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Stabkirchen oder Mastenkirchen sind holzerne Kirchen die als Stabbau konstruiert wurden Der Stabbau ist ein Tragwerk aus senkrecht stehenden Masten den sogenannten Staben auf denen die gesamte Dachkonstruktion ruht Stabkirchen kamen hauptsachlich in Skandinavien vor Ihre Datierung erweist sich als schwierig da viele Kirchen aufgrund ihrer anfanglich primitiven Konstruktion verloren gingen Andere wurden durch Brande zerstort oder sie wurden durch Steinkirchen ersetzt In Skandinavien wurden Stabkirchen wahrend der Ubergangszeit von der heidnischen Religion zum Christentum vor allem im 12 und 13 Jahrhundert erbaut entstanden aber auch noch im Spatmittelalter 1 Stabkirche von BorgundEin wichtiges Kennzeichen der Stabkirchen ist ausser der Dachmastenkonstruktion generell die Vertikalitat des Kirchengebaudes Die Holzteile stehen senkrecht im Gegensatz zu den Blockbauten in denen die holzernen Teile waagerecht liegen Heute sind Stabkirchen ein wichtiges Ziel fur den Tourismus Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung der Stabkirchen 2 Geschichtliches Umfeld 3 Architektur 3 1 Stabkirchenfamilien 3 1 1 Familie vom Typ A einfache Saalkirchen und Mittelmastkirchen 3 1 2 Familie vom Typ B Grosse Mastenkirchen 3 1 2 1 Grundriss 3 1 2 2 Querschnitt 3 1 2 3 Langsschnitt 3 2 Grundbau 3 3 Dacher 4 Heidnische Elemente 4 1 Abwehrzauber 4 2 Heidnische Erzahlungen 5 Heutige Situation 5 1 Neuzeitliche Nachbauten 5 2 Stabkirchen als Dekoration 5 3 Kirchenfragmente 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVerbreitung der Stabkirchen BearbeitenIn Norwegen gab es bis zur Reformationszeit etwa 750 Stabkirchen und diese waren somit die Mehrzahl der ca 1200 Kirchen im Land Anfang des 19 Jahrhunderts waren noch rund hundert Stabkirchen vorhanden 2 Die meisten Stabkirchen stehen heute in Norwegen 28 der insgesamt 33 Stabkirchen dieses Landes gelten als authentisch weil ein erheblicher Anteil an Bausubstanz aus dem Mittelalter erhalten geblieben ist Drei der anderen Stabkirchen wurden in den spateren Jahrhunderten rekonstruiert und grundlegend umgebaut Die Stabkirche Vaga wurde von 1625 bis 1627 und die Stabkirche Favang wurde von 1630 bis 1631 umfassend umgebaut In Schweden wurden die meisten Stabkirchen wahrend der Pestepidemien des 17 Jahrhunderts verbrannt Es gibt nur eine authentische mittelalterliche Stabkirche in Hedared etwa 16 km von Boras Eine weitere Stabkirche von 1644 Zur Heiligen Magdalene steht auf ehemalig schwedischem Territorium auf der estnischen Insel Ruhnu Von den Stabkirchen in Danemark ist keine einzige erhalten Im Jahre 1960 fand man dort aber Pfostenspuren und einen Fussboden unter der Kirche von Horning bei Randers die aus dem 12 Jahrhundert stammt Ein Stuck eines Wandrahms die Horningsplanke wurde 1887 bei der Renovierung der Steinkirche entdeckt Dendrochronologisch wurde das konstruktiv sehr aufschlussreiche Holzteil mit den Fragmenten eines Schlangenornamentes auf 1060 datiert Die Greensted Church in Essex England gilt als die alteste in Teilen noch erhaltene Holzkirche Den Ergebnissen der Sheffield University zufolge wird sie auf das 11 Jahrhundert datiert 3 Die Greensted Church ist eine Palisadenkirche und fallt damit in den ersten Konstruktionstypus der Stabkirchen Sie wurde mehrfach umgebaut und erweitert Heute sind von ihr nur noch Teile der Langwande und der westlichen Giebelwand erhalten Diese wurden im unteren Drittel eingekurzt auf einer Schwelle aufgestandert und untermauert um den Kontakt zum feuchten Erdreich zu verhindern 4 Als grosste