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Das Val Bever ˌvalˈbeːver ist ein alpines Hoch und Seitental des Oberengadins im Kanton Graubunden Schweiz Val BeverHistorisches Luftbild von Werner Friedli 1954 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geologie 3 Historisches 4 Fauna 5 Flora 6 Tourismus 7 Bedeutung 8 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDas Val Bever beginnt sechs Kilometer nordlich des Julierpasses und einen Kilometer ostlich des Piz Picuogl bei der Quelle des Beverin Fluss Es erstreckt sich zunachst in nordostlicher Richtung bis zur Alp Suvretta und weiter bis Spinas dann in Richtung Ost Sudost weitgehend parallel zur etwa neun Kilometer entfernten durch eine weitere Bergkette getrennten Sudseite des Albulapasses bis zur namensgebenden Ortschaft Bever Hier vereinigt sich das Val Bever mit dem Engadin Bei der Alp Suvretta mundet von rechts das Seitental Suvretta da Samedan vom Suvrettapass kommend ins Val Bever Geologie BearbeitenDas Val Bever liegt in der Err Bernina Decke einer Unterformation der Ostalpinen Decke die Teil der afrikanischen Platte ist und vor Urzeiten auf den europaischen Kontinent uberschoben wurde Die Err Decke besteht grosstenteils aus Granit und ist zwischen 300 und 260 Millionen Jahre alt Seine Form erhielt das Val Bever vom einstigen Talgletscher Die Eisoberflache lag damals bei etwa 2800 Metern An der Crasta Mora ist die Schliffgrenze des Gletschers noch deutlich zu erkennen Heute ist der Talboden bis zum Wald bei Cuas Gletschermorane Spinas und das Siedlungsgebiet von Bever pragen Alluvialboden d h in der geologischen Gegenwart angeschwemmtes Land des Beverin Fluss Auf dem Territorium von Bever gibt es funf Gletscher Laviner Traunter Ovas Err Calderas und Agnel Sie befinden sich alle im hintersten westlich sudlichen Teil des Tales Der grosste Gletscher ist der Calderas Gletscher romanisch Vadret Calderas Koordinaten 774000 155500 Dieser Gletscher wird seit 1894 jahrlich vermessen und gehort zu den Referenzprojekten der Schweizer Gletscherforschung Auch dieser Gletscher leidet unter massivem Schwund Kam der Calderas Gletscher noch 1920 bis an die Chamanna Jenatsch heran liegt er 2006 mehr als einen halben Kilometer weiter hinten im Tal 1 Historisches BearbeitenIm letzten Teilstuck des Val Bever zwischen Spinas und Bever im Gebiet Curtins wurde 1914 eine Sichel aus der spaten Bronzezeit gefunden welche auf die Zeit um 1300 bis 1000 v Chr datiert wird Unklar bleibt ob dieser Fund mit einer Besiedelung zu tun hat oder ob der Gegenstand auf der Durchreise verloren ging 2 Vor 1510 gehorte ein Drittel des Tales Spinas bis Bever einer Zuozer Burgerin und einem Beverser Burger Grundbesitz im hinteren Teil des Tals hatte auch der Bischof von Chur und die Ministerialenfamilie von Planta Diese tolerierten dass die Bauern von Bever und anderen Nachbarschaften ihre Tiere auf die dortigen Alpen trieben 1528 kam das Gebiet zu Peter Travers und Jakob Schukan welche nicht mehr so kulant waren Die betroffenen Nachbarschaften unterlagen beim Versuch Travers und Schukan zum Verkauf zu zwingen Um das verlorene Alpgebiet zu kompensieren kaufte Samedan in Silvaplana und in der Val Chamuera Gebiete und Bever plante eine Alp in S chanf Dies loste bei Betroffenen keine Freude aus und gab den Anstoss fur den langst falligen Oberengadiner Teilungsvertrag von 1538 Die Val Bever wurde Samedan und Bever gemeinsam zugesprochen doch schon 1540 gab es Streit wegen der Grenzen Der Notar und Richter Jachiam Tutschett Bifrun legte die Grenzen fest Der Streit zwischen Samedan und Bever schwelte trotzdem weiter 1546 beschlossen die Streithahne das Tal definitiv in den heute unlogisch anmutenden Grenzverlauf zu teilen 3 So gehort der oberste Teil des Tales bis zur Alp Val und der untere Teil von oberhalb Spinas bis zur Mundung in den Inn der Gemeinde Bever und dazwischen ein etwa 5 5 km langes Teilstuck der Gemeinde Samedan Ulrich Campell erwahnt in seiner Topographischen Beschreibung von 1573 das Val Bever als Vallbever und halt fest dass das Tal geeignet ist fur das Vieh da es uber Weiden in Fulle verfugt Von dort schafft man auch viel Heu ins benachbarte Dorf Dieses Dorf heisst Bewer wie wenn man auf Lateinisch Biofrontium das Zweistirnige sagen wurde 4 1910 lehnte die Burgergemeinde Bever einhellig ein Gesuch der Firma Frote amp Cie Zurich ab welche das ganze hintere Val Bever mit einer riesigen Staumauer unter Wasser setzen wollte Das Wasser des Beverin hatte durch einen Druckstollen ins Albulatal und dort zur Stromgewinnung