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Die Staatspolizeileitstelle Magdeburg StapoLSt Magdeburg 1 war eine Dienststelle der Gestapo im Regierungsbezirk Magdeburg deren Tatigkeiten hauptsachlich auf den Bereich der Stadt Magdeburg beschrankt waren Die Dienststelle bestand von 1933 bis Anfang April 1945 Ihr Sitz war anfangs das Polizeiprasidium in der Halberstadter Strasse 133 und wurde 1934 in die Regierungsstrasse 1 verlegt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Einrichtung der Dienststelle 2 Adressen der Dienststelle 3 Die Leiter der Dienststelle 4 Personelle Besetzung der Dienststelle 5 Massnahmen der Verfolgung 5 1 Verfolgung des KPD Widerstandes 5 2 Deportationen von Juden ab Magdeburg und Berlin 6 Literatur 7 EinzelnachweiseEinrichtung der Dienststelle BearbeitenDie Dienststelle der Staatspolizeistelle Magdeburg Stapo Magdeburg wurde infolge einer Durchfuhrungsverordnung des 2 Gestapogesetzes vom 30 November 1933 vom 8 Marz 1934 und zwei folgenden Runderlassen in der Zeit zwischen Ende April und Anfang Mai 1933 eingerichtet Ab dem 1 April 1934 waren die Staatspolizeistellen in Preussen aus den Polizeiverwaltungen herausgelost Damit wurde die politische Polizei der Landeskriminalpolizeistelle Magdeburg die selbstandige Dienststelle der Stapo Magdeburg Mit der Unabhangigkeit von den Bezirksregierungen waren die Staatspolizeistellen auch nur noch dem Geheimen Staatspolizeiamt Berlin Gestapa Berlin rechenschaftspflichtig Zwar konnten die Regierungsprasidenten oder Oberprasidenten den Staatspolizeistellen Weisungen erteilen diese durften jedoch nicht den Vorschriften des Gestapa Berlin widersprechen Reinhard Heydrich ordnete am 8 Januar 1937 an dass die Stapo Magdeburg in die Staatspolizeileitstelle Magdeburg uberfuhrt werden sollte Durch diese neue Bestimmung wurden die anderen Stapostellen der Provinz Sachsen in Erfurt und Halle in ihrer Tatigkeit nicht betroffen Im Juli 1941 wurde der Dienstbereich der StapoLSt Magdeburg auf das Land Anhalt ausgedehnt und wurde damit fur die Staatspolizeistelle Dessau die unmittelbar zustandige ubergeordnete Dienststelle 3 Aus einer Anzeige aus dem Jahre 1936 geht hervor dass die StapoLSt Magdeburg in Stendal eine Aussenstelle hatte Weitere untergeordnete Dienststellen der StapoLSt Magdeburg sind bisher nicht bekannt 4 Adressen der Dienststelle Bearbeiten nbsp Gedenktafel an der Stelle wo das Braune Haus standDer Leiter der Dienststelle hatte anfangs seinen Dienstraum am Sitz der Bezirksregierung am Domplatz 3 in Magdeburg wahrend die Mitarbeiter ihre Dienstraume im Polizeiprasidium in der Halberstadter Strasse 133 hatten Diese raumliche Trennung bestand bis Ende 1933 1934 erfolgte der Umzug in die Regierungsstrasse 1 Im Zuge einer Neuordnung der Strassennamen und nummern wurde 1936 die Adresse in Klosterkirchhof 1 umbenannt da das Haus im Osten an das Haus Klosterkirchhof 8 angrenzte Die Bevolkerung nannte dieses Haus Braunes Haus Die Dienststelle bestand bis zu ihrer Aufgabe im April 1945 Die Leiter der Dienststelle BearbeitenDer erste Leiter der Dienststelle in Magdeburg der in Erfurt geborene Regierungsrat Erich Stier kam aus dem Polizeidienst der Bezirksregierung 5 Als er am 1 Mai 1934 in das Oberprasidium Hannover versetzt wurde gab es fur mehrere Wochen keinen Nachfolger in der Dienststelle in Magdeburg so dass ein kommissarischer Leiter eingesetzt wurde Am 1 August 1934 trat der von der Staatspolizeileitstelle Dusseldorf kommende Jurist Otto Bovensiepen seinen Dienst in Magdeburg an Seine Tatigkeit in Magdeburg endete schon nach wenigen Monaten da er am 5 Februar 1935 zur Staatspolizeistelle Recklinghausen versetzt wurde Die Nachfolge trat der im Polizeidienst erfahrene Heinrich Vitzdamm am 15 Februar 1935 an Er war zuletzt in der Bezirksregierung von Stettin tatig Sechs Tage nach seinem Dienstantritt in Magdeburg stellte er am 21 Februar den Antrag zur Aufnahme in die SS der spater auf den 1 Januar 1935 zuruckdatiert wurde Auch er war weniger als ein Jahr in Magdeburg tatig da er am 9 