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Der Begriff Ton mittelhochdeutsch don Melodie von lateinisch tonus steht in der mittelalterlichen deutschen Sangversdichtung fur eine zugleich musikalische wie sprachliche Struktur Der Ton bezeichnet neben der Melodie das Reimschema und den metrischen Bau oder mit anderen Worten die Strophenform Der Terminus gilt daher fur alle strophischen Melodien des deutschen Mittelalters Minnesang Sangspruchdichtung strophische Epik spatmittelalterliches Lied Meistersang Daneben existieren unstrophische Gattungen wie der Leich deren melodische Einheiten nicht unter den Terminus Ton fallen Die Analyse und Beschreibung mittelalterlicher Tone kann aufgrund der Einschrankungen der schriftlichen Uberlieferung Melodien wurden nur in Ausnahmefallen aufgezeichnet meist nur vom Text allein ausgehen Die musikalische Seite der Tonkunst der Dichter bleibt weitgehend unzuganglich Eine prominente Ausnahme sind die zahlreichen Spruchtone die die Jenaer Liederhandschrift uberliefert Je nach Gattungen und Jahrhunderten bestanden unterschiedliche Tendenzen zur Wiederverwendung bekannter und zur Neukomposition individueller Tone Am starksten war der Zug zur Einzigartigkeit der Tone im Minnesang des spaten 12 und 13 Jahrhunderts Genau wie in der romanischen Liedlyrik und vermutlich von dieser beeinflusst galt hier das Prinzip ein Lied ein Ton Die Spruchdichtung dagegen beruht auf dem Prinzip der Einstrophigkeit Spruchstrophen schliessen sich nicht zu Liedern zusammen Vielmehr setzen die Dichter ihre Spruchtone fur immer neue einzelne unzusammenhangende Sangspruche ein Spruchtone zeichnen sich in Taktzahlen gerechnet oft durch grosseren Umfang als Liedtone aus Ab Mitte des 13 Jahrhunderts verliert sich in der Sangspruchdichtung offenbar das Prinzip dass Tone ihren Erfindern gehoren In der Spruchdichtung und v a im Meistergesang wird es ublicher eine traditionelle als bekannt vorausgesetzte Melodie eines alten Meisters zu verwenden Die Tonangabe konnte dann die Beigabe der Melodie ersetzen Um Tone bei Mehrfachverwendung bezeichnen zu konnen kamen Namen fur sie in Gebrauch Die einfachste Form der Benennung ist die Zitierung des Textanfangs der bekanntesten Strophe in dem Thon Es kam ein alter Schweizer gangen Daneben konnte man ein inhaltliches Merkmal zum Namen erheben Spiegelweise in zwei Strophen Konrads von Wurzburg mit diesem Namen kommt ein Spiegel vor einen Hinweis auf den Gebrauch geben Hofton oder ein formales Kennzeichen von Strophenform oder Melodie zur Namensbildung heranziehen Lange Weise Zarter Ton Wurgendrussel Kehlenwurger Auch der Name des Tonkomponisten kann Teil des Namens sein In Sangspruchdichtung und Meistergesang wird die zweigliedrige Tonangabe Frauenlobs Gruner Ton geradezu Gattungsnorm Der alteste zu einem Ton notierte Name ist der des Frau Ehren Tons von Reinmar von Zweter der bereits in die Manessische Liederhandschrift um 1300 eingetragen ist Die geringste Rolle spielte die Urheberschaft der Dichter und die Individualitat der Tone von jeher in der gesungenen Heldenepik Die fruhesten Texte Nibelungenlied verwenden eine anonyme schlichte und vermutlich alte Strophenform Nibelungenstrophe Spatere Epen entwickeln diese Typen weiter Kudrun Strophe oder entleihen den Ton aus anderen Dichtungen Titurelstrophe Schwarzer Ton des Wartburgkriegs Auch bei den in Form von Flugschriften verbreiteten Liedern der Fruhen Neuzeit wurden haufig altere bekannte Melodien aufgegriffen Kontrafaktur weil sich dadurch der aufwandige Druck von Noten erubrigte In diesem Fall war den Liedern eine Tonangabe vorangestellt welche die als bekannt vorausgesetzte Melodie benannte beispielsweise In Schillers Hofton oder Im Ton wie Das Fraulein von Brittanien Durch die Verwendung des Tons wurden zugleich auf ahnliche Themen angespielt beispielsweise indem die eidgenossischen Schlachtlieder bekannte Melodien zu alteren Ereignissen aufgriffen Siehe auch BearbeitenKanzoneLiteratur BearbeitenH Brunner B Wachinger Hrsg Repertorium der Sangspruche und Meisterlieder des 12 bis 18 Jahrhunderts RSM Tubingen 1986 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ton Literatur amp oldid 229440373