www.wikidata.de-de.nina.az
Der Tell Kamid el Lōz ist der Siedlungshugel Tell der altorientalischen Stadt Kumidi nordlich der neuzeitlichen Ortschaft Kamid el Lōz auch Kamed El Laouz Kamed El Loz arabisch كامد اللوز im Libanon Der Tell liegt etwa 50 km sudostlich von Beirut am sudlichen Ostrand der Biqa der Hochebene zwischen Libanon Gebirge und Anti Libanon 4 km ostlich von Joub Jannine dem Zentrum des West Bekaa Distrikts Inhaltsverzeichnis 1 Topographie 2 Entdeckung und Erforschung 3 Ergebnisse der Grabungen 1963 1981 3 1 Tempelanlagen 3 2 Palastanlagen 4 Schrifttafeln 5 Ausgewahlte Funde 6 Literatur 7 WeblinksTopographie BearbeitenDer Siedlungshugel ist von ovaler Form und besitzt eine Ausdehnung von ca 240 m auf 300 m Nord Sud Achse Er erreicht eine Hohe von etwa 26 m uber dem Terrain der Ebene von 865 867 m uber dem Meer die Hugelspitze liegt bei 874 m Der Tell ist einer der grossten Siedlungshugel in der Biqa Die Stadt entwickelte sich am Kreuzungspunkt zweier alter Strassen der Strasse von der Kustenstadt Sidon durch den Libanon in die sudliche Biqa und weiter durch den Anti Libanon nach Damaskus und von Agypten durch Palastina durch den oberen Jordangraben und die Biqa nach Syrien in das Tal des Orontes Anatolien und Mesopotamien Entdeckung und Erforschung BearbeitenIm Jahre 1954 wurde der Siedlungshugel von Arnulf Kuschke entdeckt Professor fur Biblische Archaologie der Universitat Mainz Erste Grabungsarbeiten wurden von ihm und Rolf Hachmann Professor fur Vor und Fruhgeschichte an der Universitat des Saarlandes in Saarbrucken im Jahre 1963 begonnen Im Jahre 1964 schied Arnulf Kuschke aus an seine Stelle trat Martin Metzger Alttestamentler am Theologischen Seminar und an der Universitat Hamburg ab 1974 Kiel Seit 1966 erfolgte die Erforschung des Ruinenhugels unter der Leitung von Rolf Hachmann Im Jahre 1981 mussten die Grabungsarbeiten aufgrund des libanesischen Burgerkriegs beendet werden Bis zu diesem Zeitpunkt war insbesondere der nordwestliche Teil des Siedlungshugels mit einer Flache von ca 5700 m2 und einer Maximaltiefe von ca 7 45 m freigelegt worden nbsp Ausgrabungsgelande in Kamid el Lōz Marz 2013 nbsp Ausgrabungsgelande in Kamid el Lōz Marz 2013 Im Jahre 1997 wurden die Grabungen unter der Leitung von Marlies Heinz Professorin fur Vorderasiatische Archaologie der Universitat Freiburg wieder aufgenommen Aufgrund des Burgerkriegs in Syrien wurden seit 2012 keine Ausgrabungen mehr durchgefuhrt Bereits im Jahre 1897 hatte der Theologe Hermann Guthe vermutet dass sich hinter dem neuzeitlichen arabischen Ortsnamen Kamid el Lōz der altorientalische Name der Stadt Kumidi verbirgt Diese Stadt wird in den Briefen aus dem Staatsarchiv von Amarna Tell el Armana des agyptischen Pharao Amenophis IV Echnaton 1352 1336 v Chr funfmal genannt In der Schrifttafel EA 129 wird Kumidi als Sitz eines agyptischen Statthalters und in der Urkunde EA 132 wird der Name Puhuru als Statthalter genannt Bei den Grabungsarbeiten wurden im Umfeld der Palastgrabung insgesamt sieben Keilschrifttexte davon sechs Briefe der Armana Zeit entdeckt Die aufgefundenen Briefe sind in mesopotamischer Keilschrift geschrieben Ungeklart ist ob die in den Feldzugslisten des Thutmosis III 1479 1426 v Chr genannte syrische Stadt identisch mit Kumidi ist Ergebnisse der Grabungen 1963 1981 BearbeitenAufgefunden wurden Scherben aus dem spaten Neolithikum 5 Jahrtausend v Chr fruhbronzezeitliche Besiedlungsschichten ca 3000 2000 v Chr Mittelbronzezeitliche Ansiedlungen ca 2100 2000 1550 v Chr Die Ausgrabung konzentrierte sich auf die altere Eisenzeit ca 1200 1100 800 v Chr und insbesondere auf die Spatbronzezeit Unter der spatbronzezeitlichen Palastanlage wurde ein mittelbronzezeitlicher Palast entdeckt und analog hierzu unter dem spatbronzezeitlichen Tempeln ca 1550 1200 1100 v Chr ein mittelbronzezeitlicher Tempel aufgefunden Von dem spatbronzezeitlichen Tempel T2 altestes Baustadium waren die Grundmauern gut erhalten Tempelanlagen Bearbeiten Aufgefunden wurden zwei nicht miteinander