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Bei den Silberfunden des Schiffsgrabs von Sutton Hoo handelt es sich um 16 Silberobjekte die im Jahr 1939 im Grabhugel tumulus eines angelsachsischen Bootsgrabes aus dem 7 Jahrhundert auf der archaologischen Fundstatte von Sutton Hoo gefunden wurden Es handelt sich um das Grab mit den reichsten Grabbeigaben die bisher in England gefunden wurden Die Silberobjekte befinden sich heute im British Museum in London Konigreich East Anglia wahrend der fruhen Anglo Angle Saxon Periode mit Sutton Hoo im Sudosten nahe der Kuste Inhaltsverzeichnis 1 Fundgeschichte 1 1 Ort des Silberfundes im Schiffsgrab Nr 1 1 2 Zuordnung als Grab Raedwalds 2 Zusammensetzung des Silberfundes 2 1 Die Anastasius Platte 2 2 Das gerippte Silberbecken 2 3 Die zwei Silberloffel 2 4 Die zehn Kalottenschalen 3 Verbringung in das Schiffsgrab von Sutton Hoo 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFundgeschichte BearbeitenDas Schiffsgrab von Sutton Hoo ist ein Grabhugel auf einem Graberfeld von insgesamt 18 Grabhugeln die sich auf dem Heideland in Suffolk gegenuber der kleinen Stadt Woodbridge befinden Auf Veranlassung der Grundstucksbesitzerin wurden 1938 Ausgrabungen in die Wege geleitet welche bis in die 1980er Jahre anhielten Die Ausgraber entdeckten reiche Grabbeigaben und eine gemischte Bestattungspraxis deren charakteristisches Merkmal in Sutton Hoo sowohl Bestattungen als auch Verbrennungen waren Ort des Silberfundes im Schiffsgrab Nr 1 Bearbeiten nbsp Rekonstruktion der Grabkammer mit der Anastasius SchaleVon besonderer Bedeutung erwies sich das im Jahr 1939 ausgegrabene Schiffsgrab unter Hugel 1 der einst ein 27 m langes Holzschiff bedeckte Die von diesem Schiff erhaltenen Eisennieten sowie deutliche Abdrucke im feuchten Sand erlauben einen Einblick in die einstigen Dimensionen dieses Schiffes In dessen Mitte befand sich eine holzerne Grabkammer in der sich reiche Grabbeigaben in einem guten Zustand erhalten haben Es handelt sich hierbei um die grosste Entdeckung der englischen Archaologie So wurden neben den Silberobjekten ein Eisenhelm ein Schild Reste eines Schwertes sowie Textilreste Goldschmuck ein Zepter und 37 merowingische Goldmunzen zu Tage gefordert Zuordnung als Grab Raedwalds Bearbeiten In der Wissenschaft wird die Ansicht vertreten dass es sich bei dem Bestatteten um ein Mitglied der koniglichen Dynastie der Wuffinger handeln konnte die im 7 Jahrhundert uber das Konigreich East Anglia in England herrschten Diese Vermutung wurde gestutzt durch numismatische Untersuchungen der 37 merowingischen Goldmunzen welche eine Datierung des Grabes in das erste Viertel des 7 Jahrhunderts erlauben Wer jedoch in dem Grab bestattet liegt ist ungeklart zumal keine menschlichen Uberreste gefunden wurden Chemische Analysen der Grabkammer legen jedoch nahe dass dort ein Mensch bestattet worden sein konnte Es wird in der Forschung nahezu einstimmig die Ansicht vertreten dass es sich um das Grab von Konig Raedwald aus der Dynastie der Wuffinger handelt Als Begrundung fur diese Vermutung werden die Angaben der von Beda Venerabilis verfassten Kirchengeschichte des Volkes der Angeln herangezogen der zufolge Raedwald sowohl heidnische als auch christliche Brauche praktizierte Diese spiegelt sich danach in dem Grab wider so werden in der Bestattungspraxis und einigen Grabbeigaben wie dem Eisenhelm und dem Zepter heidnische und in den Silberobjekten christliche Bezuge gesehen Uberdies wird Raedwald so die Forschungsmeinungen um 624 25 verstorben sein was genau zur Grabdatierung passen wurde 1 Zusammensetzung des Silberfundes BearbeitenDie 16 Silberobjekte setzen sich aus einer grossen Silberplatte einem