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Tannhauser mittelhochdeutsch Tanhuser im 1 Viertel des 13 Jahrhunderts nach 1256 oft Der Tannhauser genannt war ein deutscher Minnesanger und Spruchdichter Seine Lebensdaten sind unbekannt tatig war er um die Mitte des 13 Jahrhunderts mindestens wohl zwischen 1245 und 1256 Der Tannhauser Codex Manesse um 1300 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Tannhauser Sage 4 Moderne Vertonungen 5 Literatur 5 1 Textausgaben 5 2 Sekundarliteratur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Vorname des Minnesangers Tannhauser ist nicht bekannt In der jungsten Forschung wird in Erwagung gezogen dass der Name ein Pseudonym sein konnte das auf seine unsichere Existenz als fahrender Dichter hinweist der zeitweilig im Wald zu hausen gezwungen war 1 Schon Johannes Siebert sah es als am wahrscheinlichsten an dass er einer Reichsministerialenfamilie de Tanhusen aus dem Grenzgebiet von Mittelfranken und der Oberpfalz entstammte 2 deren Mitglieder 1145 3 1215 4 1240 5 1242 6 und 1246 7 urkundlich fassbar sind und in enger Beziehung zur Familie Rindsmaul standen 8 In der Klosterkirche von Kastl wurde im Wappenfries aus 69 beschrifteten Wappen ein Tannhausen Wappen neben das Wappen der Familie Rindsmaul gemalt In Thannhausen heute ein Ortsteil von Freystadt befand sich westlich der Kirche eine mit Wall und Graben umgebene Turmburg die nach Karl Bosl eine Reichsministerialenburg gewesen war 9 Weniger wahrscheinlich erscheint dass der Minnesanger von den niederadeligen Herren und spateren Freiherren von Thannhausen Tannhausen im Ostalbkreis abstammt denn diese Herren waren Ministeriale der Grafen von Oettingen 10 Aus Tannhausers Dichtungen kann man als einigermassen gesichert nur entnehmen dass er sich 1245 46 in Wien am Hof seines Gonners Herzog Friedrich II von Osterreich aufhielt und dessen Ambition auf die Erhohung vom Herzog zum Konig unterstutzte Lied Nr 1 Vers 53ff Dieser letzte Herzog von Osterreich und der Steiermark aus dem Hause der Babenberger fiel gegen die Ungarn am 15 Juni 1246 in der Schlacht an der Leitha Daraufhin verlor Tannhauser seine Guter die ihm Herzog Friedrich II offenbar als Lehen uberlassen hatte einen Hof zu Wien Leopoldsdorf und ein schones Gut bei Himberg deren Einkunfte gingen ihm nun ab Nr 14 Strophe V In Nr 6 wohl nicht vor 1256 beklagte Tannhauser dass es keine Mazene mehr gabe Nr 13 das sog Kreuzlied kontrastiert das angenehme Leben in Apulien mit den Unbilden einer Schiffspassage in das Heilige Land Daraus wird man nicht ohne weiteres wie Siebert eine Teilnahme des Dichters am Kreuzzug Friedrichs II 1228 29 erschliessen konnen gar als Ritter des Deutschen Ordens zumal Jerusalem nach diesem Kreuzzug fur christliche Pilger bis zur Ruckeroberung durch die Muslime 1244 frei zuganglich war Damit ist auch Tannhausers Geburtsjahr um 1200 05 zweifelhaft Moglich ist somit durchaus auch dass er etwa zwanzig Jahre spater zur Welt kam Der Illustrator der Manesseschen Handschrift bildet ihn um 1300 als Ordensritter ab und tatsachlich gab es einen Siboto III von Tannhausen der in der Ordensniederlassung zu Nurnberg als Ordensbruder zweimal genannt wurde namlich 1259 und 1261 11 und in der Deutschhauskirche in Wurzburg seine Grabstatte fand Dieser befand sich wahrscheinlich mit Lupold von Tanhusen am 29 August 1246 also kurz nach dem Tod von Herzog Friedrich in Augsburg unter den 52 Zeugen eines Grundstucksgeschaftes in Gegenwart des