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Ein Stromlinienzug ist ein Eisenbahnzug der aerodynamisch gestaltet ist und dessen aussere Form den Stromlinien angepasst ist Ziel der stromlinienformigen Gestaltung sind einerseits verringerter Luftwiderstand und damit hohere Geschwindigkeiten und niedrigerer Energieverbrauch andererseits auch hohere Akzeptanz bei den Fahrgasten Werbewirkung Stromlinienzuge bestehen entweder aus verkleideten Stromlinienlokomotiven mit einer stromlinienformigen Wagengarnitur oder aus Triebwagen Typisch fur Stromlinienzuge ist dass beide Zugenden stromlinienformig gestaltet sind Bei heutigen Hochgeschwindigkeitszugen ist die Stromlinienform so selbstverstandlich geworden dass der Begriff fur sie kaum angewendet wird Im Sprachgebrauch bezeichnet er daher hauptsachlich die Stromlinienzuge von 1933 bis in die 1960er Jahre Der Begriff Stromlinienzug wird auch allerdings selten fur aerodynamisch optimierte Lastzuge verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Vorlaufer 2 Zeppelin als Vorbild 3 Entwicklung vor dem Zweiten Weltkrieg 3 1 Deutschland 3 2 Italien 3 3 Niederlande 3 4 Tschechoslowakei 3 5 USA 4 Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg 4 1 Deutschland 4 2 Osterreich 4 3 Schweiz 4 4 Niederlande 4 5 Italien 4 6 Tschechoslowakei 4 7 USA 5 WeblinksVorlaufer BearbeitenZu Beginn des 20 Jahrhunderts gab es erste Versuche Lokomotiven stromlinienformiger zu gestalten So erhielt die Bayerische S 2 5 1904 einen spitzen Kessel Die Bayerische S 2 6 1906 wurde zudem mit einem stromlinienformigen Fuhrerhaus ausgestattet Die preussischen Preussische S 9 Altona 561 war voll verkleidet Zeppelin als Vorbild Bearbeiten nbsp Der per Flugzeugmotor angetriebene SchienenzeppelinIm Zuge der Entwicklung des Luftschiffbaus wurden umfangreiche Erkenntnisse zur stromlinienformigen Gestaltung gewonnen Dies fuhrte Franz Kruckenberg zur Konstruktion seines Schienenzeppelins des ersten strikt nach Stromlinien Gesichtspunkten entwickelten Eisenbahnfahrzeugs Kruckenberg erreichte mit diesem Fahrzeug am 21 Juni 1931 auf der Strecke Hamburg Berlin eine Hochstgeschwindigkeit von 230 4 km h Dieser Weltrekord hielt uber 20 Jahre Wesentliche Konstruktionsprinzipien des Schienenzeppelins beeinflussten die Entwicklung der Stromlinienzuge und Hochgeschwindigkeitszuge bis heute Entwicklung vor dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenDeutschland Bearbeiten nbsp DR SVT 137 225 Bauart Hamburg im Hauptbahnhof LeipzigDie Deutsche Reichsbahn Gesellschaft brachte mit dem Fliegenden Hamburger als erste Eisenbahngesellschaft einen echten Stromlinienzug ab 15 Mai 1933 in den regularen Betrieb Dieser dieselelektrische Zug aus zwei Einheiten legte die Strecke Hamburg Berlin 286 km in 138 Minuten zuruck entsprechend einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 124 4 km h Die planmassige Hochstgeschwindigkeit lag bei 160 km h Basierend auf dem Fliegenden Hamburger entwickelte die DR die Triebwagen der Bauarten Hamburg DR 137 149 232 Leipzig DR 137 153 234 Koln und Berlin Diese Zuge bildeten den Kern des neuen FDt Netzes der DR das Schnellverbindungen von Berlin aus quer durch Deutschland mit Durchschnittsgeschwindigkeiten um 100 km h bot Die schnellste Zugverbindung bestand auf der Strecke Hannover Hamm mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 132 2 km h Auch Rekordfahrten wurden weiter durchgefuhrt So erreichte ein Triebzug der Bauart Leipzig am 17 Februar 1936 eine Hochstgeschwindigkeit von 205 km h was einen Weltrekord fur Dieselfahrzeuge darstellte Franz Kruckenberg entwickelte von 1934 bis 1938 einen weiteren Stromlinienzug der als DR 137 155 von der DR ubernommen wurde Dieser Triebzug erreichte 1939 eine Rekordgeschwindigkeit von 215 km h Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Vorbild fur den TEE Zug DB Baureihe VT 11 5 und die DR Baureihe VT 18 16 Angespornt durch die Erfolge des Fliegenden Hamburgers entwickelten Henschel und Wegmann einen Stromlinienzug mit Dampflokomotive den Henschel Wegmann Zug der von der Tenderlokomotive DR Baureihe 61 gezogen wurde Ab dem Sommerfahrplan 1936 wurde dieser Zug auf der Strecke Dresden Berlin eingesetzt Mit einer Fahrzeit von 1 Stunde 40 Minuten und einer Reisegeschwindigkeit von 111 2 km h zwischen Berlin und Dresden Neustadt ist das eine bis heute Stand 2019 noch nicht wieder erreichte Leistung Nicht nur im Fernverkehr wurden Stromlinienzuge eingesetzt Die Lubeck Buchener Eisenbahn setzte ab 1936 stromlinienformige Tenderlokomotiven mit stromlinienformigen Doppelstockwagen als Wendezuge ein Damit wurde die Strecke Hamburg Lubeck Travemunde in 60 Minuten bedient Italien Bearbeiten Die italienische Staatsbahn Ferrovie dello Stato FS entwickelte ab 1934 dreiteilige elektrische Stromlinienzuge der Baureihe ETR 200 Diese gingen ab 1937 in Dienst Am 6 Dezember 1937 erreichte ein ETR 200 die Hochstgeschwindigkeit von 201 km h zwischen Campoleone und Cisterna auf der Bahnstrecke Roma Formia Napoli 1939 erreichte der ETR 212 sogar 203 km h Die hochste Durchschnittsgeschwindigkeit wurde auf der Bahnstrecke Mailand Bologna mit 171 km h erzielt Niederlande Bearbeiten Die Nederlandse Spoorwegen begann ebenfalls in den 1930er Jahren mit der Entwicklung von Stromlinienzugen Als erste Baureihe ging Materieel 34 DE3 ein dreiteiliger dieselelektrischer Zug mit 140 km h Spitzengeschwindigkeit ab 1934 in Dienst Sein Design erfolgte unter massgeblicher Beteiligung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen Zwei Jahre spater wurde die elektrische Version Materieel 36 eingefuhrt Ab 1940 nahm der Diesel vijf Diesel Funf DE5 den Betrieb auf Diese Zuge waren ebenfalls dieselelektrisch angetrieben und hatten eine planmassige Hochstgeschwindigkeit von 160 km h Fur den internationalen Dienst waren sie mit grossen Diesel Tanks ausgerustet die eine Reichweite von 2000 km erlaubten Durch den Zweiten Weltkrieg kam es nicht mehr zu dem geplanten internationalen Einsatz Wahrend Testfahrten erreichte ein DE5 eine Hochstgeschwindigkeit von 175 km h Ebenfalls ab 1940 wurde eine elektrische Version in Betrieb genommen Materieel 40 Tschechoslowakei Bearbeiten Die Industrie der jungen Tschechoslowakei schloss sich dem internationalen Trend von Stromlinienzugen in den 1930ern an 1936 fing CKD mit der Projektierung einer Dampflok des Typs 296 0 mit stromlinienformiger Verkleidung an Sie sollte eine Geschwindigkeit von 165 km h erreichen und war eine Reaktion auf den 1934 bestellten Motortriebwagen M 290 Slowakischer Pfeil von Tatra Tatra konstruierte hierbei einen modernen Verbrennungstriebwagen im Stil des Art deco welcher von der