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Die Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft EVZ ist eine rechtsfahige Stiftung des offentlichen Rechts die durch Bundesgesetz vom 2 August 2000 errichtet wurde 1 Sie hat ihren Sitz in Berlin Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft EVZ Rechtsform Stiftung des offentlichen RechtsZweck Gewahrung von Leistungen an ehemalige Zwangsarbeiter abgeschlossen finanzielle Forderung von Projekten zur Erinnerung an die Bedrohung durch totalitare Systeme und Gewaltherrschaft sowie der internationalen Zusammenarbeit auf humanitarem GebietVorsitz Andrea Despot Vorstandsvorsitzende und Jakob Meyer Vorstand Kuratorium Annette Schavan Vorsitzende und 26 internationale VertreterBestehen seit 2000Stifter deutscher Staat und deutsche WirtschaftStiftungskapital 601 5 Mio EuroSitz BerlinWebsite www stiftung evz deDas Philip Johnson Haus an der Friedrichstrasse 200 in Berlin Mitte ist Sitz der Stiftung EVZ hier die Ruckseite am Bethlehemkirchplatz rechts die Mauerstrasse 2010 Zeitgleich errichtete die Republik Osterreich den Versohnungsfonds mit Sitz in Wien 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Stiftungszweck 2 Stiftungsvermogen 3 Gremien 3 1 Kuratorium 3 2 Vorstand 4 Geschichte Hintergrund und gesetzlicher Rahmen 5 Leistungsberechtigte 5 1 Zahlungen zum Ausgleich von Versicherungsschaden 5 2 Humanitarer Fonds fur Sozialdienste 5 3 Humanitarer Fonds der ICHEIC 5 4 Mittel der Bundesstiftung 6 Projektforderung 6 1 Forderung und Aktivitaten 6 2 Drittmittel Programme 7 Weblinks 8 Literatur 9 EinzelnachweiseStiftungszweck BearbeitenZweck der Stiftung ist es uber Partnerorganisationen einmalige Zahlungen von bis zu 15 000 DM an ehemalige Zwangsarbeiter und von anderem Unrecht aus der Zeit des Nationalsozialismus Betroffene bereitzustellen beispielsweise Opfern medizinischer Versuche oder bei Tod oder schweren Gesundheitsschaden eines in einem Zwangsarbeiterkinderheim untergebrachten Kindes 2 Abs 1 9 Abs 1 Satz 2 EVZStiftG Der innerhalb der Stiftung errichtete Fonds Erinnerung und Zukunft soll ausserdem Projekte fordern die der Volkerverstandigung den Interessen von Uberlebenden des nationalsozialistischen Regimes dem Jugendaustausch der sozialen Gerechtigkeit der Erinnerung an die Bedrohung durch totalitare Systeme und Gewaltherrschaft und der internationalen Zusammenarbeit auf humanitarem Gebiet dienen 2 Abs 2 9 Abs 1 Satz 2 11 Abs 1 Satz 5 EVZStiftG Nach der Begrundung zum EVZStiftG sollte mit der Stiftung ausdrucklich nur in finanzieller Hinsicht eine abschliessende Reglung getroffen werden die Erinnerung an den Holocaust und vielfaches NS Unrecht jedoch wachgehalten und durch die Forderung von Information und Begegnungen eine erneute Bedrohung durch totalitare Systeme zukunftig vermieden werden 4 Leistungen aus der Stiftung konnten in erster Linie zur Arbeit gezwungene Personen in Konzentrationslagern und Ghettos sowie aus ihrem Heimatstaat deportierte und zum Arbeitseinsatz gezwungene und inhaftierte oder haftahnlichen Bedingungen ausgesetzte Opfer erhalten Daruber hinaus waren beispielsweise auch Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft leistungsberechtigt 5 Stiftungsvermogen BearbeitenStifter waren die in der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft 6 zusammengeschlossenen Unternehmen sowie der Bund die die Stiftung mit einmalig jeweils 5 Mrd DM ausgestattet haben insgesamt 5 2 Mrd Euro Eine Nachschusspflicht der Stifter besteht nicht 3 Abs 3 EVZStiftG sodass die Mittel der Stiftung auf diesen Betrag begrenzt sind Die Verwendung der Stiftungsmittel fur die einzelnen Zwecke ist deshalb in 9 EVZStiftG geregelt Um moglichst viele Berechtigte zu erreichen werden die Individualleitungen nur