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Die evangelische Stadtkirche St Marien ist ein Kirchengebaude aus Feldstein und Backsteinmauerwerk im Ubergangsstil zwischen Spatromanik und Fruhgotik in Treuenbrietzen im Landkreis Potsdam Mittelmark in Brandenburg Sie ist die altere der beiden mittelalterlichen Stadtkirchen und gehort heute zur Kirchengemeinde Treuenbrietzen im Pfarrbereich Treuenbrietzen im Kirchenkreis Mittelmark Brandenburg der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz und ist eine offene Kirche 1 St Marien Treuenbrietzen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Ausseres 2 2 Inneres 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Nordansicht 2018 nbsp Ostansicht 2018 nbsp Ansicht von Westen mit sogenannter Luther LindeBrietzen wie die Stadt bis in das 15 Jahrhundert hiess ist aus zwei Siedlungskernen hervorgegangen einer Burgsiedlung um eine Grenzfestung der askanischen Mark Brandenburg mit der Marienkirche als Pfarrkirche und einer Kaufmannssiedlung mit der Nikolaikirche als Pfarrkirche Stadtgrundungen in Form mehrerer benachbarter Siedlungen mit separaten Pfarrkirchen waren im 12 und 13 Jahrhundert haufig siehe zum Beispiel Brandenburg an der Havel Als sicher gilt dass mit dem Bau vor 1217 begonnen wurde Der bestehende Bau wurde wohl vom zweiten Jahrzehnt bis ins dritte Viertel des 13 Jahrhunderts als kreuzformige Pfeilerbasilika im gebundenen System errichtet Im Unterschied zu vielen Kirchen anderer Stadte die im spaten 13 und im 14 Jahrhundert zu Hallenkirchen umgebaut wurden behielten die beiden Kirchen in Treuenbrietzen ihre basilikale Ausgangsform Bei der Errichtung von St Marien wurden anscheinend Anregungen aus zwei Zisterzienserkirchen der Region ubernommen in Lehnin und in Zinna wobei letztere nicht alter ist als die Stadtkirche Diese beiden Klosterkirchen sind vom Material her bekanntlich vollig gegensatzlich Die Klosterkirche von Lehnin von der Apsis bis ins ostliche Langhausjoch romanisch ist ganz aus Backstein errichtet Die Klosterkirche von Zinna besteht ausser jungeren Gewolben und Anbauten aus dem Granit von Findlingen im Kernmauerwerk als Feldstein aber fur die Aussenhaut ausser in wenigen zur Bauzeit verdeckten Bereichen zu regelmassigen Granitquadern verarbeitet Dabei ist die heutige Kirche in Zinna an die zwanzig Jahre junger als die in Lehnin und ausser den Innenraumen der Apsiden fruhgotisch Bei im Wesentlichen aus Findlingsgranit errichteten Kirchen ist es geradezu regelhaft dass sie entweder ungewolbt blieben wie in Arneburg oder nachtraglich mit Backstein eingewolbt wurden wie in Zinna Detlef Fechner 2 sieht die Gestalt der Kirche als Ergebnis eines massiven Planwechsels und stellt umfangreiche Vermutungen zu dessen Hintergrunden an Tatsachlich liegen Plan und Materialgrenzen der Marienkirche an unterschiedlichen Stellen gibt es Materialwechsel auch an anderen Kirchen im weiteren Umkreis so der Stadtkirche von Wusterhausen Dosse der Nikolaikirche in Juterbog und der Marienkirche in Zahna Westlich der Kirche steht die 400 bis 500jahrige sogenannte Lutherlinde eine Sommerlinde Tilia platyphyllos mit urwuchsigem mehrfach stabilisiertem Stamm von 6 2 m Umfang 3 Architektur BearbeitenAusseres Bearbeiten Der augenfalligste Entwicklungsschritt im Aussenbau ist der Materialwechsel Apsis Chor Querhaus und die ostlichsten Joche der Seitenschiffe haben eine Oberflache aus ziemlich sorgfaltig behauenem Feldstein sogenannten Feldsteinquadern Fur die Bogen der Fenster wurden die Granitsteine exakt in Form gebracht Die ubrige Kirche und der Westturm sind aus Backstein errichtet ubrigens auch die Giebeldreiecke des Querhauses und der Traufenfries der Apsis 4 Stilistisch gibt es zwei Bruche die Apsis ist romanisch mit Rundbogenfenstern Querhaus und