jungen Konrad IV dem Sohn und prasumptiven Nachfolger von Kaiser Friedrich II 12 Plausibel ware dass Tannhauser nach dem Tod seines Gonners im Gefolge des Konrad schnell nach einem neuen Mazen suchte Ob der Dichter mit Siboto oder auch Lupold identifiziert werden kann muss gleichwohl offen bleiben zumal das Wappen in der Miniatur nicht dem der Familie Tanhusen entspricht Werk BearbeitenDer Codex Manesse abgekurzt C um 1300 uberliefert 16 Dichtungen von Tannhauser die sich in drei Gruppen einteilen lassen Nr 1 6 Leiche Nr 7 11 Minnelieder Nr 12 16 Sangspruchdichtungen wobei Nr 16 ein Ratsel ist im einzelnen Uns kumt ein wunneclichiu zit Furstenlob auf Herzog Friedrich II von Osterreich Went ir in ganzen froiden sin ins Detail gehende Beschreibung einer Minnebegegnung Der winter ist zergangen Pastourelle und Minnebegegnung Ich lobe ein wip Frauenlob in Katalogform Der kunic von Marroch Aufzahlung verschiedener Lander und Herrschaften Ich muoz clagen Aufzahlung verschiedener verstorbener Furstenmazene Wol uf tanzen uberal Lob des Tanzes Jarlang blœzet sich der walt Unerfullbare Wunsche der Minnedame Staeter dienest der ist guot dito Min frowe diu wil lonen mir dito Gegen diesen winnahten Frauenpreis Hier vor do stuont min dinc also Klage uber das Los des fahrenden Sangers Wol im der nu beizen sol sog Kreuzlied Beschwernisse der Seereise eines Pilgers Daz ich ze herren niht enwart Klage daruber dass es keine Mazene mehr gibt Dank habe der meie Lob des Fruhlings Es sluoc ein wip ir man ze tode 5 Ratsel Adam und Eva die Arche Noah die Eucharistie sowie die Ermordung von Thomas Becket 1170 Nr 9 ist zusatzlich in der Berliner Liederhandschrift mfg922 1 Viertel des 15 Jahrhunderts und mit Ton also mit der dem Reimschema eines Leichs zugeordneten Melodie in der Kolmarer Liederhandschrift 2 Halfte des 15 Jahrhunderts uberliefert Nr 12 mit Ton in der Berliner Handschrift mgq414 niedergeschrieben von Hans Sachs 1517 18 Alle weichen mehr oder weniger deutlich von den Fassungen in C ab Weitere Tannhauser zugeschriebene Tone existieren zu mutmasslich apokryphen Texten etwa dem Busslied Es ist hiute eyn wunnyclicher tac aus der Jenaer Liederhandschrift auf dem wesentlich die Tannhauser Sage basiert bzw gelten aufgrund des Reimschemas als Ton zu Liedern des Tannhauser z B der Conductus Sion egredere zum Frauenlob Nr 4 13 Tannhauser Sage Bearbeiten Hauptartikel Tannhauser Der frivole Leich Nr 2 das Kreuzlied Nr 13 und das ernste teilweise allerdings als apokryph angesehene Busslied mit der Hinwendung zu geistlichen Werten bildeten wohl den Ausgangspunkt fur die Tannhauser Sage Aufenthalt im Venusberg Bussfahrt nach Rom fur die erste Zeugnisse seit etwa 1430 vorliegen In den Tannhauser Balladen seit 1450 bildete sich parallel zu anderen Dichtersagen Bremberger Moringer Ballade diese Legende literarisch aus Sie erzahlt von dem Ritter Tannhauser der sich vom Venusberg zum Papst Urban IV 1261 1264 nach Rom begibt um dort fur sein sundiges Treiben mit Frau Venus Vergebung zu erhalten Dieser weist ihn jedoch ab Ebenso wenig wie der Stab in seiner des Papstes Hand zu grunen beginne so wenig konne Tannhauser auf Gottes Gnade hoffen Der Ritter kehrt in den Venusberg zuruck die Boten des Papstes dessen Stab zu grunen begonnen hat erreichen ihn nicht mehr 1515 in Nurnberg erstmals gedruckt entfaltete die Ballade grosse Wirkung Vor allem nach ihrer Aufnahme in die Gedichtsammlung Des Knaben Wunderhorn 1805 1808 erzahlten die Dichter der