bis zu einer bestimmten Hohe gewahrt Der Beitrag des Bundes umfasst die Beitrage von Unternehmen soweit der Bund Alleineigentumer oder mehrheitlich an diesen beteiligt ist Denn nicht nur die Privatwirtschaft sondern auch staatsnahe Unternehmen wie die Deutschen Wirtschaftsbetriebe die Reichswerke Hermann Goring oder die Organisation Todt hatten von Zwangsarbeit profitiert 7 Zuwendungen Dritter um die sich die Stiftung bemuht sind von der Erbschafts und Schenkungsteuer befreit 2 EVZStiftG 700 Mio DM wurden fur Projekte des Fonds Erinnerung und Zukunft reserviert 9 Abs 7 EVZStiftG Gremien BearbeitenKuratorium Bearbeiten Das international besetzte Kuratorium 5 EVZStiftG beschliesst uber alle grundsatzlichen Fragen die zum Aufgabenbereich der Stiftung EVZ gehoren insbesondere uber die Feststellung des Haushaltsplans und erlasst Richtlinien fur die Verwendung der Mittel Uber Projekte des Fonds Erinnerung und Zukunft entscheidet es auf Vorschlag des Stiftungsvorstands Neben den Stiftern Deutscher Bundestag und Bundesrat sowie Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft reprasentieren seine insgesamt 27 Mitglieder die beispielsweise von der Conference on Jewish Material Claims against Germany dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma oder dem Hohen Fluchtlingskommissar der Vereinten Nationen sowie auslandischen Regierungen benannt werden 8 die verschiedenen Gruppen von Leistungsberechtigten Seit September 2019 ist Vorsitzende die Bundesministerin a D Annette Schavan 9 ihr Stellvertreter ist Jorg Freiherr Frank von Furstenwerth Die Kuratoriumsvorsitzende und ihr Stellvertreter werden vom Bundeskanzler berufen Die Mitglieder des Kuratoriums sind ehrenamtlich tatig Vorstand Bearbeiten Der Stiftungsvorstand wird vom Kuratorium fur vier Jahre gewahlt Der Vorstand fuhrt die laufenden Geschafte der Stiftung EVZ und setzt die Beschlusse des Kuratoriums um Er ist fur die zweckentsprechende und wirtschaftliche Verwendung der Stiftungsmittel verantwortlich und vertritt die Stiftung gerichtlich und aussergerichtlich Der Vorstand 10 der Stiftung besteht aus Andrea Despot Vorstandsvorsitzende seit Juni 2020 und Jakob Meyer Vorstand seit Mai 2022 Geschichte Hintergrund und gesetzlicher Rahmen Bearbeiten Hauptartikel Deutsche Wiedergutmachungspolitik Nach dem Zweiten Weltkrieg berucksichtigte die deutsche Wiedergutmachungspolitik nicht alle Fallen von NS Unrecht 11 Dies betraf zum Beispiel Personen die als Kinder in Konzentrationslagern oder Zwangsarbeitslagern leben mussten oder KZ Haftlinge die nicht zu Zwangsarbeit herangezogen waren und wegen ihres Wohnsitzes ausserhalb Deutschlands von Leistungen nach dem Bundesentschadigungsgesetz BEG ausgeschlossen waren sowie Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft 4 95 der fruheren Zwangsarbeiter lebten in Osteuropa 12 Vor dem Hintergrund der Verfahren um judische Vermogen bei Schweizer Banken kam es seit 1996 und verstarkt ab dem Fruhjahr 1998 ausserdem zu einer Medienkampagne und zivilen Sammelklagen class actions vor amerikanischen Gerichten Darin wurden zunachst bei Banken und Versicherungen dann auch bei deutschen Industrieunternehmen umfangreiche Entschadigungen fur NS Opfer geltend gemacht die aus zuruckbehaltenem Eigentum entgangenen Lohnzahlungen und Entschadigungsanspruchen unterschiedlicher Art resultierten 7 Zum Ende der 1990er Jahre war die Bundesregierung gemeinsam mit der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft bereit Verhandlungen aufzunehmen 13 Diese Verhandlungen gipfelten in einem Abkommen zwischen der deutschen Seite und der Regierung der USA Weiterhin wurde eine internationale Vereinbarung unter Beteiligung Israels mittel und osteuropaischer Staaten der deutschen Wirtschaft und der Klageranwalte