2 auch aus der Bielitzer Bialaer Sprachinsel Parallel zu seinem Technikstudium hatte er in den Semesterferien als Wandervogel mit elf Freunden 1926 in Wolhynien und Galizien bei den dort heimischen deutschen Minderheiten vor allem sprachliche Studien betrieben die Kurt Luck im September 1926 auf anderer Ebene fortsetzte 3 Der Ethnozentrismus fuhrte bei Walter Kuhn zu einer pejorativen Bewertung der Osteuropaer wahrend Kurt Luck auf die kulturelle Aufwertung der Volksdeutschen setzte 4 Ab 1932 war er Mitarbeiter beim Kattowitzer Deutschen Kulturbund bis er 1936 von Hermann Aubin in Absprache mit Albert Brackmann nach Breslau geholt wurde wo er ohne Habilitation ausserordentlicher Professor fur Deutsche Volkskunde und ostdeutsches Volkstum wurde 5 Am 29 September 1939 schickte er Theodor Schieder eine geheime Denkschrift uber deutsche Dorfer in Zentralpolen Deutsche Dorfer in Mittelpolen unmittelbar jenseits der alten Reichsgrenze Geheim 6 Am 11 Oktober verfasste er gemeinsam mit Hermann Aubin Albert Brackmann Theodor Schieder und anderen eine Denkschrift zur Eindeutschung Posens und Westpreussens und der sofortigen Umsiedlung von zunachst 2 9 Millionen Polen und Juden fur die von Brackmann geleitete Publikationsstelle Berlin Dahlem 7 Kuhn trat 1940 der NSDAP bei 8 Im selben Jahr verfasste er fur den Chef der Sicherheitspolizei und der SD Einwandererzentrale Nord Ost Lodsch die Denkschrift Stammesgruppen Bodenverhaltnisse Anbaufruchte usw in Galizien und Wolhynien und die sich daraus fur die Umsiedlung ergebenden Gesichtspunkte 9 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und geriet in Frankreich in britische Gefangenschaft 1947 erhielt er einen von Hermann Aubin vermittelten Lehrauftrag fur Volkskunde an der Universitat in Hamburg 10 1955 bekam er die Professur fur Siedlungsgeschichte und Volkstumsforschung namentlich Ostdeutschlands am Hamburger Historischen Seminar konnte aber erst kurz vor seiner Emeritierung 1968 Hauptseminare abhalten und Staatsprufungen abnehmen Er beschaftigte sich jetzt schwerpunktmassig mit der Geschichte der deutschen Ostsiedlung Siedlungsgeschichte Oberschlesiens 1954 und Geschichte der deutschen Ostsiedlung in der Neuzeit 2 Bande 1955 57 11 Kuhn war Mitglied der Historischen Kommission fur Schlesien 12 Urteile BearbeitenNorbert Angermann nennt ihn in der Ostdeutschen Biographie den bedeutendsten Historiker der deutschen Ostsiedlung dessen emotionales Interesse an seinen Themen aus der Liebe zu unserem Volk gespeist worden sei Hitlers Umsiedlungspolitik habe er abgelehnt Beim Oldenburger Bundesinstitut fur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa BKGE heisst es uber ihn in der von Matthias Weber Kurt Droge und Hans Henning Hahn gezeichneten Einschatzung Eine Forschungsrichtung war ganz besonders geeignet imperialistische Aggressionen und Expansionen zu unterstutzen die so genannte Sprachinsel Volkskunde des Breslauer Volkskundlers Walter Kuhn Sie beschaftigte sich mit deutschen Minderheitengruppen in Ost und Sudosteuropa die in kulturellen Ruckzugsgebieten zahlreiche Relikte alten Traditionsguts bewahrt hatten und nun dazu benutzt wurden einen Herrschaftsanspruch auf Grund kultureller Uberlieferungen zu konstruieren 13 Literatur BearbeitenHugo Weczerka Verzeichnis der Veroffentlichungen Walter Kuhns 1923 1978 In Zeitschrift fur Ostforschung 27 1978 S 532 554 Hugo Weczerka