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Unter dem Begriff Sangspruchdichtung fasst die germanistische Mediavistik mittelhochdeutsche strophische Texte zusammen die als Haupterkennungsmerkmal eine lehrhafte didaktische Ausrichtung teilen und gesungen vorgetragen wurden Spruchdichtung ist die ubergeordnete Gattungsbezeichnung die auch die gesprochen vorgetragenen Texte miteinschliesst Inhaltsverzeichnis 1 Definition und Abgrenzung 2 Allgemeines 2 1 Uberlieferungsarten 3 Soziales Umfeld 3 1 Publikum 3 2 Dichter 3 3 Auftraggeber 4 Themenbereiche 5 Tendenz von Sangspruchen 6 Form und Vortrag 7 Literatur 8 EinzelnachweiseDefinition und Abgrenzung BearbeitenIm Unterschied zu Minnesang kann Sangspruchdichtung als fruher Vertreter der engagierten Literatur gesehen werden Im Mittelpunkt stehen nicht asthetische oder stilistische Belange sondern die zielgerichtete Formulierung eines Themas oder Anliegens Zweck kommt vor Asthetik wobei Ersteres das Zweite nicht ausschliesst Sangspruchdichtung ist diskursiv und argumentativ weitaus komplexer als Minnesang Sangspruche besitzen ein hohes Mass an Selbstreferenzialitat und sind vielschichtig vernetzt Das aussert sich in Form von Zitaten Wortkreationen Anspielungen auf Dichterkollegen und Zeitgenossen oder historische Ereignisse wie z B Kaiser und Papstwahl etc Allgemeines BearbeitenEs handelt sich um Texte von Autoren des spaten 12 bis 15 Jh Danach lebt die Tradition der Sangspruchdichtung im Meistergesang fort Das Prinzip der Einstrophigkeit galt bis etwa zur Mitte des 14 Jh und stellt bis zu diesem Punkt einen wichtigen formalen Unterschied zur Minnedichtung mehrstrophig dar Sangspruche wurden vorwiegend an Konigshofen vorgetragen z B am bohmischen Premyslidenhof unter Wenzel I und Ottokar II Sangspruchdichtung ist vorwiegend Berufsdichtung sprich von Autoren kreiert die von ihrer Kunst leben mussten und somit auf die Gunst ihrer Auftraggeber angewiesen waren Uberlieferungsarten Bearbeiten Die alteren Sangspruche sind vor allem in den grossen Liederhandschriften uberliefert wie z B zusammen mit Minneliedern in der Manessischen Liederhandschrift C oder dem Reinmar von Zweter Corpus D Heute zu wissen nach welchen Melodien Sangspruche gesungen wurden verdankt die Forschung unter anderem der Jenaer Liederhandschrift J die auch viele Melodien enthalt Die jungeren Sangspruche sind insbesondere in Autorhandschriften bzw Sammelhandschriften der Meistersinger uberliefert z B der Kolmarer Liederhandschrift k In Bezug auf die Edition von mittelalterlicher Dichtung lasst sich bei genauerem Hinsehen ein geringeres editorisches Interesse an der Sangspruchdichtung feststellen Helmut Tervooren listet lediglich ein einziges Werk auf namlich Friedrich Heinrich von der Hagens Ausgabe die Anfang des 19 Jahrhunderts entstand das mit mehr als einem Dutzend Autoren die bis heute vollstandigste Edition der Sangspruchdichtung darstellt Ruckfuhrbar ist dieses fehlende Interesse der Editoren auf die asthetische Grundhaltung vor allem der Romantik die sich lieber mit der hohen Minnelyrik Minnesang denn mit Spruchdichtung auseinandersetzte Aus heutiger Sicht erlaubt aber gerade die Spruchdichtung viele interessante Einblicke in Politik Lebenssituation moralische Werte und zwischenmenschliche Beziehungen ihrer Entstehungszeit Sangspruchdichtung findet sich in folgenden Handschriften Auszug in der Kleine Heidelberger Liederhandschrift UB Heidelberg cpg 357 etwa 1275 in der Heidelberger Liederhandschrift cpg 350 UB Heidelberg cpg 350 um 