bekannte Stabkirche gilt die Domkirche zu Skalholt auf Island Sie ist nicht erhalten liess sich aber durch den Steinsockel und in schriftlichen Quellen angegebene Masse gut rekonstruieren 5 Eine von Norwegen translozierte Stabkirche ist die Kirche Wang in Schlesien Siehe auch Liste der StabkirchenGeschichtliches Umfeld Bearbeiten nbsp Stabkirche Torpo gebaut um 1200 Der Typus der Stabkirche wurde in Skandinavien am Anfang des 11 Jahrhunderts ubernommen als das Christentum nach einer zweihundertjahrigen Ubergangszeit endgultig Fuss gefasst hatte Er wurde auch in skandinavisch beeinflussten Regionen angewandt z B Island Gronland und in den von Wikingern beherrschten Regionen Die Impulse der Mission kamen aus England und Deutschland wo vor allem Ansgar 796 865 der Erzbischof von Hamburg Bremen Anstosse gab Vorangetrieben wurde die Missionierung durch die norwegischen Konige Haakon I 920 961 Olav I 963 1000 und den spater heiliggesprochenen Olav II 995 1030 die sich in England ausbilden und taufen liessen Die Verbreitung des christlichen Glaubens diente auch zur Unterwerfung konkurrierender skandinavischer Kleinkonige 6 Obwohl die Stabkirchen fast zwei Jahrhunderte nach dem Beginn der Christianisierung Norwegens errichtet wurden und die Missionare keinen Synkretismus duldeten finden sich an den Bauwerken viele heidnische Elemente z B Drachenkopfe Odindarstellungen heidnische Symbole in Einritzungen Eine inhaltliche Vermischung beider Glaubensrichtungen gab es in Norwegen jedoch nie Der alte nordische Glaube und der neue christliche Glaube existierten zweihundert Jahre lang parallel Die Kirche akzeptierte die ursprunglich heidnischen Elemente wahrscheinlich deshalb weil ein grosser Teil der Symbolik und der Erzahlungen christlich umgedeutet werden konnte 7 Architektur BearbeitenStabkirchenfamilien Bearbeiten nbsp Grundriss einer einfachen Stabkirche Typ A Die Kirchen wurden entweder als einfache Saalkirchen Mittelmast oder Mehrmastkirchen gebaut Die einfachste Form und wohl auch die alteste ist die einfache Saalkirche Die Mittelmastkirche hat einen einzelnen freistehenden Mast in der Mitte des Schiffes in dem sich die Kirchgemeinde wahrend des Gottesdienstes versammelt Ein kleinerer Chor fur die Geistlichkeit und die Apsis wurden angebaut Solche einfachen Formen mit Mittelmast haben die Kirchen von Nore und Uvdal 2 Familie vom Typ A einfache Saalkirchen und Mittelmastkirchen Bearbeiten Stabkirchen vom Typ A sind einschiffig und haben Stabe nur an den Ecken der Aussenwande mitunter gibt es auch freistehende Mittelstabe Diese Kirchen haben ein einfaches Satteldach Die einschiffigen Kirchen ohne Mittelstab werden dem Haltdalentyp und solche mit Mittelstab dem Numedaltyp zugeordnet 8 Haltdalentyp Sind relativ kleine Kirchen mit einer fast quadratischen einfachen Grundform ohne freistehende Stabe im Raum Der Chor ist meistens nicht so breit wie das Schiff Die am besten erhaltene Kirche mit dieser Bauform ist die Stabkirche Haltdalen die 1170 errichtet wurde Die Stabkirche Reinli in Valdres vermutlich aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts ist aus dem Haltdalentyp hervorgegangen 8 Numedaltyp Diese Stabkirchen haben einen Stab in der Mitte des Raumes daher nennt man sie auch Einmaststabkirchen oder Mittelmastkirchen Ursprunglich wurde der Mittelstab in einem Grundstock gefasst und durch horizontale Verbindungsbalken mit den Masten der Wande verbunden Der Mittelmast diente wahrscheinlich nicht nur der Stabilisierung der Kirche sondern auch als Stutze fur einen Dachreiter mit Glocken Es gibt insgesamt noch drei