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Walter Frevert 13 Oktober 1897 in Hamm 30 Juli 1962 im Forstamt Kaltenbronn Gernsbach war ein deutscher Forstmann Jager Jagdschriftsteller und Kriegsverbrecher der aufgrund seiner verschiedenen publizistischen Tatigkeiten seit den 1930er Jahren grossen Einfluss auf das deutsche Jagdwesen ausubte Er verwaltete als Oberforstmeister von 1936 bis 1945 das Staatsjagd und Naturschutzgebiet Rominter Heide Ostpreussen und war wahrend des Zweiten Weltkriegs in Kriegsverbrechen im Umfeld des Urwalds von Bialowieza verstrickt Nach dem Zweiten Weltkrieg war er fur das Staats und Reprasentationsjagdgebiet Kaltenbronn im nordlichen Schwarzwald zustandig wo er die bereits in Rominten gepflegte Jagddiplomatie nunmehr im Interesse des neu gegrundeten Landes Baden Wurttemberg fortfuhrte Von links nach rechts Oberforstmeister Walter Frevert Reichsjagermeister Hermann Goring und Oberstjagermeister Ulrich Scherping bei der Begutachtung von Hirschgeweihen Abwurfstangen Frevert ist Herausgeber und Autor von als Standardwerken geltenden Buchern zur deutschen Jagd wie dem zuerst 1936 im Auftrag von Hermann Goring und des Reichsbundes deutsche Jagerschaft erschienenen Jagdlichen Brauchtum Diese Bucher sind bis heute Bestseller und gelten als Klassiker der deutschen Jagdliteratur die Generationen von Jagern gepragt haben Trotz ihrer Genese im ideologischen Kontext des Nationalsozialismus beziehungsweise trotz revisionistischer Romantisierung des vormaligen deutschen Ostens insbesondere in Rominten 11 Auflage 2008 werden sie ohne historisierende Kommentierung bis in die Gegenwart neu aufgelegt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Im Ersten Weltkrieg und forstliche Ausbildung 1 3 Forstliche Laufbahn 1 4 Kriegsverbrechen in Bialowies Bialowieza 1 5 Kontinuitat und Neuanfang im Schwarzwald 2 Autor und andere Aktivitaten 3 Tod und Ehrungen 4 Vergangenheitsaufarbeitung 5 Bibliographie 5 1 Originalausgaben und wichtige Aufsatze in Jagdzeitschriften 5 2 In Druck 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Walter Frevert war der Sohn des Zahnarztes und Gutsbesitzers Gustav Frevert und dessen Frau Bertha geborene Overhoff Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in seiner Geburtsstadt Hamm sowie von 1906 bis 1915 auf Gut Haus Gierken bei Schlangen Nicht zuletzt uber seinen Onkel Forstmeister Wilhelm Frevert kam er schon fruh mit dem Waidwerk und dem Forstberuf in Verbindung was ihn zu dem Wunsch fuhrte selbst den Forstberuf zu ergreifen Er besuchte das humanistische Gymnasium in Paderborn und das Gymnasium in Lemgo 1 Im Ersten Weltkrieg und forstliche Ausbildung Bearbeiten Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ruckte er am 21 Juni 1915 als Feldartillerist in der Ersatzabteilung beim 1 Kurhessischen Feldartillerie Regiment Nr 11 2 in Kassel freiwillig ein Bei dieser Einheit blieb er den gesamten Krieg uber wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und kampfte unter anderem vor Verdun und Cambrai Unmittelbar nach Kriegsende nahm er dann im Wintersemester 1918 19 ein Studium der Forstwissenschaften an der Forstakademie Eberswalde auf Weitere Stationen seiner Studienjahre waren Hann Munden Munchen und Halle Im Fruhjahr 1922 folgte das Referendariat das er in mehreren preussischen Forstamtern absolvierte Anfang 1924 legte er die Grosse Forstliche Staatsprufung ab Anschliessend fand er als Forstassessor von 1924 bis 1928 im Forstamt Wolfgang bei Hanau Verwendung