1300 und 2 Viertel des 14 Jahrhunderts in der Grosse Heidelberger Liederhandschrift UB Heidelberg cpg 848 Manessenhandschrift Anfang 14 Jahrhundert 140 Autoren namentlich aufgelistet in der Wurzburger Liederhandschrift UB Munchen 2 Cod ms 731 ab 1345 in der Weimarer Liederhandschrift Weimar Herzogin Anna Amalia Bibliothek Cod Quart 564 2 Halfte des 15 Jh mit Autoren wie Frauenlob und Walther von der Vogelweide auf Papier in der Kolmarer Liederhandschrift Munchen Bayrische Staatsbibliothek Cgm 4997 um 1460 vermutlich in Mainz oder Speyer entstanden enthalt 940 Lieder auf Papier in der Jenaer Liederhandschrift UB Jena etwa 1320 1350 entstanden Sangspruche bis zu 100 Jahre alter 56 41 cm Prachtausgabe mit Noten 28 Dichter Soziales Umfeld BearbeitenDie gegebenen Rahmenbedingungen im Entstehungsprozess sind andere als bei Minneliedern Sie sind um den Faktor Auftraggeber erweitert Ebenfalls zu berucksichtigen sind z B die politische moralische und religiose Bildung des Dichters selbst Gemass den spezifischen Starken des Dichters z B war Sigeher ganz besonders bewandert auf dem Gebiet der Politik und der grossen Vorgange im Reich er warnte vor drohenden Gefahren war er auch fur bestimmte Auftraggeber oder Anlasse interessanter als seine Dichterkollegen Publikum Bearbeiten Adressaten der Sangspruchdichtkunst sind Adelige Laien und Geistliche Dabei wenden sich die Dichter an eine qualifizierte und reprasentative Offentlichkeit 1 Teilweise lassen sich in den Werken auch Klagen der Dichter uber zu wenig Freigebigkeit des Publikums erkennen Zum Beispiel bei Walther wenn er schreibt daz man mich bi so richer kunst lat alsus armen W v d Vogelweide Reinmar von Zweter hingegen wettert ganz offen gegen das seiner Ansicht nach ungebildete Publikum am Prager Hof In Sangspruch Nr 150 2 wird auch klar wie metaphorisch und doch deutlich Zustande und Lebenssituation in Sangspruchen geschildert wurden In Spruch Nr 150 wird deutlich dass sich die anfangliche Euphorie Reinmars getrubt hat Mit Von Rine so bin ich geborn in Osterriche erwahsen Beheim han ich mir erkorn Verszeile 1 2 beschreibt Reinmar zunachst seinen Geburtsort der entlang des Rheins liegt Osterreich wo er aufgewachsen ist sowie sein Wahlheimatland Bohmen Als Grund fur den Wechsel nach Bohmen gibt er relativierend an mere durch den herren dan durch daz lant doch beide sint si guot Verszeile 3 Zweifellos erwartete er am Premyslidenhof ein qualifiziertes Publikum das ihm nicht nur Freigebigkeit milte und Kunstverstand entgegenbrachte sondern ihn auch personlich wurdigte Die folgenden Verszeilen geben Aufschluss daruber wie er sich vermutlich selbst am Prager Hof fuhlte Reinmar beklagt die fehlende Anerkennung durch das Publikum daz mich nieman wirdet Verszeile 6 nicht aber durch den Konig ez ensi ob ers al eine tuot Verszeile 6 Dass Wenzel I der Einzige im Publikum war der ihn wurdigte wird im weiteren Verlauf des Gedichtes noch deutlicher ich han den kunec al eine noch unt weder ritter noch daz roch Verszeilen 10 11 Er fuhrt hier als Metapher fur seine Situation bei Hof ein Schachspiel ein in dem die einzige Figur die Reinmar noch besitzt die des Konigs ist 3 und er weder uber Pferd ritter noch Turm roch verfugt Im weiteren Verlauf seines Aufenthaltes am Hofe Wenzels verschlechtert sich das Verhaltnis zu Konig und Publikum immer mehr Aufschluss gibt das wohl letzte uberlieferte Gedicht Reinmars von seiner Zeit am Prager Hof Gustav Roethe grenzt den Zeitraum des Aufenthaltes ein von 1234 4 bis zur ersten Halfte des Jahres 