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St Peter und Paul ist die katholische Stadtpfarrkirche von Remagen Sie steht auf den Relikten eines romischen Kastells und ist eine im Kern romanisch gotische Kirche mit einem neoromanischen Anbau Eine Besonderheit im Pfarrhof ist ein romanisches Portal das ursprunglich in keinem Zusammenhang mit der Kirche stand St Peter und Paul in Remagen Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Aussenbau 3 Innenbau 4 Ausstattung 5 Romanisches Pfarrhoftor 6 Pfarrer Auswahl 7 Literatur 8 WeblinksBaugeschichte Bearbeiten nbsp Grabplatte der Meteriola heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn nbsp Mittelalterliches Langhaus in romanischen und gotischen Formen nbsp Barocker Turm des mittelalterlichen Baus nbsp Neoromanischer Anbau C C Pickel mit QuerhausWahrscheinlich bestand eine christliche Gemeinde in Remagen schon in romischer Zeit Fruheste Zeugnisse sind die Grabinschrift der Meteriola aus dem 5 Jahrhundert und zwei Fragmente von Schrankenplatten mit Christogrammverzierungen die im Remagener Museum und im Rheinischen Landesmuseum Bonn aufbewahrt werden Die Pfarrkirche ausgestattet mit dem nach Rom verweisenden Patrozinium der Apostelfursten liegt in der Nordwestecke des ehemaligen romischen Kastells In der Kirchenbefestigung sind Reste dieser romischen Bausubstanz in typischer Quader Bauweise erhalten Sicher belegt ist eine Kirche in Remagen fur das Jahr 1003 in dem Erzbischof Heribert von Koln der Abtei Deutz Zehntrechte in Remagen ubergab Ab diesem Zeitpunkt bis zur Franzosischen Revolution waren die Remagener Pfarrer immer Deutzer Konventsangehorige 1495 wurde die Pfarrei dem Kloster inkorporiert Von diesem Ursprungsbau der dem Stadtbrand von Remagen 1198 zum Opfer fiel sind wenige Reste im westlichen Langschiff erhalten Der alteste Teil des heutigen Baukorpers ist der 1246 geweihte Chor Uber diese Weihe und den Bauherrn den Pfarrer Richard gibt eine Tafel an der Aussenseite des Chors Auskunft Es handelt sich hier um eines der ganz seltenen Baudaten der Zeit Das Mittelschiff der alten Kirche stammt wohl ebenfalls weitgehend aus dieser Epoche Im fruhen 16 Jahrhundert wurden Mittelschiff und Chor mit einem reichen spatgotischen Netzgewolbe eingewolbt Der Bau fiel einem Brand im Dreissigjahrigen Krieg zum Opfer als schwedische Truppen Remagen ersturmten Nur im Chor blieb das Gewolbe erhalten im Mittelschiff musste es erneuert und um 1902 im Zuge des Kirchenneubaus restauriert werden Der Glockenturm der in seinen Formen an die Turme der Deutzer Abteikirche erinnert entstand 30 Jahre nach den Zerstorungen durch die Schweden das heisst 1662 Das Turmgewolbe war 1674 vollendet Fur die gewachsene Gemeinde wurde von 1900 bis 1904 ein Erweiterungsbau in den Formen der rheinischen Spatromanik nach Planen des Dusseldorfer Architekten Caspar Clemens Pickel errichtet Die alte Kirche die flachendeckend saniert wurde blieb nach Abbruch der Seitenschiffe als Vorhalle stehen Seit der Restaurierung in den 1980er Jahren ist der Altbau wieder als eigener Gottesdienstraum eingerichtet Aussenbau Bearbeiten nbsp Spatromische Quader des Kastellbaus unter einer Nische an der nordlichen Mauer um den PfarrbezirkHeute stellt sich der Komplex so dar als seien es zwei verschiedene Kirchen die unmittelbar nebeneinander stehen Tatsachlich ist die alte Kirche