unterzeichnet 14 Regierung und Wirtschaft hatten sich darauf verstandigt in eine Stiftung jeweils funf Milliarden D Mark einzuzahlen Mit dem Gesetz zur Errichtung einer Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft vom 2 August 2000 BGBl I S 1263 wurde wenige Tage spater die Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft mit Sitz in Berlin errichtet 15 Die internationale vorbereitende Kommission unter Leitung von Otto Graf Lambsdorff und dem US Diplomaten Stuart E Eizenstat war ubereingekommen dass sich deutsche Unternehmen die durch die Beschaftigung von Zwangsarbeitern und Arisierungen von der NS Politik profitiert hatten an einer weniger juristisch als vielmehr moralisch und sozial angemessen Wiedergutmachung beteiligen 4 Teil des Stiftungskonzepts war in diesem Zusammenhang die Ubereinkunft dass die Stiftung das einzig angemessene Mittel zum Ausgleich dieses nationalsozialistischen Unrechts ist 4 um weiteren Klageverfahren die Grundlage zu entziehen und damit Rechtssicherheit fur die Unternehmen herzustellen Zugleich blieb die traditionelle deutsche Rechtspositionen in der Entschadigungsfrage erhalten wonach Entschadigungsleistungen seitens des Staats als eine freiwillige humanitare Leistung zu verstehen sind 7 Bei Errichtung der Stiftung war allen Beteiligten klar dass bei einer fur den einzelnen trotz allem recht geringen und einmaligen Zahlung im Angesicht des Ausmasses des erlittenen Unrechts und der zugefugten Gewalt nicht von einer wirklichen Entschadigung gesprochen werden durfe Es konnte sich nur um eine symbolische materielle Geste handeln und um eine offentliche Anerkennung des Schicksals der Betroffenen als Opfer des Nationalsozialismus 16 Insgesamt beteiligten sich uber 6 000 Unternehmen an der Stiftungsinitiative Die ersten 26 Unternehmen die 1999 eine namentliche Zusage zur Beteiligung an der Stiftung gaben waren 17 Agfa Allianz Altana Bahlsen BASF Bayer Bosch BMW Commerzbank Continental Daimler Chrysler Degussa Huls Deutsche Bank Deutz Dresdner Bank Hoechst Melitta Lufthansa Opel Porsche RAG ehemals Ruhrkohle AG Siemens Veba Viag Thyssenkrupp VolkswagenLeistungsberechtigte Bearbeiten nbsp Arbeitsbuch fur Auslander 1942 nbsp Mitarbeiterausweis von Antonije Mihelic fur eine Fabrik in Dingolfing ausgestellt von der Werkspolizei Der oder die Betroffene musste in einem Konzentrationslager im Sinne von 42 Abs 2 BEG 18 einem Ghetto oder einer ahnlichen Haftstatte inhaftiert Kategorie A aus seinem Heimatstaat in das Gebiet des Deutschen Reichs in den Grenzen von 1937 oder in ein vom Deutschen Reich besetztes Gebiet deportiert Kategorie B und zur Arbeit gezwungen worden sein 16 oder die Voraussetzungen fur den Ersatz von Vermogensschaden nach dem BEG wegen seines Wohnsitzes ausserhalb Deutschlands nicht erfullen 11 Abs 1 Satz 1 Nr 1 3 EVZStiftG Die Konzentration auf die Fallgruppen nach 11 Abs 1 Satz 1 Nr 1 bis 3 bedeutet dass im Rahmen der Stiftung vordringlich diejenigen Opfergruppen bedacht werden sollen die in der Zeit des NS Regimes ein uberdurchschnittlich schweres Schicksal erlitten haben insbesondere die sog Ostarbeiter 4 Diese Voraussetzungen mussten die Antragsteller durch Unterlagen nachweisen 11 Abs 2 EVZStiftG beispielsweise ein Arbeitsbuch Antragsteller konnten von Unternehmen in Deutschland bei denen oder deren Rechtsvorgangern sie Zwangsarbeit geleistet haben die Partnerorganisationen der Stiftung auch bei Behorden und anderen offentlichen Einrichtungen wie Archiven Auskunft verlangen soweit dies zur Feststellung der Leistungsberechtigung erforderlich ist 18 EVZStiftG Die Hohe der Zahlungen wurde anhand dieser beiden Kategorien A und B und einer weiteren Kategorie C die in Ausnahmen Zahlungen an Opfer mit anderen Leidensmerkmalen zuliess und