1241 5 Im vermutlich letzten uberlieferten Gedicht aus seiner Zeit am Prager Hof Nr 157 6 wehrt sich Reinmar noch ein letztes Mal heftig gegen die bose Rede schalkes munt Verszeile 5 am premyslidischen Hof Die Zunge des leckermundes Schmarotzers Fressers Verszeile 1 sei geschickt und gerissen Danach stosst Reinmar Fluche und Verwunschungen aus nennt den Gegner Eiterkloss Er wunscht den Verderber vom Hollenhund gebissen zum tiefsten Grund des Hades wo ihm immerwahrendes Leid widerfahren soll Nu snappe dar ein hellehunt du eiterclus du slangengift ich meine schalkes munt du bodengrunt der helle da wehset dir ein immer werndez leit Verszeilen 4 6 Damit begnugt sich Reinmar noch nicht Der Zenit seiner Antipathie kommt zum Schluss In den Verszeilen 9 12 greift er zum verbalen Maximum und spricht dem niedertrachtigen Schwatzer bei Hofe die Einkehr in den christlichen Himmel ab bezeichnet ihn als der Vergebung Gottes unwert Vervluochet bis dem suezen Gote unmaere Verszeile 12 Einige Zeit nach diesem Gedicht ist Reinmar vom Hofe Wenzels abgezogen Ob dies schlussendlich aus Selbstschutz oder unfreiwillig geschehen ist bleibt faktisch unbeantwortet Angesichts der langen Aufenthaltsdauer an Wenzels Hof in der seine zu vornehme Natur 7 offensichtlich ofters geplagt wurde als gut fur ihn war darf man Ersteres fur wahrscheinlicher halten Dichter Bearbeiten Die Dichter nannten sich selbst in ihren Werken sanger singer tihter ratgeber lerer oder meister Schon diese Bezeichnungen lassen einen Schluss auf ihre sozialen und kunstlerischen Funktionen zu die vor allem didaktischer Natur waren Ihre Rolle war die des Lehrers wodurch sich auch die zeittypische Benennung meister Magister erklart Ein grosser Unterschied zu Minnesang besteht darin dass Sangspruchdichter Berufsdichter waren Minnesanger hingegen fast immer Adelige z B Ritter Die Sangspruchdichter fuhrten kein sesshaftes Leben sie waren Fahrende zumindest bis zum 13 Jahrhundert in dem dann eine gewisse Bindung an Stadte und Hofe einsetzt Nach und nach etablieren sich die Hofe als Literatur und Kulturzentren Die klingenden Namen der Dichter sind durchaus mit der Absicht gewahlt auf sich aufmerksam zu machen Deutlich abzulesen sind ihre gegenseitigen Konkurrenzkampfe die sich in Form von Dichterfehden manifestierten zum Beispiel an diesem Ausschnitt des kunst ist gar kleine der rehter kunst nie teil gewan was kann der saget mir daz Ein affe ein snudel ein gouch ein rint bistu den ich da meine da bi an allen sinnen blint des trage ich uf dich haz Ich nente dich wol wolt ich ez tuon du sanges lugeneare din kunst ist kranker wan ein huon Sangspruchdichter sind generell abhangig von ihren Auftraggebern und Gonnern Eine Stelle aus dem Ausgabenverzeichnis des Passauer Bischofs zeigt dass abgestuft Kreuzfahrer dann Pilger Schuler Spielleute und zuletzt der Dichter Walther ein Honorar bekommen Walther erhalt nach diesem Verzeichnis funf solidi longi was fur die Verhaltnisse seiner Zeit ausserst grosszugig bemessen ist Die milte also die Freigebigkeit der Gonner und des Publikums der Dichter wurde von ihnen immer wieder gefordert und einige Textstellen zeigen dass die Sangmeister auch immer wieder darauf aufmerksam machten dass sie zu bezahlen seien und sich dafur bedankten Wie bei Walther deutlich wird war er so wie seine Kollegen wohl sehr viel unterwegs von der seine unz an die muore von dem pfade unz an die traben Von der Seine bis zur Mur in der Steiermark vom Po bis zur Trave bei Lubeck Der Kunstbegriff der Dichter ist