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Theodor Pfizer 19 Februar 1904 in Stuttgart 17 Juli 1992 in Munchen war ein deutscher Kommunal und Bildungspolitiker und von 1948 bis 1972 Oberburgermeister der Stadt Ulm Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Funktionar der Deutschen Reichsbahn 1 2 Verhaltnis zum Nationalsozialismus 1 3 Oberburgermeister von Ulm 1 4 Familiares 2 Wurdigung 3 Veroffentlichungen Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPfizer besuchte mit den Brudern Alexander Berthold und Claus Schenk Graf von Stauffenberg das humanistische Eberhard Ludwigs Gymnasium in Stuttgart Nach dem Studium in Tubingen Berlin und Munchen war er von 1927 bis 1929 Geschaftsfuhrer der Tubinger Studentenhilfe Pfizer war Mitglied der Tubinger Studentenverbindung A V Igel Von 1959 bis 1971 war er Mitglied des Beirats der Friedrich Naumann Stiftung Am 16 Juli 1964 wurde er durch den Landtag von Baden Wurttemberg mit 90 von 93 abgegebenen Stimmen zum Richter am Staatsgerichtshof fur das Land Baden Wurttemberg in der Gruppe der Mitglieder mit Befahigung zum Richteramt gewahlt 1 In der Wirtschaftskrise bemuhte sich Pfizer beim Landesarbeitsamt Wurttemberg um Notstandsarbeiten und Massnahmen des freiwilligen Arbeitsdienstes Funktionar der Deutschen Reichsbahn Bearbeiten Von 1932 bis 1948 stand Pfizer im Dienst der Deutschen Reichsbahn 1934 wurde ihm die Stellung als Vorstand des Reichsbahn Verkehrsamts in Ludwigshafen ubertragen 1938 wechselte er nach Mainz 1939 zur Obersten Bauleitung der Reichsautobahnen in Wien 1940 zur Reichsbahndirektion in Dresden 1941 zur Generalbetriebsleitung Ost Berlin und als Verbindungsbeamter zum Oberschlesischen Steinkohlensyndikat nach Gleiwitz Im Februar 1942 wurde er zum Oberreichsbahnrat befordert und ubernahm in Stuttgart das Dezernat Guterverkehr sowie das Pressedezernat 2 Nach dem Krieg wurde er ins Verkehrsministerium abgeordnet und zum Ministerialrat befordert Verhaltnis zum Nationalsozialismus Bearbeiten Der Vorstand der Einheitsgewerkschaft der Eisenbahner erhob 1946 schwere Vorwurfe gegen Pfizer als er vom Oberreichsbahnrat zum Ministerialrat befordert wurde 2 Pfizer habe eng mit dem NS Regime zusammengearbeitet er habe mit prominentesten Nazifuhrern verkehrt sei entgegen den Gepflogenheiten hoherer Beamter der Reichsbahn in einer Eisenbahneruniform mit SS ahnlichem Schnitt und Kriegsverdienstkreuz herumstolziert und habe eine befreundete judische Familie menschenunwurdig behandelt 1939 ermoglichte er als Oberster Bauleiter die Marsch und Gefechtsubungen der motorisierten Verbande auf Reichsautobahnen und bereitete so strategisch den Uberfall auf Polen vor 3 Im Entnazifizierungsverfahren der US Behorden im Marz 1946 erwahnte Pfizer nicht dass er sich bereits 1923 als 19 jahriger Burschenschaftsstudent der republikfeindlichen illegalen Schwarzen Reichswehr angeschlossen und sich im Juni 1940 fur die NSDAP Mitgliedschaft beworben hatte und als Parteibewerber bei der NSDAP Ortsgruppe Dresden Strehlen gefuhrt wurde Als Pressedezernent der Reichsbahn propagierte er Ziele des Nationalsozialismus und betrieb Zwangsarbeiterlager in Ulm Plochingen und das Durchgangslager Bietigheim 2 Wahrend Pfizers leitender Tatigkeit in Stuttgart fuhren vom dortigen Nordbahnhof sieben Zuge mit Verfolgten des Nationalsozialismus in die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz ab 4 Inwieweit er als Dezernatsleiter direkt mit diesen Todestransporten zu tun hatte bleibt allerdings offen Pfizer verteidigte sich gegen die Vorwurfe der Gewerkschaft und fuhrte eine NS feindliche Haltung an Unter anderem verwies er auf seine Freundschaften mit Dietrich Bonhoeffer Paul Collmer Rudiger Schleicher und den Brudern Stauffenberg Alexander Berthold und Claus 2 Theodor Pfizer wurde am 22 Januar 1947 als nicht NS Belasteter eingestuft Oberburgermeister von Ulm Bearbeiten Bei der ersten Ulmer Oberburgermeisterwahl nach dem Zweiten Weltkrieg am 21 Marz und 11 April 1948 wurde er zum Oberburgermeister gewahlt Seine Amtszeit betrug nach mehreren Wiederwahlen insgesamt 24 Jahre Die Amtszeit von Theodor Pfizer war gepragt vom Wiederaufbau der Stadt der Erschliessung neuer Wohngebiete sowie der Grundung der Hochschule fur Gestaltung Ulm 1953 der Universitat 1967 