erhaltene Stabkirchen des Numedaltypus zwei davon stehen in der Region Numedal 8 Zu diesem Bautypus gehoren in Numedal die Kirchen Stabkirche Nore und Stabkirche Uvdal Moretyp Charakteristisch fur diese Kirchen ist die Verwendung von Mittelstaben in den Langswanden Es gibt genau drei noch erhaltene Kirchen dieses Typus die alle in der Gegend More og Romsdal stehen Stabkirche Kvernes Stabkirche Rodven und Stabkirche Grip Davon sind zwei Hallenkirchen und eine Langkirche 8 Familie vom Typ B Grosse Mastenkirchen Bearbeiten Stabkirchen vom Typ B haben eine komplexere Struktur mit einem das Hauptschiff umgebenden Umgang der wiederum von einem Svalgang umgeben ist Die Mittelstabe ruhen auf einem rechteckigen Rahmen Die Stabe sind im unteren Teil freistehend der obere Teil bildet das Gerust fur den Wandaufbau Diese Stabkirchen lassen sich in zwei Gruppen unterteilen Kaupangertyp Bei diesen Stabkirchen bilden die Saulen Arkaden aus Haufig haben die Saulen ein Kapitell welches den Steinbau nachahmt Stabkirchen des Kaupangertyps sind Kaupanger Urnes Hopperstad und Lom Die Kirchen von Hopperstad und Lom haben nachtraglich Andreaskreuze eingebaut und ahneln so heute dem Borgundtyp 9 Borgundtyp Kirchen des Borgundtyps haben Andreaskreuzverbindungen zwischen den Saulen und der Aufbau ahnelt einem Triforium Kirchen des Borgundtyps sind Borgund Fantoft Gol Hegge Hore Hurum Lomen Ringebu und Oye 9 Die Stabkirche Torpo ist ein Bauwerk welches in beide Gruppen gehort 9 Grundriss Bearbeiten Der Grundriss der Stabkirche Gol als Beispiel des Borgundtyps Ebenso gleicht die Hochsaulenkonstruktion nun auch den Stabkirchen Hopperstad und Lom nbsp Grundriss LegendeA Schwebende Masten der inneren SaulenkonstruktionB Tragende Masten der inneren SaulenkonstruktionC Masten in der AussenwandD Holzrahmen der inneren SaulenkonstruktionF Querbalken im FussbodenG Flankierende HolzbankeH WestportalJ SudportalK ChorportalL ChorM ApsisN AltarO LaubengangP Saulen des Laubengangs Querschnitt Bearbeiten Der Querschnitt der Stabkirche Gol nbsp Querschnitt LegendeA Schwebende MastenB Tragende MastenC Blindes NordportalD SudportalE Masken am Ende der MastenF GiebelkreuzeG FirstkammH SeitenbankeJ AndreaskreuzeK KnaggenL Arkaden des LaubengangsM ScherensparrenN KehlbalkenO Knaggen im Ubergang Schiff zum ChorP Arkade im Ubergang vom Chor zur Apsis Langsschnitt Bearbeiten Der Langsschnitt der Stabkirche Gol nbsp Querschnitt LegendeA Schwebende MastenB Tragende MastenC WestportalD Masken am Ende der MastenE Drachenkopfe auf den SatteldachernF Giebelkreuze und ApsisturmkreuzG FirstkammH SeitenbankeJ AndreaskreuzeK KnaggenL Arkaden des LaubengangsM DachsparrenN Apsis mit ApsisturmchenO LichtoffnungenP Laubengang um ApsisQ ChorportalR Sudportal Grundbau Bearbeiten nbsp Aufbau der Stabkirche Borgund Masten und horizontale Balken als Grundgerust in der Mitte Wande und Pultdacher als aussere Schicht Dachstock des ersten Giebeldachs auf dem Grundgerust aufgesetzt Zeichnung von G A Bull nbsp Die Eckmasten stehen auf einem horizontalen Balken In die Nut des Balkens werden die Wande eingelassen Die Stabkirchen wurden stets auf einem viereckigen festen Holzrahmen errichtet der auf einem Steinsockel zum Schutz vor Wasserschaden aufgesetzt wurde Bei den einfacheren Formen der Stabkirchen befinden sich die Masten in den Wanden des Rahmens und lassen so den Kirchenraum frei Bei den komplexeren Maststabkirchen sind die Masten das tragende Element im Kirchenschiff und bilden mit horizontalen Balken ein Grundgerust Die Masten haben eine Nut und wurden auf horizontalen Balken aufgesetzt