ein spezifischer Einerseits scheint die Beziehung zwischen Kirche und Dichterstand nicht unbelastet zu sein weil die Kirche den Dichtern als Vertreter der weltlichen Vitalitat der Musik Sexualitat Komik und des Tanzes gespannt gegenubersteht Dennoch steht fur die Dichter an erster Stelle des Kunstbegriffes Gott Kunst soll Gott und der Welt dienen zur Tugend fuhren Kurzweil schaffen Kunst grundet sich in wisheit Kunst will leren dient der warheit hat ihren Grund bei GottWichtige Vertreter von Sangspruchdichtung Auszug Walther von der Vogelweide zugleich auch Minnesanger Der wilde Alexander Muskatblut Heinrich von Mugeln Sigeher Friedrich von Sonnenburg Bruder Wernher Der Marner Konrad von Wurzburg Heinrich von Meissen Frauenlob Rumelant von Sachsen Reinmar von ZweterAuftraggeber Bearbeiten Bestimmte Sangspruchdichter genossen durchaus hohes Ansehen bei weltlichen Wurdentragern So konnte aus einem kleinen Auftragsdichter durchaus ein begehrter Star bei Hofe werden Ihre Stellung am Hof wurde aber genauso oft von konkurrierenden Dichterkollegen bedroht Die Auftraggeber meist Kaiser Konige Herzoge Geistliche oder andere finanzkraftige Sponsoren nutzten Sangspruchdichter als wertvolle Unterhalter bei Hofe Einerseits erschienen die Auftraggeber im Ansehen der Offentlichkeit wie auch des Hofpublikums als kunstverstandig gebildet und belesen Anderseits konnten sie als Auftraggeber mehr oder weniger frei daruber bestimmen uber welche Themen ihre Gunstlinge zu dichten hatten Sollten die Dichter sie selbst preisen einen politischen Gegner ins Lacherliche ziehen das Publikum ermahnen erziehen verwunschen oder loben Ethische religiose oder politische Themen aufgreifen Diese metaphorisch allegorisch direkt oder in einer Tierfabel verpackt prasentieren Wie viel Freiraum die Auftraggeber ihren Sangspruchdichtern bei ihrer Arbeit einraumten hing vermutlich auch von vielen Faktoren ab wie z B Bezahlung Publikum Sympathie Personlichkeit Starken und Aufgaben des Dichters uvm Themenbereiche BearbeitenDie Themen dieser Dichtungsart reichen von Religion uber Ethik Moral Totenklage Furstenpreisung und tadel der Kritik an weltlichen und kirchlichen Missstanden der Satire und Polemik bis zur Kritik an Kunstlerkollegen die Dichterfehde also Walther stellt in seinem Reichston die Frage wie man zer welte sollte leben Wenn auch in dieser Frage selbst im Grunde ein zeitloses christliches Problem angesprochen wird so ist sie dennoch eine reprasentative Aussage und symptomatisch fur die Spruchdichtung Die Themenauswahl kennt an sich keine Beschrankung sie korrespondiert aber mit der Auffassung des hofischen Publikums von der Welt und mit den Aufgaben und dem kunstlerischen Bewusstsein der Dichter Dabei ist zu bemerken dass der Dichter in erster Linie nicht seine personliche Meinung einzubringen hat sondern die der Offentlichkeit das allgemein Gultige Das heisst konkret christliche Glaubenslehre und allgemeine Wahrheitslehre Stande und Herrenlehre allgemeine und spezifische Fragen einer Laienmoral die Ethik des hofischen Lebens Reflexionen uber den Zustand der Welt Naturbetrachtung Kosmologisches sowie Kunstkritik und Kunstreflexion und PolitikAusserdem sind immer wieder Klagen uber das Dasein des fahrenden Dichters zu finden Walther beispielsweise klagt uber sein niedriges Einkommen Die Klagen laufen meist in einem Muster ab das die ach so miserable Gegenwart mit der Vergangenheit vergleicht Das Thema das sich unablassig durch alle Phasen der Spruchdichtung hindurch zieht ist die Herrenlehre