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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Leich Begriffsklarung aufgefuhrt Der Leich Plural traditionell Leiche verbreiteter ist jedoch die kunstliche Neubildung Leichs vom germanischen laikaz Spiel Tanz Bewegung gehort neben dem Minnesang und der Sangspruchdichtung zu den drei Haupttypen der Lieddichtung des Mittelalters und stellt die Gross und Prunkgattung der mittelhochdeutschen Lyrik dar Verwendet wurde er vom Ende des 12 Jahrhunderts bis ins 14 Jahrhundert Die haufigsten Texte sind uns aus Zeit der hofischen Klassik uberliefert die Hauptzeit dieser Textgattung liegt zwischen 1190 der erste uns uberlieferte Kreuzleich Heinrichs von Rugge bis um 1350 Doch schon bei Notker wird Leich als Glosse fur das lateinische Wort modus Regel notiert Der deutsche Leich ist sowohl in der Sache als auch in der Benennung vom altfranzosischen Lai beeinflusst aber formal und inhaltlich nicht mit ihm identisch Typologisch verwandte Formen der mittellateinischen und romanischen Liedkunst sind die Sequenz der Planh der Conductus die Estampie der Lai und der Descort Das Wort Leich begegnet in mittelhochdeutschen Dichtungen sowohl im Sinne von Instrumentalmusik Gottfried von Strassburg Tristan als auch von Gesangsstuck mit Instrumentalbegleitung Ulrich von Liechtenstein Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Form 3 Uberlieferung 4 Literatur 5 WeblinksInhalt BearbeitenInhaltlich gliedert sich das Repertoire in zwei grosse Gruppen auf wobei die erste geistliche Themen und die zweite weltliche Themen behandelt Bei den geistlichen Leichs die nur ein Viertel des uberlieferten Bestandes ausmachen handelt es sich um Loblieder an die Trinitat Christus oder Maria Meistens sind alle drei Themen miteinander verwoben Dann haben sie eine vorwiegend usuelle Themenanordnung Trinitat Maria Christus Schlussgebet teilweise sind sie auf ein Thema spezialisiert Daneben existieren noch die Kreuz oder Kreuzzugsleichs die zur Teilnahme am Kreuzzug aufrufen um Gott zu dienen Weiterhin wird auch diskutiert dass man nicht der Minne und Gott oder dem Kaiser gleichzeitig dienen kann Die weltlichen Leichs die auch Minneleichs genannt werden behandeln die Themen Minne wobei die Frauen im Allgemeinen Frauenpreis oder eine einzelne Frau in meist besonders kunstvoller Darstellung gelobt werden und Minneklage in der uber die Nicht Erhorung durch die Frau geklagt wird Die Minneleichs behandeln die Themen zum Teil konventionell zum Teil zeigen sie Tendenzen zur Generalisierung und Objektivierung zu gelehrter Allegorese und kompletter Minnelehre Einen Sondertypus stellt der Tanzleich dar In ihm wird nach dem Lob der Frauen abschliessend zum Tanz aufgefordert Form BearbeitenBeim Leich handelt es sich um umfangreiche Dichtungen die ublicherweise eine Lange von uber hundert oft besonders kunstvoll gereimten Versen der langste bekannte Leich umfasst rund 900 Verse umfasst Gegliedert ist der Leich in formal verschiedene Abschnitte Perikopen die jeweils wieder unterschiedliche Versgruppen Versikel oder Versikelgruppen mit oft reich strukturierter Reimordnung und jeweils eigener Melodie umfassen Die Formgesetze der Leichs sind insgesamt noch nicht hinreichend erforscht Es lassen sich jedoch zwei weithin ubliche Grundmuster herausstellen Der religiose Leich wird in Versikel aus jeweils metrisch identischen Halften gegliedert Darstellung einer Versikel 4 a 5b 4 a 5b 4 a 5b 4 a 5b A A Der Leich bildet eine Folge in sich gedoppelter unterschiedliche Bauglieder dar nach dem Muster AA BB CC VV Aufgrund der formalen Nahe zur kirchlich lateinischen Sequenz spricht man vom Sequenz Typ Kennzeichnend fur den Minneleich ist hingegen die sehr straffe formale Disposition in zwei je dreigeteilte Teile aus nur funf mit einer Ausnahme mehrfach auftretenden paarigen Versikeln 1 Teil Vers 1 14 AB 2 Teil Vers 67 98 CADEVers 15 38 AABB Vers 99 126 DADE Vers 39 66 AABB Vers 127 138 DADieser Typ bei dem einzelne Versikelformen rondoartig wiederkehren wird als Estampie Typ bezeichnet