Tschechoslowakischen Staatsbahn zwischen Prag und Bratislava fur schnelle Verbindungen benutzt wurde Da Tatra spezialisiert auf Verbrennungstriebwagen war und die Staatsbahn zunehmend Interesse an Triebzugen wegen den niedrigen Betriebskosten zeigte verwarf CKD die Projektierung des Lok 296 und verkleidete eine 387 stromlinienformig CKD versuchte damit das abflauenden Geschaft mit Dampflokomotiven aufleben zu lassen Festgestellt wurde dass die Stromlinienverkleidung keine nennenswerten Vorteile hat Stattdessen stellte CKD 1939 den stromlinienformigen Verbrennungstriebwagen M 260 im Stil des Art deco vor er blieb ein Einzelstuck Der Zweite Weltkrieg und die Zerschlagung der Tschechoslowakei durch das Deutsche Reich 1939 beendete jegliche Weiterentwicklung in dieser Richtung USA Bearbeiten nbsp Budd Triebwagen Baujahr 1935 Flying Yankee Boston amp Maine nbsp Budd Triebwagen Baujahr 1935 Twin Cities Zephyr Burlington Route Die 1930er Jahre waren auch in den USA die Hochzeit der Stromlinienzuge Union Pacific betrieb den M 10000 die Chicago Burlington and Quincy Railroad den dieselelektrischen Pioneer Zephyr Am 26 Mai 1934 machte der Zephyr eine Dawn to Dusk Fahrt von Denver nach Chicago in 13 Stunden Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 77 6 mph 124 9 km h als Hochstgeschwindigkeit wurden 181 1 km h erreicht Burlington nahm eine Reihe von Zephyr Zugen in Betrieb z B zwei Twin Cities Zephyr zwischen Chicago und Minneapolis St Paul An der Ostkuste verkehrte ab 1934 der Orange Blossom Special zwischen New York City und Florida als Stromlinienzug Die New York Central Railroad setzte ab 1938 Stromlinienzuge nach Entwurfen von Henry Dreyfuss fur ihr Premium Andebot den 20th Century Limited zwischen New York und Chicago ein Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenDeutschland Bearbeiten Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lag die Prioritat zunachst darauf uberhaupt erst einmal einen geregelten Eisenbahn Verkehr auf die Schiene zu bringen Fur Schnellverbindungen wurden sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR anfanglich die Vorkriegsmodelle als Baureihen VT 04 und VT 06 eingesetzt Zu Beginn der 1950er Jahre wurden als erste neue Stromlinienzuge der von Kruckenberg konstruierte DB Baureihe VT 10 5 und der Eierkopf DB Baureihe VT 08 eingesetzt Basierend auf dem Vorkriegs Triebwagen 137 155 entwickelte die DB den beruhmten TEE Zug DB Baureihe VT 11 5 In der DDR wurde parallel die DR Baureihe VT 18 16 konstruiert die vor allem im internationalen Verkehr eingesetzt wurde Ab 1965 setzte die DB verstarkt auf lokgeforderte Zuge insbesondere wurde die DB Baureihe 103 fur TEE und InterCity Zuge eingesetzt Ab 1973 kam mit dem ET 403 Donald Duck auch wieder ein echter Stromlinienzug zum Einsatz Seit 1991 wird der Schnellverkehr mit den ICE Zugen DB Baureihe 401 DB Baureihe 402 und ICE 3 durchgefuhrt Mit diesen Zugen wurde auch erstmals nach uber 60 Jahren die Fahrzeit des alten DR 877 Fliegenden Hamburgers auf der Strecke Hamburg Berlin unterboten Osterreich Bearbeiten Die OBB entwickelten 1965 1966 den Stadteschnelltriebzug OBB 4010 fur den Transalpin der damals von Zurich nach Wien verkehrte Das besondere an den ersten Zugen war dass die Kopfteile aus Kunststoff statt aus Stahl waren Nach mehrmaligen Erneuerungen verkehrte der