www.wikidata.de-de.nina.az
Die katholische Pfarrkirche St Servatius ist ein denkmalgeschutztes Kirchengebaude in Siegburg Der Chorbau ist ein fruhes Beispiel einer Rezeption der hochgotischen Architektur des Kolner Doms und wurde seinerseits in Nachfolgebauten wie der Stiftskirche von Vilich und dem etwa gleichzeitigen Monchengladbacher Munster ubernommen 1 Die Kirche ist reich ausgestattet und enthalt bedeutende mittelalterliche Kunstwerke in der Schatzkammer Sie gehort zur Gemeinde St Servatius Siegburg im Erzbistum Koln St Servatius aus der Vogelperspektive 2018 St ServatiusTurm mit Abtei Siegburg im HintergrundChorAnsicht von NordostenInnenansichtInnenansicht 2015 nach der RenovierungLanghauswand Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Ausseres 2 2 Inneres 3 Ausstattung 3 1 Orgel 3 2 Kirchenschatz 4 Quellen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie erste Pfarrkirche wurde um 1169 durch einen Neubau ersetzt Dieser ist eine Emporenbasilika mit flachgedecktem Mittelschiff Die Seitenschiffe sind kreuzgratgewolbt Der Westturm wurde am Anfang des 13 Jahrhunderts um zwei auf sechs Stockwerke erhoht Ein Chor mit drei Apsiden wurde am Ende des 13 Jahrhunderts von einem an der Kolner Dombauhutte geschulten Meister im gotischen Stil errichtet Um 1500 wurde das Mittelschiff durch Hochziehen der Obergadenwande auf gleiche Hohe mit dem Hauptchor gebracht es wurde mit Sterngewolben gedeckt Die 1794 1810 als Lazarett und Magazin genutzte Kirche wurde in den Jahren 1864 1869 eingreifend restauriert 1888 wurde eine Sakristei an der Sudseite und Anbauten an den Seiten des Turms an Stelle der westlichen Enden der Seitenschiffe erbaut In den Jahren 1897 1900 erfolgten Restaurierungsarbeiten unter anderem am Turm Nach schweren Schaden im Zweiten Weltkrieg wurden in den Jahren 1953 1960 die Seitenschiffe und Seitenchore mit neuen Dachern versehen die im 19 Jahrhundert angebrachten Giebel beseitigt der Westturm verputzt und farbig gefasst Bei weiteren Restaurierungen wurden in den 1980er Jahren auch Langhaus und Chor verputzt und farbig gefasst Architektur BearbeitenAusseres Bearbeiten Der machtige Turm entstammt in den unteren Geschossen dem Ende des 12 Jahrhunderts Das Erdgeschoss wird durch ein grosses Rundbogenportal in einer Rechteckblende erschlossen In den daruberliegenden Geschossen wird die Architektur reicher und kleinteiliger im funften dem ursprunglichen Glockengeschoss treten Kleeblattbogen und ein Zickzackfries auf Das daruberliegende heutige Glockengeschoss aus der Zeit um 1220 ist mit zwei grossen gekuppelten Schalloffnungen versehen und wird durch einen schiefergedeckten Pyramidenhelm abgeschlossen Das Mittelschiff und der hochgotische Hauptchor sind unter einem Dach vereinigt Der Obergaden und das sudliche Seitenschiff sind mit zweiteiligen Masswerkfenstern ausgestattet nur im nordlichen Seitenschiff sind noch romanische Rundbogenfenster erhalten Vor dem mittleren Joch liegt die romanische Vorhalle deren Rundbogenportal heute vermauert ist und in deren Obergeschoss ein Kapellenraum liegt Daran schliessen sich ostlich die Sakristei von 1888 und 1948 mit der Schatzkammer im Obergeschoss an Der dreiteilige Chor mit Funfachtelschluss am zweijochigen Hauptchor und den beiden einjochigen Nebenchoren ist in seinen Detailformen stark vom Kolner Domchor beeinflusst Die drei Apsiden sind einheitlich durch abgetreppte Strebepfeiler mit Fialenbekronung gegliedert und zeigen schlanke zweibahnige Masswerkfenster uber einem umlaufenden Kaffgesims Sie sind am Hauptchor mit Wasserspeiern ausgestattet die 1985 durch Kopien in Basaltlava ersetzt wurden Die Wasserspeier der Nebenchore sind nicht erhalten Inneres Bearbeiten Das Langhaus ist mit spatgotischen Sterngewolben in gleicher Hohe wie der Hauptchor eingewolbt Im sudlichen