samt Turm westlicher Vorbau der neuen Kirche von C C Pickel geworden Das dreijochige alte Kirchenschiff im romanisch gotischen Ubergangsstil weist im Sockelgeschoss Rundbogenarkaden in den Obergaden gotische Masswerkfenster auf Ein Satteldach hat Gauben und einen Dachreiter Der Chor schliesst mit 5 8 Der alte Turm ist eine Stilmischung mit grosser Blendarkade im Sockelgeschoss Oculus daruber barocker Nische mit Figur der Immaculata daruber romanischen Zwillingsfenstern mit Oculus im Uberfangbogen daruber einer barocken Haube und Wetterfahne Nach Osten schliesst sich der historistische Pickel Bau als dreischiffige Basilika auf kreuzformigem Grundriss mit Querhaus massivem Vierungsturm und 5 8 Chorapsis flankiert von zwei kleinen Turmen an Grundlegende Stilelemente sind wie in der reinen Romanik Rundbogenfenster abgegrenzt durch Lisenen und Rundbogenfriese Der Vierungsturm besitzt Doppelarkaden mit Uberfangbogen Der Komplex ist von einer Mauer umgeben die den Pfarrbezirk umschliesst Zwei Nischen an der Nordseite in diesem Mauerwerk geben den Blick auf die zugrunde liegende spatantike Bausubstanz frei Innenbau Bearbeiten nbsp Neuromanisches KirchenschiffDie heutige Vorhalle der Kirche die Mittelschiff der Vorgangerkirche war weist einen zweizonigen Innenwandaufriss mit romanischen Rundbogen im Sockelgeschoss und spatgotischen Obergaden auf Die spatgotischen Netzgewolbe in Mittelschiff und Chor sind ein qualitatsvolles Beispiel ihrer Art wobei die floralen Wandmalereien in den Gewolbezwickeln Restaurierungsarbeiten um 1900 konstituieren Bei dieser Restaurierung wurden romanische Wandfresken in den Blendarkaden im Chor Sockelgeschoss freigelegt und aufbereitet beispielsweise ein segnender Christus aus dem 13 Jahrhundert und vermutlich noch altere Apostelfiguren Jakobus der Altere Petrus Johannes Spatromanischen Blattwerk und Maskenschmuck stark restauriert weisen die Kapitelle an den Triumphbogenpfeilern auf Das Innere des neoromanischen Pickel Baus in funf Jochen entspricht typischer Architektur in romanischer Formensprache Zweizoniger Innenwandaufriss Rundbogen Arkaden und Obergaden Doppelarkaden abwechselnd Saulen und Bundelpfeiler mit reichem figurlichem Kapitellschmuck Kreuzgewolbe mit auf Konsolen ruhenden Halbsaulen aus denen die Gewolberippen herauswachsen Ubergang zum Querhaus durch Triumphbogen Sterngewolbe im Chor Dadurch dass die Kirche vom Pfarrhof her Sudseite betreten wird dominiert fur den Besucher zunachst der wuchtige Eindruck des neoromanischen basilikalen Anbaus Die Zugange zum romanisch gotischen Kernbau sind nicht zu allen Zeiten geoffnet Ausstattung BearbeitenDas stilistisch heterogene Inventar aus allen Epochen verteilt sich gleichmassig auf den Vorgangerbau und den neoromanischen Anbau Das bedeutendste Ausstattungsstuck des Vorgangerbaus ist das um 1500 gestaltete spatgotische Sakramentshauschen im Chorraum dessen beschadigte filigrane Architektur um 1900 stark restauriert werden musste Uber dem Sakramentsschrein ist eine Abendmahlsszene dargestellt Im alten Chor befinden sich ausserdem ein neoromanisches Taufbecken ein Altartisch von 1860 und den Triumphbogen flankierend barocke Statuen der Apostel Petrus und Paulus Eine spatgotische Grablegung um 1500 mit sieben uberlebensgrossen Figuren und drei Reliefszenen am Sarkophag Samson Jonas und Christus in der Vorholle fullt