gerippten Silberbecken sowie zehn Silberschalen und zwei Loffeln zusammen Daruber hinaus wurden ein Silberbecher sowie ein Schopfloffel entdeckt Gemeinsam ist allen Silberobjekten dass sie aus dem mediterranen Raum stammen Die Anastasius Platte Bearbeiten Die Anastasius Platte 2 ist mit einem Durchmesser von 72 cm und einer Hohe von 9 8 cm die grosste Platte der Silberobjekte aus dem Schiffsgrab von Sutton Hoo Fussring und Platte sind aus einem Stuck gefertigt Der Rand der Platte ist erhoht hat eine Breite von 35 cm und weist am oberen Ende einen Riss auf Auf der vom Fussring umschlossenen Flache auf der Ruckseite der Platte befinden sich vier Kontrollstempel von denen zwei Stempel eindeutig den Namen Anastasius in lateinischen Buchstaben tragen Dies erlaubt eine Datierung dieser Platte in seine Regierungszeit zwischen 491 und 518 3 Die Platte besteht aus drei Verzierungszonen einem zentralen Rondell welches ein Medaillon enthalt einem darum laufenden verzierten Ring sowie einem ebenfalls verzierten Rand Die Verzierungen aller drei Zonen setzen sich aus Ovalformen Lyrenmotiven Zickzack und Hakenkreuzmustern sowie sich uberschneidenden Kreisen zusammen Im zentralen Rondell der Platte befindet sich in einem kleinen Medaillon relativ mittig ein Vogel Er steht aufrecht im Halbprofil und blickt hinter den linken der beiden ausgestreckten Flugel Das Medaillon wird eingefasst von einem Achteck welches aus zwei sich uberlagernden Quadraten besteht Die acht Ecken werden von einem Kreis umschlossen der ebenfalls von einem Achteck umgeben wird Die jeweiligen Ecken beinhalten florale Verzierungselemente Das eben besprochene zentrale Rondell ist von einem Ornamentring mit einem Durchmesser von 31 5 cm umgeben Auf diesem Ring sind vier Medaillons dargestellt In Medaillon A und B befinden sich jeweils eine vollbekleidete sitzende weibliche Gestalt die in der rechten Hand einen Speer halt und in der Linken einen Globus Beide Figuren tragen einen Helm mit Helmbusch Die zwei Figuren in den Medaillons C und D laufen in entgegengesetzte Richtungen mit flatternden Gewandern und einer Krone auf dem Kopf Ihre Arme haben sie jeweils ausgestreckt Dabei halt die Figur in Medaillon C einen annahernd runden Gegenstand in ihrer Hand vielleicht ein Globus die Figur in Medaillon D hingegen ein Objekt das ein Boot mit Mast darstellen konnte Der Rand der Anastasius Platte wird ebenfalls von vier Medaillons geschmuckt Von den in den Rahmenmedaillons dargestellten Putti laufen diejenigen in Medaillon E und F nach links die zwei anderen nach rechts Drei von ihnen sind bis auf eine Art wehenden Schal nackt die Figur in Medaillon G hingegen ist voll bekleidet Alle Putti halten ihre Hande ausgestreckt und tragen jeweils einen Gegenstand Weitergehende Uberlegungen zur Deutung des ikonographischen Programms auf der Anastasius Platte unternahm Josef Engemann Fur ihn stellt die Figur in Medaillon A die Tyche Roms dar die Figur in Medaillon B die Stadtpersonifikation von Konstantinopel Die Figur in Medaillon C konnte Alexandria sein und entsprechend die Figur in Medaillon D Antiochia Engemann bezieht sich dabei auf die in der Tabula Peutingeriana gezeigten Stadtpersonifikationen In den Knaben der Medaillons auf dem Rand der Platte sieht Engemann Gaben Bringer Dabei hat der voll bekleidete Knabe sogar seine Hande verhullt ein Zeichen der Huldigung Als Adressaten der Huldigung sieht Engemann den Vogel im zentralen Rondell der Platte den er als Adler identifiziert Bei dem Adler handelt es sich um das Symboltier des Kaisers Laut Engemann besteht zwischen den Stadtpersonifikationen und dem Adler ebenfalls eine Verbindung wobei er sich auf das Barberini Diptychon in Paris