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Helmut Hermann Wilhelm Bischoff 1 Marz 1908 in Glogau 5 Januar 1993 in Hamburg war im nationalsozialistischen Deutschen Reich SS Obersturmbannfuhrer 1943 und Oberregierungsrat Leiter diverser Staatspolizeistellen Fuhrer des Einsatzkommandos 1 der Einsatzgruppe IV im deutsch besetzten Polen und Abwehrbeauftragter beim Bau von V2 Raketen im KZ Mittelbau Dora Inhaltsverzeichnis 1 Biografie bis 1933 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nach dem Krieg 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBiografie bis 1933 BearbeitenBischoff Sohn eines Fleischermeisters besuchte in Glogau das Gymnasium Von 1923 bis 1925 gehorte er dem Wiking Bund an Nach dem 1926 bestandenen Abitur begann Bischoff ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universitat Leipzig wo er 1926 der Leipziger Burschenschaft Dresdensia beitrat und an der Universitat Genf Nach Ablegung der beiden juristischen Staatsexamina 1930 und 1934 sowie seiner Promotion war er als Jurist in den Landratsamtern in Schweidnitz und Strehlen tatig 1 Zum 1 Marz 1930 trat Bischoff der NSDAP bei Mitgliedsnummer 203 122 2 1 Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenDer SA trat er 1933 bei und wechselte von dort im November 1935 zur SS Mitgliedsnummer 272 403 3 1934 war Bischoff Assessor am Landratsamt Schweidnitz wo er zugleich Spitzeldienste fur Himmlers SD leistete 3 Am 1 Oktober 1935 wechselte er zur Gestapo nach Berlin Bereits ab Dezember des gleichen Jahres wurde Bischoff zum Leiter der Staatspolizeistelle Liegnitz bestellt Bis zum Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion hatte er die Leitung folgender Staatspolizeistellen inne ab 1 Oktober 1936 Harburg Wilhelmsburg ab 1 Oktober 1937 Koslin ab Oktober 1939 Posen und ab 29 September 1941 Staatspolizeileitstelle Magdeburg 1 3 Unterbrochen wurde seine Tatigkeit als Staatspolizeistellenleiter im September 1939 als er im Krieg gegen Polen zum Fuhrer des Einsatzkommandos 1 EK 1 der Einsatzgruppe IV EGr IV bestellt wurde 3 Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei hatten die als Unternehmen Tannenberg bezeichnete Aufgabe der Bekampfung aller reichs und deutschfeindlichen Elemente ruckwarts der fechtenden Truppe und gleichzeitig die moglichst umfassende Dezimierung der polnischen Intelligenzschicht Das EK 1 wurde im pommerschen Dramburg aufgestellt und folgte im Verband der EGr IV der 4 Armee nach Polen Bischoffs Einheit war massgeblich an den Repressalien beteiligt die durch den Bromberger Blutsonntag ausgelost wurden In einer Ansprache an die Angehorigen seines Einsatzkommandos bereits zu Beginn ihres Einsatzes machte er deutlich dass verdachtige polnische Manner zu erschiessen seien unabhangig davon ob sie Waffen trugen oder nicht Im Spatherbst 1939 wurden die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei aufgelost und in stationare Einheiten gewandelt In seiner Funktion als Leiter der Staatspolizeistelle Posen die er bis zum 21 September 1941 wahrnahm war Bischoff auch Chef des Forts VII das zunachst als KZ Posen und Mitte November 1939 als Ubergangslager Fort VII bezeichnet wurde Dies war der Exekutionsort fur viele Polen und Juden sowie im Herbst 1939 die erste Vergasungsstatte fur Geisteskranke Erster Kommandant dieses Konzentrationslagers war ab dem 10 Oktober 1939 SS Untersturmfuhrer Herbert Lange der schon am 16 Oktober 1939 von SS Hauptsturmfuhrer Hans Weibrecht abgelost wurde Das KZ war auf Befehl des Reichsstatthalters und Gauleiters der NSDAP im Reichsgau Wartheland Arthur Greiser im Fort VII der alten preussischen Befestigungsanlage von Posen eingerichtet worden In einem als Gaskammer hergerichteten Bunker des Forts wurden ab der zweiten Oktoberhalfte 1939 die Psychiatriepatienten der in der Nahe gelegenen Heilanstalt Owinska getotet Diese wurden mit Lastkraftwagen herangeschafft und in die Gaskammer verbracht deren Tur jeweils provisorisch mit Lehm abgedichtet wurde Die Totung erfolgte vermutlich mit Kohlenmonoxidgas 4 In Magdeburg war er im Zeitraum vom 19 Januar 1942 bis zum 27 November 1942 fur die Ermordung von mehreren polnischen Zivilpersonen durch Erhangen verantwortlich und nahm an den ohne Urteil erfolgten Hinrichtungen selbst teil 5 Im Dezember 1943 wurde Helmut Bischoff als SD Beauftragter fur das A4 Programm im Aussenlager Dora des KZ Buchenwald bzw dem ab Oktober 1944 selbstandigen KZ Mittelbau eingesetzt 3 Beim A4 Programm handelte es sich um die Herstellung der von Walter Dornberger und Wernher von Braun entwickelten ersten ballistischen