Marz 1936 zur Staatspolizeistelle Konigsberg versetzt wurde Am 16 Marz 1936 ubernahm der Regierungsrat Albert Leiterer die Leitung der Stapo Magdeburg Vorher hatte der Jurist sich in der Justiz und im Polizeibereich betatigt Leiterer sollte bis zum 27 September 1941 die Dienststelle der Gestapo in Magdeburg fuhren Er konnte dem Dienst an der Front entgehen da er sich rechtzeitig um eine Dienststellung in der inneren Verwaltung bemuht hatte So erfolgte am 21 August 1941 seine Berufung als kommissarischer Leiter der Dienststelle als Landrat des Landkreises Heiligenstadt durch das Reichsinnenministerium wobei sein tatsachlicher Dienstantritt dort am 28 September 1941 erfolgte Mit Wirkung vom 29 November 1941 trat der SS Obersturmbannfuhrer und Oberregierungsrat Helmut Bischoff die Nachfolge von Leiterer an Er war vorher an mehreren Kriegsverbrechen als Leiter beim Einsatzkommando 1 IV in Polen beteiligt In Magdeburg organisierte er die Deportation der Juden und liess mindestens zehn polnische Zwangsarbeiter hangen Seine Dienstzeit in Magdeburg endete am 16 November 1943 da er im Dezember 1943 als SD Abwehrbeauftragter im KZ Dora eingesetzt wurde Am 15 Februar 1944 ubernahm der Jurist und SS Sturmbannfuhrer Robert Mohr die Leitung der StapoLSt Magdeburg Er fuhrte vorher die Staatspolizeistelle Darmstadt wo er die Deportation der Juden organisiert hatte Als sich am 10 April 1945 US Truppen Magdeburg naherten fluchteten Mohr und die Angehorigen seiner Dienststelle Mohr tauchte anschliessend mit einem falschen Namen unter Personelle Besetzung der Dienststelle BearbeitenIm November 1933 waren zehn Mitarbeiter bei der Dienststelle tatig Von Dienststellen der Gestapo von anderen Orten kamen die Kriminalkommissare Erich Frohwein Arthur Rausch und der Hilfskommissar Heinrich Tofahrn 6 Der Regierungsassessor Norbert Hering kam 1934 direkt vom Studium zur Dienststelle 7 Der Inspektor Franz Konigshaus kam 1935 direkt aus dem Polizeiprasidium Magdeburg in die Dienststelle Ihre Tatigkeiten beschrankten sich anfangs auf den unmittelbaren Burobetrieb so dass es zu keinen grosseren Diensthandlungen im Aussenbereich kam Sogar die Anfertigung von Berichten war 1933 beschrankt Noch am 4 Januar 1934 waren elf Angehorige auf der Dienststelle beschaftigt Nach der Unabhangigkeit von der Bezirksregierung stieg die Zahl der Mitarbeiter auf 29 am 25 Juni 1935 Viele Mitarbeiter wurden vom Polizeiprasidium Magdeburg ubernommen Nach der Umbenennung zur StapoLSt Magdeburg stieg die Anzahl der Angehorigen auf 75 zum 31 Marz 1937 Der Leiter der Dienststelle konnte jetzt 52 Mitarbeiter zu Uberwachungsaufgaben der Gestapo einsetzen Am 31 Marz 1937 hatte die StapoLSt Magdeburg sechs Fahrzeuge im Einsatz um den Regierungsbezirk Magdeburg 1933 etwa 1 3 Millionen Einwohner und spater auch den Bereich von Anhalt etwa 440 000 Einwohner zu uberwachen Dabei legten die Fahrzeuge taglich bis zu 650 km zuruck In diesem Einsatz standen funf Angehorige der Dienststelle mit zwei Fahrern Insgesamt konnen von 1933 bis 1945 360 Angehorige der Dienststelle aus den Akten nachgewiesen werden Davon waren 147 Beamte und 129 Angestellte Die Zahl der weiblichen Angehorigen betrug dabei 84 Nachdem im Juli 1941 die Stapo Dessau der Magdeburger Dienststelle unterstellt wurde wurden Angehorige aus Dessau nach Magdeburg zur StapoLSt versetzt Allerdings kam es auch zu Abordnungen zu den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD beim Einsatz in der Sowjetunion Massnahmen der Verfolgung BearbeitenDie hauptsachliche Tatigkeit der Angehorigen der StapoLSt Magdeburg richtete sich anfangs gegen Mitglieder der KPD der SPD und der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands SAPD Aber auch andere Organisationen wie der Reichsbanner Schwarz Rot Gold die Kampfgemeinschaft Revolutionarer Nationalsozialisten auch Schwarze Front genannt der Stahlhelm Bund der Frontsoldaten der Alldeutsche Verband die Gemeinschaft der Siebenten Tags Adventisten die Deutsche Volkskirche unter Artur Dinter die Deutsche Glaubensbewegung