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Der Thiviers Sandstein ist eine kambrische Formation des franzosischen Massif Central Die Formation bildet Teil der Thiviers Payzac Einheit als auch der Genis Einheit Sie ist aus ehemaligen rhyodazitischen Vulkaniten hervorgegangen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Geographie und Geologie 3 Magmatismus 4 Petrologie 4 1 Chemische Zusammensetzung 5 Tektonik 6 Metamorphose 7 Alter 8 Siehe auch 9 Literatur 10 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Thiviers Sandstein Franzosisch Gres de Thiviers ist nach seiner Typlokalitat benannt der franzosischen Gemeinde Thiviers im Nordosten des Departements Dordogne Geographie und Geologie Bearbeiten nbsp Geologische Ubersichtskarte zur Situierung der Thiviers Payzac Einheit in Grun und der Genis Einheit in Hellgrun Die Bezeichnung Sandstein ist etwas irrefuhrend da die Formation eindeutig aus rhyodazitischen Tuffen abgeleitet ist und alle anderen Fazies nur Umwandlungsprodukte darstellen Stratigraphisch bildet der Thiviers Sandstein die tiefstliegende zu Tage tretende Formation der Thiviers Payzac Einheit und beansprucht etwa zwei Drittel ihrer Oberflachenausdehnung Es handelt sich hierbei um eine vulkanisch detritische Abfolge kambrischen und eventuell auch spatneoproterozoischen Alters Der tiefere Untergrund der Formation ist nirgendwo aufgeschlossen es durfte sich aber um neoproterozoisches Grundgebirge handeln Glimmerschiefer und Gneise Der Thiviers Sandstein erscheint sowohl in der Thiviers Payzac Einheit als auch in der sudlich anschliessenden Genis Einheit Ausserdem bildet er die Hauptmasse des sudlich vom Grundgebirge abgesetzten 12 Kilometer langen und 5 Kilometer breiten Horsts von Chatres mit Chatres Sandstein 1 In der Thiviers Payzac Einheit steht die Formation in zwei Antiklinalen an in der Saint Cyr les Champagnes Antiklinale im Norden und in der Saint Mesmin Antiklinale bzw Saint Sulpice d Excideuil Antiklinale im Westabschnitt weiter sudwarts Aufschlussgebiet in der Genis Einheit ist die Fougeyrollas Antiklinale Das nordliche Aufschlussband wird im Norden mittels der links verschiebenden Estivaux Storung gegenuber Gneisen der Oberen und Unteren Gneisdecke abgetrennt Das sudliche Aufschlussband und das Vorkommen der Fougeyrollas Antiklinale werden im Westen von Liassedimenten des Aquitanischen Beckens verdeckt und tauchen im Osten unter permische Rotsedimente ab Insgesamt folgt das externe nordliche Aufschlussband des Thiviers Sandsteins in etwa einem knapp 70 Kilometer langen Kreisbogensegment ausgehend von etwas westlich von Thiviers im Norden der Dordogne uber Lanouaille Payzac Orgnac sur Vezere Donzenac bis etwas ostlich von Brive im Departement Correze Seine Streichrichtung ist anfanglich WNW OSO N110 es biegt jedoch dann ostlich der Loyre nordlich von Orgnac in die NW SO Richtung N135 ein Die sudlichen Aufschlussbander sind wesentlich kurzer und streichen mit Ausnahme des Auslegers von Allassac Ostsudost Magmatismus BearbeitenDer Thiviers Sandstein beherbergt drei granitische Intrusionen in seinem Westabschnitt den Corgnac Granit sowie ostlich der Loyre den unterkarbonischen Estivaux Granit und den unterordovizischen Saut du Saumon Orthogneis Petrologie Bearbeiten nbsp Handstuck