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Christoph Leonhard Wolbach spater Ritter von Wolbach 28 Marz 1783 in Ulm 7 Dezember 1872 ebenda war der erste von der Bevolkerung frei gewahlte Schultheiss der Stadt Ulm der 1822 von Wilhelm I zum Oberburgermeister ernannt wurde Wolbach blieb ein Vierteljahrhundert im Amt 1819 1844 und war sowohl wahrend seiner Amtszeit als auch nach seinem Rucktritt publizistisch tatig 1 2 Portratmedaillon von Wolbach an seinem Grabmal in Ulm Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Auszeichnung 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenDie Familie der Wolbachs war zunachst in Essingen ansassig Christoph Leonhards Grossvater Leonhard Wolbach kam 1733 nach Ulm Er arbeitete zunachst als Schneider und diente danach dem Burgermeister Adolf Friedrich Schad von Mittelbiberach Aufgrund dessen Fursprache erhielt Leonhard Wolbach 1745 das Ulmer Burgerrecht Von Leonhard Wolbachs Kindern uberlebte nur Andreas Wolbach Er wurde als Steueradjunkt und Salzkassier tatig und verstarb im Jahr 1783 kurz nach der Geburt seines Sohnes Christoph Leonhard Die Mutter starb 1791 Als Vollwaise unterstutzte ihn die Stadt Ulm und ermoglichte ihm den Besuch des Ulmer Gymnasiums von 1800 bis 1806 Danach nahm er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universitat Landshut auf 3 Nach seinem Studium wurde er zunachst 1811 Rechtsanwalt am Obertribunal Tubingen Wolbach konnte 1812 wieder nach Ulm zuruckkehren und kummerte sich zunachst als Auditoriatsamtsverweser um die Rechtspflege bei dem in Ulm stationierten Militar Spater wechselte er als Oberjustizprokurat an den Obergerichtshof fur den Donaukreis 4 Bereits wahrend der Hungerjahre 1816 17 setzte sich Wolbach fur die sozialen Belange seiner Mitburger ein Als es durch Missernten zu erheblichen Teuerungen der Lebensmittel kam rief Wolbach im Intelligenzblatt zu einem Kauferstreik auf um die Handler zu Preisnachlassen zu zwingen 5 In dieser Zeit war der Burgermeister und der Magistrat nicht frei gewahlt sondern wegen der Ausubung hoheitlicher Aufgaben von der Krone auf Lebenszeit ernannt Als Gegengewicht entstanden im Konigreich Wurttemberg Burgerausschusse die zunachst Gemeindedeputierte genannt wurden In Ulm hatte der Burgerausschuss 18 Mitglieder die fur jeweils zwei Jahre gewahlt wurden und unter dem Vorsitz eines Obmannes tagten 6 Wolbach kandidierte erfolgreich bei der ersten Wahl im Jahr 1817 und wurde anschliessend zum Obmann gewahlt 4 Der Burgerausschuss entwickelte sich dann zu einer Kontrollinstanz des Magistrats der sich zunehmend in Opposition zu diesem befand Die Auseinandersetzung wurde bis Stuttgart getragen wo die Forderung einer freien Wahl des Magistrats kein Gehor fand und die ohnehin geringen Befugnisse des Burgerausschusses weiter beschnitten wurden 7 1819 wurde in Wurttemberg das Amt des Schultheissen eingefuhrt Anders als zuvor sollte es dazu eine freie Wahl geben wobei es dem Konig vorbehalten war von den drei Kandidaten mit den hochsten Stimmenanteilen einen fur das Amt auszusuchen und auf Lebenszeit zu ernennen Nur bei einer Zweidrittelmehrheit fur einen der Kandidaten hatte der Konig keine Wahlfreiheit mehr 8 In der 1819 stattfindenden Wahl traten neben Wolbach u a der noch von Friedrich I berufene und noch