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Die ehemalige Abteikirche St Pierre in Beaulieu sur Dordogne mit ihrem romanischen Tympanon gehort zu den eindrucksvollsten mittelalterlichen Sakralbauten im Sudwesten Frankreichs Abteikirche Saint Pierre Westfassade Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baugeschichte 3 Architektur 3 1 Kirchenschiff 3 2 Westfassade 3 3 Glockenturm 3 4 Sudvorhalle und Tympanon 3 5 Chorhaupt 3 6 Abteigebaude 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksLage BearbeitenDie Kirche Saint Pierre steht heute in der Mitte des im Lauf von Jahrhunderten um die ehemalige Abtei herum entstandenen Ortes Beaulieu sur Dordogne an einem der vielen Nebenwege nordlich des eigentlichen Jakobsweges Via Podiensis Baugeschichte BearbeitenDas erste Kloster von Beaulieu wurde bereits im 9 Jahrhundert durch den Erzbischof Raoul von Bourges auf einem von den Vizegrafen von Turenne zur Verfugung gestellten Grundstuck gegrundet die Vizegrafen statteten die Abtei in der Folgezeit mit aus Rom beschafften Reliquien der hll Primus und Felicianus und der hl Felicitas aus Benediktiner aus der Abtei von Solignac waren die ersten Monche Im 11 Jahrhundert gab es permanente Streitigkeiten zwischen der Familie Turenne und den Herren von Castelnau die zu dieser Zeit den Abt stellten Infolge der Zwistigkeiten und des damit einhergehenden Niedergangs schloss sich das Kloster gegen Ende des 11 Jahrhunderts der cluniazensischen Reformbewegung an und profitierte in der Folgezeit obwohl es an keinem der Hauptpilgerwege lag in hohem Masse von der immer grosser werdenden Schar der Pilger nach Santiago de Compostela Zu Beginn des 12 Jahrhunderts entschloss man sich zum Bau einer neuen Abteikirche die mit ihrem Umgangschor von vornherein als Pilgerkirche konzipiert war Das Kirchenbauwerk war in wesentlichen Teilen gegen Ende des Jahrhunderts vollendet wenngleich auch spater noch einzelne Umbauten und Erganzungen z B am Westturm vorgenommen wurden Im 16 Jahrhundert zur Zeit der Hugenottenkriege hatten sich die klosterlichen Sitten bereits stark gelockert und das Kloster war auch in wirtschaftlicher Hinsicht verwahrlost Die Abtei schloss sich der Kongregation von St Maur an Diese reformierte sie gemass der Ordensregel von Gebet und Arbeit ora et labora und stellten die teilweise zerstorten Gebaude und Einrichtungen wieder her Im Zuge der Franzosischen Revolution wurden die Ordensleute vertrieben und das Kloster aufgelost Die ehemalige Abteikirche blieb als Pfarrkirche von Beaulieu erhalten Architektur Bearbeiten nbsp Abteikirche Saint Pierre in Beaulieu Kirchenschiff Bei der zweiten Abteikirche von Beaulieu handelt es sich um eine dreischiffige Basilika mit Querhaus Chorumgang und Radialkapellen Auch an der Ostseite des Querhauses wurden Kapellen errichtet so dass Monchen und Pilgern zusatzlich zum Hauptaltar insgesamt funf Kapellen mitsamt den dazugehorigen Altaren zur Messfeier zur Verfugung standen Kirchenschiff Bearbeiten Die Gewolbe aller drei Schiffe des Langhauses sind in etwa gleich hoch so dass man auch von einer Hallenkirche sprechen kann Das Mittelschiff hat ein Tonnengewolbe mit Gurtbogen die Seitenschiffe haben Kreuzgratgewolbe Oberhalb der grossen Arkadenbogen des Mittelschiffs finden sich jeweils kleine Doppelarkaden doch von einer Emporenzone oder einem Triforium kann man noch nicht sprechen Die Vierung ist leicht erhoht und durch kleine Fensteroffnungen belichtet sie wird von einem