Forstliche Laufbahn Bearbeiten Zum 1 April 1928 wurde Walter Frevert dann zum Forstmeister befordert und zum Leiter des Forstamtes Battenberg bestellt wo er bis Ende November 1936 wirkte Freverts Interesse an der Bewirtschaftung des Rotwildes und am jagdlichen Brauchtum sowie seine Erfolge in der Fuhrung des Hannoverschen Schweisshundes machten ihn fruh in der deutschen Jagerschaft bekannt Frevert war seit 1928 Mitglied des Deutschen Reichskriegerbundes Kyffhauser Er trat zum 1 Mai 1933 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 2 273 868 3 und gehorte ab Sommer 1933 auch der SA Reserve an In beiden NS Organisationen trat er allerdings nicht politisch oder sonst wie aktiv hervor 4 Zum 1 Dezember 1936 veranlasste Ulrich Scherping Leiter des Jagdamtes in Berlin Freverts Versetzung in die Rominter Heide wo er zunachst das Forstamt Nassawen leitete und ab 1 April 1938 zusatzlich Forstinspektionsbeamter fur alle vier Forstamter der Rominter Heide wurde Er war Nachfolger von Ferdinand Wallmann der nach 29 Jahren an das Regierungsforstamt Hannover versetzt worden war Mit Wirkung zum 16 Dezember 1938 wurde Frevert zum Oberforstmeister befordert Mit seiner Berufung ins Forstamt Nassawen trat er 1936 auf eigenen Antrag sowohl aus dem Deutschen Reichskriegerbund Kyffhauser als auch aus der SA aus 5 Als Walter Frevert eine Affare mit Heinke Barckhausen der 24 jahrigen Witwe seines Kollegen Forstmeister Paul Barckhausen angefangen hatte erschoss sich seine Frau Gertrud geborene Habich am 14 Oktober mit der Flinte ihres Mannes Frevert heiratete dann spater Heinke Barckhausen die ihn um 35 Jahre uberleben sollte 6 Neben Forstwirtschaft und Wildhege gehorte zu Freverts Hauptaufgaben in Rominten die Betreuung der Jagdgaste von Reichsjagermeister Hermann Goring und damit die Pflege personlicher und politisch relevanter Netzwerke durch die Jagd In seinen Veroffentlichungen explizit erwahnt werden unter anderem der britische Botschafter Sir Nevile Henderson Konig Boris von Bulgarien internationale Diplomaten und Aristokraten sowie hochrangige NS Politiker und Militars 7 Kriegsverbrechen in Bialowies Bialowieza Bearbeiten Wahrend des Zweiten Weltkriegs fand Frevert 1943 zum Major der Reserve befordert verschiedene Verwendungen in denen sich jagdlich naturschutzerische und militarische Tatigkeiten uberlagerten Schon in Rominten profitierten Jagd und Naturschutz vom rassenideologisch motivierten Eroberungsfeldzug Auf Gorings Befehl erweiterte Frevert 1941 das Reichsnaturschutzgebiet der Rominter Heide im Sudosten um ein rund 20 000 ha grosses Gebiet auf erobertem polnischem Territorium Zur Einrichtung des sogenannten Forstamtes Adlerfelde wurden die Bewohner von zehn betroffenen Dorfern kurzerhand ins Generalgouvernement ausgesiedelt Nationalsozialistisch radikalisierte Rassenideologie jagdliche Urwildfantasien militarische Gewalt und der Versuch der administrativen Ordnung des eroberten Lebensraums im Osten erganzten und durchdrangen sich dann wechselseitig in der Besetzung des sogenannten Urwaldes von Bialowies Bialowieza Das im heutigen Grenzgebiet von Polen und Belarus gelegene Waldgebiet hatte seit Jahrhunderten als Jagdgebiet polnischer Konige und russischer Zaren gedient und gehorte aufgrund einer der letzten Populationen freilebender Wisente zu den mythischen Orten eines jagdlich motivierten Naturschutzes in Europa Als Goring im Fruhling 1941 den Befehl erteilte die reservierte Flache im Kerngebiet des eroberten Urwalds um 100 000 