vor allem Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft betraf pauschaliert Demnach erhielten die Leistungsberechtigten als Einmalzahlung in der Kategorie A bis zu 15 000 DM 7 669 und die der Kategorien B und C bis zu 5 000 DM 2 556 Antrage mussten bis zum 31 Dezember 2001 abgegeben werden wahrend sie die benotigten Dokumente und Nachweise spater nachreichen durften Bis zum 30 September 2006 mussten alle Antragsverfahren abgeschlossen sein Gesetzlich zur Entgegennahme und Bearbeitung von Antragen waren folgende Organisationen berechtigt Fur Anspruchsberechtigte mit Hauptwohnsitz in Deutschland judische Berechtigte Conference on Jewish Material Claims Against Germany Frankfurt am Main nichtjudische Berechtigte IOM Regionalburo Deutschland Berlin Fur Anspruchsberechtigte mit Hauptwohnsitz in Polen der Ukraine Republik Moldau Russischen Foderation Litauen Lettland Belarus Estland sowie Tschechien die dort bestehenden Partnerorganisationen Fur judische Berechtigte ausserhalb dieser Staaten Conference on Jewish Material Claims Against Germany Fur alle nichtjudischen Berechtigten ausserhalb der genannten osteuropaischen Staaten die IOM Fur judische und nichtjudische Berechtigte die auf dem Gebiet der heutigen Republik Osterreich Zwangsarbeit geleistet haben Buro der Sonderbeauftragten der Osterreichischen Bundesregierung Wien Am 15 Juni 2001 wurde mit der Zahlung an ehemalige Zwangsarbeiter begonnen Von 2 316 517 eingegangenen und gepruften Antragen wurden 1 659 132 Antrage positiv entschieden und Entschadigung an die Opfer und deren Rechtsnachfolger in 98 Staaten gezahlt Diese Leistungen umfassten mit einem Gesamtvolumen von 4 529 Mrd Euro den grossten Teil der insgesamt zur Verfugung stehenden 5 580 Mrd Euro Von den 4 54 Mrd Euro darunter 0 17 Mrd Euro fur Verwaltungskosten der Partnerorganisationen wurden folgende Betrage uber die Partnerorganisationen 19 ausgezahlt Jewish Claims Conference JCC 1196 5 Millionen Euro Stiftung Polnisch Deutsche Aussohnung 1010 6 Millionen Euro Ukrainische Nationale Stiftung Verstandigung und Aussohnung beim Ministerkabinett der Ukraine 882 6 Millionen Euro Internationale Organisation fur Migration IOM 430 5 Millionen Euro Stiftung Verstandigung und Aussohnung der Russischen Foderation 443 7 Millionen Euro Belarussische Republikanische Stiftung Verstandigung und Aussohnung Belarus 355 Millionen Euro Deutsch Tschechischer Zukunftsfonds 216 6 Millionen EuroCirca 20 000 ehemalige sowjetische Kriegsgefangene erhielten auf ihren Antrag auf Zwangsarbeiterentschadigung einen Ablehnungsbescheid Gemass 11 Abs 3 EVZStiftG begrundet Kriegsgefangenschaft keine Leistungsberechtigung gegenuber der Stiftung EVZ 20 Die Antragsfrist endete endgultig am 31 Dezember 2002 Anfang 2007 waren die Auszahlungen abgeschlossen 21 22 Neue Antrage konnen nicht mehr gestellt werden Insgesamt haben uber 1 7 Millionen Personen davon 1 66 Millionen Zwangsarbeiter Leistungen erhalten Von der Stiftungssumme sind 4 37 Mrd Euro fur Leistungen an ehemalige Zwangsarbeiter ausgezahlt worden 5 Leistungen wurden ausserdem erbracht fur Personenschaden die auf Grund medizinischer Experimente oder einer Unterbringung in einem Heim fur Kinder von Zwangsarbeitern Auslanderkinder Pflegestatte entstanden sind in letzterem Fall wurden sowohl Uberlebende die damals als Kinder in diesen Heimen leben mussten als auch ehemalige Zwangsarbeiterinnen die den Verlust Tod eines Kindes erlitten hatten namlich infolge der gewaltsamen Wegnahme und Heimunterbringung einbezogen in den Kreis der Entschadigungsberechtigten Leistungen hierfur wurden an uber 8 000 Opfer in Hohe von bis zu je 8 300 DM 4 240 Euro ausbezahlt 54 Millionen Euro darunter 2 Millionen fur Verwaltungskosten wurden an die bereits oben genannten