Romantik die Legende in diversen Fassungen neu Ludwig Tieck Der getreue Eckart und der Tannenhauser 1799 Heinrich Heine 1836 14 Der Mythos um sein Leben lieferte schliesslich Richard Wagner den Grundstoff fur seine romantische Oper Tannhauser und der Sangerkrieg auf Wartburg Urauffuhrung 1845 Moderne Vertonungen BearbeitenEin Auszug aus Tannhausers Busslied wurde von der deutschen Mittelalter Rockband In Extremo unter dem Titel Tannhuser auf ihrem Album Mein rasend Herz 2005 vertont Literatur BearbeitenTextausgaben Bearbeiten Ralf Henning Steinmetz u a Hrsg Die Dichtungen des Tannhausers Texte und Ubersetzungen Germanistisches Seminar Kiel 2019 vollstandige Textausgabe PDF nach modernen Prinzipien ediert und mit textnahen Ubersetzungen versehen Maria Grazia Cammarota Jurgen Kuhnel Tannhauser Die Gedichte der Manessischen Handschrift Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch Einleitung Edition Textkommentar von Maria Grazia Cammarota Ubersetzungen von Jurgen Kuhnel Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 749 Kummerle Goppingen 2009 ISBN 978 3 86758 004 5 eigenwillig edierter Text aktueller Kommentar recht freie Ubersetzung die zum Teil auf eine andere Textgrundlage zuruckgeht Burghart Wachinger Hrsg Deutsche Lyrik des Spatmittelalters Bibliothek des Mittelalters Band 22 Bibliothek deutscher Klassiker Band 191 Deutscher Klassiker Verlag Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 618 66220 3 S 172 217 u 717 737 modern edierte Teilausgabe von Nr I III X XI XIII XIV mit Ubersetzungen und ausfuhrlichem Kommentar Werner Hover Eva Kiepe Willms Gedichte 700 1300 nach den Erstdrucken und Handschriften in zeitlicher Folge Epochen der deutschen Lyrik in 10 Banden hrsg von Walther Killy Band 1 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1978 ISBN 3 423 04015 7 handschriftennah edierte Teilausgabe von Nr III IX XI XIII XIV mit Ubersetzungen John Wesley Thomas Tannhauser poet and legend with texts and translations of his works University of North Carolina studies in the Germanic languages and literatures Band 77 University of North Carolina Press Chapel Hill 1974 ISBN 0 8078 8077 9 fehlerhafter diplomatischer Abdruck der handschriftlichen Texte gereimte und sehr freie englische Ubersetzung Helmut Lomnitzer Ulrich Muller Hrsg Tannhauser die lyrischen Gedichte der Handschriften C und J Abbildungen und Materialien zur gesamten Uberlieferung der Texte und ihrer Wirkungsgeschichte und zu den Melodien Litterae Band 13 Kummerle Goppingen 1973 ISBN 3 87452 111 7 Abbildungen der handschriftlichen Texte und des Textes von Siebert Johannes Siebert Der Dichter Tannhauser Leben Gedichte Sage Niemeyer Halle Saale 1934 Nachdruck Olms Hildesheim 1980 ISBN 3 487 06832 X eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche lange Zeit die einzige vollstandige und vollstandig kommentierte Ausgabe und als solche Grundlage der Forschung des 20 Jahrhunderts heute in vielem veraltet enthalt auch weitere Texte der Tannhauser Tradition Sekundarliteratur Bearbeiten Bernhard M Baron Der Tannhauser ein Minnesanger aus der Oberpfalz In Oberpfalzer Heimatspiegel 2016 hrg von Bezirksheimatpfleger Dr Tobias Appl Pressath 2015 ISBN 978 3 939247 66 1 S 178 184 Philip Stefan Barto Tannhauser and the Mountain of Venus A Study in the Legend of the Germanic Paradise Kessinger Pub Co 2007 ISBN 978 0 548 09913 1 Horst Brunner Johann Schrenk Tannhauser Reihe Auf den Spuren der Dichter und Denker durch Franken