auf 260 000 Hektar zu vergrossern und zunachst als Reichsjagdgebiet spater dann als regulares Staatsjagdrevier einzurichten bot sich Frevert und dem mit ihm abgeordneten Ulrich Scherping die Moglichkeit seit dem Kaiserreich auf diesen Urwald projizierte Fantasien einer mitteleuropaisch germanischen Urwildnis in die Praxis umzusetzen 8 Nach der Etablierung des Oberforstamtes Bialowies in einem alten Jagdhaus des Zaren ordnete Goring im Juli 1941 an das Waldgebiet von Juden und Partisanen zu saubern 9 Das Gebiet sollte zu einem germanischen Urwald mit urdeutschen Jagdtieren werden Unter anderem sollten dazu die vom Berliner Zoodirektor Lutz Heck gezuchteten Heckrinder die ein ungefahres Abbild des ausgestorbenen Auerochsen darstellten ausgewildert werden 10 Frevert wurde mit der Ausfuhrung beauftragt erhielt umfassende Vollmachten und eine Hundertschaft des Forstschutzkorps und ging mit ausserster Rucksichtslosigkeit vor Dorfer wurden eingekesselt die Bewohner erhielten eine halbe Stunde Zeit ihre Habe zusammenzupacken und auf Wagen zu laden um dann in Trecks in ostlicher Richtung evakuiert zu werden Die ausnahmslos in Holzbauweise errichteten Dorfer wurden hinterher einfach niedergebrannt Allein vom 24 bis 31 Juli 1941 wurden auf diese Weise 34 Dorfer dem Erdboden gleichgemacht und uber 7 000 Menschen vertrieben 11 Das Polizeibataillon 322 das Frevert zur Ausfuhrung dieser Aktionen unmittelbar unterstand erschoss im Zuge eines Sonderauftrages auf Befehl des Hoheren SS und Polizeifuhrers 12 vom 23 Juli bis 21 August 1941 zudem samtliche mannlichen Juden in dem Gebiet die Zahl der Todesopfer wird hier mit mindestens 584 angegeben Die ubrigen judischen Einwohner meist Frauen und Kinder wurden in das Ghetto von Kobryn in der Nahe von Brest Litovsk deportiert Gegen Partisanen liess Frevert ebenfalls mit ausserster Harte vorgehen auch wurden deren Unterstutzer zur Abschreckung aufgehangt Frevert beschrieb seine Vorgehensweise unverhohlen in seiner Korrespondenz Leider sind aber immer noch Partisanen und sonstige Banditen in grosser Zahl hier und die Strecke an diesen ist ganz erheblich grosser als an allem Wild Wilhelm Bode und Elisabeth Emmert zufolge soll in Bialowies regelrecht Jagd auf die sich in den Waldern versteckende Bevolkerung gemacht worden sein angelegentlich regularer Treibjagden und mit Jagdwaffen 13 Die wenigen noch im Dienst verbliebenen polnischen Waldarbeiter Forster und Jager behandelte Frevert der von der polnischen Jagerei uberhaupt stets mit Hochachtung sprach hingegen gut Bis zum Sommer 1942 waren dann 116 Dorfer vernichtet und dabei etwa 900 Menschen erschossen worden Frevert selbst war in dieser Zeit mindestens zeitweise vor Ort auch wenn er im Herbst 1941 schwer erkrankt war und in Berlin operiert werden musste In der Folge war er bis Ende Marz 1942 als dienstunfahig auch von der forstlichen Arbeit beurlaubt Seine Verstrickung in die Kriegsverbrechen von Bialowies wahrend der Besetzung im Zweiten Weltkrieg wurde erst im Jahr 2004 durch die Biografie von Andreas Gautschi einer breiteren Offentlichkeit bekannt 14 Als Anfang Oktober 1944 die Rote Armee die Reichsgrenze uberschritten hatte und vor der Rominter Heide stand schickte Frevert seine Familie gen Westen auf die Flucht Er selbst zog sich bei einem Unfall eine schwere Knieverletzung zu was eine Verlegung ins Zoobunker Lazarett in Berlin nach sich zog Nach der Genesung begab sich Frevert jedoch nicht wieder nach Rominten sondern an die Westfront in die