Partnerorganisationen ausbezahlt Entschadigungen wurden auch gegeben wegen Vermogensschaden wenn deutsche Unternehmen daran wesentlich direkt und schadensursachlich beteiligt waren Hierfur wurden 102 4 Millionen Euro darunter 13 Millionen an Verwaltungskosten fur rund 15 781 Empfanger davon 7 314 Leistungsberechtigte aus Polen 4 440 aus Tschechien und 2 414 aus Slowenien an die Internationale Organisation fur Migration IOM ausbezahlt Jeder Leistungsberechtigte musste im Antragsverfahren eine Erklarung abgeben dass er mit Erhalt einer Leistung aus der Stiftung EVZ auf jede daruber hinausgehende Geltendmachung von Forderungen gegen die offentliche Hand fur Zwangsarbeit und fur Vermogensschaden auf alle Anspruche gegen deutsche Unternehmen im Zusammenhang mit nationalsozialistischem Unrecht sowie auf gegen die Republik Osterreich oder osterreichische Unternehmen gerichtete Anspruche wegen Zwangsarbeit unwiderruflich verzichtet Der Verzicht wurde mit dem Erhalt der Leistung wirksam 16 Abs 2 EVZStiftG 23 Zahlungen zum Ausgleich von Versicherungsschaden Bearbeiten Fur nicht ausgezahlte Lebensversicherungsanspruche aus der NS Zeit wurden 102 Millionen Euro ausbezahlt Humanitarer Fonds fur Sozialdienste Bearbeiten Ein Programm in Hohe von 141 Millionen Euro erreichte die Jewish Claims Conference zur weltweiten Finanzierung und Forderung von Organisationen und Institutionen die Sozialdienste fur judische NS Opfer unterhalten Gefordert wurden daraus uber 230 Projekte in 20 Landern uberwiegend in den USA Israel und den GUS Staaten Die International Organization for Migration erhielt 12 Millionen Euro aus dem Fonds zu Gunsten verfolgter Sinti und Roma Die Anzahl der Menschen in den Roma Gemeinschaften in Osteuropa zu erfassen die Anspruch auf eine Entschadigung hatten war schwierig insbesondere wegen der gesellschaftlichen Diskriminierung und der Rivalitat der Gemeinschaften untereinander dies erschwerte die Arbeit der IOM Ermittelt werden konnten 70 000 Leistungsempfanger in 13 Staaten in Mittel und Osteuropa Humanitarer Fonds der ICHEIC Bearbeiten Am 16 Oktober 2002 wurde das trilaterale Abkommen zwischen Bundesstiftung der International Commission on Holocaust Era Insurance Claims ICHEIC deutsch Internationale Kommission fur Versicherungsanspruche aus der Holocaust Zeit und dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft an der die Versicherungsgesellschaften mit 275 Mio Euro beteiligt unterzeichnet Das damit geschaffene Programm hatte einen Sonderstatus nach dem EVZStiftG Es betraf Lebensversicherungen von NS Verfolgten die von den Versicherungsunternehmen nicht ausgezahlt worden waren In der Regel handelte es sich bei den Antragstellern um Juden Der dritte humanitare Fonds umfasste dabei 350 Millionen Euro Damit wurden mehrere Projekte gefordert darunter 132 Mio US Dollar fur ein Social Welfare Program des Jewish Claims Conference JCC durch das die hausliche Betreuung pflegebedurftiger judischer Uberlebender der NS Diktatur finanziert werden sollte Es wurden 91 558 Antrage bei der ICHEIC eingereicht Auf 7 870 Antrage von insgesamt 19 421 konnten uber den GDV in Deutschland Leistungen erbracht werden Diese Antrage bezogen sich auf 8 664 Personen und 11 399 Policen in Deutschland Davon kamen 46 6 Prozent der Antragsteller aus den USA und 23 Prozent aus Israel Mittel der Bundesstiftung Bearbeiten Fur Verwaltungskosten und fur die Erbringung von Dienstleistungen fur die Partnerorganisationen wurden 36 Millionen Euro benotigt sowie fur Rechtsanwalte und Rechtsbeistande 66 Millionen Euro Projektforderung BearbeitenSeit Beendigung der Auszahlungen ist die Stiftung EVZ als reine Forderstiftung tatig 5 Aus den Ertragen fordert sie mit jahrlich ca 7 5 Mio Euro internationale Projekte in Mittel und