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Turisind auch Turisindus Thurisin Thurisind Thoriswinth um 560 war von etwa 548 bis 560 ein Konig der Gepiden Er hatte gespannte Beziehungen zum Nachbarstamm der Langobarden und verlor gegen dessen Konig Audoin 552 die Schlacht auf dem Asfeld Danach konnten die Gepiden keine entscheidende Rolle mehr im Raum von Pannonien spielen doch hielt ein zwischen den beiden Volkern vereinbarter Friedensvertrag bis zu Turisinds Tod Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Quellen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach dem Tod Konig Elemunds um 548 verdrangte Turisind dessen Sohn Ostrogotha von der Macht und bestieg selbst den Thron Ostrogotha musste ins Exil gehen 1 Die Gepiden hatten ihre Herrschaft auf dem Balkan nach der Vertreibung der Ostgoten immer weiter ausgedehnt was dem ostromischen byzantinischen Kaiser Justinian I missfiel Bis 554 tobten Kriege zwischen den Ostgoten und byzantinischen Truppen in Italien und Justinian wollte im Bedarfsfall Truppen auf dem Landweg uber den Balkan auf die Apenninhalbinsel entsenden konnen Diese Moglichkeit sah der Kaiser durch die gepidische Expansion bedroht Daher schloss er um 547 mit dem Langobardenkonig Audoin einen Vertrag in dem er ihm weitere Gebiete und romische Festungen in Noricum und im Suden Pannoniens abtrat Durch diese Verlegung ihres Siedlungsraums wurden die Langobarden unmittelbare Nachbarn der Gepiden Justinian erwartete von Audoin militarische Gegenleistungen und hoffte dadurch die Gepiden besser in Schach halten zu konnen 2 In der Folge herrschten zwischen den Langobarden und Gepiden gespannte Beziehungen Zusatzliche Brisanz erhielt diese Kontroverse durch die Tatsache dass der von Turisind verdrangte Ostrogotha an den Hof Audoins zog der dem Fluchtling als moglichem Anwarter auf den gepidischen Thron Unterschlupf gewahrte Umgekehrt hielt sich Hildigis der Thronanspruche gegen Audoin erheben konnte am Hof Turisinds auf 3 Als um 549 ein erster Krieg zwischen den beiden verfeindeten Volkern drohte schickte Turisind trotz seiner gespannten Beziehungen zu den Byzantinern eine Gesandtschaft zu Justinian nach Konstantinopel um von diesem Militarhilfe gegen die Langobarden zu erbitten oder wenigstens die militarische Neutralitat des Kaisers zu erreichen 4 Allerdings blieb Justinian seinem Bundnis mit Audoin treu und sandte diesem Hilfstruppen Bevor diese aber am Kriegsschauplatz ankamen hatte der Langobardenkonig einen von Turisind vorgeschlagenen Waffenstillstand akzeptiert Dafur forderte Audoin die Auslieferung des Hildigis Turisind loste die heikle Situation indem er Hildigis von seinem Hof verbannte und riet nach einer anderen Zufluchtsstatte Ausschau zu halten 5 Bald danach zogen Heere der Gepiden und Langobarden wieder gegeneinander Als Turisind seine Armee bereits ganz in die Nahe der gegnerischen Streitkrafte gefuhrt hatte sollen beide Heere laut der Darstellung des antiken Historikers Prokopios von Caesarea auf Grund von Vorzeichen in Panik geraten und geflohen sein Deshalb habe kein Kampf stattgefunden Vermutlich loste ein Naturereignis etwa die Mondfinsternis vom 25 26 Juni 549 bei beiden Armeen Schrecken aus Turisind und Audoin schlossen danach einen weiteren diesmal fur zwei Jahre vereinbarten Waffenstillstand 6 Turisind sah sich einem feindlichen Byzantinischen Reich und der Gefahr moglicher neuer Angriffe von Seiten der Langobarden nach dem Ablauf des Waffenstillstands gegenuber So schloss er eine Allianz mit dem Nomadenstamm der Kutriguren Als diese vor Ende der Waffenruhe bei den Gepiden ankamen wurden sie von Turisind in das byzantinisch kontrollierte Illyrien weitergeschickt So wollte der Gepidenkonig Druck auf Justinian ausuben 7 Daraufhin mobilisierte der Kaiser die Utiguren gegen die ungebetenen Eindringlinge Die Utiguren veranlassten die Krimgoten zur Attacke auf die Wohnsitze der Kutriguren die daher vom Balkan abziehen mussten damit sie ihr am Westufer des Schwarzen Meeres gelegenes Heimatland verteidigen konnten Nun gelangten aber slawische Plunderer mit Hilfe Turisinds uber die Donau 8 Da die von Turisind veranlassten Raubzuge auf dem Balkan Justinians Gotenkrieg behinderten erneuerte der Kaiser den fruheren Vertrag mit den Gepiden Auf deren Verlangen stimmte Justinian auch zu dass zwolf seiner Senatoren den Pakt beschworen 9 Wenig spater endete der zwischen den Gepiden und Langobarden vereinbarte Waffenstillstand und diesmal kam es zum Krieg zwischen ihnen Als Turisind unter Verweis auf das eben geschlossene Bundnis Justinians Hilfe anrief wies dieser das Ansinnen mit der Begrundung zuruck dass die Gepiden erneut slawische Raubscharen uber die Donau gebracht hatten Hierdurch