Uberlieferung BearbeitenWie samtliche Lieddichtung sind auch die Leichs vorwiegend in den Sammelhandschriften uberliefert die gegen Ende des 13 bzw in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts entstanden sind Daneben sind einige wenige Autorenhandschriften zu nennen in denen die moglichst vollstandige Sammlung der Texte eines einzelnen Autors niedergeschrieben ist Des Weiteren findet man auch vereinzelte manchmal zufallige Aufzeichnung von Leichs in Handschriften mit andersartigen Texttypen wie etwa den unikal uberlieferten Kreuzleich Heinrichs von Rugge in der Benediktbeurer Handschrift N Clm 4570 Diese Uberlieferungsart nennt man Streuuberlieferung Erhalten haben sich insgesamt etwa 45 Leichs ein Viertel davon mit Melodie Die altesten uberlieferten Stucke sind der Kreuzleich Heinrichs von Rugge und der Minneleich Ulrichs von Gutenburg Ein alterer Leich wird Friedrich von Hausen zugeschrieben auch Hartmann von Aue ist als Leichdichter bezeugt doch sind uns die Leichdichtungen dieser beiden Autoren nicht uberliefert Ein weiterer Leich findet sich in den Zurcher Liebesbriefen aus der Zeit um 1400 Es gab unter den Dichtern Leichspezialisten Hier sind besonders zu nennen der Tannhauser der neben Sangspruchen und Minneliedern nicht weniger als sechs originelle und schwungvolle Tanzleichs verfasste Heinrich von Meissen Frauenlob der die wohl komplexesten und nahezu umfangreichsten Leichdichtungen hinterliess ein Marien ein Kreuz ein Minneleich und Ulrich von Winterstetten der neben 40 Minneliedern auch 5 Minneleichs dichtete Auch Rudolf von Rotenburg kann mit funf uberlieferten Minneleichs zu den Leichspezialisten gezahlt werden In den meisten Fallen war es jedoch so dass ein Dichter nur einen einzigen Leich dichtete wahrscheinlich um zu beweisen dass er diese Kunst beherrschte denn der Leich galt als anspruchsvollste Form der Sangversdichtung Literatur BearbeitenHermann Apfelbock Tradition und Gattungsbewusstsein im deutschen Leich Niemeyer Tubingen 1991 ISBN 3 484 15062 9 Thomas Bein Deutschsprachige Lyrik des Mittelalters Von den Anfangen bis zum 14 Jahrhundert Eine Einfuhrung Grundlagen der Germanistik GrG Band 62 Erich Schmidt Verlag Berlin 2017 ISBN 3 503 17167 3 Karl Bertau Sangverslyrik Uber Gestalt und Geschichtlichkeit mittelhochdeutscher Lyrik am Beispiel des Leichs Gottingen 1964 Horst Brunner Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters im Uberblick Reclam Stuttgart 1997 ISBN 3 15 009485 2 S 109 110 sowie S 238 ff Friedrich Gennrich Grundriss einer Formenlehre des mittelalterlichen Liedes Niemeyer Halle 1932 Ingeborg Glier Der Minneleich im spaten 13 Jh In Werk Typ Situation Studien zu poetologischen Bedingungen in der alteren deutschen Literatur Festschrift Hugo Kuhn zum 60 Geburtstag Metzler Stuttgart 1969 S 161 183 Otto Gottschalk Der deutsche Minneleich und sein Verhaltnis zu Lai und Descort Dissertation Marburg 1908 Alfred Karnein Die deutsche Lyrik In Willy Erzgraber Hrsg Europaisches Spatmittelalter Neues Handbuch der Literaturwissenschaft Band 8 Athenaionm Wiesbaden 1978 ISBN 3 7997 0139 7 S 303 330 hier insbesondere S 311 ff Hugo Kuhn Minnesangs Wende Tubingen 1967 Karl Lachmann Uber die Leiche der deutschen Dichter des 12 und 13 Jhs In ders Kleine Schriften 1 Berlin 1876 S 325 340 Olive Sayce The medieval German lyric 1150 1300 Clarendon Press Oxford 1982 ISBN 0 19 815772 X Bes S 346 407 Hans Spanke Studien zu Sequenz Lai und Leich Ausgewahlt von Ursula Aarburg Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 ISBN 3 534 04737 0 Wilhelm Wackernagel Altfranzœsische Lieder und Leiche aus Handschriften zu Bern und Neuenburg Mit grammatischen und litterarhistorischen Abhandlungen Schweighauser Basel 1846 Digitalisat in der Google Buchsuche Weblinks BearbeitenUlrich von Liechtenstein Leich Lied XXV innerhalb des Frauendienstes Walther von der Vogelweide Leich Walther von der Vogelweide Leich im Projekt Gutenberg DE in neuhochdeutscher Ubersetzung von Richard Zoozmann Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leich amp oldid 235239708