die Nordische Glaubensbewegung die Internationale Bibelforscher Vereinigung und die katholische und evangelische Kirche standen unter Beobachtung In den spateren Jahren richtete sich die Tatigkeit der Gestapo Magdeburg hauptsachlich gegen Juden Feinde der Heimatfront sowie Gruppen die die Nationalsozialisten als Arbeitsscheue und Asoziale bezeichneten Auch sogenannte Berufsverbrecher wurden in Konzentrationslager verbracht 8 Verfolgung des KPD Widerstandes Bearbeiten Nach der ersten grossen Verhaftungswelle von Mitgliedern der KPD im Regierungsbezirk Magdeburg in den ersten Monaten des Jahres 1933 organisierten sich die verbliebenen Mitglieder in kleinen Gruppen die Kolonien von Kleingarten als konspirative Treffpunkte benutzten wobei der Kontakt unter den Kurieren und Verteilern von Schriften durch Nennung von Kennwortern erfolgte Die Angehorigen der StapoLSt Magdeburg versuchten mit teilweisem Erfolg in die Organisation der KPD sogenannte V Manner einzuschleusen Durch immer neue Verhaftungen war die KPD gezwungen ihre Leitung des Bezirks bis zum April 1935 funfmal personell wieder neu aufzubauen Den entscheidenden Schlag der Gestapo ermoglichte dann der Verrat des KPD Leiters im Bezirk Magdeburg Willi Jahn im September 1935 In Verbindung mit eingeschleusten V Mannern wurden zwischen September 1935 und Mai 1936 etwa 150 Personen verhaftet sowie nach weiteren Aussagen von Verhafteten wie Gerhard Holzer und Paul Weller bis 1938 weitere KPD Mitglieder Erst ab dem Jahr 1943 gelang es der KPD wieder neue Strukturen aufzubauen 9 Deportationen von Juden ab Magdeburg und Berlin Bearbeiten Von Magdeburg direkt ins Ghetto Theresienstadt wurden von der StapoLSt in vier Zugen mindestens 235 Juden deportiert Mindestens 82 wurden aus Magdeburg ins KZ Auschwitz transportiert 10 Die Transporte nach Theresienstadt waren 18 November 1942 mit 77 Deportierten 25 November 1942 mit 76 Deportierten 2 Dezember 1942 mit 70 Deportierten 10 Januar 1944 mit 16 DeportiertenIn die Zuge ab Magdeburg kamen auch Einwohner aus Stendal Dessau Bernburg und Aschersleben Die Transporte nach Auschwitz waren 26 Februar 1943 mit 77 Magdeburgern ab Berlin 2 Marz 1943 mit 5 Magdeburgern ab BerlinLiteratur BearbeitenSiegfried Grundmann Der Geheimapparat der KPD im Visier der Gestapo Das BB Ressort Dietz Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02113 9 S 350 388 Alexander Sperk Die Geheime Staatspolizei in Anhalt Personal Lageberichte Verfolgte Wissenschaftliche Reihe der Stiftung Gedenkstatten Sachsen Anhalt Bd 5 Mitteldeutscher Verlag Halle Saale 2021 ISBN 978 3 96311 373 4 S 612 siehe Orts und Sachregister Einzelnachweise Bearbeiten Von 1933 bis 1937 wurde die Dienststelle Staatspolizeistelle Magdeburg genannt ab 1937 bis 1945 war die Bezeichnung Staatspolizeileitstelle Magdeburg Alexander Sperk Die Staatspolizei leit stelle Magdeburg ihre Leiter und die Zerschlagung der KPD In Polizei amp Geschichte Ausgabe 1 2009 ISSN 1865 7354 S 4 23 Alexander Sperk Staatspolizei leit stelle Magdeburg 2009 S 5 Alexander Sperk Staatspolizei leit stelle Magdeburg 2009 S 5 und FN 27 Hermann Josef Rupieper Alexander Sperk Die Lageberichte der Geheimen Staatspolizei zur Provinz Sachsen 1933 1936 Band 1 Regierungsbezirk Magdeburg Halle Saale 2003 S 17 Hermann Josef Rupieper Alexander Sperk Die Lageberichte der Geheimen Staatspolizei zur Provinz Sachsen Band 1 2003 S 19 Biographie zu Hering in der Rheinland Pfalzischen Personendatenbank Wolfgang Benz Homosexuelle und Gemeinschaftsfremde Zur Diskriminierung von Opfergruppen nach der nationalsozialistischen Verfolgung In Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Verfolgung als Gruppenschicksal Dachauer Hefte Nr 14 Dachau 1998 S 3 16 Alexander Sperk Staatspolizei leit stelle Magdeburg 2009 S 15 16 Alfred Gottwaldt Diana Schulle Die Judendeportationen aus dem Deutschen Reich 1941 1945 Eine kommentierte Chronologie Wiesbaden 2005 ISBN 3 86539 059 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Staatspolizeileitstelle Magdeburg amp oldid 233286905