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Stella Ingrid Goldschlag verheiratete Stella Kubler Isaaksohn zuletzt Ingrid Gartner 1 10 Juli 1922 2 in Berlin 1994 in Freiburg im Breisgau 3 4 war eine deutsche Judin die wahrend des Zweiten Weltkriegs als Denunziantin fur die Gestapo tatig wurde Ab 1943 spurte sie als sogenannte Greiferin in Berlin untergetauchte Juden auf und lieferte sie den Verfolgern aus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Film Fernsehen Theater 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStella Goldschlag wurde als Tochter des Journalisten Dirigenten und Komponisten Gerhard Goldschlag und seiner Frau Tony Goldschlag einer Konzertsangerin geboren Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten lebte sie zunachst wie alle deutschen Juden unter erschwerten Lebensumstanden und Schikanen Einige Kompositionen des Vaters wurden in Konzerten des Judischen Kulturbundes aufgefuhrt Ab 1935 besuchte Stella Goldschlag die judische Privatschule Dr Goldschmidt in Berlin Dahlem wo sie als Schulschonheit wahrgenommen wurde 5 Zu ihren Klassenkameraden gehorte Peter Weidenreich spater Peter Wyden der 1992 ein Buch uber sie veroffentlichte und sie dafur interviewte 3 Ihre Eltern bemuhten sich vergeblich um eine Ausreisemoglichkeit Nach dem Schulabschluss wurde Stella Goldschlag an einer Kunstschule zur Modezeichnerin ausgebildet Am 28 November 1941 heiratete sie in Berlin Charlottenburg 6 den judischen Musiker Manfred Kubler mit dem sie bereits wahrend der Schulzeit in einer Kapelle gespielt hatte 3 Mit ihm arbeitete sie als Zwangsarbeiterin in der Rustungsfabrik Ehrich amp Graetz in Berlin Treptow Ungefahr im Jahr 1942 nachdem die grossen Deportationen der Berliner Juden in die Vernichtungslager begonnen hatten tauchte sie unter Mit ihrem arischen Aussehen blonde Haare und blaue Augen wurde sie nie als Judin angesehen und brauchte sich nicht auszuweisen Im Fruhjahr 1943 wurde sie im Zuge der Fabrikaktion verhaftet Ab August 1943 war sie mit ihren Eltern im Sammellager Grosse Hamburger Strasse inhaftiert Um ihre Eltern vor der Deportation zu schutzen erklarte sie sich nach einem gescheiterten Fluchtversuch und anschliessender Folterung gegenuber dem SS Hauptscharfuhrer Walter Dobberke bereit mit den Nationalsozialisten zu kollaborieren In ihrem Auftrag durchkammte sie Berlin nach untergetauchten Juden gab sich als Helferin aus und bekam von diesen die Aufenthaltsorte weiterer Untergetauchter vermittelt Hierbei halfen ihr ihre Kenntnisse der Lebensgewohnheiten Aufenthaltsorte und Treffpunkte untergetauchter Juden Diese Informationen gab sie direkt an die Gestapo weiter In manchen Fallen fuhrte sie selbst Verhaftungen durch bzw hielt fluchtende Personen auf bis die Gestapo eintraf Hierfur wurde sie von der Gestapo mit einer Pistole ausgestattet Die Angaben uber die Zahl ihrer Opfer schwankten in den Nachkriegsprozessen zwischen 600 und 3000 Juden Trotz ihrer Kollaboration konnte Stella Goldschlag ihren Mann und ihre Eltern nicht vor dem Tod bewahren Manfred Kubler wurde 1943 nach Auschwitz deportiert seine Eltern nach Mauthausen bzw Theresienstadt Goldschlags Eltern wurden im Februar 1944 zunachst in das Ghetto Theresienstadt im Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert Das hielt Stella Goldschlag jedoch nicht davon ab weiterhin fur die Gestapo zu arbeiten Bis Marz 1945 als der letzte Deportationszug Berlin in Richtung Theresienstadt verliess spurte sie als Greiferin gefurchtet weiterhin Juden im Untergrund auf und denunzierte sie Eine ihrer Methoden war es auf Friedhofen bei Beerdigungen aufzutauchen und Juden die durch den Tod ihres arischen Partners den bis dahin bestehenden Schutz verloren hatten anzuzeigen Wahrend der Schlacht um Berlin setzte sie sich im April 1945 nach Liebenwalde ab Dort brachte sie ein Madchen namens Yvonne 7 zur Welt das vermutlich Heino Meissl einen Haftling aus der Grossen Hamburger