Niederlande und erlebte den Zusammenbruch als Kommandant von Den Haag Im Zuge der Kapitulation ubergab er die Stadt an den kanadischen Divisionskommandeur wurde Kommandeur des deutschen Gefangenenlagers Scheveningen und wurde bereits am 20 Juli 1945 aus der Gefangenschaft entlassen Kontinuitat und Neuanfang im Schwarzwald Bearbeiten In der unmittelbaren Nachkriegszeit lebten Frevert und seine Familie auf dem Barkhausenschen Rittergut Heinsen uber Elze bei Hannover wo er sich als Nachtwachter betatigte und Fuchse fing deren Balge er auf dem Schwarzmarkt in Hannover fur 300 bis 500 Reichsmark gut verkaufen konnte Ausserdem begann er Forsteinrichtungsauftrage und forstliche Gutachten fur Privatwaldungen auszuarbeiten Indem er seine Kriegsaktivitaten in Bialowieza wohlweislich unerwahnt liess gelang es ihm sich in Baden erfolgreich um den Posten als Leiter des Forstamtes Forbach I im Murgtal zu bewerben was zum 1 April 1947 genehmigt wurde wenn auch nur im Angestelltenverhaltnis Allerdings kamen Anschuldigungen und Geruchte bezuglich seiner Aktivitaten in Rominten und im Zweiten Weltkrieg sowie des Selbstmords seiner Frau hoch denen die Behorden nun nachgingen Frevert selbst konnte bereits im Juni 1947 eine ganze Reihe ihn entlastender Persilscheine vorlegen In einem dieser Schriftstucke etwa verschleierte Oberlandforstmeister Fritz Nusslein wider besseres Wissen geschickt die Rolle Freverts in Bialowies Die Untersuchungen verliefen schliesslich im Sande Auch das ab Anfang 1948 beginnende Entnazifizierungsverfahren verlief fur Frevert sehr gunstig Zunachst als Mitlaufer klassifiziert und bezuglich des Gehalts vom Oberforstmeister zum Forstmeister zuruckgestuft konnte er die Untersuchungskommission von seiner politischen Unzuverlassigkeit in der NS Zeit uberzeugen auch mit dem Hinweis darauf bereits 1936 der SA den Rucken gekehrt zu haben 15 nbsp Walter Frevert leitete ab 1953 das Forstamt Kaltenbronn in GernsbachAls Frevert 1953 anfanglich als Vertretung das benachbarte Forstamt Kaltenbronn in Gernsbach ubernahm regten sich in Teilen der Forstbeamtenschaft zwar Bedenken Frevert wurde den nordlichen Schwarzwald in ein Klein Rominten verwandeln Doch genau das war letztlich politisch erwunscht denn 1954 wurde der Kaltenbronn Kerngebiet des Rotwildvorkommens im nordlichen Schwarzwald und ehemaliges Hofjagdrevier der Grossherzoge von Baden durch Kabinettsbeschluss zum Reprasentations und Staatsjagdrevier des neu gegrundeten Landes Baden Wurttemberg erhoben 16 In Gernsbach baute Frevert 1955 mit seiner Familie das Haus Rominten im Dienste der baden wurttembergischen Staatsraison hegte Frevert starke Hirsche und Auerhahne die hochrangigen Jagdgasten je nach Status zur Jagd freigegeben wurden Zu den von Frevert auf dem Kaltenbronn gefuhrten Eliten aus Politik Militar und Wirtschaft gehorten alliierte Hochkommissare franzosische und US amerikanische Generale Diplomaten wie der britische Botschafter Frederick Hoyer Millar Athiopiens Kaiser Haile Selassie Bundestagsprasident Eugen Gerstenmaier aber auch Industrielle wie der Sudbadener Textilfabrikant Hans Schopflin 17 Als Frevert im Dezember 1958 den ehemaligen Reichskanzler Franz von Papen zur Druckjagd auf den Kaltenbronn einlud erregte er allerdings den Unmut seines unmittelbaren Dienstherrn und des baden wurttembergischen Landtages Die Gefalligkeit gegenuber dem in Ungnade gefallenen und Frevert aus Rominten bekannten Papen trug ihm die Missbilligung seitens des zustandigen Ministeriums ein