verbundene Tempelbereiche Die Raume beider Bereiche gruppieren sich jeweils um einen grosseren langsrechteckigen Hof Von dem im Westen gelegenen Hof aus waren drei Raume zuganglich vom ostlichen Hof ein langer Raum Sudlich beider Hofe lag jeweils ein uberdachter Kultraum Die Raume und Hofe enthielten zahlreiche Installationen fur kultische Zwecke Palastanlagen Bearbeiten Von der altesten Bauphase P5 des spatbronzezeitlichen Palastes wurden die Grundmauern des ehemals dreigeschossigen Wohngebaudes der Herrscherfamilie freigelegt Der ausgegrabene rechteckige konigliche Pavillon bestand aus zwei Zimmern einem Korridor und einem Treppenhaus Das Gebaude war unterkellert Es wurde durch ein Erdbeben zerstort Der Ziegelaufbau sturzte zusammen und begrub unter sich Personen Hausrat Mobel Gefasse Gerate und Waffen Dabei kamen drei Personen zu Tode deren Skelette man im Palastkeller zwischen herabgesturzten Deckenteilen und Hausgerat fand Das aufgefundene Inventar des Stadtherrschers bestand aus Gold Silber und Bronzegeraten sowie aus Glas Stein und Tongefassen und aus Elfenbeinschnitzereien Es datiert in das 15 oder 14 Jahrhundert v Chr Aufgefunden wurden des Weiteren agyptische Steingefasse zyprische Tongefasse das Modell eines Streitwagens Schminkdosen u Nadeln aus Elfenbein und Waffen darunter der Teil eines Schuppenpanzers ein Sichelschwert und Pfeilspitzen Bronzegerate und gefasse zwei Spielbretter mit Spielsteinen und die aufgefundene Kleidung und der Schmuck der Erschlagenen geben einen Eindruck von der Ausstattung der Herrscherfamilie Die aufgefundenen jungeren Palastschichten der Spatbronzezeit P4 P1 erschliessen ein Wohnhaus der Konigsfamilie aus freistehenden Pavillons an welche sich eine Metallwerkstatt anschliesst Entsprechend der von Johannes Boese erstellten chronologischen Ubersicht zur Spatbronzezeit ordnen sich die ausgegrabenen Palastschichten von Tell Kamid el Lōz Kumidi wie folgt P1 zwischen 1200 und 1100 v Chr P2 und P3 zwischen 1300 und 1200 v Chr Herrscher in Palastina u Sudsyrien Ahiram v Byblos P4 zwischen 1400 und 1300 v Chr Herrscher Kumidi Biria Waza davor Puhuru Herrscher in Palastina u Sudsyrien Elirabi Esirabi davor Biridija v Megiddo ergrabener Palastschatz zwischen 1400 und 1300 v Chr Herrscher Kumidi Arassa Herrscher in Palastina u Sudsyrien Zalaja v Damaskus P5 1400 v Chr Schrifttafeln BearbeitenZwei der in Kamid el Lōz aufgefundenen Tontafeln sind in mesopotamischer Keilschrift geschrieben Es handelt sich um Handschriften der agyptischen Staatskanzlei an die Stadtfursten Zalaja von Damaskus und an den Herrscher der unbekannten Stadt Saza ena Die Ostraka mit altphonikischen Schriftzeichen aus Kamid el Lōz fanden sich im Palast und Tempelbereich innerhalb der spatbronzezeitlichren Schichtenfolge Ferner fand man zwei Inschriften eine Krughenkelinschrift und die auf einem Pithos Vorratsgefass aus dem Wirtschaftshof des Palastes P2 in ugaritischer Keilschrift Zwei Steinschalen welche in der Tursetzung eines Kellerraumes des spatbronzezeitlichen Palastes gefunden wurden wiesen auf den Gefassschultern agyptische Inschriften auf Ausgewahlte Funde BearbeitenDie Funde dokumentieren die weitreichenden Beziehungen von Kumidi Zum mykenischen Kulturkreis gehoren ein Tierrhyton in Form einer Schildkrote und ein Fischryhton beide aus dem Westhof des Tempels zwei Spitzrhyta mit Pflanzendekor aus Hof K der Tempelanlagen sowie ein Idol aus Tempel T1 Nach Agypten verweisen eine Fayenceschale mit Lotusbluten und Fischdekor aus Tempel T1 sowie das Fragment einer Statuette aus dem Tempelbereich Aus dem Schatzfund des Palastes ca 1700 v Chr stammen Fragmente einer Reliefdarstellung einer furbittenden Gottin und einer Gottin im Falbelgewand beide aus Goldfolie auf Silberblech hergestellt Herausragende Funde sind des Weiteren die Elfenbeinfigur einer Leierspielerin aus dem koniglichen Pavillon ein Spielbrett in Form eines Lebermodells aus Ton fruhe phonizische Elfenbeine stratigraphisch dem 14 Jh v Chr zugeordnet Teile eines bronzenen Schuppenpanzers