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Sophiit auch Sofiit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide mit der chemischen Zusammensetzung Zn 4 Zn 6 Cl2 SeO3 4 oder vereinfacht Zn2 Cl2 SeO3 3 und damit chemisch gesehen ein Zink Selenit mit zusatzlichen Chlorionen Als enge Verwandte der Oxide und Hydroxide werden die Selenite in dieselbe Klasse eingeordnet SophiitAllgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1987 028 1 IMA Symbol Sof 2 Andere Namen russisch Sofiit Sofiit alternative Schreibweise 3 Chemische Formel Zn2 Se4 O3 Cl2 1 Zn 4 Zn 6 Cl2 SeO3 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Oxide und HydroxideSystem Nummer nach Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana IV K 05 040 3 4 JG 15 34 06 05 01Kristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 m 5 Raumgruppe Pccn Nr 56 Vorlage Raumgruppe 56 4 Gitterparameter a 10 25 A b 15 22 A c 7 67 A 4 Formeleinheiten Z 8 4 Zwillingsbildung Schwalbenschwanzzwillinge nach 100 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 3 VHN10 38 bis 61 durchschnittlich 49 kg mm2 6 Dichte g cm3 berechnet 3 64 1 6 Spaltbarkeit vollkommen nach 010 unvollkommen nach 201 6 Bruch Tenazitat sprode 6 Farbe farblos an der Luft himmelblau werdend 6 Strichfarbe weiss 3 Transparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz bis Fett oder Seidenglanz 6 KristalloptikBrechungsindizes na 1 709 7 nb 1 726 7 ng 1 750 7 Doppelbrechung d 0 041 7 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 81 8 berechnet 91 6 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten schwer wasserloslich 6 Sophiit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt tafelige glimmerahnliche Kristalle und Aggregate sowie pseudohexagonale und Schwalbenschwanz Zwillinge bis etwa funf Millimeter Grosse In reiner Form ist Sophiit farblos und durchsichtig mit einem glas fett oder seidenahnlichen Glanz auf den Oberflachen Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein Nach langerer Zeit an der Luft kann sich Sophiit himmelblau farben Seine Strichfarbe ist allerdings immer weiss Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde das Mineral in Gesteinsproben die nach der grossen Spalteneruption 1975 bis 1976 am Vulkan Tolbatschik auf der Halbinsel Kamtschatka im russischen Foderationskreis Ferner Osten gesammelt wurden Es ist das erste selenhaltige Mineral das an diesem Fundort entdeckt wurde Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch Lidija Pawlowna Wergassowa Stanislaw K Filatow T F Semjonowa und T M Filossofowa russisch L P Vergasova S K Filatov T F Semenova T M Filosofova die das Mineral als Sophiit russisch Sofiit eigene englische Ubersetzung Sophiite bezeichneten um ihre Verdienste von Sofja Iwanowna Naboko russisch Sofya Ivanovna Naboko 1909 2005 als Begrunderin russischen Vulkanologie zu ehren 9 Das Mineralogenteam um Vergasowa reichte seine Untersuchungsergebnisse und den gewahlten Namen 1987 bei der International Mineralogical Association ein interne Eingangs Nr der IMA 1987 028 1 die den Sophiit als eigenstandige Mineralart anerkannte Die Publikation der Erstbeschreibung folgte zwei Jahre spater im russischen Fachmagazin Sapiski Wsessojusnogo Mineralogitscheskogo Obschtschestwa russisch Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshestva englisch Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva und wurde 1990 mit der Publikation der New Mineral Names im englischsprachigen Fachmagazin American Mineralogist nochmals bestatigt Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung der Staatlichen Bergbau Universitat Sankt Petersburg ehemals Staatliches Bergbauinstitut in Sankt Petersburg unter der Katalog Nr 1550 1 aufbewahrt 6 10 Klassifikation BearbeitenDa der Sophiit erst 1987 als eigenstandiges Mineral anerkannt wurde ist er in der seit 1977 veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich im Aufbau noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr IV K 05 40 In der Lapis Systematik entspricht dies der Klasse der Oxide und Hydroxide und dort der Abteilung Sulfite Selenite und Tellurite wobei in den Gruppen IV K 01 bis 10 die Sulfite Selenite und Tellurite mit Brugruppen XO3 2 und Verwandte eingeordnet sind Sophiit bildet hier zusammen mit Albertiniit Allochalkoselit Burnsit Chloromenit Georgbokiit Gravegliait Hannebachit Ilinskit Nicksobolevit Orschallit Parageorgbokiit und Prewittit die unbenannte Gruppe IV K 05 Stand 2018 3 Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 11 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Sophiit in die erweiterte Abteilung der Arsenite Antimonite Bismutite Sulfite Selenite Tellurite und Iodate ein Diese ist weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit von zusatzlichen Anionen und Kristallwasser so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Selenite mit zusatzlichen Anionen ohne H2O zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4 JG 15 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sophiit dagegen in die Klasse der Sulfate Chromate und Molybdate und dort in die Abteilung und gleichnamige Unterabteilung der Selenite Tellurite und Sulfite ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 34 06 05 zu finden Chemismus BearbeitenIn der theoretisch idealen das heisst stoffreinen Zusammensetzung von Sophiit Zn2 SeO3 Cl2 besteht das Mineral im