die ehemalige Sakristei aus Im Pickel Neubau haben folgende altere Ausstattungsstucke Platz gefunden Romanischer Hauptaltar 1240 stark restauriert mit Stifterinschrift von Pfarrer Richard Kreuzigungsgruppe und spatgotische Statuen der Apostel Petrus und Paulus als Flankenfiguren am Triumphbogen Pieta um 1600 als Vesperbild nbsp Alter romanisch gotischer KirchenraumDie ubrige Ausstattung im Anbau geht auf die Ara Pickel zuruck Dazu zahlen der Zelebrationsaltar im Chorraum sowie zwei Seitenaltare Aus dem 20 Jahrhundert stammen die vier Stahlglocken 1952 die zerstortes alteres Gelaut ersetzen sowie die Orgel 1968 mit Erweiterung durch Rowan West 1996 Orgel Altare und Skulpturen nbsp Orgelempore nbsp Hochaltar nbsp Seitenaltar nbsp Seitenaltar nbsp Kreuzigungsgruppe nbsp Spatgotisches Heiliges Grab nbsp Pieta um 1600Romanisches Pfarrhoftor Bearbeiten nbsp Spatromanisches Pfarrhoftor nbsp Pfarrhoftor nbsp Am Pfeiler des Haupttors Weibliche Nixe mit Ruder auf Seelenfang nbsp Alexanders Greifenfahrt im Turzsturz der Kleinen Pforte daruber LoweRatselhafter Provenienz ist das romanische Tor das 1902 im Zuge des Kirchenneubaus durch Pickel in den Pfarrhof verbracht wurde Vorher spatestens seit dem 17 Jahrhundert befand es sich eingemauert und in mehrere Bestandteile zerlegt zwischen dem Haus des Pfarrers und der Kirchenmauer Ob es dort schon zu seiner Entstehungszeit in der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts seinen Platz hatte ist nicht mehr nachvollziehbar Es handelt sich um ein aussergewohnliches Zeugnis mittelalterlicher Steinmetzkunst im Rheinland Das Pfarrhoftor besteht aus einem grossen Torbogen und einer kleineren Pforte Es ist naheliegend dass die Steinreliefs mit welchen nachtraglich das Kleine Pfortchen gestaltet wurde in engem Sinnbezug zu den Torbogenreliefs steht doch fehlt mit der Kenntnis uber die ursprungliche bauliche Anordnung der Gesamtanlage auch eine zuverlassige Basis fur eine begrundete ins Gesamtkonzept der Anlage einbeziehungsfahige Deutung Die durchgangig auf den einzelnen Reliefs anzutreffende Kopfform erinnert stilistisch an fruhmittelalterliche Langobardische Kopfe etwa auf dem Gisulfkreuz der Sigwaldplatte des Callixtus Baptisteriums oder dem Pemmoaltar alle in Cividale 7 bis 8 Jahrhundert Magistri Comacini waren auch noch in den folgenden Jahrhunderten weit und breit begehrte Steinmetzkunstler Ein tatsachlicher Zusammenhang ist allerdings nicht nachgewiesen In seiner ursprunglichen Bauform bietet sich dem Betrachter wohl allein der Torbogen mit seinen Steinreliefs dar da dieser Bauteil wegen der besonderen Ausgestaltung seiner einzelnen Steine von Anfang an nur zu einem Bogen zusammengefugt werden konnte Dieser Torbogen tragt zehn Steinreliefs an deren Deutung sich Theologen und Kirchenhistoriker seit dem 19 Jahrhundert versuchten Herrschende Interpretationslinie ist nach wie vor die These des Bonner Ordinarius Albert Michael Koeniger aus dem Jahr 1947 der in den Symbolen die Darstellung der Todsunden gemass dem Beichtspiegel des Bischofs Burchard von Worms erkannt haben will Nach dieser Lesart die noch acht statt der heute geltenden sieben Todsunden kannte bedeuten die Reliefs von links nach rechts 1 Rahmenfigur Weibliche Nixe mit Ruder ausfahrend zum Seelenfang 2 Mann mit Doppelfischschwanz Superbia Hochmut3 Vogel mit Menschengesicht Stultitia Stolz