amtierende Burgermeister Christoph Karl Leopold von Wolkern und der ebenfalls zum Ulmer Patriziat gehorende Franz von Schad an Wolbach gewann die Wahl deutlich mit 956 Stimmen vor von Wolkern mit 425 und von Schad mit 419 Stimmen 9 Zwar hatte Wilhelm I den bisherigen Amtsinhaber von Wolkern zum Schultheiss ernennen konnen aber er entschied sich fur den Wahlsieger moglicherweise auch weil ihm eine Beschneidung der Macht des Ulmer Patriziats gelegen kam 1 Die Amtszeit Wolbachs gestaltete sich eher ruhig Wahrend seiner Amtszeit fiel die Zollschranke auf der Donaubrucke weg das Herdbrucker Frauen und Glocklertor wurden abgebrochen 10 die neue Herdbrucke wurde errichtet der Grundstein fur die Bundesfestung Ulm wurde gelegt 4 und mit den Ausbauarbeiten am Munster wurde begonnen 10 Als er sich bemuhte fur seinen Sohn die Zulassung einer funften Apotheke in Ulm zu erreichen kam es zu einer erbitterten Auseinandersetzung mit dem Apotheker Carl Reichard Am Ende konnte Wolbach sich zwar mit der Einrichtung der neuen Apotheke durchsetzen die Hirschapotheke die jedoch nicht wie erhofft von seinem Sohn gefuhrt wurde sondern dem Provisor der koniglichen Hofapotheke in Stuttgart uberlassen wurde 1844 trat Wolbach zuruck Der Rucktritt wird mit der Verargerung uber diese Auseinandersetzung in Verbindung gebracht 1 4 er selbst nannte in einem Leserbrief an die Ulmer Schnellpost 1861 jedoch ein Gehorleiden als Grund 11 1826 wurde sein Sohn Johann Philipp Gustav Wolbach geboren Wolbach erhielt danach von der Stadt eine lebenslange Pension in Hohe von 1 200 Gulden jahrlich 11 und blieb weiterhin publizistisch tatig 10 1846 und 1847 versuchte er noch vergeblich sich in den Gemeinderat wahlen zu lassen Moglicherweise wurde ihm von der Bevolkerung der fruhe Rucktritt verubelt 1 Werke BearbeitenUberwiegend beschaftigte sich Wolbach mit den sozialen Interessen Ulms und seiner Burger in seinen Werken und bezog zu aktuellen Rechtsfragen Stellung wozu insbesondere seine Schriften zu den burgerlichen Rechten und zur Gewerbefreiheit in Wurttemberg und die Ubersicht der Ulmer Stiftungen dienten 10 Die Bevolkerung Ulms wurde in Wolbachs Zeit noch in Burger Beisitzer und Fremde eingeteilt Nur Burger besassen das Wahlrecht und das Anrecht auf burgerliche Nutzungen Und nur Burger und Beisitzer konnten ein Gewerbe ausuben Das Burger und Beisitzerrecht wurde in der Regel durch Geburt erworben 12 Zu Beginn sah die 1819 verabschiedete wurttembergische Verfassung vor dass die Gemeinden vollige Freiheit bei der Aufnahme von Gemeindeburgern und Beisitzern hatten Diese Freiheit wurde dazu genutzt nur solche aufzunehmen die uber genugend finanzielle Mittel verfugten und die insbesondere nicht den Konkurrenzdruck unter den bereits ansassigen Handwerkern erhohten Ein 1828 verabschiedetes und 1833 uberarbeitetes Gesetz strebte die Verbesserung der Gewerbefreiheit an indem jeder Burger des Landes Anspruch auf das Burger oder Beisitzerrecht in einer Gemeinde erhielt Diese Anderung fuhrte faktisch zu einer Abschaffung des vormaligen Rechts der Gemeinden uber neu aufzunehmende Burger und Beisitzer selbst zu bestimmen Dies stiess auf erbitterten Widerstand der Gemeinden an deren Spitze sich Wolbach zunachst mit einer 1828 an den Landtag verfassten Eingabe und spater mit