Kuppelgewolbe geschlossen Die hochliegenden Kapitelle zeigen uberwiegend vegetabilisches Dekor Westfassade Bearbeiten Wie bei vielen Kirchen im Suden Frankreichs so legte man auch in Beaulieu keinen grossen Wert auf die Gestaltung der Westfassade Eine dreifach zuruckgestufte Portalzone ohne Tympanon bildet das Erdgeschoss daruber finden sich drei gleich grosse Fenster mit mehrfacher Sauleneinfassung und entsprechenden Archivolten Die obere Zone wird gebildet von drei grossen in der Hohe gestaffelten Fenstern in deren Spitzbogen bereits gotische Masswerkelemente zu finden sind Die Fassade schliesst oben mit einem Treppengiebel ab der jedoch erst im 19 Jahrhundert hinzugefugt worden sein durfte Insgesamt hinterlasst die Westfassade einen unvollendeten Eindruck Glockenturm Bearbeiten Der in den Ecken durch Strebepfeiler verstarkte aber masswerklose Glockenturm clocher wurde erst im 14 Jahrhundert also in der Zeit der Gotik angefugt was durch die vielen Spitzbogen deutlich wird Er wurde im Jahr 1556 erhoht und diente in der Zeit danach als Wach und Wehrturm Sudvorhalle und Tympanon Bearbeiten nbsp Abteikirche Saint Pierre in Beaulieu von Suden Dagegen zeugt die um 1130 40 entstandene Sudvorhalle mit ihrem nahezu einzigartigen Figurenprogramm von grosser handwerklicher und kunstlerischer Meisterschaft der Steinmetze Das riesige Tympanon Breite ca 5 80 m Hohe ca 4 30 m wird in der Mitte von einem Trumeaupfeiler gestutzt an dieser Stelle hatte auch ein Bestiarienpfeiler stehen konnen wie in Moissac oder ehemals auch in Souillac Auch die Rosetten im Tursturz finden sich in Moissac das gemeinhin nur wenige Jahre fruher datiert wird und vielleicht sogar von denselben Steinmetzen geschaffen wurde nbsp Abteikirche Saint Pierre in Beaulieu Tympanon und Tursturz Das eigentliche Thema des Tympanons ist unklar Auf den ersten Blick mag man es fur eine der vielen Darstellungen des Jungsten Gerichts halten doch es fehlen sowohl der Erzengel Michael der ublicherweise die Seelenwagung vornimmt als auch die Trennung der Erlosten und der Verdammten Alle Auferstandenen sind auf Christus hin orientiert dem jegliche Attitude eines Richters fehlt stattdessen ist er auf einem Thron sitzend und mit ausgebreiteten Armen dargestellt was gleichermassen als Hinweis auf seinen Tod am Kreuz wie auf seinen allumfassenden universalen Machtanspruch verstanden werden muss Hinter ihm tragen Engel das Kreuz sowie andere Leidenswerkzeuge Arma Christi herbei diese Dinge sind als Hinweise auf das Leiden und den Kreuzestod zu verstehen und verleihen Christus normalerweise die Autoritat um sein Richteramt auszuuben Hier jedoch scheint das Thema des Tympanons eher die Prasentation Christi als Majestas am Tag der Auferstehung zu sein so nahert sich denn auch von oben ein Engel mit einer achteckigen Krone als weiterem Zeichen seiner koniglichen Macht Die uber 2 m hohe Christusfigur selbst ist nach mittelalterlichem Bedeutungsmassstab die wichtigste Figur innerhalb der Gesamtszenerie und zeugt durchaus von anatomischen Kenntnissen bzw Beobachtungen Sie ist die einzige Figur in strenger Frontalansicht und die einzige Figur die aus dem Tympanon in die Welt herausschaut bzw in Blickkontakt mit dem Betrachter steht Zu seinen Seiten blasen Engel die Fanfaren zur Auferstehung der Toten die weiter unten ihren Sarkophagen entsteigen Die auf wellenartigen Wolken ruhenden und meist gekreuzten Beine der zwolf Apostelgestalten links und rechts von Christus sind ein