ware von ihnen der Vertrag verletzt worden 10 Justinian hatte sich namlich mit Audoin verstandigt und ihm Militarhilfe versprochen Von den vom Kaiser auf den Kriegsschauplatz entsandten byzantinischen Truppen kam aber nur das von Audoins Schwager Amalafrid kommandierte Kontingent rechtzeitig an Dennoch errangen die Langobarden in der wohl 552 ausgetragenen Schlacht auf dem Asfeld die laut Jordanes sehr verlustreich verlief den Sieg uber die Gepiden 11 Der Ort dieser Schlacht lag wahrscheinlich in der alten romischen Provinz Pannonia secunda auf gepidischem Boden 12 Nach Paulus Diaconus hatte Audoins Sohn Alboin die Schlacht dadurch entschieden dass er Turisinds Sohn Turismod im Zweikampf totete 13 Trotz des Siegs war Audoin zum Frieden geneigt vermutlich hatte auch seine Armee grosse Verluste erlitten Justinian war an der Aufrechterhaltung eines Gleichgewichts in der Region gelegen und vermittelte zwischen Audoin und Turisind einen Frieden der wahrend der Lebzeiten der beiden Konige eingehalten wurde Der Gepidenkonig schloss auch mit dem Kaiser einen Freundschaftsvertrag 14 Wahrend der Friedensgesprache zwischen den Gepiden und Langobarden hatte Turisind die Auslieferung Ostrogothas verlangt Da der Anwarter auf den langobardischen Thron Hildigis wieder zum Hof Turisinds zuruckgekehrt war forderte Audoin umgekehrt dessen Auslieferung Turisind wollte einen Bruch des Gastrechts aber auch einen Wiederausbruch des Kriegs vermeiden und liess daher Hildigis heimlich aus dem Weg raumen 15 Unterdessen verweigerte Audoin seinem Sohn Alboin trotz dessen kriegsentscheidendem Einsatz das Recht sein Tischgenosse zu werden Er verwies auf den althergebrachten langobardischen Brauch nach dem ein Konigssohn erst dann an der Tafel seines Vaters sitzen durfe wenn er Waffen von einem fremden Konig erhalten habe Sofort zog Alboin mit 40 Kampfgefahrten an den Hof Turisinds der ihn trotz der schmerzlichen Erinnerung an seinen gefallenen Sohn gastfreundlich empfing und zu seiner Rechten Platz nehmen liess wo sein Sohn Turismod stets gesessen war Beim anschliessenden Gastmahl verspottete Turisinds zweiter Sohn Kunimund die Langobarden als Stuten weil diese an ihren Waden weisse Binden trugen die den weissen Fesseln von Stuten ahnelten Um den Ausbruch eines Kampfes zu verhindern griff Turisind vermittelnd zwischen den Streitparteien ein Nach dem Ende des Gelages handigte er ausserdem Alboin die Waffen Turismods aus und liess ihn friedlich heimwarts ziehen Wahrscheinlich geht diese von Paulus Diaconus erzahlte Episode auf eine Alboin gewidmete Heldensage zuruck 16 Bei Turisinds Lebzeiten hatte der Friede zwischen den Langobarden und Gepiden Bestand Er starb um 560 Nachfolger wurde sein Sohn Kunimund Quellen BearbeitenPaulus Diaconus Historia Langobardorum hrsg Ludwig Bethmann und Georg Waitz in Monumenta Germaniae Historica Scriptores rerum Langobardicarum et Italicarum saec VI IX Hahn Hannover 1878Literatur BearbeitenFelix Dahn Thoriswinth In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 38 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 121 Wilhelm Ensslin Thurisind In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VI A 1 Stuttgart 1936 Sp 653 f Einzelnachweise Bearbeiten Prokop De bello Gothico 4 27 19 Dazu John R Martindale The Prosopography of the Later Roman Empire Band 3 Cambridge 1992 s v Elemundus S 435 Paulus Diaconus Historia Langobardorum 1 22 dazu Jorg Jarnut Storia dei Longobardi Turin 1995 ISBN 88 06 13658 5 S 18 f und Frank Martin Ausbuttel Germanische Herrscher Darmstadt 2007 ISBN 978 3 89678 603 6 S 160 Prokop De bello Gothico 3 35 19 Prokop De bello Gothico 3 34 4 3 34 25 ff Prokop De bello Gothico 3 35 20 Prokop De bello Gothico 4 18 1 11 dazu Istvan Bona A l aube du Moyen Age Gepides et Lombards dans le bassin des Carpates Budapest 1976 ISBN 963 13 4494 0 S 18 Prokop De bello Gothico 4 18 12 ff Prokop De bello Gothico 4 25 5 Prokop De bello Gothico 4 25 6 9 Prokop De bello Gothico 4 25 10 Prokop De bello Gothico 4 25 14 Jordanes Historia Romana 386 f Wilhelm Ensslin Thurisind In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VI A 1 Stuttgart 1936 Sp 653 f hier Sp 654 Paulus Diaconus Historia Langobardorum 1 23 Prokop De bello Gothico 4 27 21 Prokop De bello Gothico 4 27 22 29 Paulus Diaconus Historia Langobardorum 1 24 dazu Ausbuttel Germanische Herrscher 2007 S 160 f Normdaten Person GND 138623317 lobid OGND AKS VIAF 90894321 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME TurisindALTERNATIVNAMEN Turisindus Thurisind Thoriswinth ThurisinKURZBESCHREIBUNG Konig der GepidenGEBURTSDATUM 6 JahrhundertSTERBEDATUM um 560 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Turisind amp oldid 242711004