Verhaltnis aus zwei Zink Kationen Zn2 sowie einem Selenit Anion SeO3 2 und fur den Ladungsausgleich in der Verbindung zusatzlich zwei Chlor Anionen Cl Diese Zusammensetzung entspricht einem Massenanteil Gewichts der Elemente von 39 80 Gew Zn 24 02 Gew Se 14 60 Gew O und 21 57 Gew Cl oder in der Oxidform aus 49 53 Gew ZnO 33 76 Gew SeO2 und 21 58 Gew Cl O Cl2 4 87 Gew 6 Insgesamt 38 Mikrosondenanalsysen am Typmaterial vom Tolbatschik ergaben dagegen eine leicht abweichende durchschnittliche Zusammensetzung von 47 83 Gew ZnO 34 48 Gew SeO2 und 22 26 Gew Cl O Cl2 5 02 Gew sowie zusatzlich 0 19 Gew CuO und 0 35 Gew PbO die einen Teil des Zinks in der Formel vertreten Substitution Diadochie konnen Aus diesen Werten errechnet sich die empirische Formel Zn1 92Cu0 01Pb0 01 S 1 94 Se1 02O2 94 S 3 96Cl2 06 die zur eingangs genannten Formel idealisiert wurde 12 Kristallstruktur BearbeitenSophiit kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe Pccn Raumgruppen Nr 56 Vorlage Raumgruppe 56 mit den Gitterparametern a 10 25 A b 15 22 A und c 7 67 A sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle 4 Bildung und Fundorte BearbeitenSophiit bildet sich als Sublimationsprodukt aus vulkanischen Gasen an Fumarolen bei einer Temperatur von 180 bis 230 C Als Begleitminerale treten unter anderem Burnsit Chalkocyanit Chloromenit Cotunnit Dolerophanit Georgbokiit gediegen Gold Halit Ilinskit Piypit Ponomarevit Sylvin und Tenorit auf Des Weiteren fanden sich baumwollahnliche hygroskopische Emanationen mit Zink und Chlor die zusammen mit Sophiit kleine Bruche und Zwischenraume zwischen magmatischen Gesteinsklasten fullen Am Tolbatschik auf Kamtschatka fand sich das Mineral ausser in den Fumarolefeldern der grossen Spalteneruption noch am nordlichen Durchbruch im Fumarolenfeld des ersten Schlackenkegels und an der Fumarole Nowaja am zweiten Schlackenkegel sowie an der Fumarole Glawnoje am sudlichen Durchbruch Weitere Fundorte in Russland sind bisher nicht bekannt 13 Der bisher einzige weitere dokumentierte Fundort ist der Vulkan Poas in der Provinz Alajuela in Costa Rica Stand 2020 Ein weiterer Fundort im Bergbaugebiet um Lavrio in der griechischen Region Attika konnte noch nicht verifiziert werden und gilt daher bislang als fraglich 13 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenL P Vergasova S K Filatov T F Semenova T M Filosofova Sofiit Zn2 SeO3 Cl2 Novyj mineral iz vulkanicheskih vozgonov In Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshestva Band 118 Nr 1 1989 S 65 69 russisch rruff info PDF 683 kB abgerufen am 20 November 2023 englische Ubersetzung L P Vergasova S K Filatov T F Semenova T M Filosofova Sophiite Zn2 SeO3 Cl2 a new mineral from volcanic sublimates John Leslie Jambor Jacek Puziewicz New Mineral Names In American Mineralogist Band 75 1990 S 1209 1216 englisch rruff info PDF 1 5 MB abgerufen am 30 November 2020 Crystal structure and physical properties of sophiite Zn2 SeO3 Cl2 a new mineral In Mineralogical Magazine Band 56 1992 S 241 245 englisch rruff info PDF 486 kB abgerufen am 30 November 2020 Mats Johnsson Karl W Tornroos Zinc selenium oxochloride beta Zn2 SeO3 Cl2 a synthetic polymorph of the mineral sophiite In Acta Crystallographica C63 2007 S i34 i36 doi 10 1107 S0108270107012541 englisch Weblinks BearbeitenSophiit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 30 November 2020 Sofiite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 30 November 2020 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Sophiite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 30 November 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated November 2023 PDF 3 8 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero November 2023 abgerufen am 20 November 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 20 November 2023 a b c d e f Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 272 englisch als Sophiite David Barthelmy Sophiite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 30 November 2020 englisch a b c d e f g h i j k Sofiite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 68 kB abgerufen am 30 November 2020 a b c d Sofiite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 30 November 2020 englisch Richard V Gaines H Catherine W Skinner Eugene E Foord Brian Mason Abraham Rosenzweig Dana s New Mineralogy 8 Auflage John Wiley amp Sons New York u a 1997 ISBN 0 471 19310 0 S 686 687 englisch L P Vergasova S K Filatov T F Semenova T M Filosofova Sofiit Zn2 SeO3 Cl2 Novyj mineral iz vulkanicheskih vozgonov In Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshestva Band 118 Nr 1 1989 S 69 russisch rruff info PDF 683 kB abgerufen am 20 November 2023 englische Ubersetzung L P Vergasova S K Filatov T F Semenova T M Filosofova Sophiite Zn2 SeO3 Cl2 a new mineral from volcanic sublimates Catalogue of Type Mineral Specimens S PDF 143 kB In docs wixstatic com Commission on Museums IMA 12 Dezember 2018 abgerufen am 30 November 2020 englisch Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 30 November 2020 englisch John Leslie Jambor Jacek Puziewicz New Mineral Names In American Mineralogist Band 75 1990 S 1209 1216 englisch rruff info PDF 1 5 MB abgerufen am 30 November 2020 a b Fundortliste fur Sophiit Sofiite beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 20 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