Strasse zum Vater hatte der die Beziehung zu ihr bereits abgebrochen hatte 3 Nach einer angeblichen Ausserung in der sie die Sowjetische Geheimpolizei mit der Gestapo verglichen haben soll wurde sie nun ihrerseits denunziert und im Dezember 1945 festgenommen Sie gab sich als NS Opfer aus und wurde Anfang 1946 zur Judischen Gemeinde nach Berlin gebracht wo sie sich vergeblich als Opfer des Faschismus anerkennen lassen wollte Nach Feststellung ihrer Identitat wurde sie verhaftet und im Polizeigefangnis Alexanderplatz inhaftiert 8 Danach wurde sie an die Sowjetische Militaradministration ubergeben Im Juni 1946 wurde sie durch ein Sowjetisches Militartribunal SMT aufgrund ihrer Spitzeltatigkeit fur die Gestapo zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt Sie war im SMT Verurteiltenbereich der Speziallager Sachsenhausen und Torgau Fort Zinna sowie im Frauengefangnis Hoheneck und im Gefangniskrankenhaus Waldheim inhaftiert Nach der Haftentlassung zog sie nach West Berlin um Kontakt zu ihrer Tochter zu finden die bei einer judischen Pflegefamilie lebte Hier wurde sie 1957 in einem weiteren Prozess wegen Beihilfe zum Mord und Freiheitsberaubung mit Todesfolge in einer unbekannten Zahl von Fallen zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt musste diese Strafe jedoch wegen der bereits verbussten Haft nicht antreten 9 Nach dem Krieg konvertierte Kubler zum Christentum und wurde bekennende Antisemitin 5 Ihre Tochter fur die sie kein Sorgerecht erhielt wollte nichts mit ihr zu tun haben nachdem sie Details aus dem Leben ihrer Mutter gehort hatte 7 Sie liess sich zur Krankenschwester ausbilden und wanderte 1967 nach Israel aus Stella Goldschlag war funf Mal verheiratet Nach der Deportation ihres ersten Mannes heiratete sie am 29 Oktober 1944 einen anderen Greifer den judischen Kollaborateur Rolf Isaaksohn In dritter Ehe war sie mit Friedheim Schellenberg in vierter Ehe mit einem 20 Jahre jungeren Taxifahrer verheiratet Ihr funfter Mann war ein Berliner Schaffner der je nach Quelle um 1980 oder 1984 starb Nach seinem Tod zog sie von ihrer Wohnung in der Schonwalder Strasse in Berlin Spandau nach Freiburg im Breisgau in Suddeutschland wo sie zuletzt im Stadtteil Oberau wohnte 4 10 Im Jahr 1992 erschien die US amerikanische Originalausgabe 1993 die deutsche Ubersetzung des Buches Stella ihres ehemaligen Mitschulers Peter Wyden in welchem u a drei Gesprache ausfuhrlich beschrieben werden die er 1990 mit ihr fuhrte Schreib nichts Schlechtes ermahnte sie mich lachelnd und drohte mit dem Finger neckisch wie ein kleines Madchen auf dem Spielplatz Stella Kubler Isaaksohn starb 1994 im Alter von 72 Jahren durch Ertrinken im Moosweiher in Freiburg Landwasser 11 Es wird von Suizid ausgegangen Ihre Erben sind die Nachkommen des 2014 verstorbenen Journalisten und Filmautors Ferdinand Kroh 1 Literatur BearbeitenSachliteratur Ferdinand Kroh David kampft Vom judischen Widerstand gegen Hitler Rowohlt Hamburg 1988 ISBN 3 499 15644 X Kapitel Stella K Die Greiferin S 163 174 Peter Wyden Stella Simon amp Schuster New York 1992 ISBN 0 671 67361 0 Peter Wyden Stella Steidl Verlag Gottingen 1993 ISBN 3 88243 241 1 Ubersetzung aus dem Englischen von Ilse Strasmann Peter Wyden Stella Goldschlag Eine wahre Geschichte Steidl Verlag Gottingen 2019 ISBN 978 3 95829 608 4 Peter Wyden Sonst kommst du nach Auschwitz Stella eine Judin auf Judenjagd fur die Gestapo im Berliner Untergrund I In Der Spiegel Nr 43 1992 online Peter Wyden Sonst kommst du nach Auschwitz Stella eine Judin auf Judenjagd fur die Gestapo im Berliner Untergrund II In Der Spiegel Nr 44 1992 online Peter Wyden Sonst kommst du nach Auschwitz Stella eine Judin auf Judenjagd fur die Gestapo im Berliner Untergrund III In Der Spiegel Nr 45 1992 S 178 192 online Martin Ros Schakale des Dritten Reiches Untergang der Kollaborateure 1944 1945 Neske Stuttgart 1997 ISBN 3 7885 0516 8 Doris Tausendfreund Erzwungener Verrat Judische