sowie Spielbretter aus Elfenbein Literatur BearbeitenDie Grabungsergebnisse von Kamid el Lōz aus den Jahren 1963 81 sind unter anderem in mehr als 20 Banden der Reihe Saarbrucker Beitrage zur Altertumskunde ISSN 0080 5181 veroffentlicht Rudolf Echt Kamid el Lōz 5 Die Stratigraphie Saarbrucker Beitrage zur Altertumskunde 34 Habelt Bonn 1984 Rudolf Echt Les ivoires figures de Kamid el Lōz et l art phenicien du IIe millenaire In Studia Phoenicia Bd 3 1985 69 83 Dietz O Edzard Rolf Hachmann Paul Maiberger Gunter Mansfeld Kamid el Lōz Kumidi Schriftdokumente aus Saarbrucker Beitrage zur Altertumskunde 7 Habelt Bonn 1970 Uwe Finkbeiner Rolf Hachmann Vademecum der Grabung Kamid el Loz Saarbrucker Beitrage zur Altertumskunde 5 Habelt Bonn 1969 Rolf Hachmann Kamid el Lōz und die Amarna Zeit oder vom Sinn und Unsinn der Kulturgeschichte und ihrer Erforschung Wiss Ges des Saarlandes Saarbrucken 1972 Rolf Hachmann Der Palast eines syrischen Kleinkonigs der spaten Bronzezeit in Kamid el Lōz In Dietrich Papenfuss Volker Michael Strocka Hrsg Palast und Hutte Beitrage zum Bauen und Wohnen im Altertum von Archaologen Vor und Fruhgeschichtlern von Zabern Mainz 1982 ISBN 3 8053 0492 7 S 21 41 Rolf Hachmann Hrsg Fruhe Phoniker im Libanon 20 Jahre Ausgrabung in Kamid el Lōz von Zabern Mainz 1983 ISBN 3 8053 0771 3 Martin Metzger Zehn Jahre Ausgrabungen auf dem Tell Kamid el Lōz Libanon 1964 1974 In Christiana Albertina Forschungsbericht und Halbjahresschrift der Universitat Kiel NF Heft 6 1977 ISSN 0578 0160 S 5 40 Gernot Wilhelm Ein Brief der Armana Zeit aus Kamid el Lōz Kl 72 600 In Zeitschrift fur Assyriologie und Vorderasiatische Archaologie Bd 63 Nr 1 1973 69 75 doi 10 1515 zava 1973 63 1 69 Die Grabungsergebnisse von Kamid el Lōz aus den Jahren 2001 2011 sind unter anderem im Bulletin d archeologie et d architecture libanaises BAAL veroffentlicht Marlies Heinz u a Kamid el Loz in the Bequa a plain Lebanon Continuity and Change in the Settlement of a Region In Bulletin d archeologie et d architecture libanaises Bd 5 2001 5 91 DOI 10 6094 UNIFR 8839 Marlies Heinz u a Kamid el Loz in the Bequa a plain Lebanon Excavations in 2001 2002 and 2004 In Bulletin d archeologie et d architecture libanaises Bd 8 2004 83 117 DOI 10 6094 UNIFR 8840 Marlies Heinz u a Notes on the 2005 Season at Kamid el Loz From the Romans to the Late Bronze Age In Bulletin d archeologie et d architecture libanaises Bd 10 2006 85 96 DOI 10 6094 UNIFR 8832 Marlies Heinz u a Kamid el Loz Intermediary Between Cultures More than 10 Years of Archaeological Research in Kamid el Loz 1997 to 2007 Bulletin d archeologie et doarchitecture libanaises Hors serie 7 Ministere de la Culture Direction Generale des Antiquites Beyrouth 2010 DOI 10 6094 UNIFR 8831 Marlies Heinz u a Kamid el Loz Report on the Excavations in 2008 and 2009 In Bulletin d archeologie et d architecture libanaises Bd 14 2010 9 134 DOI 10 6094 UNIFR 11291 Marlies Heinz u a Kamid el Loz Report on the excavations 2010 and 2011 In Bulletin d archeologie et d architecture libanaises Bd 15 2011 29 108 DOI 10 6094 UNIFR 12962 Marlies Heinz Kamid el Loz 4000 Years and More of Rural and Urban Life in the Lebanese Beqaʿa Plain Archaeology amp History in the Lebanon Special 2016 Issue The Lebanese British Friends of the National Museum Beirut 2016 ISSN 1361 3626 Weblinks BearbeitenSabine Hornung Kamid el Lōz Institut fur Vor und Fruhgeschichte und Vorderasiatische Archaologie Informationen zu den Grabungen 1963 1981 Beirut National Museum bei Internet Archive Ausgrabungsstucke aus Kamed El Loz Marlies Heinz Kamid el Loz Lebanon A short history of the archaeological project kamidellozarchaeologicalproject org Thilo Jordan Ausgrabungen in Kamid el Loz Eine Tanzerin ihr Siegel und eine 2500 Jahre alte Babyflasche Funde aus der Perserzeit 33 623419444444 35 821311111111 Koordinaten 33 37 N 35 49 O Normdaten Geografikum GND 4029415 8 lobid OGND AKS VIAF 238981820 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tell Kamid el Lōz amp oldid 231313192