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Tathata skt tathata तथत 1 chinesisch 真如 Pinyin zhenru W G chen ju tib de bzhin nyid kor 진여 jinyeo jap 真如 shinnyo viet chan oder chơn như dt etwa Soheit bzw Solchheit ist im Buddhismus insbesondere im Mahayana ein Begriff fur die Form wahrer bzw fundamentaler Wirklichkeit nicht aber diese Wirklichkeit selbst 2 meist in Bezug auf den ihr unterstellten Aspekt der Leere bzw wesentlichen Wesenlosigkeit In der buddhistischen Tradition heisst es von ihr sie lasse sich nur erfahren nicht aber sprachlich realisieren Wer die Realitat in dieser Form erfahrt d h so wie sie ist hat nach buddhistischem Verstandnis alle fehlerhafte Erkenntnis uberwunden Der historische Buddha Siddhartha Gautama behauptete dies von sich und nannte sich daher auch Tathagata Die Yogacara Schulen eine der wenigen buddhistischen Lehrtraditionen die in Bezug auf Tathata positive Aussagen machen 3 verstehen es als eine Reinigung des Bewusstseins von jeglichem Objektbezug wodurch die Daseinsfaktoren in ihrem hochsten Sinn erkannt werden sollen Reine illusionsfreie Erkenntnis des Tathata sei somit gleichbedeutend mit blossem Bewusstsein ohne Erfassen Denken oder der Ausmachung von Bedeutung 4 Als Teil der unbedingten Elemente asaṃskṛta dharma in den Kategorien der 100 Daseinsfaktoren 5 sei Tathata auch Bedingung der Moglichkeit von Erkenntnis uberhaupt 6 Eine fur die Yogacara Schulen fundamentale Analyse aus dem vierten Jahrhundert lautet wie folgt 20 Alle Dinge welche durch irgendeine Vorstellung vorgestellt werden bilden das vorgestellte Wesen Dieses ist nicht vorhanden 21 Das abhangige Wesen dagegen ist die aus Ursachen entstandene Vorstellung Das vollkommene Wesen ist dessen bestandiges Freisein vom vorhergehenden 22 Daher ist dieses vom abhangigen Wesen weder als verschieden noch als nicht verschieden zu bezeichnen wie die Verganglichkeit usw Solange dieses nicht geschehen ist wird jenes nicht gesehen 23 In Hinblick auf die dreifache Wesenlosigkeit dieses dreifachen Wesens ist die Wesenlosigkeit aller Gegebenheiten gelehrt worden 24 Das erste ist wesenlos dem Merkmal nach Das zweite wiederum weil ihm kein eigenes Sein zukommt Eine weitere Wesenlosigkeit ergibt sich daraus 25 dass es das dritte namlich das vollkommene Wesen die hochste Wirklichkeit paramarthaḥ der Gegebenheiten ist Diese ist auch die Soheit weil sie jederzeit so ist Und sie ist uberdies die blosse Erkenntnis Vasubandhu Nachweis dass alles nur Erkenntnis ist in dreissig Versen Triṃsika Vijnaptimatratasiddhiḥ 7 Der Begriff der Soheit ist innerhalb des Buddhismus oft Gegenstand theoretischer Auseinandersetzungen geworden So kritisierte die japanische Kegon shu die allerdings selber am Tathata Begriff festhielt die Ansicht der Hossō shu japanischer Yogacara Ableger es konne so etwas wie ein objektloses Bewusstsein geben Dies ware schlicht Bewusstlosigkeit und konne daher keine Quelle der Erfahrung sein 8 Aber nicht nur in erkenntnistheoretischer Hinsicht erwies sich der Begriff des Tathata als problematisch Da ihm auch in ontologischer Hinsicht sowohl Absolutheit wie auch Unbedingtheit in Verbindung mit ewigem Sein zugeschrieben wurden und es gelegentlich sogar zu einer Identifizierung der Phanomene mit dem Tathata kam 6 9 verneinten einige buddhistische Lehrtraditionen seine Praktibilitat oder Gultigkeit bzw die auf solche Zuschreibungen hinauslaufenden Interpretationen da dies im Widerspruch zu anderen fundamentalen buddhistischen Konzepten stehe Dennoch erwies sich der Begriff des Tathata als wirkungsmachtig innerhalb der buddhistischen Philosophiegeschichte So stritt Saichō Stifter der Tendai shu in seiner beruhmten schriftlich im Jahr 817 gefuhrten Auseinandersetzung mit dem Hossō Gelehrten Tokuitsu 徳一 ca 760 835 um die richtige Interpretation von Buddhanatur und Icchantika und vertrat gegen Tokuitsu die Auffassung Buddhanatur kame allem Seiendem zu da Tathata gleichsam die Essenz alles Seienden sei in dem es sich manifestiere 10 Spater ubernahmen Tendai Gelehrte diese Tathata Konzeption um damit die Doktrin der Ursprunglichen Erleuchtung 本覺思想 hongaku shisō plausibel zu machen nach der jedes Wesen sich bereits im Zustand der Erleuchtung befinde und diesen Zustand nur zu realisieren brauche 11 Das Genshin 源信 942 1017 zugeschriebene aber erst im 12 Jahrhundert entstandene Werk Shinnyo kan 真如観 geht hierauf ein und empfiehlt dem Leser sich Tag und Nacht bewusst zu machen dass er mit Tathata identisch sei 12 Auch Kukai Stifter der Shingon shu verwendete die Konzepte Tathata und Buddhanatur von denen er meinte sie waren die Natur des Dharmakorpers 13 Literatur BearbeitenErich Frauwallner Philosophie des Buddhismus Akademie Verlag Berlin 19693 Daigan Lee Matsunaga und Alicia Orloff Matsunaga Foundation of Japanese Buddhism Vol I The aristocratic age Buddhist Books International Los Angeles und Tokio 1974 ISBN 0 914910 25 6 Gregor Paul Philosophie in Japan von den Anfangen bis zur Heian Zeit eine kritische Untersuchung Iudicium Munchen 1993 ISBN 3 89129 426 3 Jacqueline I Stone The Contemplation of Suchness in George J Tanabe Jr Hrsg Religions of Japan in Practice Princeton Readings in Religions Princeton University Press Princeton 1999 ISBN 0 691 05788 5 S 199 209 Einzelnachweise Bearbeiten Frauwallner 19693 S 117 et passim Matsunaga und Matsunaga 1974 S 88 et passim Paul 1993 S 143 et passim Stone 1999 S 199 Charles Muller Digitional Dictionary of Buddhism Lemma 真如 Paul 1993 S 144 Frauwallner 19693 S 282 Paul 1993 S 145 Matsunaga 1974 S 88 Frauwallner 19693 S 117f a b Paul 1993 S 147 Zitiert nach Frauwallner 19693 S 388f Paul 1993 S 148 Paul 1993 S 270 271 273 274 Paul 1993 S 284ff Paul 1993 S 274 Stone 1999 S 199 204 Paul 1993 S 306 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tathata amp oldid 227126030