welche auf dem Steinsockel liegen So sind die einzelnen Masten mit horizontalen Balken miteinander verbunden was eine solide Grundlage bewirkt Die Masten werden wiederum oberhalb in die Nut eines horizontalen Balkens unterhalb des Dachstockes aufgesetzt Dies gibt der Stabkirche das quaderformige tragende Grundgerust 10 Die Wande bestehen aus senkrecht stehenden Stabplanken die in die Nut des horizontalen Balken des Rahmens eingelassen werden Sie enden oberhalb in der Nut eines horizontalen Balkens der sich etwa in der Mitte des Grundbaus befindet Bei komplexeren Kirchen wurde ausserhalb ein Svalgang als weitere zwiebelartige Schale angelegt In der Mitte dieses Grundgerusts wurden horizontale Balken eingesetzt die sich auf gleicher Hohe befinden wie die Balken des Rahmens der fur den Abschluss der Wande dient Der Rahmen mit den Wanden ist also nur etwa halb so gross wie das Grundgerust Oberhalb dieser Balken im Grundgerust befinden sich bei den Maststabkirchen des Borgundtyps die Andreaskreuze als Querstreben und oberhalb dieser Kreuze kleine Lauben Vom ausseren Rahmen her wurden die untersten Pultdacher aufgebaut die am Grundgerust enden und so die Andreaskreuze und Lauben von aussen her abdecken Der oberste Teil des Grundgerusts oberhalb der Lauben der nun nach aussen geoffnet ware wurde wieder mit Stabplanken analog den unteren Wanden verschlossen Oberhalb dieses Grundgerustes wurde dann der Dachstock des untersten Giebeldaches aufgesetzt 10 Dacher Bearbeiten nbsp Stabkirche Heddal mit Pult und Giebeldachern sowie kegel und pyramidenformigen TurmchenDie meisten Kirchen haben mehrfach gestaffelte steile Dacher Dabei werden die Dacher im Inneren von freistehenden Masten getragen Vor allem die Kirchen von Typus B haben sehr viele Dachstufen und erinnern so an Pagoden 2 Einige Kirchen haben einen sogenannten Svalgang der die ganze Kirche inklusive Chor umzieht Dieser hatte den bautechnischen Nutzen die Kirche vor Wettereinflussen zu schutzen und eine Auflage fur ein mehrstufiges Dach zu bieten Dieser Svalgang wurde genutzt als Versammlungsort vor und nach dem Gottesdienst und als Ablageplatz der Waffen Dieser Svalgang verschwand evtl aus gesellschaftlichen Grunden da in sicheren Zeiten keine Waffen mehr getragen wurden So haben z B die Kirchen von Lom Vaga Ringebu und andere keinen Svalgang mehr Dadurch fehlte aber die Basis fur hochgezogene Dachkonstruktionen 2 Die Kirchendacher bestehen unten aus ein oder zwei Stufen Pultdachern gefolgt von Giebeldachern Haufig enden sie bei der komplexeren Bauweise entweder in kegelformigen oder pyramidenformigen ein oder mehrstufigen Turmchen Es kommen aber auch komplexere Turme vor die sich eher an der Steinbauweise orientieren wie z B bei der Stabkirche Lom Durch die stufenweise Verkleinerung der Dacher wirken die Gebaude grosser als sie sind Dieses Konzept wird auch in der Kulissentechnik als Erzwungene Perspektive Technik verwendet Dieser Effekt wurde z B in neuerer Zeit beim Cinderalla s Castle im Disneyland angewendet Es ist nicht belegbar dass diese Technik damals schon bewusst eingesetzt wurde Evtl war durch die symbolische Ausrichtung an der Vertikalen Verbindung des Himmels mit der Erde und dem stufenweisen Aufbau der Dacher die perspektivische Wirkung aber dennoch gewollt Die Dachkonstruktionen vieler Stabkirchen mit Scherensparren und Kehlbalken wurde bereits im 19 Jahrhundert von Lorentz Dietrichson mit dem Aufbau der Wikingerschiffe verglichen Dietrichson vermutete dass statische Uberlegungen des zeitgenossischen Schiffbaus bei der Konstruktion von Stabkirchen verwendet wurden