Schrenk Gunzenhausen 2014 ISBN 978 3 924270 60 5 Richard M Meyer Tannhauser In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 37 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 385 388 Dietz Rudiger Moser Die Tannhauser Legende Eine Studie uber Intentionalitat und Rezeption katechetischer Volkserzahlungen zum Buss Sakrament Fabula Supplement Serie Reihe B Untersuchungen 4 de Gruyter Berlin 1977 ISBN 3 11 005957 6 Besprechung Wolfgang Rappel Tannhauser In Karl Bosl Hrsg Bosls bayerische Biographie Pustet Regensburg 1983 ISBN 3 7917 0792 2 S 770 Digitalisat Johann Schrenk Tannhausers Heimat Auf den Spuren der Dichter und Denker durch Franken Band 1 Gunzenhausen 2003 ISBN 3 924270 38 4 Ralf Henning Steinmetz Tannhauser In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 783 f Digitalisat Rudolf Stockl Tannhauser In Wolfgang Buhl Hrsg Frankische Klassiker Nurnberg 1971 ISBN 3 920701 28 3 S 96 109 Gute Beschreibung von Leben und Dichtung des Minnesangers Burghart Wachinger Tannhauser In Verfasserlexikon 2 Auflage Band 9 de Gruyter Berlin u a 1995 Sp 600 610 Burghart Wachinger Vom Tannhauser zur Tannhauser Ballade In Zeitschrift fur deutsches Altertum 125 1996 S 125 141 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tannhauser Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Tannhauser Quellen und Volltexte Tannhauser in der Datenbank Gedachtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederosterreich Museum Niederosterreich Literatur von und uber den Tannhauser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Tannhauser im Bayerischen Musiker Lexikon Online BMLO Tannhauser im Literaturportal Bayern Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek Der Tannhauser im Handschriftencensus Der Tanhuser in der Bibliotheca Augustana Gedichte Auswahl Digitale Gesamtedition bei Lyrik des deutschen Mittelalters www ldm digital de Wandbilder zur Tannhauser Sage im Erfurter RathausEinzelnachweise Bearbeiten Mittelalter Digital Abgerufen am 24 April 2023 Johannes Siebert Der Dichter Tannhauser Tubingen 1979 Nachdruck von 1934 S 1 13 Regesta Boica Bd 1 S 179 Paul Wentzcke Regesten der Bischofe von Strassburg bis zum Jahr 1202 Bd I Innsbruck 1908 S 308 Regesta Imperii V Nr 840 Nurnberger Urkundenbuch Bearb vom Stadtarchiv Nurnberg Nurnberg 1959 Nr 294 Regesta Imperii V Nr 4448 Nurnberger Urkundenbuch Nr 302 Regesta Imperii V Nr 4511 Gustav Voit Adel an der Pegnitz 1100 1400 Neustadt Aisch 1979 S 12 u S 204 ff Karl Bosl Die Reichsministerialitat als Trager staufischer Staatspolitik in Ostfranken und auf dem bayerischen Nordgau In Jahrbuch des Historischen Vereins fur Mittelfranken Bd 69 1941 S 56 f Richard Dertsch Gustav Wulz Die Urkunden der furstl oettingischen Archive in Wallerstein und Oettingen 1197 1350 Augsburg 1959 Nr 62 289 301 330 Nurnberger Urkundenbuch Nr 383 und Nr 391 Regesta Imperii V Nr 4511 Leevke Mareike Schiwek Die Dichtungen des Tannhausers Kommentar auf Grundlage der Kieler Online Edition Abgerufen am 24 April 2023 Der Tannhauser In Heinrich Heine Neue Gedichte 1844 Ausgabe bei wikisource Normdaten Person GND 118620746 lobid OGND AKS LCCN n85042938 VIAF 19872631 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME TannhauserALTERNATIVNAMEN Tanhuser Der TannhauserKURZBESCHREIBUNG mittelhochdeutscher Minnesanger und SangspruchdichterGEBURTSDATUM um 1200 1225STERBEDATUM nach 1256 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tannhauser Dichter amp oldid 236941068