Erstmals wurde dadurch auch die offentliche Aufmerksamkeit auf die von Gorings sogenanntem Leibjagermeister am Kaltenbronn betriebene exklusive jagdliche Kontaktpflege gelenkt Stellte Frevert wie zu NS Zeiten auch nach 1945 seine jagdlichen Qualifikationen in den Dienst politischer Eliten so schien er aus den von ihm mitverubten Kriegsverbrechen fur sich kaum Lehren gezogen zu haben So schrieb er 1957 unverhohlen uber diese Zeit Als ich im Sommer 1945 als Fluchtling der nichts als das Leben gerettet hatte einen alten Bekannten wiedertraf sagte mir dieser Sehen Sie Frevert jetzt haben Sie die Quittung Ich habe Ihnen damals abgeraten nach Rominten zu gehen waren Sie meinem Rat gefolgt dann sassen Sie heute noch geruhsam in Battenberg Ohne mich zu besinnen antwortete ich Und wenn ich vorher gewusst hatte wie es mir ergehen wurde ich ware trotzdem hingegangen 18 Er betatigte sich auch wieder jagdlich und war als Schweisshundfuhrer im Verein Hirschmann aktiv gehorte zu den Richtern auf den Prufungssuchen und war seit 1955 Vorsitzender des Internationalen Schweisshundverbandes Er selbst hatte wahrend seines Lebens insgesamt acht Schweisshunde gefuhrt darunter den bekannten Hirschmann Bei der Internationalen Jagdausstellung 1954 in Dusseldorf ubernahm Frevert wie zuvor schon bei derjenigen 1937 in Berlin die Schauen Jagdliches Brauchtum und Rominten Autor und andere Aktivitaten BearbeitenEr verfasste die Bucher Die gerechte Fuhrung des Hannoverschen Schweisshundes 1935 sowie Jagdliches Brauchtum 1936 Letztgenanntes Buch wurde im Auftrag des NS Reichsjagermeisters Hermann Goring verfasst und hatte eine nachhaltige Wirkung auf die deutsche Jagerschaft Bis in die Gegenwart pragt es Auffassungen von vermeintlich traditionellem jagdlichem Brauchtum Kritiker wie Wilhelm Bode und Elisabeth Emmert weisen darauf hin dass Frevert manchen Brauch kurzerhand selbst erfunden oder sehr eigenmachtig interpretiert habe und auch nationalsozialistisches Gedankengut miteingeflossen ist Bei der Zusammenstellung von Jagdliches Brauchtum griff Frevert massgeblich auf die plessischen Haustraditionen zuruck die erst durch Kaiser Wilhelm II in die preussische Hofjagd importiert und dadurch popularisiert wurden Was Frevert als deutsches Brauchtum darstellte so Bode und Emmert war ein nach Gutdunken gezogener Extrakt feudaler Brauche also ein Potpourri 19 Ausserdem war er jagdschriftstellerisch tatig und verfasste neben einer Reihe von Beitragen fur Fachzeitschriften wie Wild und Hund mehrere Bucher Weite Verbreitung fanden Die deutschen Jagdsignale und Brackenjagdsignale 1951 und das Worterbuch der Jagerei Ein Nachschlagewerk der jagdlichen Ausdrucke 1953 Seine jagdlichen Erinnerungsbucher Und konnt es Herbst im ganzen Jahre bleiben 1957 Das Jagerleben ist voll Lust und alle Tage neu 1960 und Abends bracht ich reiche Beute posthum 1963 erwiesen sich als Bestseller die ihn in weiten Kreisen bekannt machten Zusammengefasst erschienen sie zuletzt 2007 unter dem Titel Mein Jagerleben Gesammelte Erzahlungen des grossen Waidmanns Fur sein allgemein wohl bekanntestes Buch Rominten 1957 erhielt Frevert 1959 den Literaturpreis des Deutschen Jagdschutz Verbands DJV Seine unbestrittene jagdliche Fachkenntnis konnte Frevert in pragnantem Stil vermitteln Nicht zu leugnen ist allerdings auch dass er speziell in seinen jagdlichen Erinnerungsbuchern alles moglicherweise Kompromittierende wegliess verniedlichte oder an den Rand ruckte So stellte er etwa seine Tatigkeit als Jagdfuhrer