bezieht Dieses zeigt einen reitenden Kaiser der die Huldigung von einem Barbaren Herrscher und einem Konsul empfangt wahrend uber ihm Engel das Clipeusbild des segnenden Christus tragen In ahnlicher Weise erscheint uber der Roma in Medaillon A der Adler als Zeichen des Kaisers Die in den Medaillons auf dem Rand der Anastasius Platte dargestellten Gaben Bringer sind als Hinweis auf die zu erwartende felicitas temporum Gluck der Zeiten und die felicia tempora die glucklichen Zeiten zu sehen Die Stadtpersonifikationen Rom und Konstantinopel weisen auf die gloria romanorum Ruhm der Romer und die gloria rei publicae Ruhm des Staates hin Der gesamte figurliche Dekor der Anastasius Platte bezieht sich auf den Adler so dass Engemann zufolge die Platte als kaiserliches Missorium angesehen werden muss 4 Als Beispiel fur eine weitere Kaiserplatte sei auf das Theodosius Missorium hingewiesen 5 Fur dieses wird eine Datierung auf 388 n Chr angenommen Es hat einen Durchmesser von 74 cm und ist damit noch grosser als die Anastasius Platte Auf der Platte ist im Vordergrund Kaiser Theodosius I dargestellt der von 379 bis 395 regierte Er kann mittels einer umlaufenden Inschrift auf der Bildseite identifiziert werden Theodosius wird hier als prunkvoll gekleidete Person frontal sitzend mit einem Diadem auf dem Kopf und einem ihn uberragenden Nimbus dargestellt wahrend sich hinter ihm seine zwei Mitregenten ebenfalls sitzend befinden Wie bei der Anastasius Platte bewegen sich auch hier Genien mit ausgestreckten Handen auf den Kaiser zu In Anbetracht der Tatsache dass die Anastasius Platte rund zwei Jahrhunderte alter ist als das Schiffsgrab liegt die Vermutung nahe dass die Platte langer in Familienbesitz gewesen sein muss und wohl an die jeweils nachste Generation weitervererbt wurde Demnach wird die Anastasius Platte eine hohe Wertschatzung erfahren haben Das gerippte Silberbecken Bearbeiten Da das Silberbecken 6 stark deformiert ist schwankt sein Durchmesser zwischen 39 und 41 cm Es hat eine Hohe von ungefahr 15 cm Die gleichmassig gearbeiteten 53 Rippen wurden herausgetrieben das Becken selbst geschmiedet Die Ruckseite ist schlicht Auf der dunnsten Stelle druckt sich das Medaillon durch Ein Fussring von 1 9 cm Durchmesser wurde an das Becken angelotet ebenso die zwei tropfenformigen Griffe Die 53 Rippen umlaufen ein einziges zentrales Rondell in dessen Medaillon sich ein weiblicher Kopf befindet Der Kopf ist nicht mittig angebracht Anzeichen wie das formale Profil ein abrupter Knick im Nacken sowie die langen und geschwungenen Haare die am Hinterkopf zu einem Knoten zusammengebunden wurden erinnern laut Ernst Kitzinger an Kopfe aus klassischer Zeit Die Proportionen des Profilkopfes passen nicht zueinander Das Auge erscheint frontal im Gesicht und uberdies zu gross der Hals wiederum zu kraftig und lang fur das Gesicht Die Stirn der Frau wird bekront durch einen Gegenstand der als Diadem gedeutet werden konnte Auffallig ist ein Loch von 2 5 mm Durchmesser genau in der Mitte der Platte welches in der Verlangerung des Kiefers der Frau auftaucht Das Loch entstand durch den Drehstift der Drehbank Das Gesicht wirkt ausdruckslos und stilisiert Die einzigen Parallelen fur detaillierte Profilkopfe auf Schalen finden sich auf vier Perlenbecken im Schatz von Mildenhall wieder Eines der vier Becken stammt aus dem 2 bis 4 Jahrhundert und ist mit einem Durchmesser von 28 6 cm und einer Hohe von 8 6 cm kleiner als das gerippte Becken aus Sutton Hoo 7 Auf seinem Rand tragt das Becken einen Tierfries In seinem zentralen Medaillon befindet sich ebenfalls ein Profilkopf Zwar blickt der Kopf vom Betrachter aus gesehen nach rechts doch ergeben sich Ahnlichkeiten