Osteuropa Israel sowie in Deutschland Forderung und Aktivitaten Bearbeiten Fur ihre dauerhaften Aktivitaten wurde der Stiftung EVZ ein Grundkapital von 358 Mio Euro zur Verfugung gestellt Seitdem engagiert sie sich in Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischen Unrechts fur die Uberlebenden und setzt sich fur Menschenrechte und Volkerverstandigung ein Die Stiftung EVZ ist damit Ausdruck der fortbestehenden politischen und moralischen Verantwortung von Staat Wirtschaft und Gesellschaft fur das nationalsozialistische Unrecht und gegenuber seinen Opfern Aus den Ertragen des Stiftungskapitals in Hohe von 601 5 Mio Euro Stand 31 Dezember 2021 stehen jahrlich rund 7 5 Millionen Euro fur vorrangig internationale Projekte in den Handlungsfeldern Bilden und Handeln mit folgenden Schwerpunkten zur Verfugung Unterstutzung von Uberlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung und Starkung des Engagements der Nachkommen von Uberlebenden Forderung von internationalem Jugendaustausch zur Erinnerung an die Schicksale der Verfolgten Forderung von zeitgemasser Bildung zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Fortwirkungen Eintreten fur Menschenrechte und Menschenwurde und gegen Antisemitismus Antiziganismus Rassismus und jede Form von Diskriminierung Forderung des Handelns von Selbstorganisationen In der EVZ Academy expanded organisiert die Stiftung eigene Veranstaltungen und Netzwerkarbeit und baut eine Lernplattform auf Seit Bestehen der Stiftung wurden insgesamt 5 839 Projekte mit 172 Mio Euro gefordert Stand 31 Dezember 2021 Die Stiftung hat ihren Sitz im Philip Johnson Haus in der Friedrichstrasse 200 in Berlin Mitte Drittmittel Programme Bearbeiten MEET UP Youth for PartnershipIm Forderprogramm MEET UP Youth for Partnership werden Projekte des Jugendaustauschs fur die Qualifizierung von Fachkraften und die Partizipation junger Menschen gefordert Die Forderung erstreckt sich auf die Lander der Ostlichen Partnerschaft Armenien Aserbaidschan Belarus Georgien Republik Moldau und Ukraine Das Programm wird vom Auswartigem Amt unterstutzt 24 JUGEND erinnertIm Bundesprogramm Jugend erinnert finanziert aus Mitteln des Auswartigen Amtes unterstutzt die Stiftung EVZ transnationale Bildungsprojekte von Gedenkstatten Bildungseinrichtungen und NGOs in Deutschland Europa und Israel zu Fragen der europaischen Erinnerungskultur und Orten der NS Verfolgung 25 Bildungsagenda NS UnrechtDie Stiftung fordert mit Mitteln des Bundesministeriums der Finanzen das Programm Bildungsagenda NS Unrecht das Bildung und Vermittlung zu Verbrechen des Zweiten Weltkriegs fordert und Antisemitismus Antiziganismus Rassismus und LSBTIQ Feindlichkeit entgegenwirkt 26 Holocaust EducationIn Zusammenarbeit mit der Jewish Claims Conference und ausgestattet mit Mitteln des Bundesministeriums der Finanzen unterstutzt die Stiftung EVZ seit September 2022 weltweit Projekte im Bereich der Holocaust Education der Vermittlung von Lehren aus dem Holocaust aus opferzentrierter Perspektive 27 Weblinks BearbeitenBundesarchiv Zwangsarbeit im NS Staat Onlineportal Themenseite des Bundesministeriums der Finanzen BMF zur Stiftung EVZ Jubilaums Website 20 Jahre Stiftung EVZ Liste von an der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft beteiligten Unternehmen auf der Internetseite der Stiftung EVZLiteratur BearbeitenDavid de Jong Braunes Erbe Die dunkle Geschichte der reichsten deutschen Unternehmerdynastien Kiepenheuer amp Witsch 2022 Gunter Saathoff Uta Gerlant Friederike Mieth Norbert Wuhler Hg The German Compensation Program for Forced Labor Practice and Experiences Berlin 2017 Susanne Sophia Spiliotis Verantwortung und Rechtsfrieden Die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft S Fischer 2015 