www.wikidata.de-de.nina.az
Die Streitkirche in Kronberg im Taunus ist das bauliche Relikt einer versuchten Re Katholisierung der Stadt im 18 Jahrhundert Blick auf die Streitkirche aus Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Kirchenbau 3 Folgenutzung und zweiter Kirchenstreit 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenHartmut XII von Cronberg ein Cousin des Franz von Sickingen hatte diesem bei dessen Angriff auf Trier und Worms beigestanden 1522 belagerte deshalb eine Koalition aus dem Trierer Erzbischof Richard von Greiffenklau zu Vollrads Ludwig von der Pfalz und dem Landgrafen Philipp dem Grossmutigen Stadt und Burg Kronberg und erzwang deren bedingungslose Kapitulation Hartmut XII floh Landgraf Philipp hielt Kronberg in den folgenden Jahren besetzt und es wurde 1526 unter ihm lutherisch 1540 schloss Philipp eine zweite morganatische Ehe mit dem sachsischen Hoffraulein Margarethe von der Saale noch zu Lebzeiten seiner Frau Mit dieser Bigamie handelte sich Philipp politisch weitreichende Schwierigkeiten ein Deshalb musste er unter anderem 1541 Burg und Stadt Kronberg an Hartmut XII zuruckgeben Das geschah aber unter der Bedingung dass die lutherische Reformation erhalten bliebe Dies war durch ein Offnungsrecht fur die Landgrafschaft Hessen gesichert das hiess dass die Landgrafschaft auch mit militarischer Gewalt intervenieren durfte sollte gegen die Abmachung verstossen werden Dies wurde nach der hessischen Erbteilung durch die Landgrafschaft Hessen Darmstadt im 17 und 18 Jahrhundert bestatigt Schon im Dreissigjahrigen Krieg besetzte Kurmainz 1626 Kronberg und fuhrte eine Gegenreformation durch 1633 vertrieben die Franzosen und Schweden den Erzbischof und fuhrten die Reformation wieder ein 1637 hatte die kaiserliche Seite wieder Oberhand und eine zweite Gegenreformation wurde durchgesetzt Im Westfalischen Frieden der auf das Normaljahr 1624 abstellte wurde jedoch erneut das lutherische Bekenntnis fur Kronberg festgeschrieben 1 1704 starben die Herren von Cronberg aus und der Erzbischof von Mainz erhielt Kronberg zu Lehen Der romisch katholische neue Landesherr versuchte nun eine dritte Re Katholisierung des Territoriums durchzufuhren Kirchenbau Bearbeiten nbsp Mauer zwischen den KonfessionenDie romisch katholischen Gottesdienste wurden von Kapuziner Monchen aus Konigstein in der Burgkapelle als exercitium religionis privatum abgehalten Die Kapelle erwies sich bald als zu klein nachdem entgegen der bisherigen Vertrage Reichssatzungen und Friedensschlusse ein ordentlicher katholischer Pfarrer sowie katholische Beamte nach Kronberg versetzt wurden Deshalb und wegen der demonstrativ hoheren Sichtbarkeit unterstutzte die Landesherrschaft 1737 den Bau einer romisch katholischen Kirche in der Stadt Kronberg selbst Auf Anweisung des Mainzer Kurfursten 1732 1743 Philipp Karl von Eltz Kempenich wurde 1737 bis 1739 ein barockes Kirchengebaude nach Planen von Ignatius Bohrer errichtet nbsp Petition der evangelischen Gemeinde 1738Hiergegen und gegen die Einflussnahme auf die in der evangelischen Kirche zu haltenden Gesange sowie auf das Glockengelaut richtete sich der Protest der evangelischen Stadtbewohner Die Emporung der evangelischen Untertanen entzundete sich an zwei Dingen Zum einen wurde ein Bauplatz unmittelbar neben der evangelischen Kirche gewahlt wofur das erst 12 Jahre zuvor errichtete neue Rathaus abgerissen und ein offentlicher Brunnen zugeschuttet wurde und die Regierung erhob zum anderen fur das Projekt Steuern und Spanndienste auch von den evangelischen Untertanen Mainz quartierte eine von einem Amtmann gefuhrte Kommission sowie Soldaten in der Stadt ein uber deren Verhalten ebenfalls Klage gefuhrt wurde Die emporten Protestanten die das Vorgehen ihrer Regierung als Provokation empfanden wandten sich an ihren Schutzherrn in Religionsangelegenheiten den Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen Darmstadt Dieser wiederum schaltete das Corpus Evangelicorum des Immerwahrenden Reichstags ein das energisch protestierte Wahrend der Landgraf noch zu einem Kompromiss bereit war zeigte sich das Corpus Evangelicorum in der Sache unversohnlich So kam es zu einem Prozess vor dem Reichskammergericht der 1765 damit endete dass der Bau der Streitkirche von Kurfurst Emmerich Joseph von Breidbach zu Burresheim untersagt und die Umwandlung in einen Zivilbau durch Abbruch des Giebelturmes verfugt wurde Kurmainz hatte sich durch den Vorfall auf Jahre hinaus im Reich politisch isoliert Selbst katholische Reichsstande unterstutzten es in dieser Frage nicht Folgenutzung und zweiter Kirchenstreit Bearbeiten nbsp Sudwestseite mit Apotheke und ArkadengangDer Bau wurde nie geweiht das Glockengestuhl