seiner Schrift Die Uebersiedlungs und Gewerbe Freiheit zunachst in Wurttemberg setzte 13 Hierin stellte Wolbach die bisherigen bis 1567 zuruckreichenden gesetzlichen Grundlagen vor und gab danach eine ausfuhrliche Zusammenstellung der Nachteile und Schwachen der neuen Gesetzgebung wobei insbesondere die sozialen Folgen beleuchtet werden In der in Jena herausgegebenen Allgemeinen Literatur Zeitung wurde das Buch ausserordentlich begrusst Diese in einem weise geordneten Staat sehr wichtige Lehre damit keine adscriptio glebae an die Geburtsgemeinde die armeren Mitburger drucken kann wird in dieser Schrift geistvoll menschenfreundlich und mit vieler Sachkenntniss behandelt Ehre dem Stadthaupt welches so nutzliche Grundsatze ins Leben einzufuhren versteht 14 Wahrend seines Ruhestands arbeitete er an der Herausgabe des Werks Urkundliche Nachrichten von den Ulmischen Privat Stiftungen Zu seiner Zeit gab es hunderte Ulmer Stiftungen fur die Versorgung von Witwen fur Arme und Kranke und fur die Ausbildung junger Ulmer die teilweise seit mehreren Jahrhunderten existierten und einen wichtigen Teil des gemeinsamen Guts der Ulmer darstellten Wolbachs Anliegen war es fur die Offentlichkeit einen Uberblick der zur Verfugung stehenden Hilfsangebote zusammenzustellen damit alle Angebote fur alle Hilfsbedurftigen gleichermassen zuganglich sind 15 Wolbach zahlte aber nicht nur die Stiftungen auf sondern beleuchtete in seinen Ausfuhrungen auch die sozialen Probleme seiner Zeit So notierte er dass die Armut auf die zuruckgehende Konkurrenzfahigkeit handwerklicher Produkte zuruckgehe so dass eher industriell gefertigte Produkte aus dem Ausland als lokale Produkte gekauft werden Er bemangelte dass es zu wenig staatliche Forderung neuer Industrien gebe die Zollschranken den Wachstum zu sehr behindern wurden und die verarmten Handwerker und Bauern nur in der aussersten Not eine Beschaftigung als Lohnarbeiter in Fabriken aufnehmen wurden 16 Zu Wolbachs Werken gehoren u a die folgenden Publikationen Vorstellung des Stadtraths und Burger Ausschusses zu Ulm an die Stande Versammlung gegen die Artikel 21 22 und 23 des Gesezes Entwurfes betr das Gemeinde Burger und Beisizrecht Ulm 1828 Die Uebersiedlungs und Gewerbe Freiheit zunachst in Wurttemberg Wohlersche Buchhandlung Ulm 1831 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A10553019 SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Ueber die Aufhebung der Kreis Stellen in Wurttemberg Wohlersche Buchhandlung Ulm 1832 Ueber das Recht der hauslichen Niederlassung in Wurttemberg Ebner Ulm 1832 Ueber den Rechts Zustand in Steuer und Verwaltungs Sachen insbesondere in Wurttemberg Ebner Ulm 1833 Ulmische Zustande Ernst Nubling Ulm 1846 Urkundliche Nachrichten von den Ulmischen Privat Stiftungen Ernst Nubling Ulm 1847 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Die Aufhebung und Ablosung der Grundabgaben der Lehen oder Grundherrl Gefalle kann nicht ruckgangig gemacht werden Gebruder Nubling Ulm 1850 Eingabe an die Konigl Ablosungs Commission in Stuttgart die Anwendbarkeit des Ablosungsgesetzes vom 14 April 1848 auf die Ablosung der Gult aus einem im Jahre 1813 an den Bestander verkauften und von diesem im Jahre 1818 stuckweise wieder verkauften Hofgute betreffend Als Nachtrag und Beleuchtung