Gorings als mehr oder weniger lastige Dienstpflicht dar Dazu kamen regelmassige Rundfunk und Fernsehauftritte 20 Jahrelang war er Mitarbeiter des Sudwestfunks Baden Baden und des Suddeutschen Rundfunks Beispielsweise brachte der Sudwestfunk am Hubertustag 1951 eine zweistundige Sendung mit ihm uber Jagd und Jagdkultur Zwar trug er nach dem Kriege nur selten die Forstuniform aber auch in ziviler jagdlicher Kleidung meist mit einem Monokel und Gams oder Saubart am Hut kombiniert vermittelte der stets schneidig auftretende Frevert der Offentlichkeit das Bild des scheinbar typischen deutschen Forstbeamten allerdings auch bis an den Rand der Selbstkarikatur nbsp Waidblatt nach Frevert der Firma PumaZu seinen vielseitigen Aktivitaten gehorte auch dass er eine Reihe von Jagdmessern entwarf oder sich zum Test eines neuen Jagdanzugs zur Verfugung stellte Tod und Ehrungen BearbeitenFrevert kam am 30 Juli 1962 ums Leben angeblich bei einem Jagdunfall Die genauen Umstande gelten als ungeklart doch stellte die zustandige Staatsanwaltschaft Baden Baden fest dass die gesamten Umstande insbesondere auch die Lage des Toten und der Waffe fur eine Selbsttotung sprechen Das entsprechende Schreiben der Staatsanwaltschaft Baden Baden an die Kriminalpolizei Baden Baden vom 20 September 1962 befindet sich in Freverts Personalakte im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 21 Doch einigten sich die beteiligten Behorden das Geschehen zu einem Jagdunfall ohne jegliche Fahrlassigkeit zu erklaren auch um der hinterbliebenen Familie die Unfallfursorge zugutekommen zu lassen 22 Die Beisetzung fand am 2 August 1962 auf dem Friedhof in Gernsbach statt Eine grosse Zahl von Trauergasten erwies Frevert die letzte Ehre An seinem Grab sprachen Bundestagsprasident Eugen Gerstenmaier der wiederholt Jagdgast im Forstamt Kaltenbronn war und Landesforstprasident Hubert Rupf 1964 errichtete die Forstverwaltung in Freverts ehemaligem Jagdbezirk Stadtwalderkopf zur Erinnerung an ihn und sein Wirken einen Gedenkstein nur wenige hundert Meter von der Stelle entfernt wo er zwei Jahre zuvor zu Tode gekommen war Der Gedenkstein wurde zwischenzeitlich entfernt Vergangenheitsaufarbeitung BearbeitenWalter Frevert genoss innerhalb der deutschen Jagerschaft jahrzehntelang hohes Ansehen Erst Wilhelm Bode und Elisabeth Emmert 2000 sowie Andreas Gautschi 2004 gelang es die lange verschleierte Beteiligung dieses Forstmannes an den Kriegsverbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands an die Offentlichkeit zu bringen Dass dies so lange gedauert hat hangt mit der Aktenlage und verschiedenen Zeitumstanden zusammen So ist der Name Freverts nach Gautschis Recherchen in den Dateien der polnischen Hauptkommission zur Untersuchung der nationalsozialistischen Verbrechen in Polen nicht zu finden Auch gibt es in polnischen Aktenbestanden keine Hinweise auf einen angeblichen Auslieferungsantrag der polnischen Regierung Daruber hinaus hatte auch Simon Wiesenthal im Jahr 1958 drei bis vier Mal im Forstamt Kaltenbronn lange Gesprache mit Frevert gefuhrt deren Inhalt allerdings nicht bekannt ist In Deutschland begann die Untersuchung der Vorfalle von Bialowies erst zwei Jahre nach Freverts Tod Erst im Jahr 1971 wurde offenbar in Unkenntnis seines Ablebens durch Antrag der Oberstaatsanwaltschaft beim Landgericht Darmstadt gegen Frevert und 23 weitere Angehorige der deutschen Besatzung in Bialowies wegen der Beteiligung an Kriegsverbrechen eine Voruntersuchung eroffnet 23 