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Die Magistri Comacini auch Comacini Commacini Comancini maestri comacini oder Comasken genannt waren privilegierte langobardische Bauhandwerker Bauleute Steinmetzen und Architekten die ursprunglich in der Region von Como und dem Comer See beheimatet waren und wegen ihrer besonderen Kunstfertigkeit von dort aus als wandernde Handwerker auch Auftrage in entfernteren Gebieten Norditaliens oder auch jenseits der Alpen ubernahmen Lowenportal am Kaiserdom KonigslutterAusschnitt des Jagdfrieses der Chorapsis am Kaiserdom KonigslutterKapitell im Fenster des Kreuzgangs von Konigslutter Inhaltsverzeichnis 1 Anfange 2 Romanik 3 Renaissance Manierismus Barock nordlich der Alpen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAnfange BearbeitenDer Name leitet sich von dem lat Adjektiv Comacinus zu Como zur Region von Como zum Comer See gehorig ab das seit dem 3 Jahrhundert in lateinischen Quellen belegt ist Dass der Name direkt auf die Insel Comacina im Comer See bezogen ist lasst sich trotz mancher Belege fur Bautatigkeit auf dieser in Spatantike und Mittelalter immer wieder als Befestigung genutzten Insel nicht beweisen Die Bautrupps der Comacini standen unter Leitung von Meistern magistri und waren wohl genossenschaftlich organisiert wie aus einer Bestimmung eines Edikts des Langobardenkonigs Rothari das fur das Jahr 643 bezeugt ist geschlossen werden kann Das Edictus Rothari Regis regelt in den Kapiteln 144 und 145 die Verantwortlichkeiten zwischen Meister und Auftraggeber fur Unfalle und Schaden wahrend der Bauarbeiten Dabei werden auch die Mitarbeiter des Meisters seine Gesellen bzw Genossen als collegantes oder consortes erwahnt In einer Vorschrift des Langobardischen Rechtes Memoratorium de mercedes Comacinorum Merkbuch uber die Bezahlung der Comacini die den Konigen Grimwald 662 671 oder Liutprand 712 744 zugeschrieben wird werden die Preise einzelner bauhandwerklicher Leistungen und die Verpflegung der Bauleute festgelegt Die Beachtung die das Recht der Langobarden den Magistri Comacini zumass zeugt von der grossen Bedeutung die sie offenbar durch besonderes technisches Geschick und hohe Kunstfertigkeit erlangt hatten Bis ins 12 Jahrhundert hinein nun als Comasken begehrte und schatzte man sie weit uber die Grenzen der Lombardei hinaus als hervorragende Steinmetzen und Baumeister In diesem langobardischen Konigreich 568 774 dem letzten germanischen Reich auf romischem Boden bildete sich ein eigener Baustil heraus der die romische Baukunst mit germanischen Vorstellungen verband die sich mit den typischen Band und Flechtornamenten der Lombardei mit den nordisch germanischen Gotterfiguren verband Romanik BearbeitenDiese von Alfred Schottner so genannten Baurotten die als die ersten Wanderbauarbeiter gelten waren vor allem zwischen 1050 und 1150 an zahlreichen Bauwerken ausserhalb Italiens beteiligt genannt werden die romanischen Dome von Freising Konigslutter Mainz Quedlinburg Regensburg und Speyer sowie Kirchen in Straubing Schongau Augsburg in Osterreich die Kirchen Millstatt 1080 Gurk 1140 Nonnberg 12 Jahrhundert Michelbeuren 1200 und Kremsmunster 1250 sowie in der Schweiz die Munster zu Basel Chur und Zurich 1 Ein schriftlicher Beleg fur das Wirken der Comasken ist aus einem Streitfall um eine Lohnzahlung zwischen Regensburger Geistlichen und Comer Baumeistern bekannt ansonsten gilt als Beleg fur ihr Wirken das fur Bauten verwendete Mass von 43 6 cm das nach Konig Liutprand piede Liprando benannt ist Am Dom von Konigslutter Baubeginn 1135 so vermutet Martin Gosebruch arbeiteten die Comacini und vor allem der langobardische Baumeister Nicolaus von Verona Wir begreifen und wurdigen jetzt genauer was die Tat dieses aus der Emilia nach Sachsen geholten Baumeister Bildhauers war Aus nordabendlandischer Gegebenheit und oberitalienischer Neuerung hat er das Eine seines Werkes geschaffen Den einfachen Halbrundkorper der Chorapsis und die weit nach vorn tretenden Portalvorbauten mit von Lowen getragenen Saulen 2 Nach Alfred Schottner wanderten die Comacini vom 11 bis 13 Jahrhundert bis Ungarn England und Schweden Die Wanderungen sollen im Zusammenhang mit dem Zenokult stehen einer Verehrung des Bischofs Zeno