abgeleitet werden sollen Die Beverser Burger nahmen damit erstmals Partei fur den Landschaftsschutz 5 In einer Umfrage von 1973 bei allen Haushaltungen in Bever sprach sich eine Mehrheit der Befragten fur den Landschaftsschutz aus An erster Stelle wollten sie die Val Bever schutzen Dieses Anliegen wurde in der Ortsplanung von 1975 aufgenommen Das Besondere am Zonenplan waren die ausgepragten Landschafts und Naturschutzzonen u a in der Val Bever 1976 verlieh die Schweizerische Stiftung fur Landschaftsschutz und Landschaftspflege der Gemeinde Bever einen Preis fur die vorbildliche Ortsplanung wegen der neugeschaffenen grosszugigen Landschaftsschutzzonen die alle erhaltenswerten Landschaftsteile ausserhalb der Bauzone umfasse und nur die land und forstwirtschaftliche Nutzung zuliess 6 Der die Val Bever durchfliessende Beverin Fluss tragt seit dem Sommer 2021 das Label Gewasserperle PLUS das den Fluss schutzen und eine Verbesserung des naturlichen Zustands einleiten soll 7 Fauna BearbeitenBaren und Wolfe wurden fruher in der Val Bever intensiv gejagt Einmal kam es gemass der Uberlieferung sogar zu einem Todesfall Am 22 April 1639 soll ein Wolf bei der Ortlichkeit Curtins den Beverot Nuott Tunnett Bifrun vor den Augen seines Sohnes Flurin getotet haben Fur 1870 ist eine Barenjagd in der Val Bever uberliefert Damals soll ein Jager ein Tier so gross wie ein kleiner Ochse un bouvet geschossen haben Die stolzen Jager gingen dann auf Trophaentour ins Unterland und stellten den Baren im Schutzenhaus in Zurich zur Besichtigung aus 8 In der Val Bever leben rund 60 Hirsche 220 Steinbocke 350 Gamsen und auch Rehe Auch das Murmeltier lasst sich gut beobachten Ein Bar hat das Tal vor einigen Jahren durchwandert und gelegentlich durchstreift auch der Wolf die Gegend 9 Das Val Bever bietet wegen den zahlreichen Lawinenniedergangen mit viel Fallwild Nahrung fur den Steinadler und den Bartgeier Der Steinadler brutete 1996 erstmals erfolgreich in der Val Bever Durch das reichhaltige Nahrungsangebot lassen sich immer wieder rivalisierende Begegnungen zwischen Steinadler und Bartgeier beobachten Neben diesen grossen Greifvogeln wurden in der Val Bever 48 Brutvogelarten in den Larchenwaldern nachgewiesen u a Monchsgrasmucke Heckenbraunelle Zaunkonig und Fichtenkreuzschnabel Unterhalb der Alp Suvretta wurden Kotspuren des Fischotters gefunden 10 Der die Val Bever durchfliessende Beverin Fluss bietet vielen Arten einen Lebensraum etwa dem Fischotter oder der Wasserspitzmaus 11 Die Bachforelle lebt in einigen Seitengewassern im unteren Teil des Beverins sowie im alpinen Bachabschnitt Die geschutzten Steinfliegen finden sich im Gewasser Flora BearbeitenIn der Umgebung der Val Bever gibt es 21 Weidenarten z B Lorbeerweiden Auch viel Erlen Gattung z B die Grunerle Diese wachsen an steilen Nordhangen und helfen damit Rutschungen vorzubeugen Fur Hirsche sind Grunerlenhange naturliche Wildasyle 12 In der Val Bever wachst die Deutsche Tamariske auf den Kiesflachen In grossen Abschnitten des mittleren Talbereichs wachsen weitere geschutzte gewasserbegleitende Pflanzen wie der Moor Mauerpfeffer Sedum villosum das Mierenblattrige Weidenroschen Epilobium alsinifolium und Sauergraser Im hochgelegenen Beverin bilden kleine Schwemmebenen wertvolle Lebensraume Die wenigen Flachmoore entlang des Bergbaches bereichern die Naturvielfalt wegen ihrer geringen Grosse sind sie allerdings nicht inventarisiert Tourismus BearbeitenDas Val Bever wird nur sanft touristisch genutzt fur Wanderungen Bergsteigen Langlauf und Fahrrad Bike Touren Nebst der Chamanna Jenatsch im hintersten Bereich des Tales existiert in Spinas ein Gasthof mit Ubernachtungsmoglichkeit Oberhalb von Spinas existiert keine Strasse Die Strasse zwischen Bever und Spinas ist fur den Verkehr gesperrt Spinas verfugt uber eine Bedarfshaltestelle an der Albulabahnlinie die in beide Richtungen je circa zweistundlich bedient wird Von Bever bis Spinas verkehrt ein Pferdeomnibus Im Talabschnitt zwischen Spinas und Bever befindet sich ein Marchenweg Entlang der linken Talseite findet man acht Marchen erzahlt und geschrieben von Engadiner Frauen und inszeniert von einheimischen Kunstlern 13 Bedeutung BearbeitenDas Val Bever ist ein kaum besiedeltes und weitgehend unberuhrtes Hochtal Weblinks nbsp Commons Val Bever Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Silke Redolfi Bever Die Geschichte eines Engadiner Dorfes Hrsg Burgergemeinde Bever Gammeter Druck AG St Moritz 2007 S 282 286 Silke 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