Greifer im Dienst der Gestapo 1943 1945 Metropol Berlin 2006 ISBN 3 938690 27 5 S 142 151 Birgit Walter Roman Stella Eine Greiferin im Nationalsozialismus spaltet die Kritiker In Berliner Zeitung 16 Januar 2019 Rezension mit Foto von 1957 Karl Alich Freispruch fur Stella Goldschlag Mit einem Nachwort von Micha Brumlik novum Berlin 2022 ISBN 978 3 99130 204 9 12 Belletristik Takis Wurger Stella Hanser Munchen 2019 ISBN 978 3 446 25993 5 13 Film Fernsehen Theater BearbeitenDie Greiferin Die Geschichte einer judischen Gestapo Agentin Dokumentation von Ferdinand Kroh Deutschland 1995 43 Min The Good German In den Ruinen von Berlin Spielfilm USA 2007 105 Min Die Figur der Lena Brandt gespielt von Cate Blanchett entgeht der Verfolgung auf ahnliche Weise Die Unsichtbaren Wir wollen leben Spielfilm mit dokumentarischen Elementen Deutschland 2017 110 Min Stella Goldschlag wurde von Laila Maria Witt verkorpert Stella Das blonde Gespenst vom Kurfurstendamm Musical Die Neukollner Oper in Berlin inszenierte Stella Goldschlags Geschichte 2016 als Musical Komponist Wolfgang Bohmer Autor Peter Lund 14 Stella Ein Leben Kinofilm von Kilian Riedhof mit Paula Beer in der Titelrolle Ich bin Margot Friedlander Dokudrama Deutschland 2023 90 Min Produziert vom ZDF Stella Goldschlag verkorpert durch Luise von Finckh wird als Denunziantin von Margot Friedlander dargestellt 15 Weblinks BearbeitenDiana Tovar Stella The Story of Stella Goldschlag Rezension zu Peter Wydens Buch Stella 6 Dezember 2005 mit einem Foto Peter Wyden uber Stella Goldschlag RIAS Interview von 1993 Video 5 39 Min Interview mit der Zeitzeugin Regina Steinitz In Berliner Zeitung 17 Januar 2020 Einzelnachweise Bearbeiten a b Gerrit Bartels Erben gehen juristisch gegen Stella vor In Der Tagesspiegel 31 Januar 2019 Archiv der Generalstaatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin Verfahren gegen Otto Bovensiepen Vernehmung Stella Kubler 10 Juli 1922 am 17 April 1956 a b c d Shlomit Lasky Maayan Meir Stella Goldschlag The Blond Poison In AVIVA Berlin de 18 Februar 2013 abgerufen am 1 Mai 2020 a b David Gilbertson The Nightmare Dance Guilt Shame Heroism and the Holocaust Troubador Publishing Leicester 2017 ISBN 978 1 78306 609 4 S 144 Vorschau in der Google Buchsuche a b Irving Abrahamson She Saved Herself In The Holocaust By Betraying Others Amtlicher Vermerk auf Eheurkunde der Eltern StA Charlottenburg I Nr 516 1917 H Eine Tochter geboren Nr 475 1922 Berlin Charlottenburg I Stella Sara 1 Ehe 28 11 Berlin Charlottenburg 2952 1941 a b Berliner Zeitung Judin Regina Steinitz Mein Liebling auch du hattest dein Maul gehalten Abgerufen am 19 Januar 2020 deutsch Peter Wyden Sonst kommst du nach Auschwitz Stella eine Judin auf Judenjagd fur die Gestapo im Berliner Untergrund III In Der Spiegel Nr 45 1992 S 178 192 online Gunther Wagenlehner Sowjetische Militartribunale Die Verurteilung deutscher Zivilisten 1945 1955 Bohlau Verlag Koln Weimar 2003 S 172 f Zeitungsausriss von 1996 Aus dem Standesamtregister abgebildet in Badische Zeitung Magazin vom 26 Oktober 2019 she Nachweis 9 Dominik Bloedner Die Greiferin In Badische Zeitung Nr 249 43 74 Jahrgang 26 Oktober 2019 Magazin S III online kostenpflichtig Tragisches Opfer des Gestapo Terrors Interview mit dem Autor Judische Allgemeine 18 Februar 2023 Rezensionen zu Stella von Takis Wurger perlentaucher de Stella an der Neukollner Oper Berlin Das blonde Bose In Der Tagesspiegel 24 Juni 2016 Ich bin Margot Friedlander Dokudrama Abgerufen am 8 November 2023 Normdaten Person GND 119092824 lobid OGND AKS VIAF 77118076 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Goldschlag StellaALTERNATIVNAMEN Kubler Isaaksohn Stella Kubler Stella Gartner IngridKURZBESCHREIBUNG judische Gestapo KollaborateurinGEBURTSDATUM 10 Juli 1922GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 1994STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stella Goldschlag amp oldid 238902872