Der Firstbalken entsprache dem Kiel eines Wikingerschiffes Die Spanten der Schiffe waren ahnlich wie die Sparren die mit Hilfe der Scherensparren vom First getrennt sind nicht direkt am Schiffskiel befestigt So werden die Krafte auf das Dach der Kirche wie bei einem Wikingerschiff auf die gesamte Rippenkonstruktion verteilt Ebenso wie in der Kirche finden sich in den Schiffen Knaggen wieder welche die Krafte verteilen 11 Diese Theorie gilt inzwischen als uberholt denn die Dachkonstruktion der Stabkirchen ahnelt stark anderen Holzdachkonstruktionen die zur selben Zeit in Westeuropa entstanden Heidnische Elemente Bearbeiten nbsp Drache an der Kirche HopperstadDa die Stabkirchen in den zweihundert Jahren nach der Ubergangszeit vom Heidentum zum Christentum gebaut wurden finden sich an ihr viele heidnische Elemente zum Beispiel Abwehrzauber Ebenso kommen in den Schnitzereien immer wieder Gottheiten Personen und Gegenstande aus den mythologischen Erzahlungen der nordischen Religion vor Abwehrzauber Bearbeiten nbsp Das Nordportal der Stabkirche UrnesDie Giebeldacher tragen an Schlusselstellen auffallige apotropaische Elemente Auffallig ist z B die haufige Wiederholung des Kreuzes und die Abbildungen von Drachen und stilisierte Drachenkopfe Die Kreuze sollten wahrscheinlich weniger ein Postulat fur die neue Religion sondern mehr eine wirkungsvolle Abwehr von Naturgeistern darstellen 2 Die stilisierten Drachenkopfe erinnern an die Wikingerschiffe und wurden meistens in Ost West Richtung der Bewegung der Sonne angebracht Der Drache galt als Damon der nur durch sein eigenes Bild gebandigt werden konnte Die stilisierten Drachenkopfe haben also dieselbe Funktion wie die Fratzen der Wasserspeier an vielen europaischen Steinkirchen Bei den Wikingerschiffen war das Anbringen von Drachenkopfen ebenso eine magische Handlung die das Schiff in ein ebengleiches starkes Ungeheuer verwandelten um gegen Feinde gewappnet zu sein 2 Die Schnitzereien an den Portalen und Masten hatten ebenso eine apotropaische Funktion Ein Beispiel ist das Nordportal an der Kirche Urnes welches vermutlich einmal das Hauptportal war Das Portal wurde mit der Axt gekurzt und an der Nordseite angebracht wo sich kein Eingang befindet Dass dieses Portal wiederverwendet wurde hatte weniger den Grund dass man Respekt vor der handwerklichen Arbeit der Schnitzer hatte sondern weil man die schutzende Funktion der Schnitzereien wiederverwenden wollte Die Nordseite der Kirchen war nach altem Glauben den Geistern der Nacht besonders ausgesetzt und musste deshalb speziell geschutzt werden Das ist auch der Grund dafur dass auf der Nordseite haufig Eingange und Fenster fehlen 2 In vielen Kirchen finden sich beim Eingang ins Innere sogenannte Geisterschwellen Das ist eine hohe Stufe die Naturgeister vor dem Eindringen in die Kirche abhalten soll Aus demselben Grund wurden die Portale sehr eng gebaut Heidnische Erzahlungen Bearbeiten Im Schnitzwerk der Kirchen kommt auch immer wieder die nordische Mythologie vor So zeigt z B der Bischofsstuhl in Heddal eine Szene aus der Sage des Drachentoters Sigurd Wesentliche Szenen dieser Sage findet sich ebenso im Schnitzwerk des ehemaligen Westportals der Stabkirche Hyllestad aus der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts Die Stabkirche wurde im 19 Jahrhundert zerstort und das Portal findet sich heute in der Universitetets Oldsaksamling in Oslo In Torpo fand sich am Fussboden eine Weltuntergangsdarstellung aus der Edda Der Gottervater Odin kampft gegen den freigekommenen Fenriswolf 2 Heutige Situation BearbeitenNeuzeitliche