ISBN 978 3 596 30150 8 Marc Buggeln Michael Wildt Arbeit im Nationalsozialismus De Gruyter 2014 Teil III Von der Kollaboration bis zur Vernichtung S 231 370 Offentlich zuganglich PDF zum Download Henning Borggrafe Zwangsarbeiterentschadigung Vom Streit um vergessene Opfer zur Selbstaussohnung der Deutschen Wallstein Verlag 2014 ISBN 978 3 8353 1413 9 28 Constantin Goschler Jose Brunner Krzysztof Ruchniewicz Philipp Ther Hrsg Die Entschadigung von NS Zwangsarbeit am Anfang des 21 Jahrhunderts Die Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft und ihre Partnerorganisationen 4 Bande Gottingen Wallstein Verlag 2012 ISBN 978 3 8353 1085 8 Gesamtwerk Bd 1 Die Stiftung Der Abschluss der deutschen Wiedergutmachung Bd 2 Transnationale Opferanwaltschaft Das Auszahlungsprogramm und die internationalen Organisationen Bd 3 Nationale Selbstbilder Opferdiskurse und Verwaltungshandeln Das Auszahlungsprogramm in Ostmitteleuropa Bd 4 Helden Opfer Ostarbeiter das Auszahlungsprogramm in der ehemaligen Sowjetunion 29 Tetjana Pastuschenko Das Niederlassen von Repatriierten in Kiew ist verboten Die Lage von ehemaligen Zwangsarbeiter innen und Kriegsgefangenen in der Ukraine nach dem Krieg Kiew 2011 ISBN 978 966 02 6081 8 Gefordert mit Mitteln der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine Institut fur Geschichte der Ukraine und der Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft Alexander von Plato Almut Leh Christoph Thonfeld Hg Hitlers Sklaven Lebensgeschichtliche Analysen zur Zwangsarbeit im internationalen Vergleich Brill Osterreich Ges m b H 2008 Stiftung EVZ Hg Kathrin Janka Bearbeitung Geraubte Leben Zwangsarbeiter berichten Bohlau Verlag Berlin 2008 Helmut Kramer Karsten Uhl Jens Christian Wagner Zwangsarbeit im Nationalsozialismus und die Rolle der Justiz Taterschaft Nachkriegsprozesse und die Auseinandersetzung um Entschadigungsleistungen Nordhauser Hochschultexte Allgemeine Schriftenreihe Band 1 2007 Jorg Hagen Hennies Entschadigung fur NS Zwangsarbeit vor und unter der Geltung des Stiftungsgesetzes vom 2 August 2000 Baden Baden Nomos Verlag 2006 ISBN 978 3 8329 2313 6 Zugl Saarbrucken Univ Diss 2006 Constantin Goschler Schuld und Schulden Die Politik der Wiedergutmachung fur NS Verfolgte seit 1945 Gottingen 2005 Mark Spoerer Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz Auslandische Zivilarbeiter und Haftlinge im Deutschen Reich und im besetzten Europa 1939 1945 Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart Munchen 2001 Cord Brugmann Wiedergutmachung und Zwangsarbeit Juristische Anmerkungen zur Entschadigungsdebatte In Wolfgang Benz Barbara Distel Zwangsarbeit Dachauer Hefte 16 Dachau 2000 ISSN 0257 9472 Ulrike Winkler Stiften gehen NS Zwangsarbeit und Entschadigungsdebatte Papyrossa Verlag Koln 2000 ISBN 3 89438 204 X 30 Hans Eckhardt Kannapin Wirtschaft unter Zwang Anmerkungen und Analysen zur rechtlichen und politischen Verantwortung der deutschen Wirtschaft unter der Herrschaft des Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg besonders im Hinblick auf den Einsatz und die Behandlung von auslandischen Arbeitskraften und Konzentrationslagerhaftlingen in deutschen Industrie und Rustungsbetrieben Deutsche Industrieverlagsgesellschaft 1966 Einzelnachweise Bearbeiten Gesetz zur Errichtung einer Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft vom 2 August 2000 BGBl I S 1263 EVZStiftG Bundesgesetz uber den Fonds fur freiwillige Leistungen der Republik Osterreich an ehemalige Sklaven und Zwangsarbeiter des nationalsozialistischen Regimes Versohnungsfonds Gesetz pdf abgerufen am 2 Oktober 2011 Peer Heinelt Die Entschadigung der NS Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter Johann Wolfgang Goethe Universitat Fritz Bauer Institut