inzwischen von 6 auf 5 Waggons geschrumpfte Triebzug noch bis 2008 vor allem auf der Ennstalbahn zwischen Graz und Salzburg Innsbruck Schweiz Bearbeiten Die Schweizerischen Bundesbahnen entwickelten gemeinsam mit der niederlandischen NS den dieselelektrischen SBB RAm TEE der ab 1957 insbesondere im internationalen Verkehr Amsterdam Zurich spater Zurich Munchen eingesetzt wurde Ab 1961 betrieben die SBB den elektrischen Viersystem Triebzug SBB RAe TEE II Niederlande Bearbeiten nbsp Materieel 46 in RoosendaalIn den Niederlanden entwickelten die NS ihr Stromlinienmaterial konsequent weiter Ab 1948 wurden zwei und vierteilige elektrische Triebzuge Materieel 46 in Dienst gestellt die aufgrund ihrer spitzen Kopfform den Spitznamen Muizeneus Mausenase erhielten und offiziell als Plan A Plan AB Plan B und Plan C bezeichnet wurden Die Hochstgeschwindigkeit lag bei 140 km h planmassig wurden jedoch nur 125 km h gefahren Ab 1953 wurde eine Diesel Variante gebaut Plan X die aufgrund ihrer blauen Farbgebung als Blauwe Engel bekannt wurde Von 1956 an gingen elektrische Zuge Materieel 54 in Betrieb die wegen der Triebkopf Form auch Hondekop genannt wurden Italien Bearbeiten nbsp ETR 450 027 TrenOKIn Italien wurde basierend auf dem ETR 200 zunachst ab 1952 die Klasse ETR 300 Settebello entwickelt Diese Zuge zeichnen sich durch eine hochgelegte Fuhrerstand Kanzel aus die den Reisenden einen freien Blick auf die Strecke ermoglichen Anfanglich auf eine Spitzengeschwindigkeit von 160 km h ausgelegt erreichten sie nach Umrustung 1969 auch 200 km h Die ETR 300 wurden auch fur den Trans Europ Express Dienst eingesetzt 1976 folgte der bereits 250 km h schnelle ETR 401 Er war Prototyp fur die mit Pendolino Technik versehenen ETR 450 Die letztgenannten leiten uber zu den heutigen Hochgeschwindigkeitszugen ETR 460 ETR 480 und ETR 500 Tschechoslowakei Bearbeiten In der Nachkriegszeit wurden die Plane fur neue stromlinienformige Zuge auf Basis des Slowakischen Pfeils hervorgeholt Durch die Aufteilung der Wirtschaftsleistung im RGW durfte vorerst nur noch Ganz in Ungarn leistungsfahige Triebzuge mit Verbrennungsmotor herstellen Erst 1995 nach Auflosung der Tschechoslowakei nun mehr in Tschechien wurde mit der Projektierung des Premier wieder ein eigenstandiger Triebzug mit Stromlinienform geplant USA Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tradition der Streamliner wieder aufgenommen Ab 1947 verkehrte der Olympian Hiawatha der Chicago Milwaukee St Paul and Pacific Railroad auf der Strecke Chicago Seattle Tacoma 1949 wurde der California Zephyr eingefuhrt Durch die Konkurrenz des Strassen und vor allem des Luftverkehrs kam der Streamliner Service jedoch in den 1960er und 1970er Jahren fast zum Erliegen Seit 1971 wurden die meisten Reisezuge von Amtrak betrieben Mit dem Acela Express gibt es auch wieder Schnellverkehr in den USA Weblinks BearbeitenPioneer Zephyr at the Chicago Museum of Science and Industry The Lost Promise of the American Railroad Memento vom 14 Juni 2001 im Internet Archive The Wilson Quarterly Streamlined Transportation in the Art Deco Era Streamlining in the Cars Trains and Planes of the 1930 s Streamliners America s Lost Trains The American Experience 20th century limited deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stromlinienzug amp oldid 232154226