Nachbauten Bearbeiten nbsp Sankt Olavs Kirche in BalestrandDie Stabkirche von Fantoft musste 1997 nach einem Brandanschlag vollstandig rekonstruiert werden was nur gelang da eine exakte Dokumentation dieser Kirche existiert Der Brandstifter war moglicherweise Varg Vikernes ein Mitglied der damaligen norwegischen Black Metal Szene der spater fur drei weitere Brandstiftungen an Kirchen verurteilt wurde Er wurde auch fur den Brandanschlag an der Stabkirche Fantoft angeklagt die Brandstiftung konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden In Norwegen stehen noch drei weitere Kirchen jungeren Datums In Gol im Hallingdal wurde 1994 in alter Technik in der Nahe des Originalstandortes eine Kopie der Stabkirche Gol errichtet nachdem das Original 1884 nach Oslo versetzt worden war Diese Kopie bildet die Hauptattraktion eines Mittelalterparkes ist aber auch offiziell zur Kirche geweiht Die Sankt Olavs Kirche in Balestrand welche 1897 errichtet wurde hat viele Elemente der Stabkirchenarchitektur als Vorbild Die Stabkirche Savjord in Beiarn Nordland ist ein privater Nachbau der Stabkirche Gol der 2005 2006 fertiggestellt wurde Daneben gibt es noch einige schwedische Stabkirchen neueren Datums Vier Kirchen wurden gegen Ende des 20 und Anfang des 21 Jahrhunderts errichtet oder neu aufgebaut Stabkirche Hallandsgardens in Are Jamtland erbaut 1999 Stabkirche Haggviks in Nordingra Norrland erbaut 2000 Stabkirche Karbole in Ljusdal Gavleborg erbaut 1989 Stabkirche Skaga in Toreboda Vastra Gotaland erbaut im 12 Jahrhundert abgebrochen im 19 Jahrhundert und in den 1950er Jahren neu errichtet Nach einem Brand wurde sie 2001 ein zweites Mal wieder aufgebaut In anderen Landern wurden einige Stabkirchen oder Kirchen mit Elementen der Stabkirchenarchitektur errichtet Die mittelalterliche norwegische Stabkirche Wang wurde 1841 vom preussischen Konig Friedrich Wilhelm IV erworben und in Bruckenberg bei Krummhubel heute Teil der polnischen Stadt Karpacz im Riesengebirge wieder aufgebaut Die Gustav Adolf Stabkirche in Hahnenklee einem Ortsteil von Goslar im Harz wurde nach dem Vorbild der Stabkirche von Borgund 1907 errichtet und 1908 geweiht nbsp Stabkirche StiegeIm Selketal Ostharz steht nahe der Ortschaft Stiege auf dem Gelande des ehemaligen Sanatoriums Albrechtshaus eine weitere kleine Stabkirche Sie wurde 1905 geweiht Fur sie hatte die Kirche zu Wang im Riesengebirge als Vorbild gedient Ebenfalls nach dem Vorbild der Stabkirche Wang wurde die Friedhofskapelle auf dem Sudwestkirchhof Stahnsdorf 1911 geweiht In Island steht die Stabkirche Heimaey Vestmannaeyjar welche im Jahr 2000 fertiggestellt wurde Die Evangelische Kirche Bad Kleinkirchheim Osterreich wurde 1938 errichtet In den Vereinigten Staaten von Amerika stehen Kirchen welche Elemente der Stabkirchenarchitektur ubernommen haben oder Stabkirchen originalgetreu kopierten Chapel in the Hills in Rapid City South Dakota 12 Boynton Chapel in Bjorklunden Door County Wisconsin Kopie der Stabkirche Hopperstad in Moorhead Minnesota Little Norway in der Nahe von Dodgeville Wisconsin St Swithun s in Warren County Indiana Trinity Lutheran Church s in Washington Island WisconsinStabkirchen als Dekoration Bearbeiten nbsp Stabkirchenreplikat im Europa Park Rust DeutschlandStabkirchen als Dekoration stehen in drei Vergnugungsparks im Scandinavian Heritage Park in Minot North Dakota im Epcot Florida schmuckt das Aussere einer Stabkirche im World Showcase den norwegischen Pavillon Das Innere ist ein Ausstellungsraum fur norwegische Geschichte im Europa Park steht eine Kirche mit ausgebautem