sowohl in der Ausfuhrung der Frisur als auch der Augenpartie welche ebenfalls frontal im Gesicht eingesetzt wurde Der Nacken weist einen noch deutlicher zu sehenden Knick auf der Hals ist kurz und kraftig Der Kopf wird auch hier entstellt durch ein Loch das durch einen Drehstift entstanden ist Anders als bei dem Vergleichsobjekt umlauft das Medaillon der gerippten Schale aus Sutton Hoo ein Kymation Fries Es besteht aus einer dreiblattrigen Kleeblattanordnung die ihrerseits jeweils aus einem birnenahnlichen Raum zu erwachsen scheint Der Hintergrund ist durch einen Punzierstempel strukturiert worden dessen Kopf ein Muster von sechs kleinen Quadraten enthielt Die Datierung dieser Schale ist nicht gesichert Rupert Bruce Mitford nimmt eine Datierung um das 6 Jahrhundert an und stutzt sich dabei hauptsachlich auf das Kymation Fries Dieses trat nach Ansicht Bruce Mitfords in klassischer Zeit auf und bestand noch in ostromischer Zeit fort Als Beispiele fur diese Annahme nennt er unter anderem ein Fragment aus dem Colerain Hoard von gehacktem Silber aus dem 5 Jahrhundert sowie ein Kymation Fries aus Malaia Pereshchepina welches in das 6 Jahrhundert datiert wird er fuhrt jedoch nicht auf ob es sich bei diesem Fries um eine gesicherte Datierung handelt Der weibliche Kopf weist Bruce Mitford zufolge durch die oben besprochenen Merkmale auf die klassische Zeit zuruck und bleibt im Ostromischen Reich bestehen Das Becken konnte als Waschplatte benutzt worden sein da in ihm Toilettengegenstande gefunden wurden Die zwei Silberloffel Bearbeiten Handelte es sich bei der Anastasius Platte und dem gerippten Silberbecken um Silberobjekte ohne christlichen Bezug so ist sich die Forschung bei den Silberloffeln 8 aus dem Schiffsgrab von Sutton Hoo nicht einig ob diese in einen christlichen Kontext zu setzen sind oder nicht Beide Loffel haben eine Gesamtlange von 25 5 cm und eine langsovale Laffe von 9 4 cm bei Inv Nr 88 und 9 3 cm bei Inv Nr 89 Sie gehoren zum sog Typus cochlear was an ihrem Aufbau zu erkennen ist Ein vertikal zwischen Laffe und Griff gesetzter Diskus setzt den Griff gegenuber der Laffe auf ein hoheres Niveau Dass der Diskus mit der Laffe aus einem Stuck Metall gefertigt wurde beweist jeweils an der Unterseite der Laffe ein auslaufendes einem Rattenschwanz ahnelndes Verbindungsstuck Der Diskus ist mit dem Griff zusammengelotet der in einem Baluster endet Bei beiden Loffeln bleibt die Laffe schmucklos Auf den Griffen befindet sich in den quadratischen Feldern jeweils eine Inschrift der ein kleines griechisches Kreuz vorangestellt ist Beide Loffel kennzeichnen signifikante Unterschiede in der Ausfuhrung ihrer Inschriften Der Loffel mit der Inv Nr 88 tragt in eingravierten griechischen Buchstaben den Namen Paulos Die Buchstaben sind in Grosse und Ausfuhrung einheitlich In deutlichem Kontrast dazu steht die Inschrift des Loffels mit der Inv Nr 89 Sie ist nicht eingraviert sondern die Buchstaben wurden geschnitten und geformt durch das Verbinden einzelner Punkte Es fallt auf dass die Buchstaben in Grosse und Form variieren Zudem lehnen die Buchstaben leicht nach links und werden von links nach rechts immer kleiner Die Querlinie des Alpha ist v formig Das Lambda ist schief und die Arme des Ypsilon beruhren sich nicht Es bestehen einige Forschungskontroversen uber den ersten Buchstaben und dementsprechend uber die Deutung der Inschrift Bruce Mitford versteht den ersten Buchstaben als ein Sigma und liest dementsprechend die Inschrift als Saulos in Anlehnung an den zum Christentum bekehrten Paulos Bruce Mitford sieht demnach in beiden Loffeln ein Taufgeschenk an Konig Raedwald Die Unterschiede in der Ausfuhrung der Inschriften erklart Bruce