des Thiviers Sandsteins vom Isle bei NantheuilPetrologisch lassen sich im Thiviers Sandstein folgende Fazies unterscheiden Rhyodazitische Tuffe sandige Schiefer und Siltsteine mittel bis grobkornige Grauwacken polygenetische und intraformationelle Konglomerate Quarzite Der Thiviers Sandstein wird uberdies von zahllosen Doleritgangen im Meterbereich durchsetzt Eine spezielle Fazies bildet der Allassac Schiefer der als Dachschiefer abgebaut wird Die rhyodazitischen Tuffe liegen jetzt als dunkle massige oder dickbankige Gesteine im Meterbereich vor In einer feinkornigen Matrix aus Chlorit Hellglimmer Quarz und Albit heben sich Quarz Plagioklas Albit bzw Oligoklas und Epidot als millimetergrosse Klasten ab Akzessorisch treten detritischer Muskovit sowie Mikroklin Titanit und Calcit hinzu Folgende Phanomene unterstreichen den explosiven Charakter des vulkanischen Ausgangsgesteins zerbrochene eckige spitzzackige Quarze eckige Plagioklase und vor allem inkorporierte Gesteinsbruchstucke albitreicher leukokrater Laven Die Schiefer entwickeln sich vor allem im Hangenden der Formation Sie sind feinkornige teils samtig glanzende Gesteine von grauer grunlicher oder gelblicher Farbung Ihre Struktur ist lepidoblastisch Ihre Schieferung verlauft nahezu parallel zur Schichtung Sie fuhren die Minerale Quarz Chlorit Serizit und gelegentlich Plagioklas Die Grauwacken besitzen mineralogisch einen den Tuffen ahnelnden Aufbau sie sind jedoch mehr quarzbetont und ihre Matrix ist reicher an Phyllosilikaten Sie durften aus den Rhyodaziten hervorgegangen sein Sie unterscheiden sich ferner durch eine restriktivere Korngrossenverteilung und durch einen starkeren Abrundungsgrad der Klasten Die Siltsteine sind dunkelgraue bis schwarze sehr feinkornige Gesteine mit Banken im Dezimeter bis Meterbereich Ihre ursprunglichen zentimeterstarken Schichten konnen zum Teil noch erkannt werden Sogar Schragschichtung lasst sich beobachten Verfilzte Glimmerlamellen Chlorit Serizit Biotit umgeben 50 m grosse gleichkornige Klasten aus Quarz und Plagioklas Sie unterscheiden sich abgesehen von der Korngrosse geochemisch kaum von den Grauwacken Die Konglomerate erscheinen im Hangenden der Formation als meterdicke Linsen Sie sind intraformationell entstanden und polygenetischen Ursprungs Sie belegen die Instabilitat des damaligen Ablagerungsraumes und kundigen epirogenetische Bewegungen an welche gegen Ende des Kambriums zum regionalen Auftauchen fuhrten Die Gerolle sind oft abgeplattet und in der Schieferung gestreckt Ihre Hauptbestandteile sind rhyodazitische Tuffe und Grauwacken es sind aber auch noch andere Gesteine vertreten so beispielsweise mikrolithische Vulkanite Schiefer reich an Epidot und Quarz Granophyre und sogar Granitoide Die chemische Zusammensetzung der Quarzite ist ebenfalls so gut wie identisch mit den Rhyodaziten Sie werden zwar als eigenstandige Formation abgetrennt Payzac Quarzit stellen aber nur eine hoher metamorphe mesozonale Fazies der Rhyodazite dar Sie erscheinen entweder als sehr feinkornige massige extrem harte Gesteine von dunkelblauer oder schwarzer Farbung oder als silbergraue bis gelbliche Serizitschiefer Mineralogisch unterscheiden sie sich von den Rhyodaziten durch das Aufkommen granoblastischer Strukturen durch chloritisierten