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Der Kulturbund Deutscher Juden war im nationalsozialistischen Deutschland eine von judischen Initiatoren ins Leben gerufene Selbsthilfeorganisation fur vom Berufsverbot betroffene judische Kunstler Behordlich wurde der Kulturbund bis 1941 geduldet und zur Kontrolle und Isolierung der judischen Kunstler eingesetzt Berliner Gedenktafel Kurt Singer und der Kulturbund Deutscher JudenKurt Singer dirigiert Judas Maccabaeus mit dem Orchester des Kulturbundes Deutscher Juden in der Berliner Philharmonie Bernburger Strasse am 7 und 8 Mai 1934Ilse Liebenthals 1910 1992 Mitgliedsausweis 1938 39 Gedenktafel Kommandantenstrasse 58 nahe dem Standort des zerstorten Herrnfeld Theaters in Berlin Kreuzberg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Kulturbund wurde im Juli 1933 in Berlin als Reaktion auf die zuvor erfolgten Entlassungen judischer Kunstler aus den staatlichen Kulturbetrieben infolge des Berufsbeamtengesetzes gegrundet Initiatoren des Bundes der zunachst die Bezeichnung Kulturbund Deutscher Juden 1933 trug waren der Regisseur Kurt Baumann und der Neurologe Musikwissenschaftler sowie ehemalige Intendant der Stadtischen Oper Berlin Kurt Singer In den ersten Jahren traten dem Berliner Kulturbund etwa 20 000 Mitglieder bei 1 Als Ausgrenzungsprodukt und Selbsthilfeorganisation hatte der Bund mit dem besonderen judischen Kunstwollen das die Nationalsozialisten dem Bund spater propagandistisch zuschrieben von judischer Seite her nichts zu tun Der durch Mitgliedsbeitrage finanzierte Bund sollte den arbeitslosen Kunstlern in erster Linie neue Erwerbsmoglichkeiten verschaffen Die ursprungliche Bezeichnung Kulturbund Deutscher Juden musste im April 1935 aufgegeben werden da eine Verknupfung der Worte deutsch und judisch politisch unerwunscht war Dem Vorbild der Berliner Grundung folgten Kulturbunde in zahlreichen weiteren Stadten 1935 gab es mehr als 36 regionale und lokale Kulturbunde mit etwa 70 000 Mitgliedern Die Einzelbunde wurden gezwungen sich bis zum August 1935 im Reichsverband judischer Kulturbunde in Deutschland RJK zusammenzuschliessen Der RJK wurde dem Reichsministerium fur Volksaufklarung und Propaganda unterstellt Die Veranstaltungen des Bundes die der Zensur unterlagen und von der Gestapo uberwacht wurden mussten einzeln vom Reichskulturwalter Hans Hinkel genehmigt werden Um die Tatigkeit der Kulturbunde zu sichern richtete der RJK daruber hinaus eine Selbstzensur ein Im Juli 1937 waren unter dem Dach des RJK 120 selbststandige Organisationen darunter auch Synagogen und Kulturvereine vereinigt Veranstaltungen des Kulturbundes fanden vor allem in Berlin fast taglich statt 1933 1935 waren in Berlin das Berliner Theater und danach das Gebruder Herrnfeld Theater Kommandantenstrasse 57 ihre Spielorte Regisseur der ersten Berliner Auffuhrung am 1 Oktober 1933 gespielt wurde Lessings Nathan der Weise war Karl Lowenberg die Titelrolle spielte Kurt Katsch 2 1935 wurde die Berliner Kulturbund Oper unter Leitung Kurt Singers gegrundet Auch der Hamburger Kulturbund war sehr aktiv Das Veranstaltungsprogramm umfasste Theater und Opernauffuhrungen Konzerte Kleinkunstveranstaltungen Filmvorfuhrungen Vortrage und Ausstellungen Um jeden Austausch zwischen der judischen und der nicht judischen Kulturwelt zu unterbinden wurden Nicht Juden bei den Veranstaltungen des Kulturbundes weder als Besucher noch als Mitwirkende zugelassen Auch durfte der Kulturbund im Rahmen seiner Veranstaltungen immer seltener Arbeiten solcher Autoren und Komponisten auffuhren die als besonders deutsch galten Innerhalb der judischen Offentlichkeit wurde uber diese Situation eines geistigen Gettos kontrovers diskutiert Auf die Novemberpogrome 1938 folgte die zwangsweise Schliessung der meisten Einrichtungen Nur der Berliner Kulturbund erhielt aus propagandistischen Grunden von Joseph Goebbels die Erlaubnis weiter tatig zu sein Der RJK wurde 1939 aufgelost an seine Stelle trat der aus dem Berliner Kulturbund hervorgegangene Judische Kulturbund in Deutschland e V der alle judischen Kulturveranstaltungen verantwortete und selbst durchfuhrte Ausserhalb von Berlin fanden damit nur noch selten Veranstaltungen statt Die Flucht