Mitford dadurch dass die Loffel in einem unbeschriebenen Zustand in der Region um Konstantinopel hergestellt wurden Wahrend der Paulos Loffel dort von einem sachkundigen Handwerker angefertigt wurde erfolgte die Beschriftung des Saulos Loffels wahrscheinlich in merowingisch koniglichen oder kirchlichen Zentren Dabei bezieht er sich auf die merowingischen Goldmunzen aus dem Sutton Hoo Fund Diese zeigen dasselbe Alpha mit der v formigen Verbindungslinie in Grosse variierende Buchstaben und einen sich verjungenden Schriftzug auf Bruce Mitford zufolge sind die Loffel um 600 entstanden und Raedwald vor 618 geschenkt worden dem letztmoglichen Datum seiner Bekehrung Gegen diese Theorie wenden Kasky Kent und Engemann ein dass es sich um eine Kopie des Paulos Loffels handeln konnte Den ersten Buchstaben der Inschrift lesen sie als Pi nicht als Sigma Ein unerfahrener Handwerker konnte dieses Pi um 90 Grad gedreht haben ebenso wie er das Lambda verdrehte Nach dieser Theorie ware die Tauf Theorie Bruce Mitfords nicht langer haltbar Zudem ist bis dato auf keinem Loffel die Inschrift Saulos nachgewiesen worden Fest steht dass die Inschriften auf den Sutton Hoo Loffeln aus unterschiedlicher Hand stammen Es ist nicht mit Sicherheit festzustellen ob den Loffeln ein christlicher Bezug beigemessen werden kann zumal sie nicht erst bei ihrem Letzt Besitzer verziert worden sein mussen Sie konnen schon vorher verziert worden sein weshalb eine Aussage uber den Glauben laut Stefan Hauser schwer zu treffen ist Joseph Braun konnte uberdies herausarbeiten dass die Kommunionsloffel in lateinischen Riten nie in Gebrauch waren und im orthodoxen Ritus erst fruhestens ab dem 8 Jahrhundert Dies wurde die Theorie Bruce Mitfords widerlegen dass die Loffel einen liturgischen Charakter aufweisen Ein Vergleich mit sechs Loffeln des Lampsakos Schatzes jedoch der nach 613 vergraben wurde legt es nahe dass es sich bei der Inschrift um den Apostel Paulus handeln konnte Die Loffel stammen ebenfalls vom Typ cochlea Sie tragen in griechischen Buchstaben die Namen der Apostel Simon Petrus Lukas Jakobus Matthaus und Markus Diesen Inschriften ist ebenfalls ein Kreuz vorangestellt und die Buchstaben sind gleichmassig ausgearbeitet Allerdings ist nicht geklart ob es sich beim Lampsakos Schatz wirklich um einen Kirchenschatz handelt Eine Verwendung der Sutton Hoo Loffel als Essgeschirr wurde nahe liegen 9 Datiert werden die Sutton Hoo Loffel von Kitzinger und Bruce Mitford auf 600 n Chr Die zehn Kalottenschalen Bearbeiten Die zehn Kalottenschalen 10 werden aufgrund ihres vermuteten religiosen Bezugs sowie ihrer Fundnahe zu den zwei Silberloffeln gerne mit diesen in Verbindung gebracht Die Kalottenschalen variieren in ihrem Durchmesser zwischen 20 und 23 cm in der Tiefe zwischen 4 4 und 5 4 cm Die Schaleninnenseiten wurden auf einer Drehbank poliert wahrend die Ruckseite unpoliert blieb Acht Schalen sind noch in einem guten Zustand zwei liegen nur noch fragmentiert vor Alle Schalen enthalten jeweils vier gleicharmige Bander deren Arme bis an den Rand der Schalen reichen Die Arme sind auf allen Schalen mit leicht abweichenden Mustern von Sternblumen die durch sich uberlagernde Kreise entstehen verziert Zudem variieren die Bander von Schale zu Schale in ihrer Form Wahrend bei einigen die Bander in gleicher Breite bis an den Rand der Schale verlaufen verjungen sie sich auf den anderen Schalen zum Rondell hin Dieses erscheint auf jeder Schale variiert jedoch in seinem Muster So zeigen drei Schalen in ihrem Rondell einen sechseckigen Stern der aus zwei sich uberlagernden Dreiecken geformt und von einer Rosette umgeben ist zwei Schalen tragen eine Rosette deren Rosettenarme um einen