Biotit schwammartigen Almandin und akzessorischen Zirkon Die Dolerite bilden 1 bis 15 Meter machtige Gange und teils auch Gangscharen innerhalb des Thiviers Sandsteins Sie sind dunkelgrune feinkornige massige und sehr harte Gesteine Ihr ursprunglich magmatisches Gefuge aus millimetergrossen Plagioklasleisten und Pyroxenen wurde metamorph uberpragt So wurden die primaren Pyroxene vollstandig durch Amphibol ersetzt und auch der Plagioklas ist manchmal nur noch phantomhaft zu erkennen Neubildungen sind Chlorit Epidot Albit und akzessorischer Quarz Chemische Zusammensetzung Bearbeiten OxidGew Schiefer 1 Schiefer 2 Tuff 1 Tuff 2 Tuff 3 Tuff 4 GrauwackeSiO2 57 50 60 90 64 40 66 30 69 60 70 40 71 75TiO2 0 90 0 84 0 72 0 73 0 66 0 86 0 83Al2O3 18 10 18 10 15 30 14 00 13 50 13 26 15 58Fe2O3 3 70 2 35 0 70 1 85 0 85 0 20 5 07 totFeO 3 90 5 10 4 80 3 60 3 80 4 75MnO 0 10 0 15 0 12 0 09 0 09 0 07 0 06MgO 3 65 2 90 2 60 2 70 2 65 2 25 1 83CaO 1 10 1 35 2 45 3 30 1 50 1 40 0 21Na2O 2 00 1 85 4 70 3 95 3 95 3 50 3 50K2O 3 70 3 80 1 75 1 45 1 25 1 60 1 66P2O5 0 17 0 16 0 14 0 16 0 14 0 13H2O 0 10 0 10 0 05 0 05H2O 4 70 2 00 2 20 2 10 2 25 1 45Die ehemaligen Vulkanite zeigen generell eine dazitische bis rhyolithische Zusammensetzung eine Ausnahme bilden die an K2O angereicherten andesitischen Schiefer shoshonitische Banakite Die subalkalischen Rhyodazite sind kalkalkalische Gesteine von mittlerem K Gehalt Ihr Na Gehalt ist recht hoch Tektonik Bearbeiten nbsp Der Thiviers Sandstein in seiner Fazies Payzac Quarzit bei Travassac in der Nahe von Donzenac Schon zu erkennen die senkrecht stehende Schieferung Der Thiviers Sandstein ist in grossraumige Faltenzuge von zirka 5 Kilometer Wellenlange eingebettet Dieser recht weite Faltenbau ist seinerseits erneut eng und steilstehend verfaltet wobei die Wellenlange des engen Faltenbaus nur noch 150 Meter betragt Parallel zu den OSO bzw SO streichenden Faltenachsenebenen entstand eine regionale Schieferung Durchgehende Scherbewegungen sind verantwortlich fur die Faltenstrukturen im Thiviers Sandstein die somit als in die maximale Streckrichtung hineinrotierte Zugfalten 2 in einer transpressiven duktilen Scherzone interpretiert werden konnen Der Schersinn ist aber nicht einheitlich So ist er im nordlichen Aufschlussband linksseitig weiter sudwarts nach Durchqueren einer Mischzone jedoch rechtsseitig Es wird angenommen dass der rechtsseitige den linksseitigen Schersinn uberpragt hat 3 Die tektonischen Beanspruchungen horten jedoch im Thiviers Sandstein mit Ende der duktilen Verformungen nicht auf Die Einheit wurde beispielsweise im sproden Bereich von zahlreichen kleineren meist NO SW orientierten Seitenverschiebungen linksseitig versetzt mit Versetzungsbetragen um 500 Meter Eine Ausnahme bildet die Dussac Storung nordlich von Lanouaille mit einem linksseitigen Versetzungsbetrag von immerhin fast 6 Kilometer Metamorphose BearbeitenDer Thiviers Sandstein wurde nicht nur gefaltet sondern auch regionalmetamorph uberpragt wobei der Metamorphosegrad generell von Suden zu seiner Nordbegrenzung mit den Gneisdecken zunimmt Herrschen im Suden noch epizonale Bedingungen mit Biotit und Chlorit so werden im Norden mit Uberschreiten des Almandin und Staurolith Isograds bereits mesozonale Verhaltnisse angetroffen