von Verona dem zufolge sie den Wegen Zenos folgten Schottner zitiert Karl Hoede dem zufolge die alpenlandischen Genossenschaften der Meister von Como Urbild und Vorstufe fur die Bauhutten der Steinmetzen im Mittelalter gewesen sein sollen 3 nbsp Steinrelief Italienische Meister in Kaisersteinbruch Bildhauer A Ciutureanu 1992 Schriftenrolle mit den Namen Maderno Ferrethi Regondi della Torre und Passerini rechts oben ein Zitat von Schloss NeugebaudeRenaissance Manierismus Barock nordlich der Alpen BearbeitenMitte 16 Jahrhundert rief der Romische Kaiser Bausachverstandige fur seine Bauplane in Wien einige Magistri Comacini liessen sich am Leithagebirge nieder Der italienische Einfluss nahm im 17 Jahrhundert in Wien ununterbrochen zu Da die Habsburger einen grossen Teil Italiens mittelbar oder unmittelbar beherrschten war Wien im 17 und 18 Jahrhundert in gewissem Sinne nicht nur eine deutsche sondern auch eine italienische Hauptstadt In Wien und vor allem im Kayser Steinbruch wurde sehr viel italienisch gesprochen am Hofe gab es auch einen eigenen wallischen Poeten So wird noch 1750 Metastasio in solcher Qualitat ein hohes Gehalt bewilligt 4 Der Stein den sie suchten und dort fanden war ihnen von zuhause gut bekannt ein harter bis sehr harter weisser aber auch mitunter gelblich farbener Kalkstein als Kaiserstein bezeichnet der in vielen Steinmetzvertragen und Rechnungen als Marmelstein bezeichnet wurde Der Schweizerhofbrunnen von 1552 in der Wiener Hofburg von Pietro Solari ist das erste erkennbare Zeichen ihrer Anwesenheit Aus dem neuen Steinbruch am Leythaberg wird Ihro Kayserlichen Majestat Steinbruch so entstand bis heute gultig Kaisersteinbruch Diese Meister sind in Kunstfuhrern zu finden ihr Bezug zu Kaisersteinbruch meist unbekannt Einige Namen Pethan Pozzo Gardesoni Solari Murato Tencalla de Magistris Maderno Ruffini Retacco Annon die Bruder Alexius und Elias Payos Augustin Rigobello Ambrosius und Domenicus Petruzzy Ambrosius und Giorgio Regondi und deren Nachkommen Ambrosius Ferrethi Johann Lorentisch Giovanni Battista Passerini Allio Francesco della Torre samt Sohn Giovanni Pietro della Torre und Martin Trumler samt seinen Sohnen Franz und Maximilian Einflusse ihrer Kunst sind so z B in Spanien Westfrankreich am Rhein sogar in Lund nachzuweisen Als spatere Nachfahren der Comasken gelten noch Baumeister und Bildhauer des 17 und 18 Jahrhunderts wie z B Francesco Borromini 1599 1667 In Sudtirol werden die Comacini auch als Comancini bezeichnet Literatur BearbeitenMartin Gosebruch Hans Henning Grote Hrsg Konigslutter und Oberitalien In Konigslutter und Oberitalien Kunst des 12 Jahrhunderts in Sachsen Verein zur Forderung des Braunschweigischen Landesmuseums Braunschweig 1980 Alfred Schottner Das Brauchtum der Steinmetzen in den spatmittelalterlichen Bauhutten und dessen Fortleben und Wandel bis zur heutigen Zeit 2 Auflage Munster Hamburg 1994 Karl Hoede Die Meister von Como In Quator Coranati Heft 4 Bayreuth 1967 Teja Erb Magistri comacini oder commacini In Philologus 126 1982 S 111 137 Teja Erb Das Baugewerbe in der Ubergangsperiode In Klio Band 65 Heft 2 1983 S 351 358 Stift Heiligenkreuz Archiv Rubrik 51 Kaisersteinbruch Stadtarchiv Wiener Neustadt Steinmetzakten Alexander Hajdecki Die Dynastien Familien der italienischen Bau und Maurermeister der Barocke in Wien In Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines zu Wien Band 39 1906 Helmuth Furch Italiener im Steinbruch am Leithaberg In Mitteilungen des Museums und Kulturvereines Kaisersteinbruch Nr 12 1991 S 6 13 ISBN 978 3 9504555 3 3 Helmuth Furch Historisches Lexikon Kaisersteinbruch 2 Bande Museums und Kulturverein Kaisersteinbruch 2002 2004 ISBN 978 3 9504555 8 8 Weblinks BearbeitenInformationen zu den Comacini Bericht uber die Comacini in Sudtirol Informationen uber die Comacini in Sudtirol Val d Intelvi auf artistiticinesi ineuropa ch Geologische Bundesanstalt Kaisersteinbruch Gesellschaftsbruch Einzelnachweise Bearbeiten Alfred Schottner Das Brauchtum S 22 Martin Gosebruch Konigslutter S 38f Alfred Schottner Das Brauchtum S 24 Pal Voit Der Barock in Ungarn Corvina Helikon Budapest 1971 S 25 26 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magistri Comacini amp oldid 235839947