in all ihren Variationen In solchen Strophen erortern die Dichter die wichtigsten gesellschaftlichen Voraussetzungen fur Herrschaft und wenden sich dabei an Papste Kaiser und Fursten Die Sangmeister versaumen in solchen Werken auch nicht die Wichtigkeit ihres Berufsstandes zu betonen und den jeweiligen Gonner zu preisen von dessen Wohlwollen sie ja abhangig sind Hier sei noch einmal betont dass Sangspruchdichter nicht nur zu ihrem Vergnugen dichteten sondern hauptberuflich Gedichte und Lieder schrieben von dieser Arbeit also leben mussten Die Themenschwerpunkte bis 1200 etwa bildeten also hauptsachlich Moral und Lebensfuhrung Mit Walther von der Vogelweide Bruder Wernher und Reinmar von Zweter gewinnen politische Themen immer mehr an Gewicht An Walthers Beispiel lasst sich sehr gut darstellen was es fur einen Dichter in dieser Zeit bedeutet hat politisch zu schreiben Die politische Themenauswahl der Dichter lasst sich nicht mit dem heutigen Begriff der Politkritik vergleichen Walther stand anfangs auf der Seite der Staufer und schrieb fur Philipp von Schwaben Spater allerdings wechselte er zur Seite Ottos IV und somit zu den Welfen Dieser politische Wankelmut des Dichters den man auch als Opportunismus bezeichnen konnte ist das Produkt der Abhangigkeit der Dichter Walther schrieb nun einmal fur seinen Gonner Es erubrigt sich also naher darauf einzugehen dass der Dichter nur schreiben konnte was auch im Sinne seines Gonners war Helmut Tervooren teilt die Intentionen der Dichter in drei Bereiche moralisch didaktische Intention Belehren des Publikums personlich gesellschaftliche Intention Medium der Selbstdarstellung der Dichter und der Positionierung des Berufsstandes der Dichter in der Gesellschaft personlich existentielle Intention Medium um bei den Gonnern um Lohn zu werben Tendenz von Sangspruchen BearbeitenDie Tendenzgebundenheit eines Sangspruches dient in der germanistischen Mediavistik dazu einen Sangspruch schnell und effizient bezuglich seiner Intention bzw Ausrichtung einzuordnen Gleichzeitig soll sie rasch Aufschluss daruber geben wie Dichter Position bezogen So kann man sehen ob ein Dichter seine Meinung oder die seines Auftraggebers zu einem Thema verandert hat um z B nach einem Wechsel an einen anderen Hof in die jeweilige Sicht der dort herrschenden Auftraggeber zu passen oder eben das Gegenteil zu tun Sind z B das Entstehungsdatum Autor und Ort bekannt kann mit Hilfe von anderen historischen Fakten wie Urkunden kriegerischen Auseinandersetzungen etc ein grobes Bild von der Personlichkeit des Dichters und der Situation am jeweiligen Hof gezeichnet werden So kann z B beobachtet werden wie Sangspruchdichter in der Zeit ihres Dienstverhaltnisses an Hof A Meinung X vertraten kurz darauf aber an Hof B Meinung Y welche Gegenposition zu Meinung X ist Siehe auch Punkt 4 Opportunismus Wie sich dieser auf die Textform ausgewirkt hat siehe unter Punkt 6 bei Textvarianten Tendenzen konnen z B sein Preis Schelte Mahnung Tadel Aufforderung Weckrufe Exempel Tierfabel usw Form und Vortrag BearbeitenAnfanglich bedienten sich Minnesang wie auch Spruchdichtung des viertaktigen Verses und einer Verbindung durch Paarreime die zu eindeutig gebauten Strophen zusammengefasst wurden deren letzte Verszeile verlangert wurde und so den Schluss signalisierte Spater werden fur die Spruchdichtung neue Reimformen eingefuhrt der Kreuzreim der umschlingende Reim sowie der Schweifreim Wahrend sich fur den Minnesang neue Verslangen etablieren die von 2 bis 8 hebigen Versen