Fernrakete die unter dem Namen V2 bekannt wurde Zum Schutz vor den allgegenwartigen alliierten Luftbombardements war die Raketenproduktion der zu diesem Zweck gegrundeten Mittelwerk GmbH in die neu geschaffenen Stollen des Kohnsteins bei Nordhausen in Thuringen verlegt worden In seiner Funktion als Abwehrbeauftragter war Bischoff auch der Vertreter des Leiters des A4 Programms SS Obergruppenfuhrer Hans Kammler und ab dem 9 Februar 1945 Kommandeur der Sicherheitspolizei z b V 1 So fuhrte er auf Anordnung des KZ Kommandanten Einzel und Massenexekutionen durch Von Kammler hatte er vermutlich die Vollmacht fur die Verhangung von eigenstandigen Todesurteilen gegen Haftlinge Nach dem Krieg BearbeitenBischoff gelang es nach dem Krieg zunachst unterzutauchen Im Januar 1946 wurde er jedoch von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet und zunachst in Magdeburg und dann bis 1948 im Speziallager Nr 1 Muhlberg inhaftiert Danach kam er bis 1950 in das Speziallager Nr 2 Buchenwald um anschliessend in die Sowjetunion deportiert zu werden 6 1955 wurde er mit den letzten deutschen Kriegsgefangenen entlassen Er fand eine Beschaftigung beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes wo er von 1957 bis 1965 tatig war 1 Im Essener Dora Prozess gegen Tater des KZ Mittelbau Dora vom 17 November 1967 bis 8 Mai 1970 war er Hauptangeklagter Neben seinem ehemaligen Mitarbeiter Ernst Sander war auch der fruhere leitende Aufseher Erwin Busta angeklagt 7 Wegen Verhandlungsunfahigkeit wurde der Prozess gegen ihn am 5 Mai 1970 vier Tage vor der Urteilsverkundung zunachst ausgesetzt Am 26 Mai 1970 wurde das Verfahren mit folgender Begrundung eingestellt Die Hauptverhandlung ist inzwischen soweit gediehen dass mit der Verkundigung des Urteils gerechnet werden kann Sollte dieses Urteil was nach den bisherigen Ermittlungen der Hauptverhandlung zumindest nicht unwahrscheinlich ist dahin lauten dass der Angeklagte Bischoff als Morder verurteilt wird so ist nach dem Ergebnis der Begutachtung durch den Sachverstandigen de Boor damit zu rechnen dass es bei dem Angeklagten Bischoff infolge der Verkundigung des Urteils zu einer exzessiven Blutdrucksteigerung kommt die seinen Tod moglicherweise noch im Gerichtssaal zur Folge hat 8 Bischoff verstarb als Pensionar 1993 Literatur BearbeitenHelge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 7 Supplement A K Winter Heidelberg 2013 ISBN 978 3 8253 6050 4 S 93 95 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 ISBN 978 3 596 16048 8 Helmut Krausnick Hans Heinrich Wilhelm Die Truppe des Weltanschauungskrieges Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938 1942 Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1981 ISBN 3421019878 Ingo Muller Furchtbare Juristen Die unbewaltigte Vergangenheit unserer Justiz 1987 ISBN 3463400383 Alexander Sperk Die Staatspolizei leit stelle Magdeburg ihre Leiter und die Zerschlagung der KPD In Polizei amp Geschichte Unabhangige interdisziplinare Zeitschrift fur Polizeigeschichte 1 2009 Verlag fur Polizeiwissenschaft ISSN 1865 7354 S 10 11 Jens Christian Wagner Produktion des Todes Das KZ Mittelbau Dora Wallstein Verlag Gottingen 2001 ISBN 3 89244 439 0 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Jens Christian Wagner Produktion des Todes Das KZ Mittelbau Dora Gottingen 2001 S 666 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 3070026 a b c d e Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 S 51 Heilanstalt Owinska und Poznan Fort VII bei deathcamps org Online Recherche Staatsarchiv Hamburg 213 12 0593 Bischoff Helmut Hermann Wilhelm u a wegen Totung von mehreren polnischen Zivilpersonen durch Erhangen im Bereich der fruheren Stapoleitstelle Magdeburg im Zeitraum vom 19 Januar 1942 bis zum 27 November 1942 Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer 2001 S 288 ISBN 978 3100393104 Andre Sellier Zwangsarbeit im Raketentunnel Geschichte des Lagers Dora Luneburg 2000 S 518 Zitat bei Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Fischer Taschenbuch 2005 S 51 Quelle 24 Js 549 61 Z OStA Koln Normdaten Person GND 1217079491 lobid OGND AKS VIAF 7098159941689625440004 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bischoff HelmutALTERNATIVNAMEN Bischoff Helmut Hermann WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher SS Obersturmbannfuhrer und Oberregierungsrat Leiter diverser Staatspolizeistellen im Dritten ReichGEBURTSDATUM 1 Marz 1908GEBURTSORT GlogauSTERBEDATUM 5 Januar 1993STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helmut Bischoff amp oldid 234259669