wieder abgebrochen das Gebaude als Lager genutzt Das Gebaude erhielt nun sein klassizistisches Aussehen Im Jahr 1820 richtet die romisch katholische Kirchengemeinde eine Anfrage an die Regierung des Herzogtums Nassau zu dem Kronberg inzwischen gehorte den Ausbau des Gebaudes und seine Nutzung als romisch katholische Kirche zu genehmigen Als Begrundung wurde wieder die mangelnde Grosse der Burgkapelle und deren Bauzustand genannt Die Kosten des Ausbaus wurden auf 7 000 Gulden geschatzt Der romisch katholische Pfarrer Schmidt legte einen eigenen Kostenvoranschlag vor der sich auf 3379 Gulden belief Die Regierung bat beide Kirchengemeinden sowie den Amtmann von Kronberg Dr Stahl um Stellungnahme Die romisch katholische Gemeinde begrusste selbstverstandlich den Bau und fugte eine gutachterliche Stellungnahme des nassauischen Medizinalrates Kuster bei in der dieser Gefahren des Einsturzes der Kapelle feststellte Amtmann Dr Stahl bestatigte in seiner Stellungnahme vom 30 Dezember 1820 den schlechten Zustand der Kapelle und befurwortete den Bau einer romisch katholischen Kirche der jedoch in Abstimmung zwischen beiden Konfessionen erfolgen sollte Am 6 Marz 1821 lehnte die evangelische Kirchengemeinde den Plan aber kategorisch unter Verweis auf die Vorgeschichte ab Die nassauische Regierung versuchte Kompromisslosungen zu finden war damit aber nicht erfolgreich Mit Entscheidung vom 23 November 1821 lehnte Herzog Wilhelm I gegen den Rat des Ministeriums die Nutzung des Gebaudes als Kirche endgultig ab Erst im Jahr 1876 konnte die romisch katholische Kirchengemeinde an anderer Stelle eine neue Kirche errichten Am 19 Juni 1823 wurde versucht das Gebaude zu versteigern Da nicht einmal die Halfte des Schatzpreises von 4200 Gulden geboten wurde wurde die Versteigerung am 13 August 1823 wiederholt und das Gebaude dient seitdem weltlichen Zwecken Den Zuschlag erhielt fur 1860 Gulden der Kronberger Burger Philipp Glock der Zwischendecken einziehen liess und es in ein Gasthaus Nassauer Hof umbaute Bei einer erneuten Versteigerung im Jahr 1887 ging die nun endgultig weltliche Streitkirche fur 12 600 Mark an den Apotheker Julius Neubronner der sie als Wohnhaus und Ladengeschaft nutzte Nach einem weiteren Umbau 1977 1979 wurde die Streitkirche anschliessend fur DM 3 8 Mio verkauft und befindet sich seitdem in Kronberger Privatbesitz Im Arkadengang befindet sich neben der Hof Apotheke ein Geschaft fur exquisite Damenmoden In der ersten Etage befindet sich eine Kunsthandlung mit Gemalden des 19 und 20 Jahrhunderts In der 2 Etage befinden sich Unterrichtsraume der Kronberg Academy Die Streitkirche ist ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz Literatur BearbeitenEin Hochlobl Corpus Evangelicorum zu Regenspurg Hochst nothig befundene Vorstellung mit unterthanigst gehorsamster Bitte Syndicorum der Evangelischen Burgerschafft und Gemeinde zu Cronenberg 1739 online Actenmaessiger Wahrhaffter Verlauff Deren Von einigen widerspenstigen Chur Mayntzischen Unterthanen in dem Staedtlein Cronenberg gegen eigene Landes Herrschafft erweckten Unruhen 1739 online Kurtze Geschichts Erzehlung Das Religions Wesen in der Stadt und Thal Cronenberg betreffende 1740 online Heinz Duchhardt Philipp Karl von Eltz Kurfurst von Mainz Erzkanzler des Reiches 1732 1743 Studien zur kurmainzischen Reichs und Innenpolitik Gesellschaft fur mittelrheinische Kirchengeschichte Mainz 1969 Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 10 ISSN 0480 7480 Zugleich Mainz Univ Diss Wolfgang Ronner Der Kronberger Kirchenstreit ein konfessioneller Verfassungskonflikt im 18 Jahrhundert In Jahrbuch der hessischen kirchengeschichtlichen Vereinigung JHKV Band 29 1978 S 55 80 Wolfgang Ronner Der Kronberger Kirchenstreit in den Akten der Wiener Reichshofkanzlei In JHKV Band 32 1981 S 109 116 Helmut Bode Kronberg unter Kurmainz In Kronberg im Taunus Beitrage zur Geschichte Kultur und Kunst Herausgegeben vom Verein fur Geschichte und Heimatkunde der Stadt Kronberg e V Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 7829 0228 9 S 108 121 Gerhard Kobler Historisches Lexikon der deutschen Lander Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart 7 vollstandig uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 54986 1 Hans Jurgen Schulz Die Kronberger Streitkirche eine kostspielige Liegenschaft des Herzogtums Nassau In Jahrbuch des Hochtaunuskreises 7 1999 ZDB ID 2580038 3 S 74 82 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Streitkirche Kronberg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten IPO Art V 46 50 179777 8 508514 Koordinaten 50 10 47 2 N 8 30 30 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Streitkirche amp oldid 226396313