Langhaus sind fruhgotisch mit leicht spitzbogigen Fenstern und ebensolchem Portal der Westturm ist spatgotisch Die Gliederung der monumentalen Hauptapsis im Osten erfolgte nach dem Vorbild der Klosterkirche Lehnin mit je funf Rundbogenfenstern in zwei Reihen ubereinander und abschliessendem Rundbogenfries Der sudliche Nebenchor wurde mehrfach verandert der nordliche Nebenchor um 1720 abgetragen Die Querhausfronten erhielten jeweils zwei grosse Fenster daruber in der Mitte eine schlichte Rundblende und im Giebeldreieck eine masswerkverzierte weitere Rundblende Die Dachkanten sind mit aufsteigenden Bogenfriesen geschmuckt Gleich uber dem Portal der sudlichen Querhausfront befindet sich eine heute leere Heiligennische mit Parabelbogen Die Obergadenfenster des Langhauses sind schmal und stehen paarweise beieinander mit Rucksicht auf die Schildbogen der Gewolbe im Inneren Die Traufenfriese unterscheiden sich auf der Nordseite ein Rundbogenfries auf der Sudseite ein eckig vereinfachter Spitzbogenfries Der Westturm mit quadratischem Grundriss wurde erst 1452 begonnen und zu Anfang des 16 Jahrhunderts mit Helm uber vier Giebeln versehen Inneres Bearbeiten nbsp Vierungsgewolbe links der ChorDie Apsis ist gleichmassig halbrund und von einer ungegliederten halben Spitzkuppel uberwolbt dementsprechend ist auch ihr Anschlussbogen spitz ebenso der Anschlussbogen der sudlichen Nebenapsis im Unterschied zum rundbogigen Anschluss der nordlichen Nebenapsis Das Chorquadrum hat trotz spitzbogiger Seitenfenster zur Vierung hin einen Rundbogen die ubrigen drei Vierungsbogen sind spitz Gurtbogen Arkadenbogen und Zwischenpfeiler des Langhauses haben annahernd rechteckige Querschnitte was den objektiv gotischen Kirchenraum subjektiv romanisch schwer erscheinen lasst Dazu tragt auch bei dass die Bogen der meisten Fenster zwar an der Wandoberflache leicht gespitzt sind aber in der Glasebene rund In den Seitenschiffen hat jeweils das ostlichste Joch ein Kreuzgratgewolbe die ubrigen haben Kreuzrippengewolbe mit schlichten aber zarten Bandrippen bestehend aus langs eingebauten gewohnlichen Backsteinen wie im Nordseitenschiff zu erkennen Kreuzgratgewolbe in den Seitenschiffen sind in der fruhen Zisterziensergotik nicht ungewohnlich 5 Chor Querhaus Vierung und das ostliche Mittelschiffsjoch des Langhauses waren zunachst flach gedeckt wurden dann aber zusammen mit den westlichen Langhausjochen mit Kreuzrippengewolben versehen Daher sind die Rippenprofile alle gleich mittels paarigen Rundstaben verfeinerte Bandrippen wie es sie ahnlich auch in der franzosischen Gotik gibt Zum Rippenprofil der Treuenbrietzener Nikolaikirche gibt es einen geringen Unterschied In den nachtraglich eingewolbten Teilen beginnen die Rippen auf kleinen Konsolen in Form Turkischer Dreiecke In den westlichen Langhausjochen werden die Rippen an den Kreuzpfeilern von Rundstabvorlagen gestutzt die in Kapitellen enden Das Westportal der Kirche offnet sich seit der Errichtung des Turms in die untere Turmhalle dieses spitzbogige Backsteinportal ist bis unter die Kampfer dreifach gestuft oberhalb sechsfach nbsp Nordseitenschiff Band rip pen hin ten runder An schluss bogen der Nebenapsis nbsp Mittelschiff Vierung runder Chorbogen Apsis mit Spitzkuppel nbsp Sudseitenschiff spitz bogige Ban drippen gewolbe spitzer An schluss der Nebenapsis nbsp Nordquerhaus mit Empore nbsp Spitzbogiges Stufenportal in der TurmhalleIm nordlichen Querhausarm wurde in spatgotischer Zeit eine Sakristei mit drei kreuzgewolbten Jochen mit einer daruber liegenden Empore eingebaut Im Jahr 1959 wurde eine Restaurierung vorgenommen wobei die spatromanische Ausmalung teilweise nach Befund rekonstruiert wurde Die Ostteile wurden weiss getuncht die Langhauswande backsteinsichtig auch an den Gewolberippen der hohen