Seitenschiff und in den Emporen sind gotische Kreuzrippengewolbe verwendet Von der ursprunglichen dreischiffigen spatromanischen Emporenbasilika die im Mittelschiff und in den Emporen flachgedeckt war sind im heutigen Bau nur noch die Halfte der Mittelschiffshohe und das kreuzgratgewolbte nordliche Seitenschiff mit der ehemaligen Vorhalle erhalten Die romanischen Emporenoffnungen mit dreifacher Bogenstellung in einer Rundbogenblende sind nur noch im Westjoch des Langhauses erhalten die Zwischenstutzen wurden spatgotisch erneuert Diese Emporenbasilika ist ein Nachfolgebau von St Ursula in Koln und hat fur die Kirche in Morsbach als Vorbild gewirkt Der Chorbau ist mit tief ansetzenden Gewolberippen und segelartig steilen Gewolbekappen eingewolbt Die Bauplastik der fein gearbeiteten Kapitelle steht derjenigen des Kolner Doms sehr nahe An den westlichen Gewolbediensten im Nordchor ist an Laubwerkfriesen ein ursprunglich beabsichtigter Umbau des Seitenschiffs zu erkennen Die an den Hauptchor angrenzenden Seitenwande der Nebenchore sind mit Blendmasswerk versehen das dem Masswerk der anderen Fenster genau entspricht Im Sudchor wurde eine aus der Bauzeit des Chores stammende ornamentale Wandmalerei freigelegt die offensichtlich das Muster der damals vorhandenen Glasgemalde wiederholt Die heutigen Glasgemalde wurden 1958 59 von Willy Weyres entworfen Ausstattung BearbeitenDas Hauptstuck der Ausstattung ist der Hochaltar mit monolither romanischer Altarplatte einem geschnitzten Antependium des 18 Jahrhunderts aus dem Kloster Heisterbach und einem neugotischen Schnitzaltarschrein von 1904 Von der alteren Ausstattung ist weiter ein zylindrischer Taufstein aus dem fruhen 13 Jahrhundert mit Kreuzen in Spitzbogenblenden zu erwahnen Eine Madonnenfigur aus Nussbaumholz aus der Zeit um 1380 besitzt noch die originale Fassung und ist von der sogenannten Friesentormadonna im Schnutgen Museum in Koln beeinflusst An den Arkadenpfeilern sind sechs spatgotische Apostelstatuen aus der Zeit zwischen 1508 und 1512 aufgestellt die von Meister Tilman geschaffen wurden Am nordlichen Chorpfeiler steht eine Muttergottes aus Lindenholz aus der Zeit um 1640 50 mit einer erneuerten Fassung die Jeremias Geisselbrunn zugeschrieben wird 1 Orgel Bearbeiten Die Orgel wurde 1990 von der Orgelbaufirma Klais Bonn erbaut unter Wiederverwendung des Prospektes Spieltisches und eines Grossteils des Pfeifenmaterials der Vorgangerorgeln aus den Jahren 1894 und 1930 die Vorgangerorgeln stammten ebenfalls von der Orgelbaufirma Klais Im Jahre 1995 wurde die Orgel um ein Echowerk mit 7 Registern erweitert das Echowerk ist schwellbar und lasst sich frei an jedes Manualwerk und an das Pedalwerk ankoppeln Das Schleifladen Instrument hat 46 Register 3083 Pfeifen auf drei Manualwerken und Pedal und weist in seiner Disposition insbesondere Elemente des romantischen Orgelbaus des ausgehenden 19 Jahrhunderts als auch Elemente der Orgelbewegung um 1930 auf Die Spiel und Registertrakturen sind elektrisch 2 I Ruckpositiv C g3Holzgdackt 8 Quintadena 8 Praestant 4 Rohrflote 4 Gemshorn 2 Quinte 1 1 3 Sesquialter II 2 2 3 Scharff IV 1 Krummhorn 8 Tremulant II Hauptwerk C g3Bordun 16 Principal 8 Flaut major 8 Viol di Gamba 8 Octave 4 Flaut amabile 4 Quinte 2 2 3 Superoctave 2 Mixtur V 2 Cornett V 8 Trompete 8 III Schwellwerk C g3Geigenprincipal 8 Gedackt 8 Salicional 8 Vox coelestis 8 Fugara 4 Zartflote 4 Piccolo 2 Progressiv II III 2 2 3 Oboe 8 Solotrompete 4 Tremulant Echowerk C g3Lieblich Gedackt 8 Blockflote 4 Gemsquinte 2 2 3 Principal 2 Terz 1 3 5 Octave 1 Vox humana 8 Tremulant Pedal C g1Principalbass 16 Octavbass 8 Choralbass 4 Rauschpfeife III IV 2 2 3 Auxiliar Pedal C g1Subbass 16 Quintbass 10 2 3 Violoncello 8 Posaune 16 Basstrompete 8 CymbelsternKirchenschatz Bearbeiten Die wichtigsten