Charakteristikum der Tolosaner Bildhauerschule des 12 Jahrhunderts Jeweils zwei Apostel sind aufeinander bezogen so ergeben sich mehrere Kleingruppen innerhalb des ausserst lebendigen Gesamtbildes nbsp Atlant am Trumeaupfeiler Der Tursturz linteau ist in zwei Streifen geteilt im oberen erscheinen vier Chimaren mit Hunde bzw Vogelkopfen von denen die beiden ausseren dabei sind den Verdammten hollische Qualen zuzufugen oder sie zu verschlingen Unterstutzt werden sie dabei von den beiden anderen Monstren die ihre zum Teil mit Kopfen versehenen Schwanze in ahnlicher Weise gebrauchen In der unteren Zone entrollen sich vor dem Hintergrund mehrerer Blattrosetten weitere Mischwesen darunter ein siebenkopfiges Ungeheuer aus der Apokalypse und ein Schlangenwesen mit vier Kopfen Alle Chimaren sind nicht statisch sondern in Bewegung dargestellt was die Lebendigkeit der gesamten Szenerie unterstreicht Der seitlich gezackte Trumeaupfeiler zeigt mehrere Atlantenfiguren die auch als Sarazenen gedeutet werden Der Wulst der inneren Archivolte scheint mit Absicht an mehreren Stellen unterbrochen zu sein denn Teile der Darstellungen im Tympanon ragen in diese Lucken hinein Ansonsten sind die Archivolten anders als im benachbarten Poitou oder in Nordfrankreich ohne jegliches figurliches Dekor Die Gewandefiguren sind stark verwittert bzw durch Pilger und andere menschliche Einflusse beschadigt worden Zusatzlich zu den Aposteln Petrus links und Paulus rechts der beiden Patrone Clunys finden sich Daniel in der Lowengrube links und die Versuchung Christi rechts Chorhaupt Bearbeiten Das schon gestaffelte Chorhaupt mit seinen funf gleich grossen Kapellen endet in einem kleinen oktogonalen Vierungsturm der jahrhundertelang als Glockenturm diente Moglicherweise waren burgundische und oder auvergnatische Vorbilder bei der Planung und Gestaltung der Chorpartie massgeblich Abteigebaude Bearbeiten Die ehemaligen Abteigebaude wurden in der Revolutionszeit abgerissen die Steine wurden verkauft Lediglich der 6 jochige Kapitelsaal aus dem 13 Jahrhundert der den Monchen zu Beratungen uber weltliche Angelegenheiten Verwendung der Finanzmittel Einteilung der klosterlichen Arbeiten Bau und Ausbesserungsarbeiten etc diente hat die Zeiten uberdauert Er zeigt ein Gewolbe aus unprofilierten Rippen die ohne zwischengeschaltete Kapitelle aus den beiden gemauerten Saulen bzw aus den Seitenwanden herauszuwachsen scheinen Siehe auch BearbeitenZum Thema Pilgerkirchen siehe auch Ste Marie Madeleine de Vezelay Ste Foy de Conques St Sernin de Toulouse Kathedrale von Santiago de CompostelaLiteratur BearbeitenMarguerite Vidal Jean Maury Jean Porcher Quercy roman Editions Zodiaque La Pierre qui Vire 1979 S 285ff ISBN 978 2 7369 0143 1 Thorsten Droste Perigord Dordognetal und Quercy Die Landschaften im Herzen Sudwestfrankreichs Dumont Koln 1997 S 81ff ISBN 3 7701 4003 6 Rolf Toman Hrsg Die Kunst der Romanik Architektur Skulptur Malerei Konemann Verlag Koln 1996 S 328f ISBN 3 89508 213 9Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Abteikirche St Pierre Beaulieu sur Dordogne Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abteikirche St Pierre Fotos und Infos structurae Abteikirche St Pierre Fotos und Informationen Abteikirche St Pierre Foto vom Innenraum 44 979352777778 1 8382361111111 Koordinaten 44 58 45 7 N 1 50 17 6 O Normdaten Geografikum GND 7556678 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Pierre Beaulieu sur Dordogne amp oldid 226444562