Raumteile die Fugen erkennbar An den Bandrippen des sudlichen Seitenschiffes uberdeckt eine ornamentale Bemalung die Fugen im nordlichen ist die Farbfassung nur in Resten erhalten Ausstattung Bearbeiten nbsp AltarHauptstuck der Ausstattung ist ein schlank proportionierter holzerner Altaraufsatz aus den Jahren 1730 40 der aus einem Saulenaufbau mit seitlichen Blutengehangen gebildet ist Dazwischen ist ein geschnitzter Kruzifixus vor einer gemalten Golgatalandschaft dargestellt der von Freifiguren von Moses und Johannes dem Taufer begleitet wird Im Aufsatz ist in reicher Schnitzarbeit die Eherne Schlange zwischen Putten mit den Leidenswerkzeugen gezeigt daruber ist Gottvater mit Trinitatsglorie und Posaunenengeln dargestellt nbsp KanzelDie holzerne Kanzel wurde 1737 von Friedrich Ziegler geschaffen und besitzt einen polygonalen Korb mit geschweifter Brustung mit einem Gemalde der Verkundigung der Schalldeckel ist mit Putten geschmuckt wahrend der Kanzelfuss und der Aufgang erneuert wurden Eine barocke Taufschale mit in Messing getriebener Darstellung des Sundenfalls stammt aus dem ersten Viertel des 16 Jahrhunderts Mehrere Inschriftgrabsteine aus dem 16 und 17 Jahrhundert vervollstandigen die Ausstattung Orgel Bearbeiten nbsp Wagner OrgelDie barocke Orgel von Joachim Wagner wurde 1741 geweiht Sie besitzt einen wohlproportionierten Prospekt mit Akanthusverzierungen das Werk hat 30 Register auf zwei Manualen und Pedal und ist gut erhalten 6 Das Werk wurde 1977 und 2000 von Alexander Schuke restauriert Die Disposition lautet 7 8 I Hauptwerk CD c3Bordun 16 Principal 8 Rohrflot 8 Octav 4 Spitzflot 4 Quinta 3 Octav 2 Waldflot 2 Cornet V Diskant ab c1 Scharff VCimbel IIITrompet 8 II Oberwerk CD c3Gedackt 8 Quintadena 8 Principal 4 Rohrflot 4 Nassat 3 Octav 2 Tertie 1 3 5 Quinta 1 1 2 Sifflot 1 Mixtur IVVox humana 8 Pedal CD c1Violon 16 Octav 8 Quinta 6 Octav 4 Mixtur V 8 Posaune 16 Trompet 8 Koppeln Manualkoppel Spielhilfen Tremulant Zimbelstern 3 Sperrventile Literatur BearbeitenErnst Badstubner Stadtkirchen der Mark Brandenburg 1 Auflage Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1982 S 205 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Brandenburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2012 ISBN 978 3 422 03123 4 S 1112 1113 auch online im Brandenburgischen Denkmalportal Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Marien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09190432 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Website der Kirchengemeinde Treuenbrietzen Routen der Romanik in Berlin und Brandenburg Treuenbrietzen St Marien und St NikolaiEinzelnachweise Bearbeiten Informationen auf der Website des Forderkreises Alte Kirchen in Brandenburg Abgerufen am 29 Juni 2020 Detlef Fechner Ratsel und Merkwurdigkeiten Zur Baugeschichte der St Marienkirche in Treuenbrietzen In Offene Kirchen 2020 Die Mark Brandenburg erkunden Forderkreis Alte Kirchen Berlin Brandenburg 2020 ISBN 978 3 928918 36 7 S 69 72 Informationen zur Lutherlinde auf baumkunde de Abgerufen am 6 September 2020 Die Art der Backsteinverwendung im Ausseren der ostlichen Teile lasst an ein anfangs abgewalmtes Querhaus denken wie in Arneburg und an eine nachtragliche Erhohung der Apsiswand bei der Einwolbung Gebaut Burgundische Romanik Pontigny Zisterziensergotik Treuenbrietzen feiert alte Wagner Orgel In Markische Allgemeine Zeitung 4 Januar 2016 abgerufen am 29 Juli 2017 Informationen zur Orgel auf orgbase nl Abgerufen am 20 Juli 2019 Informationen zur Orgel auf organindex de Abgerufen am 14 Marz 2021 Normdaten Geografikum GND 4423634 7 lobid OGND AKS VIAF 237434735 52 09936 12 876228 Koordinaten 52 5 57 7 N 12 52 34 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Marien Treuenbrietzen amp oldid 229209574