Eitelkeit4 Zwei Ganse im Streit um eine Pflanze Invidia Neid5 Springendes aggressives Tier Ira Zorn Schlussstein 6 Mann untatig herumsitzend Acedia Tragheit des Herzens des Geistes7 Dohle mit Strick Avaritia Geiz8 Seeadler an einem Fisch pickend Gula Vollerei9 Sau mit drei Ferkeln Luxuria Wollust10 Rahmenfigur Mannliche NixeDie Nixe als Rahmenfigur wird von Koeniger und seinen Anhangern als Grundsymbol des Bosen bzw der Verfuhrung des Menschen zum Bosen beschrieben Die Interpretation wird von deskriptiv vorgehenden Kunsthistorikern wie beispielsweise Georg Dehio der dem Komplex ein Gesamtkonzept abspricht nicht geteilt Bei den Bildwerken des Kleinen Pfortchens und dem Pfeilerbereich des Torbogens ist die Interpretation ebenfalls umstritten Einigkeit herrscht lediglich daruber dass das Tursturz Relief Alexanders Greifenfahrt abbildet Gemeint ist eine in mittelalterlichen Quellen uberlieferte Episode dass Alexander der Grosse sich auf zwei Greife schwang um den Himmel zu erkunden Nach siebentagigem Flug begegnet er einem Vogel in Menschengestalt der ihm die Unmoglichkeit seiner Mission klarmacht Alexander kehrt gedemutigt zur Erde zuruck und erkennt die Anmassung als Fehler Bei den ubrigen Reliefs der Nebenpforte Jager mit Hund Mann im Weinbottich Mann mit Baum und Mann auf Skelett gehen die Meinungen auseinander ob sie ebenfalls Symbole der Selbstuberschatzung Hybris hier der einzelnen Stande heilsgeschichtliche Inhalte oder Monate darstellen Verschiedene Tiere im Sockelbereich und an den Kapitellen des Haupttors Drache Taube Chamaleon Lowe konnten nach Koeniger ebenfalls Symbole des Bosen sein was indes nicht einhellige Meinung ist Pfarrer Auswahl Bearbeiten1887 1918 Franz Karl Muller Dechant 1918 1928 Heinrich Knopp Definitor 1928 1968 Johannes Peters Dechant 1968 1986 Friedhelm Hammes Dechant 1987 1998 Klaus Birtel 1999 2014 Johannes Georg Meyer Dechant seit 2014 Frank KlupschLiteratur BearbeitenJosef Minn Das Remagener Klosterhof Tor der Siegburger Martins Propstei Ein Deutungsversuch aus dem Geiste des 12 Jahrhunderts Herausgegeben von der Stadt Remagen Verkehrsverlag Remagen ohne Jahr 1942 Albert Michael Koeniger Die Ratsel des romanischen Pfarrhoftores in Remagen Benno Filser Verlag Munchen 1947 Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Rheinland Pfalz und Saarland Deutscher Kunstverlag Munchen 1972 S Remagen Rhein Katholische Stadtpfarrkirche St Peter und Paul Kleine Kunstfuhrer Nr 1409 Verlag Schnell und Steiner Regensburg 2 Aufl 1998 Arnulf Krause Von Hochmut Demut und allerlei Wunderwesen Die Reliefs des Remagener Pfarrhoftores Das Pfarrhoftor und seine Deutung In Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2006 S 119 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Peter und Paul Sammlung von Bildern Caspar Clemens Pickel und Remagen Katholische Kirchen in RemagenKirchen und Kapellen in Remagen Kripp St Johannes Nepomuk Oberwinter Evangelische Kirche Oberwinter St Laurentius Oedingen St Gertrud Oedingen St Gertrudis Remagen Apollinariskirche Remagen Evangelische Friedenskirche Remagen St Peter und Paul Rolandswerth Kapelle Rolandswerth St Clemens Unkelbach St Remigius Normdaten Geografikum GND 4368946 2 lobid OGND AKS 50 579559 7 226703 Koordinaten 50 34 46 4 N 7 13 36 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Peter und Paul Remagen amp oldid 215313490