reichen bleibt die Sangspruchdichtung noch vorerst der Viertaktigkeit verpflichtet Typisch sind also Versformen Vierhebige Verse Langzeilen aus 2 verschiedenwertigen Einheiten mit An und Abvers Kadenzen mannliche als Hauptkadenzen also Hebung am Ende weibliche eher selten klingende Kadenzen Spezifikum mittelalterl Dichtung zweisilbiges Wort Versende auf beschwerter Hebung und Nebenhebung wie bei ich saz uf einem steine Reim Viel weniger Variation als beim Minnesang reiner Vollreim vorherrschend vereinzelt Assonanzen und unreine ReimeAnstatt einen vollig neuen Sangspruch zu komponieren kamen sehr oft dieselben Tone zum Einsatz also Melodien Diese konnten mit mehreren Texten kombiniert werden Viele Sangspruchdichter benannten ihre Tone nach eigenen Erkennungsmerkmalen z B Reinmar von Zweters Frau Ehren Ton nach der von Reinmar mehrfach verwendeten Personifikation von Frau Ehre Frauenlobs Langer Ton im Gegensatz zu seinem Kurzen Ton Auf Schriftebene mussten des Ofteren Anpassungen vorgenommen werden Namen getauscht werden Bezuge und Aussagen relativiert oder verstarkt werden Textvarianten sind wenn man so will das Ergebnis von Wankelmut und Zeitdruck der Berufsdichter oder Bequemlichkeit und Effizienz Technisch gesehen wurde das entweder durch das Anlegen eines neuen oder Palimpsest eines bestehenden Dokumentes bewerkstelligt Dies konnte durch zwei Wege geschehen und zwar Aktualisierung Der Text wird der aktuellen Situation angepasst indem Bezuge zu aktuellen Themen hergestellt werden weltlich religios Herrscher Kriege Wahlen etc Meistens durch Textanderung oder Texterweiterung Entaktualisierung Identifizierende Anhaltspunkte werden entweder umgeschrieben Textanderung oder gekurzt Textkurzung um Bezuge zu aktuellen Themen zu verschleiern Die Verfahren dazu Texterweiterung Zeilen oder Strophen treten zum ursprunglichen Textumfang hinzu Textkurzung Zeilen oder Strophen vom ursprunglichen Textumfang werden entfernt Textanderung Der Text behalt seinen Umfang jedoch werden Worter innerhalb des Textes geandert Literatur BearbeitenThomas Bein Deutschsprachige Lyrik des Mittelalters Von den Anfangen bis zum 14 Jahrhundert Eine Einfuhrung Grundlagen der Germanistik Band 62 Erich Schmidt Verlag Berlin 2017 ISBN 3 503 17167 3 Hans Joachim Behr Literatur als Machtlegitimation Studien zur Funktion der deutschsprachigen Dichtung am bohmischen Konigshof im 13 Jahrhundert Fink Munchen 1989 Forschungen zur Geschichte der alteren deutschen Literatur Band 9 R Brandt Kleine Einfuhrung in die mittelalterliche Poetik und Rhetorik Mit Beispielen aus der deutschen Literatur des 11 bis 16 Jahrhunderts Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 460 Kummerle Verlag Goppingen 1986 ISBN 3 87452 695 X Heinrich Peter Brodt Meister Sigeher Breslau 1913 Nachdruck Georg Olms Hildesheim New York 1977 Germanistische Abhandlungen Band 42 Horst Brunner Bruder Wernher In Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon 2 vollig neu bearbeitete Auflage Hrsg von Wolfgang Stammler u a Bd 10 De Gruyter Berlin New York 1999 Sp 899 Horst Brunner Reinmar von Zweter In Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon 2 vollig neu bearb Aufl Hrsg von Kurt Ruh u a Bd 7 De Gruyter Berlin New York 1989 Sp 1198 1207 Joachim Bumke Mazene im Mittelalter Die Gonner und Auftraggeber der hofischen Literatur in Deutschland 1150 1300 Beck Munchen 1979 Margreth Egidi Hofische Liebe Entwurfe der Sangspruchdichtung Literarische Verfahrensweisen von Reimar von Zweter bis Frauenlob Heidelberg 2002 