Bibliographie BearbeitenOriginalausgaben und wichtige Aufsatze in Jagdzeitschriften Bearbeiten Die gerechte Fuhrung des Hannoverschen Schweisshundes Berlin 1935 7 von Karl Bergien und Wolfgang Bruchmuller aktualisierte Auflage unter dem Titel Die Fuhrung des Schweisshundes Ausbildung und Einsatz des Jagdhundes auf der Wundfahrte am Beispiel des Hannoverschen Schweisshundes Stuttgart 2000 ISBN 3 440 08253 9 Jagdliches Brauchtum Berlin 1936 mehrere Auflagen zuletzt als Jagdliches Brauchtum und Jagersprache Stuttgart 2007 ISBN 978 3 440 11034 8 oder ISBN 3 440 11034 6 als Herausgeber Alte und neue Jager Lieder Mit Bildern und Singweisen 7 Auflage Hann Munden 1939 als Herausgeber Ferdinand von Raesfeld Das deutsche Waidwerk Ein Lehr und Handbuch der Jagd 5 bis 9 Auflage Berlin 1942 bis Hamburg und Berlin 1961 Die deutschen Jagdsignale und Brackenjagdsignale Mit Merkversen Hamburg und Berlin 1951 Worterbuch der Jagerei Ein Nachschlagewerk der jagdlichen Ausdrucke Hamburg und Berlin 1953 mehrere Auflagen zuletzt als Jagdliches Brauchtum und Jagersprache Stuttgart 2007 ISBN 978 3 440 11034 8 oder ISBN 3 440 11034 6 Die Futterung des Rotwildes Anlage und Bau von Futterungen sowie Futtermittel und Futtermengen Hamburg und Berlin 1956 Rominten Munchen Bonn und Wien 1957 10 Auflage Munchen Wien und Zurich 1996 ISBN 3 405 11858 1 Und konnt es Herbst im ganzen Jahre bleiben Jagdliche und andere Erinnerungen Hamburg und Berlin 1957 9 Auflage Hamburg und Berlin 1990 ISBN 3 490 36811 8 Das Jagerleben ist voll Lust und alle Tage neu Jagdliche und andere Erinnerungen Hamburg und Berlin 1960 7 Auflage Hamburg 1995 ISBN 3 490 07411 4 Abends bracht ich reiche Beute Der jagdlichen Erinnerungen letzter Teil Hamburg und Berlin 1963 6 Auflage Hamburg und Berlin 1989 ISBN 3 490 36711 1 Zehn Jahre Jagdherr in Rominten in Wild und Hund Heft 39 40 1942 S 148 153 In Druck Bearbeiten Walter Frevert Heinrich Jacob Anleitung zum Jagdhornblasen Mit einer Auswahl der gebrauchlichsten Jagdsignale einschliesslich der Signale fur die Brackenjagd in der durch den DJV revidierten offiziellen Fassung und mit den Merkversen von Walter Frevert 10 Auflage Stuttgart 2005 ISBN 3 440 10227 0 Jagdliches Brauchtum und Jagersprache Stuttgart 2007 ISBN 978 3 440 11034 8 oder ISBN 3 440 11034 6 Die Fuhrung des Schweisshundes Ausbildung und Einsatz des Jagdhundes auf der Wundfahrte am Beispiel des Hannoverschen Schweisshundes 7 von Karl Bergien und Wolfgang Bruchmuller aktualisierte Auflage Stuttgart 2000 ISBN 3 440 08253 9 Mein Jagerleben Gesammelte Erzahlungen des grossen Waidmanns Stuttgart 2007 ISBN 978 3 440 11276 2 oder ISBN 3 440 11276 4 Literatur BearbeitenAndreas Gautschi Walter Frevert Eines Weidmanns Wechsel und Wege 3 neubearbeitete und erweiterte Auflage Mit Original Tonaufnahmen Edition Nimrod Verlag J Neumann Neudamm Melsungen 2013 384 S ISBN 978 3 7888 1466 3 Bernhard Gissibl Frevert und die grossen Tiere Jagd Herrschaft und der Schutz von Urnatur zwischen deutschem Osten Schwarzwald und Ostafrika in Nils M Franke Uwe Pfenning Hg Kontinuitaten im Naturschutz Deutschlands nach 1945 Baden Baden Nomos 2014 107 131 Peter Matjasic Hahnen Bocke Kronenhirsche Eine Chronik der Jagd im Nordlichen Schwarzwald 1 Auflage Juli 2010 im Verlag Neumann Neudamm ISBN 978 3 7888 1338 3 Wilhelm Bode und Elisabeth Emmert Jagdwende Vom Edelhobby zum okologischen Handwerk 3 durchges Aufl Munchen 2000 ISBN 3 406 45993 5Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Walter Frevert