Stucke sind 1812 aus dem Besitz der Abtei Siegburg an die Pfarrgemeinde gelangt Darunter sind der Annoschrein die sogenannte Annokrumme aus dem 11 Jahrhundert eines Bischofsstabs in Goldblechfassung und ein Konsekrationskamm des heiligen Anno aus Elfenbein aus der 2 Halfte des 12 Jahrhunderts Der Tragaltar des heiligen Mauritius aus der Zeit um 1160 stammt aus der Werkstatt des Eilbertus von Koln Er besteht aus einem Eichenholzkasten mit vergoldetem und emailliertem Kupfer der auf Drachenfussen aus Bronze steht An den Wanden sind Standfiguren der Propheten angeordnet Auf der Deckplatte um den Altarstein aus Porphyr sind die zwolf Apostel eine als Trinitas bezeichnete Kreuzigung Noli me tangere die Frauen am Grab und die Himmelfahrt dargestellt Der Gregorius Tragaltar vom Ende des 12 Jahrhunderts ist das Hauptwerk des Meisters des Gregorius Tragaltars der stilistisch im Maastal eingeordnet wird Der Altar besteht wie der Mauritius Tragaltar aus einem Kasten aus Eichenholz mit vergoldetem und emailliertem Kupfer auf Drachenfussen Ein niedersachsisches Werk vom Ende des 12 Jahrhunderts ist der Reliquienkasten des heiligen Andreas Er zeigt einen wild bewegten Figurenstil der auf maaslandische Handschriften zuruckgefuhrt wird und stark farbige Schmelzen Die Schreine der Heiligen Innocentius und Mauritius und des heiligen Benignus aus der Zeit um 1180 1190 wurden unter dem Einfluss des Annoschreins in einer Kolner Werkstatt geschaffen Diese beiden Schreine sind in Hausform mit vergoldetem und emailliertem Kupferblech beschlagen Der Figurenschmuck ging verloren Die Giebelseiten sind durch Kleeblattbogen die Langseiten durch Saulen oder Rundbogenarkaden gegliedert Die Dachflachen sind durch Leisten in Felder unterteilt die bronzenen Kamme mit Knaufen aus Bergkristall verziert An beiden Schreinen wurden altere Teile wiederverwendet Der Schrein des Heiligen Honoratus vom Ende des 12 Jahrhunderts in Hausform mit Quergiebeln ist mit vergoldetem Kupfer und Silberblech beschlagen Vom Figurenschmuck sind funf thronende Apostel an den Langseiten die Halbfigur Christi im Quergiebelfeld und die Dachreliefs mit Verkundigung Geburt Kreuzigung und Auferstehung erhalten Er wird als ziemlich derbes Werk in dem die klassische Kunst des Nikolaus von Verdun nur noch schwach anklingt 1 bewertet Der Schrein des heiligen Apollinaris wurde 1446 von Hermann von Aldendorp geschaffen Dieser vollstandig mit vergoldetem Kupferblech verkleidete Schrein ist im Typus den romanischen Schreinen ahnlich zeigt aber eine malerische Verzierung aus kleinteilig ornamentierten Flachen mit Lilie und Doppeladler Die Figuren und Bekronungen der Spitzbogenfelder sind nicht erhalten 1 Quellen BearbeitenGeorg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen I Rheinland Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2005 ISBN 3 422 03093 X S 1096 1099 Reclams Kunstfuhrer Deutschland III Denkmaler Rheinlande und Westfalen 1975 ISBN 3 15 008401 6 Peter Jurgilewitsch Wolfgang Putz Liebenow Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein Sieg Kreis Bouvier Verlag Bonn 1990 ISBN 3 416 80606 9 S 479 482 noch nicht fur diesen Artikel ausgewertet Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Servatius Siegburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite der Kirchengemeinde Website zur Schatzkammer von St Servatius Die Glocken von St Servatius auf wdr de GlockenpforteEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen I Rheinland Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2005 ISBN 3 422 03093 X S 1096 1099 Informationen zur Orgel auf der Website der GemeindeNormdaten Geografikum GND 4195312 5 lobid OGND AKS 50 79621 7 20761 Koordinaten 50 47 46 4 N 7 12 27 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Servatius Siegburg amp oldid 209387952