und der Staatlichen Ingenieurschule 1960 seit 1972 Fachhochschule Unter Pfizer begannen die Eingemeindungen von Ortschaften im Rahmen der Gebietsreform und Ulm gewann seine Position als Zentrum der Region zuruck Pfizer erweckte die Schwormontagstradition erstmals 1949 wieder zu neuem Leben indem er vom Balkon des Rathauses seit 1954 vom Schworhausbalkon aus zu der Ulmer Burgerschaft sprach und ihr einen Rechenschaftsbericht uber das abgelaufene Stadtjahr erstattete Besonderen Wert legte Pfizer auf die kulturelle Entwicklung der Stadt was durch den Neubau des Stadttheaters die Volkshochschule oder auch durch die zur damaligen Zeit international renommierte Hochschule fur Gestaltung eindrucksvoll unterstrichen wurde Theodor Pfizer war neben seiner kommunalpolitischen Tatigkeit insbesondere bildungspolitisch engagiert 1966 bis 1975 war er Mitglied des Deutschen Bildungsrates ferner Prasident der Studienstiftung des Deutschen Volkes Familiares Bearbeiten Ein Grossvater war Emil Pfizer 1843 1920 Landgerichtsprasident in Ulm und Prasident des wurttembergischen Staatsgerichtshofs Der Autor und Ubersetzer Gustav Pfizer 1807 1890 und der Strafrechtler Karl Gustav Geib 1808 1864 waren seine Urgrossvater Ein Urgrossonkel war Paul Pfizer 1801 1867 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung Er war verheiratet und hatte zwei Tochter Wurdigung BearbeitenNach Pfizer sind ein Platz und eine Halle in Ulm benannt ferner die Theodor Pfizer Stiftung Er war Ehrenburger der Stadt Ulm Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenStudentenwerk und Studienstiftung In Ewald Lissberger Hg In libro humanitas Festschrift fur Wilhelm Hoffmann zum 60 Geburtstag 21 April 1961 Stuttgart Klett 1962 S 24 45 Literatur BearbeitenStaatsarchiv Ludwigsburg Spruchkammerakten EL 902 20 Bu 3916 Hans Eugen Specker Pfizer Theodor Paul In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 344 f Digitalisat Frank Raberg Biografisches Lexikon fur Ulm und Neu Ulm 1802 2009 Suddeutsche Verlagsgesellschaft im Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2010 ISBN 978 3 7995 8040 3 S 310 312 Andreas Lorcher Pflichterfullung statt Zivilcourage Theodor Pfitzer In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer NS Belastete aus Baden Wurttemberg Band 2 NS Belastete aus dem Raum Ulm Neu Ulm Ulm Klemm Oelschlager 2013 ISBN 978 3 86281 008 6 S 141 149Weblinks BearbeitenUlmer Oberburgermeister Website der Stadt Ulm Theodor Pfizer Stiftung auf der Webseite der Studienstiftung des deutschen Volkes Theodor Pfizer bei leo bw dem landeskundlichen Informationssystem fur Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten Protokolle des Landtags von Baden Wurttemberg 4 Wahlperiode S 116 a b c d 1 Andreas Lorcher Die biografische Lucke Sudwest Presse vom 22 Marz 2012 Karl Larmer Autobahnbau in Deutschland 1933 bis 1945 Zu den Hintergrunden Forschungen zur Wirtschaftsgeschichte Band 6 Akademie Verlag Berlin 1975 S 137 Staatsarchiv Ludwigsburg Spruchkammerakten EL 902 20 Bu 3916Oberburgermeister von Ulm Christoph Leonhard Wolbach 1819 1844 Julius Schuster 1845 1863 Karl von Heim 1863 1890 Heinrich von Wagner 1891 1919 Emil Schwamberger 1919 1933 Friedrich Foerster 1933 1945 Hermann Frank April Mai 1945 Karl Eychmuller Mai Juni 1945 Robert Scholl 1945 1948 Theodor Pfizer 1948 1972 Hans Lorenser 1972 1984 Ernst Ludwig 1984 1992 Ivo Gonner 1992 2016 Gunter Czisch seit 2016 Vorsitzende und Prasidenten des Stadtetags Baden Wurttemberg Oskar Kalbfell 1954 1957 Carl Neinhaus 1957 1958 Oskar Kalbfell 1958 1960 Hans Reschke 1961 1967 Theodor Pfizer 1968 1971 Trudpert Muller 1972 1974 Reinhold Zundel 1975 1978 Otfried Ulshofer 1979 1982 Manfred Rommel 1983 1989 Gerhard Widder 1989 1995 Eugen Schmid 1995 1998 Bernd Doll 1999 2004 Ivo Gonner 2005 2010 Barbara Bosch 2011 2016 Dieter Salomon 2017 2018 Peter Kurz 2018 2023 Frank Mentrup seit 2023 Normdaten Person GND 118593633 lobid OGND AKS LCCN n85111491 VIAF 262864097 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pfizer TheodorKURZBESCHREIBUNG deutscher Kommunalpolitiker Oberburgermeister der Stadt Ulm 1948 1972 GEBURTSDATUM 19 Februar 1904GEBURTSORT StuttgartSTERBEDATUM 17 Juli 1992STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theodor Pfizer amp oldid 239376488