vieler bedeutender judischer Kunstler trug ein Ubriges zum Niedergang des Kulturbundes bei Am 11 September 1941 wurde der Bund von der Gestapo aufgelost Viele seiner Mitglieder und Funktionare darunter auch der Grunder Kurt Singer wurden deportiert und im Holocaust ermordet Literatur BearbeitenAkademie der Kunste Hrsg Fritz Wisten Drei Leben fur das Theater Stuttgart 1919 1933 Judischer Kulturbund Berlin 1945 1962 Statten der Geschichte Berlins 45 Edition Hentrich Berlin 1990 ISBN 3 926175 69 9 Akademie der Kunste Hrsg Geschlossene Vorstellung Der Judische Kulturbund in Deutschland 1933 1941 Reihe Deutsche Vergangenheit Band 60 Hentrich Berlin 1992 ISBN 3 89468 024 5 anlasslich der gleichnamigen Ausstellung vom 27 Januar bis 26 April 1992 in der Akademie der Kunste Moritz von Bredow Rebellische Pianistin Das Leben der Grete Sultan zwischen Berlin und New York Schott Mainz 2012 ISBN 978 3 7957 0800 9 Biographie Viele Bezuge zum Judischen Kulturbund bzw dem Kulturbund Deutscher Juden sowie dem Berliner Musikleben Herbert Freeden Judisches Theater in Nazideutschland Ullstein Materialien Frankfurt Berlin Ullstein 1985 ISBN 3 548 35233 2 Eike Geisel Henryk M Broder Premiere und Pogrom Der Judische Kulturbund 1933 1942 Siedler Berlin 1992 ISBN 3 88680 343 0 Martin Goldsmith Die unausloschliche Symphonie Musik und Liebe im Schatten des Dritten Reiches eine deutsch judische Geschichte Herder Freiburg 2002 ISBN 3 451 27307 1 Barbara Muller Wesemann Theater als geistiger Widerstand Der Judische Kulturbund in Hamburg 1934 1941 M und P Verlag fur Wissenschaft und Forschung Stuttgart 1996 ISBN 3 476 45167 4 Zugl Universitat Hamburg Dissertation 1995 Jorg Osterloh Kulturbund deutscher Juden In Karin Althaus u a Hrsg Kunst und Leben 1918 bis 1955 Lenbachhaus Munchen Deutscher Kunstverlag Berlin 2022 ISBN 978 3 88645 210 1 S 308 310 Sylvia Rogge Gau Die doppelte Wurzel des Daseins Julius Bab und der Judische Kulturbund Berlin Zentrum fur Antisemitismusforschung der Technischen Universitat Berlin Reihe Dokumente Texte Materialien 30 Metropol Berlin 1999 ISBN 3 932482 14 X Zugl Technische Universitat Berlin Dissertation 1998 Julius Bab und der Judische Kulturbund Berlin Rebecca Rovit The Jewish Kulturbund Theatre Company in Nazi Berlin University of Iowa Press Iowa City IA 2012 ISBN 978 1 60938 124 0 Rebecca Rovit Kulturbund Deutscher Juden In Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur EJGK Band 3 He Lu Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02503 6 S 444 448 Stephan Stompor Judisches Musik und Theaterleben unter dem NS Staat Hrsg von Andor Izsak Susanne Borchers Hannover Europ Zentrum fur Judische Musik 2001 Gabriele Fritsch Vivie Gegen alle Widerstande Der Judische Kulturbund 1933 1941 Fakten Daten Analysen biographische Notizen und Erinnerungen Vorwort Jakob Hessing Hentrich amp Hentrich Berlin 2013 ISBN 978 3 95565 005 6 Stadtmuseum Munchen Die gefesselte Muse Das Marionettentheater im Judischen Kulturbund Munchen Text Waldemar Bonard Munchen 1994 Ausstellung April bis Oktober 1994 Puppentheatermuseum Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kulturbund Deutscher Juden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ulrike Schaper Kulturbund der Deutschen Juden auf LeMO Dieter Wenk Geistiger Widerstand in Hamburg Der Judische Kulturbund in Hamburg Judischer Kulturbund Geschlossene Gesellschaft Der Spiegel 11 August 1965 Abgerufen am 22 Juni 2015 Sammlung Judischer Kulturbund im Archiv der Akademie der Kunste Berlin Kulturbund Deutscher Juden Monatsblatter Berlin Jahrgang 1 Heft 1 5 1933 in der Bibliothek des Leo Baeck Instituts Kulturbund Deutscher Juden Monatsblatter Leipzig in der Bibliothek des Leo Baeck Instituts Bestand B1088 Judischer Kulturbund Kulturbundbuhne digitalisierte Zeitschrift in der Bibliothek des Leo Baeck Instituts Bestand B1080Einzelnachweise Bearbeiten Hans Rainer Sandvoss Red Widerstand 1933 1945 Berlin Heft 5 Heinrich Wilhelm Wormann Widerstand in Charlottenburg 2 Auflage Gedenkstatte Deutscher Widerstand Berlin 1998 S 238 Kulturbund Deutscher Juden MonatsblatterNormdaten Korperschaft GND 4285715 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kulturbund Deutscher Juden amp oldid 236730214