Frankfurt am Main 2008 S 43 f a b c d e BT Drs 14 3206 vom 13 April 2000 S 10 f a b c Bundesministerium der Finanzen Wiedergutmachung Regelungen zur Entschadigung von NS Unrecht Stand Mai 2022 S 12 Susanne Sophia Spiliotis Verantwortung und Rechtsfrieden Die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft Frankfurt a M 2003 a b c Class actions und legal closure 1998 2000 Bundesarchiv abgerufen am 6 Mai 2023 Zusammensetzung des Kuratoriums Auflistung auf der Website der Stiftung EVZ abgerufen am 17 Oktober 2022 Annette Schavan zur neuen Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung EVZ ernannt Pressemitteilung zur Ernennung 18 September 2019 abgerufen am 11 Februar 2023 Neuer Vorstand in der Stiftung EVZ Pressemitteilung zur Wahl 17 Mai 2022 abgerufen am 11 Februar 2023 Kalendarium zur Wiedergutmachung von NS Unrecht PDF Dokument auf dem Themenportal Wiedergutmachung auf der Website des Bundesfinanzministeriums August 2022 abgerufen am 11 Februar 2023 Jan Pallokat Entschadigung fur NS Zwangsarbeit Spate Einsicht wenig Geld Deutschlandfunk 22 Marz 2020 vgl Chronik der Ereignisse zur Zwangsarbeiter Entschadigung Die Welt 21 Mai 2001 Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft Hg 10 Jahre Stiftung EVZ Berlin 2010 EVZStiftG Gesetz zur Errichtung einer Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft Gesetzestext auf der Website des Bundesministeriums der Justiz 2 August 2000 abgerufen am 11 Februar 2023 a b Leistungsprogramm der Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft Bundesarchiv abgerufen am 7 Mai 2023 Hintergrund Die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft Artikel auf Spiegel Online 15 Dezember 1999 abgerufen am 11 Februar 2023 vgl Sechste Verordnung zur Durchfuhrung des Bundesentschadigungsgesetzes 6 DV BEG vom 23 Februar 1967 mit mehr als 1600 Haftstatten die als Konzentrationslager im Sinne des BEG anzusehen sind Partnerorganisationen im Auszahlungsprozess Informationen zu Zwangsarbeit im NS Staat auf der Online Plattform des Bundesarchivs 2010 abgerufen am 3 Oktober 2022 Hintergrund Russische Kriegsgefangene Vergebliches Hoffen auf Entschadigung Beitrag auf Deutschlandfunk 12 Februar 2015 abgerufen am 11 Februar 2023 Michael Jansen Gunter Saathoff Gemeinsame Verantwortung und moralische Pflicht Abschlussbericht zu den Auszahlungsprogrammen der Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft Gottingen 2007 Sechster und abschliessender Bericht der Bundesregierung uber den Abschluss der Auszahlungen und die Zusammenarbeit der Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft mit den Partnerorganisationen PDF Dokument auf der Website der Stiftung EVZ 9 Juli 2008 abgerufen am 16 September 2022 vgl zur Verfassungsmassigkeit Bundesverfassungsgericht Beschluss vom 7 Dezember 2004 1 BvR 1804 03 Hintergrund Forderprogramm im Rahmen der Civil Society Cooperation abgerufen am 11 Februar 2023 Themenmagazin Lernen aus der Geschichte zu Jugend erinnert Transnationale Erinnerungskulturen gestalten 21 Dezember 2022 abgerufen am 11 Februar 2023 Immer weniger NS Zeitzeugen Neue Wege der Erinnerungskultur Beitrag zur Bildungsagenda NS Unrecht von Deutschlandradio Kultur 15 Januar 2022 abgerufen am 11 Februar 2023 Forderprogramm Holocaust Education Informationen zum Forderprogramm Holocaust Education auf der Website der Stiftung EVZ abgerufen am 11 Februar 2023 Rezension von Christiane Fritsche in H Soz Kult 13 August 2014 Rezension von Regula Ludi in H Soz Kult 24 Marz 2013 Rezension von Mark Spoerer in H Soz Kult 29 November 2000 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Korperschaft GND 10154443 1 lobid OGND AKS LCCN no2001027173 VIAF 149439675 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft amp oldid 237280413