Friedrich von Sonnenburg Oswald Zingerle Hrsg Friedrich von Sonnenburg Hrsg von Oswald Zingerle Innsbruck Wagner 1878 Aeltere tirolische Dichter 2 1 Jorg Konrad Hoensch Premysl Otakar II von Bohmen Der goldene Konig Graz Wien Koln Styria 1989 Gisela Kornrumpf Friedrich von Sonnenburg In Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon 2 vollig neu bearb Aufl Hrsg von Kurt Ruh u a Bd 2 Berlin New York de Gruyter 1980 Sp 962 965 Jiri Kuthan Premysl Ottokar II Konig Bauherr und Mazen Hofische Kunst im 13 Jahrhundert Wien Koln Weimar Bohlau 1996 Helmut Lomnitzer Ulrich Muller Tannhauser Die lyrischen Gedichte der Handschriften C und J Abbildungen und Materialien zur gesamten Uberlieferung der Texte und ihrer Wirkungsgeschichte und zu den Melodien Hrsg von Helmut Lomnitzer und Ulrich Muller Goppingen Kummerle 1973 Litterae Goppinger Beitrage zur Textgeschichte 13 Achim Masser Hrsg Friedrich von Sonnenburg Die Spruche Friedrichs von Sonnenburg Hrsg von Achim Masser Tubingen Niemeyer 1979 Altdeutsche Textbibliothek 86 Hugo Moser Hrsg Mittelhochdeutsche Spruchdichtung Wege der Forschung Band 154 Darmstadt 1972 Ulrich Muller Hrsg Politische Lyrik des deutschen Mittelalters Texte I Von Friedrich II bis Ludwig dem Bayern Hrsg v Ulrich Muller Goppingen Kummerle 1972 Goppinger Arbeiten zur Germanistik 68 S 101 Ulrich Muller Untersuchungen zur politischen Lyrik des deutschen Mittelalters Goppingen Kummerle 1974 Goppinger Arbeiten zur Germanistik 55 56 Georg Objartel Der Meissner In Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon 2 vollig neu bearb Aufl Hrsg von Kurt Ruh u a Bd 6 Berlin New York De Gruyter 1987 Sp 321 324 Georg Objartel Der Meissner der Jenaer Liederhandschrift Untersuchungen Ausgabe Kommentar Berlin Schmidt 1977 Philologische Studien und Quellen 85 Ottokar von Steiermark Ottokars Osterreichische Reimchronik Nach den Abschriften Franz Lichtensteins Hrsg von Joseph Seemuller Hannover Hahn 1890 MGH 5 1 Repertorium der Sangspruche und Meisterlieder des 12 bis 18 Jahrhunderts Hrsg v Horst Brunner und Burghart Wachinger u a 16 Bde Tubingen Niemeyer 1986 2009 Gustav Roethe Die Gedichte Reinmars von Zweter Hrsg von Gustav Roethe Leipzig Hirzel 1887 Anton Emanuel Schonbach Beitrage zur Erklarung altdeutscher Dichtwerke Die Spruche des Bruder Wernher II Bd 4 Wien Gerold 1904 Sitzungsberichte der Kais Akademie der Wissenschaften in Wien Philosophisch Historische Klasse 150 1 Manfred Stange Deutsche Lyrik des Mittelalters zweisprachige Ausgabe Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch Marix Verlag Wiesbaden 2005 zweisprachige Texte mit Anmerkungen sowie einem erlauternden Nachwort Alfons Stillfried Die Premysliden und der Ursprung des Hauses Stillfried Borotha Schoeler Wien 1971 Helmut Tervooren Sangspruchdichtung 2 durchgesehene Auflage Metzler Stuttgart Weimar 2001 Sammlung Metzler Band 293 Burghart Wachinger Der Tannhauser In Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon 2 Auflage Hrsg von Burghart Wachinger u a Bd 9 De Gruyter Berlin New York 1995 Sp 600 610 Josef Zemlicka Wenzel I der Einaugige In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 8 LexMA Verlag Munchen 1997 ISBN 3 89659 908 9 Sp 2187 f Einzelnachweise Bearbeiten Tervooren 41 ff Roethe Die Gedichte Reinmars S 486 Roethe Die Gedichte Reinmars S 50 Roethe S 33 Roethe S 69 Roethe Die Gedichte Reinmars S 489 Roethe Die Gedichte Reinmars S 52Normdaten Sachbegriff GND 4193433 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sangspruchdichtung amp oldid 235239791