Inneren im skandinavischen Themenbereich als Dekoration und als Kirche fur Hochzeitsfeiern Kirchenfragmente Bearbeiten Erhaltene Teile abgerissener Stabkirchen befinden sich heute teilweise in Museen Dazu gehort das 1860 gerettete Portal der spatwikingerzeitlichen Stabkirche von Sauland ostlich von Hjartdal in Norwegen im Museum von Oslo und die kleine Stabkirche von Hemse auf Gotland in Schweden im Museum von Stockholm Siehe auch BearbeitenListe der Stabkirchen Holzkirche Schrotholzkirche BlockhausLiteratur BearbeitenClaus Ahrens Die fruhen Holzkirchen Europas Hrsg Archaologisches Landesmuseum in der Stiftung Schleswig Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf Schriften des Archaologischen Landesmuseums Nr 7 Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1397 6 Eva Valenbrokk Thomas Thiis Evensen Norwegische Stabkirchen Architektur Geschichte und Traditionen Boksenteret 1993 ISBN 82 7683 012 9 Roar Hauglid Norwegische Stabkirchen Dreyer forlag Oslo 1977 ISBN 82 09 00938 9 Oddgeir Hoftun Stabkirchen und die mittelalterliche Gesellschaft Norwegens Konig Koln 2003 ISBN 3 88375 526 5 Mit Fotos von Gerard Franceschi Konzeption Asger Jorn Ubersetzt aus dem Danischen von Irmelin Mai Hoffer und Reinald Nohal unter Mitarbeit von Sarah Majken Hoffer Oddgeir Hoftun Kristningsprosessens og herskermaktens ikonografi i nordisk middelalder Solum forlag Oslo 2008 ISBN 978 82 560 1619 8 norwegisch Hermann Phleps Die norwegischen Stabkirchen Bruder Karlsruhe 1958 Karsten Kjer Michaelsen Politikens bog om Danmarks oldtid Kopenhagen 2002 ISBN 87 567 6458 8 S 293Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Stabkirche Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Stabkirchen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien www visitnorway de Stabkirchen Ubersicht der Stabkirchen in Norwegen Stabkirchen SognefjordenEinzelnachweise Bearbeiten Roar Hauglid Norske Stavkirker Bygningshistorisk bakgrunn og utvikling Dreyers Forlag 1976 ISBN 82 09 01350 5 a b c d e f g h Erich Burger Norwegische Stabkirchen Geschichte Bauweise Schmuck Erstveroff DuMont Koln 1978 ISBN 3 7701 1080 3 DuMont Kunst Taschenbucher 69 Simon Denison British Archaeology Early church date Council for British Archaeology archiviert vom Original am 11 November 2013 abgerufen am 18 Mai 2014 englisch Roar Hauglid Norske Stavkirker Bygningshistorisk bakgrunn og utvikling Dreyers Forlag 1976 ISBN 82 09 01350 5 S 84 Claus Ahrens Die fruhen Holzkirchen Europas Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2001 S 47 48 Anja Rosner Kirche Wang Reise einer Stabkirche von Norwegens Fjorden ins Riesengebierge Heiner Labonde Verlag Grevenbroich 2006 ISBN 3 937507 09 4 S 12 14 Torsten Capelle Heidenchristen im Norden Landesmuseum fur Natur und Mensch Oldenburg 2005 ISBN 3 8053 3606 3 S 22 ff 70 78 a b c d Yasuo Sakuma Ola Storsletten Die Stabkirchen Norwegens Meisterwerke nordischer Baukunst Genehmigte Lizenzausg Bechtermunz Verlag Augsburg 1997 ISBN 3 86047 239 9 dt Ubers a b c Gunnar Bugge Stavkirkene i Norge Innforing og oversikt Dreyer Oslo 1981 ISBN 82 09 01890 6 a b Oddgeir Hoftun Gerard Franceschi Asger Jorn Stabkirchen und die mittelalterliche Gesellschaft Norwegens Verlag der Buchhandlung Walther Konig Koln 2002 ISBN 3 88375 526 5 Dan Lindholm Stabkirchen in Norwegen Drachenmythos und Christentum in der altnorwegischen Baukunst Verlag Freies Geistesleben Stuttgart 1979 Chapel in the Hills Website des Kirchennachbaus englisch Normdaten Sachbegriff GND 4182705 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stabkirche amp oldid 235694875