Die Normalfazies liegt hier folglich als Payzac Quarzit vor Alter BearbeitenFur den Thiviers Sandstein besteht bisher noch keine absolute Altersangabe Er ist aber zweifellos alter als der in ihn eingedrungene Saut du Saumon Orthogneis der von Bernard Griffith und Kollegen 1977 auf ein unterordovizisches Alter von 477 22 Millionen Jahren datiert worden war 4 Meist wird Mittel bis Oberkambrium als Entstehungszeitraum des Thiviers Sandsteins angenommen 5 Die Regionalmetamorphose des Barrow Typs erfolgte im Lauf des Oberdevons und war um 350 Millionen Jahren abgeschlossen Der Estivaux Granit durfte hierbei eine anatektische Spatphase darstellen Die zeitliche Einordnung der tektonischen Bewegungen stutzt sich auf Vergleiche mit lithologisch und strukturell ahnlichen Terrains im Armorikanischen Massiv Chantonnay Synklinorium in der Vendee und im Rouergue Im sudlichen Armorikanischen Massiv erfolgten die rechtsseitigen Scherbewegungen im Namur und im Westphal Serpukhovium bis Moskowium vor 325 bis 305 Millionen Jahren Analog hierzu darf somit auch fur den Thiviers Sandstein des Bas Limousins das als sudliche Verlangerung der Vendee angesehen wird ein mittel bis spatkarbonisches Alter der Deformation angenommen werden Dies wird ferner durch das vergleichbare Alter der synkinematischen Leukogranite im nordlichen und zentralen Limousin unterstutzt 6 Im Gegensatz hierzu stehen jedoch die mit der Argonmethode gewonnenen Altersangaben aus dem Tournaisium fur das Intrusionsalter des Estivaux Granits und fur die mylonitischen Bewegungen am Saut du Saumon Orthogneiss Sie implizieren einen tektonischen Vorgang bereits im fruhen Unterkarbon fur das Sudlimousin Bretonische Phase um 360 Millionen Jahre Siehe auch BearbeitenAquitanisches Becken Briver Becken Donzenac Schiefer Genis Einheit Geologie des Zentralmassivs Horst von Chatres Kambrium Scherzone Thiviers Payzac EinheitLiteratur BearbeitenPierre Louis Guillot u a Feuille Juillac In Carte geologique de la France a 1 50 000 BRGM 1978 Pierre Louis Guillot u a Feuille Thiviers XIX 33 In Carte geologique de la France a 1 50 000 BRGM Gilbert Le Pochat u a Feuille Perigueux Est XIX 34 In Carte geologique de la France a 1 50 000 BRGM J M Peterlongo Massif Central In Guides Geologiques Regionaux Masson 1978 ISBN 2 225 49753 2 Einzelnachweise Bearbeiten Pierre Louis Guillot u a Feuille Juillac In Carte geologique de la France a 1 50 000 BRGM 1978 Berthe D und Brun J P Evolution of folds in the South Armorican Shear Zone In J Struct Geol Band 2 1980 S 127 133 Roig J Y Faure M und Ledru P Polyphase wrench tectonics in the southern French Massif Central kinematic inferences from pre and syntectonic granitoids In Geologische Rundschau Band 85 1996 S 138 153 Bernard Griffith J Cantagrel J M und Duthou J L Radiometric evidence for an Acadian tectonometamorphic event in Western Massif Central francais In Contrib Miner Pet Band 61 1977 S 199 212 Gilbert Le Pochat u a Feuille Perigueux Est XIX 34 In Carte geologique de la France a 1 50 000 BRGM Duthou J L et al Paleozoic granitoids from the French Massif Central age and origin studied by 87Rb 87Sr system In Phys Earth Planet Interiors Band 35 1984 S 131 144 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thiviers Sandstein amp oldid 215471915