Verzeichnis der Veroffentlichungen Walter Kuhns seit 1979 In Zeitschrift fur Ostforschung 32 1983 S 169 172 Gotthold Rhode in Zusammenarbeit mit Hugo Weczerka Zum Tode von Walter Kuhn 1903 1983 In Zeitschrift fur Ostforschung 32 1983 S 161 168 Michael Burleigh Germany Turns Eastwards A Study of Ostforschung in the Third Reich London 2002 zuerst 1988 S 91 94 156 158 und ofter ISBN 0 330 48840 6 Brigitte Bonisch Brednich Volkskundliche Forschung in Schlesien Eine Wissenschaftsgeschichte Marburg 1994 Jakob Michelsen Von Breslau nach Hamburg Ostforscher am Historischen Seminar der Universitat Hamburg nach 1945 In Rainer Hering Rainer Nicolaysen Hrsg Lebendige Sozialgeschichte Gedenkschrift fur Peter Borowsky Wiesbaden 2003 S 659 681 Alexander Pinwinkler Walter Kuhn 1903 1983 und der Bielitzer Wandervogel e V Historisch volkskundliche Sprachinselforschung zwischen volkischem Pathos und politischer Indienstnahme In Zeitschrift fur Volkskunde 105 2009 I Halbjahresband Waxmann Verlag Munster S 29 52 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Burleigh Germany Turns Eastwards A Study of Ostforschung in the Third Reich London 2002 zuerst 1988 S 91 Norman Henniges Naturgesetze der Kultur Die Wiener Geographen und die Ursprunge der Volks und Kulturbodentheorie In ACME An International E Journal for Critical Geographies Band 14 H 4 2015 S 1319 ACME An International E Journal for Critical Geographies Michael Burleigh 2002 S 92 94 Vgl Michael Fahlbusch Rezension zu Fielitz Wilhelm Das Stereotyp des Wolhyniendeutschen Umsiedlers Popularisierungen zwischen Sprachinselforschung und nationalsozialistischer Propaganda Marburg 2000 in H Soz u Kult 15 April 2002 1 Ingo Haar Historiker im Nationalsozialismus Deutsche Geschichtswissenschaft und der Volkstumskampf im Osten Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2000 S 276 Michael Burleigh 2002 S 156 Ingo Haar 2000 S 11 Eduard Muhle Fur Volk und deutschen Osten Der Historiker Hermann Aubin und die deutsche Ostforschung Dusseldorf 2005 S 265 Michael Burleigh 2002 S 325 f Anm 80 Vgl zur Teilrekonstruktion alter Strukturen von Gottingen aus die von Hermann Aubin und Erich Keyser geleitet wurde Kai Arne Linnemann Das Erbe der Ostforschung Zur Rolle Gottingens in der Geschichtswissenschaft der Nachkriegszeit Tectum Verlag Marburg 2002 ISBN 978 3 8288 8397 0 Vgl Norbert Angermann Kuhn Walter In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost Funfzig Jahre Historische Kommission fur Schlesien In Jahrbuch der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Breslau Band 17 1972 Mitgliederverzeichnis S 414 Vgl Bundesinstitut fur ostdeutsche Kultur und Geschichte BoKG Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walter Kuhn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gerd Simon et al Die Grimms der deutschen Sprachinseln im Osten 2 Chronologie Kuhn Walter Stand 10 Juli 2011 PDF 655 KB Kuhn Walter In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost Normdaten Person GND 130095613 lobid OGND AKS LCCN n85002153 VIAF 74218467 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kuhn WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Volkskundler und SiedlungshistorikerGEBURTSDATUM 27 September 1903GEBURTSORT Bielitz OberschlesienSTERBEDATUM 5 August 1983STERBEORT Salzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Kuhn Volkskundler amp oldid 238303471