der Schrift Ueber die Aufhebung und Ablosung der Grundabgaben der Lehen und Grundherrlichen Gefalle Gebruder Nubling Ulm 1850 urn nbn de bvb 12 bsb10623401 9 Die Vereinbarung der Konigl Wurttemberg Staatsregierung mit der papstlichen Curie in Betreff der Verhaltnisse der katholischen Kirche in Wurttemberg vom Jahre 1857 Gebruder Nubling Ulm 1860 Auszeichnung BearbeitenWolbach wurde als Ritter des Ordens der Wurttembergischen Krone in den personlichen nicht vererbbaren Adel aufgenommen der ihn zum Tragen des Namens Ritter von Wolbach berechtigte 17 Literatur BearbeitenHans Eugen Specker Ulms erster Oberburgermeister und Mann der Feder In Schwabische Zeitung Nr 73 28 Marz 1972 Hans Eugen Specker Hrsg Ulm im 19 Jahrhundert Aspekte aus dem Leben der Stadt Stadtarchiv Ulm Ulm 1990 ISBN 3 17 011198 1 Aus diesem Band Uwe Schmidt Skizzen zur Sozialgeschichte S 255 278 Raimund Waibel Stadt und Verwaltung Das Bild des Ulmer Gemeinwesens im 19 Jahrhundert S 279 354 Frank Raberg Biografisches Lexikon fur Ulm und Neu Ulm 1802 2009 Suddeutsche Verlagsgesellschaft im Jan Thorbecke Verlag Ostfildern 2010 ISBN 978 3 7995 8040 3 S 480 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christoph Leonhard Wolbach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Christoph Leonhard Wolbach Quellen und Volltexte Kurzportrats der Ulmer OberburgermeisterAnmerkungen Bearbeiten a b c d Raberg Waibel S 321 322 Waibel S 321 Stadtarchiv Ulm G2 alt Wolbach Chr Leonhard von Unterlagen zur Ahnenreihe der Familie Wolbach a b c d Waibel S 322 Schmidt S 260 Waibel S 308 309 Waibel S 309 Waibel S 316 Waibel S 321 a b c d Specker 1972 in der Schwabischen Zeitung a b Christoph Leonhard Wolbach Eingesendet In Ulmer Schnellpost 1861 S 1139 Waibel S 283 Waibel S 284 285 Die Uebersiedlungs und Gewerbe Freiheit zunachst in Wurtemberg von Christoph Leonhard Wolbach Ober Burgerm d St Ulm In Jenaische Allgemeine Literatur Zeitung 28 Jahrgang Nr 72 Sp 187 190 uni jena de S 4 Insoferne aber unsere Stiftungen fur Studierende fur Witwen fur Arme und Kranke etc gemacht sind stellen sie sich eigentlich als ein Gemeingut dar denn Jedem steht der Weg zu hoherer Ausbildung offen jede Ehefrau kann zur Witwe jeder Einzelne arm und krank werden was aber Alle angeht soll auch von Allen gekannt seyn es gehort unter den Schutz der Offentlichkeit S 30 und 31 siehe dazu auch Schmidt S 256 257 Der Titel findet sich auf seinem Grabstein am Alten Friedhof in Ulm Oberburgermeister von Ulm Christoph Leonhard Wolbach 1819 1844 Julius Schuster 1845 1863 Karl von Heim 1863 1890 Heinrich von Wagner 1891 1919 Emil Schwamberger 1919 1933 Friedrich Foerster 1933 1945 Hermann Frank April Mai 1945 Karl Eychmuller Mai Juni 1945 Robert Scholl 1945 1948 Theodor Pfizer 1948 1972 Hans Lorenser 1972 1984 Ernst Ludwig 1984 1992 Ivo Gonner 1992 2016 Gunter Czisch seit 2016 Normdaten Person GND 104242981 lobid OGND AKS VIAF 49657279 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wolbach Christoph LeonhardALTERNATIVNAMEN Wolbach Christoph Leonhard vonKURZBESCHREIBUNG erster frei gewahlter Oberburgermeister der Stadt UlmGEBURTSDATUM 28 Marz 1783GEBURTSORT UlmSTERBEDATUM 7 Dezember 1872STERBEORT Ulm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christoph Leonhard Wolbach amp oldid 211514022