im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Andreas Gautschi Walter Frevert Eines Weidmanns Wechsel und Wege Nimrod Verlag Hanstedt 2004 S 7 11 Leo u a Mobilmachung und Aufbruch der Reitenden Abteilung des 1 Kurhessischen Feldartillerie Regiments Nr 11 zur Westfront 1914 Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 9590129 Andreas Gautschi Walter Frevert Eines Weidmanns Wechsel und Wege Nimrod Verlag Hanstedt 2004 S 68 69 Andreas Gautschi Walter Frevert Eines Weidmanns Wechsel und Wege Nimrod Verlag Hanstedt 2004 S 68 Andreas Gautschi Walter Frevert Eines Weidmanns Wechsel und Wege Nimrod Verlag Hanstedt 2004 S 66 67 u 149 Walter Frevert Rominten Bonn Munchen Wien 1957 S 209 224 Bernhard Gissibl Frevert und die grossen Tiere Jagd Herrschaft und der Schutz von Urnatur zwischen deutschem Osten Schwarzwald und Ostafrika in Nils M Franke Uwe Pfenning Hg Kontinuitaten im Naturschutz Deutschlands nach 1945 Baden Baden Nomos 2014 107 131 Thaddeus Sunseri Exploiting the Urwald German post colonial Forestry in Poland and Central Africa 1900 1960 S 305 342 in Past amp Present 214 2012 S 305 342 Zum Folgenden Andreas Gautschi Walter Frevert Eines Weidmanns Wechsel und Wege Nimrod Verlag Hanstedt 2004 S 74 90 Philipp W Blood Securing Hitler s Lebensraum The Luftwaffe and Bialowieza Forest 1942 1944 in Holocaust and Genocide Studies 24 2 2010 S 247 272 250f C Driessen und J Lorimer Back breeding the aurochs the Heck brothers National Socialism and imagined geographies for nonhuman Lebensraum In P Giaccaria and C Minca Hitler s Geographies University of Chicago Press Chicago 2016 researchgate net pdf Version insbesondere S 12 14 Die Zahlen nach Blood Securing Hitler s Lebensraum S 251 Fur Judenerschiessungen und Partisanenbekampfung war in diesem Abschnitt SS Gruppenfuhrer Erich von dem Bach Zelewski verantwortlich vgl Blood Securing Hitler s Lebensraum S 251 Zitiert nach Wilhelm Bode und Elisabeth Emmert Jagdwende Vom Edelhobby zum okologischen Handwerk 3 durchges Aufl Munchen 2000 S 154 mit Fundstellen ISBN 3 406 45993 5 Andreas Gautschi Walter Frevert Eines Weidmanns Wechsel und Wege Nimrod Verlag Hanstedt 2004 Andreas Gautschi Walter Frevert Eines Weidmanns Wechsel und Wege Nimrod Verlag Hanstedt 2004 S 97 100 Hubert Intlekofer Geschichte des Kaltenbronn Von Hochmoor Wald und Kaiserjagd Gernsbach 2011 Gissibl Frevert und die grossen Tiere S 108 Zitiert nach Wilhelm Bode und Elisabeth Emmert Jagdwende Vom Edelhobby zum okologischen Handwerk 3 durchges Aufl Munchen 2000 Wilhelm Bode Elisabeth Emmert Jagdwende Vom Edelhobby zum okologischen Handwerk Munchen C H Beck 2000 S 150 Andreas Gautschi Walter Frevert Eines Weidmanns Wechsel und Wege Nimrod Verlag Hanstedt 2004 S 124 EA 7 150 Bu 1732 Bernhard Gissibl Frevert und die grossen Tiere Jagd Herrschaft und der Schutz von Urnatur zwischen deutschem Osten Schwarzwald und Ostafrika in Nils M Franke Uwe Pfenning Hg Kontinuitaten im Naturschutz Deutschlands nach 1945 Baden Baden Nomos 2014 107 131 127 Andreas Gautschi Walter Frevert Eines Weidmanns Wechsel und Wege Nimrod Verlag Hanstedt 2004 S 147 148 Normdaten Person GND 118535382 lobid OGND AKS LCCN nb99125413 VIAF 64798940 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Frevert WalterKURZBESCHREIBUNG deutscher Forstmann und JagdschriftstellerGEBURTSDATUM 13 Oktober 1897GEBURTSORT HammSTERBEDATUM 30 Juli 1962STERBEORT Forstamt Kaltenbronn Gernsbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walter Frevert amp oldid 237568218