kleinen Bolzen herumwirbeln Weitere vier Schalen zeigen im Zentrum eine sogenannte Radrosette Kitzinger Sowohl formal als auch in der Idee des Aufbaus stehen den zehn Kalottenschalen die zwei Schalen aus dem Lampsakos Schatz am nachsten 11 Diese haben einen Durchmesser von 18 5 cm und 15 7 cm Auch sie tragen ein zentrales Rondell welches ein Monogramm enthalt Daruber hinaus sind die Schalen jeweils mit vier gleicharmigen Bandern geschmuckt welche sich ebenfalls zum Rondell hin verjungen Die Bander sind im Gegensatz zu denen der Kalottenschalen nicht verziert Beide Lampsakos Schalen tragen Kontrollstempel des Heraclius 613 639 49 was eine Datierung dieser Schalen in seine Regierungszeit ermoglicht In Anlehnung an diese Schalen nimmt Kitzinger eine Datierung zw 600 und 625 26 fur die Kalottenschalen aus dem Sutton Hoo Fund an Bisher ist es nicht gelungen eine spezielle Verwendung der Schalen von Sutton Hoo festzustellen Bruce Mitford sieht einen moglichen Verwendungszweck der Kalottenschalen im liturgischen Bereich wobei er sich nicht zuletzt auf die Bander der Kalottenschalen bezieht und diese als speziell christlich deutet Verbringung in das Schiffsgrab von Sutton Hoo BearbeitenGrundsatzlich konnen die in dem Grab gefundenen Objekte via Handel Geschenke Beute Tribute oder Migration durch einzelne Gruppen nach England gelangt sein Durch die Christianisierung der Briten im 5 und 6 Jahrhundert wurde England mit Kontinentaleuropa verbunden Es entstanden enge Handelsbeziehungen insbesondere zwischen England und dem Ostromischen Reich welches seinerseits Waren uber den Atlantik in den Westen Englands verschiffte Dort wurden die Guter uber die Themse und die Severn in den Osten weitergeleitet Der Osten Englands trat aufgrund seiner geostrategischen Lage indirekt uber das Frankische Reich und Rom mit dem Ostromischen Reich in Kontakt Handler wie zum Beispiel Agypter brachten ihre Guter uber Norditalien oder die Rhone ins Frankenreich von dort aus wurden die Objekte entlang der Rheinroute in den Osten Englands weitergeleitet Die Franken selbst gelangten durch Raub und Kriegszuge durch Handel und Migration in den Besitz ostromischer Guter Neben den Handel treten als weitere Moglichkeit wie ostromische Objekte nach England kamen diplomatische Kontakte So konnte es sich bei der Anastasius Platte laut Anthea Harris um ein mogliches diplomatisches Geschenk gehandelt haben Sie gehorte wahrscheinlich zu Objekten die Kaiser aus besonderem Anlass hochrangigen Personlichkeiten oder Konigen gaben Wenn dem so ist wird die Platte uber den Atlantik in den Westen Englands und von dort aus in den Osten weitertransportiert worden sein Auch die ubrigen Objekte konnten als Geschenk aber auch als Tribut oder Beute nach England gelangt sein 12 Literatur BearbeitenErnst Kitzinger The Sutton Hoo Ship burial The Silver In Antiquity 14 1940 S 40 63 grundlegende Bearbeitung der Silberobjekte aus dem Schiffsgrab beziehen D A Sherlock Saul Paul and the silver spoons from Sutton Hoo In Speculum 74 1972 S 91 95 Uberlegungen zu den Inschriften auf den Loffeln sowie zu moglichen Verwendungszwecken der Loffel Rupert Bruce Mitford The Sutton Hoo Ship burial A handbook London 1979 ISBN 0 7141 1343 3 ISBN 0 7141 1344 1 uberblicksartige Darstellung uber Grabungshergang sowie Grabinventar einschliesslich der Silberobjekte Rupert Bruce Mitford The Sutton Hoo Ship burial Bd 3 London 1983 ISBN 0 7141 1348 4 ausfuhrliche Beschreibung und Deutung aller Silberobjekte sowie deren Herstellungstechnik Katherine East The Sutton Hoo Ship Burial A case against the Coffin In Anglo Saxon Studies in Archaeology and History 3 1984 S 79 84 Unter Bezug auf die Anastasius Platte wird die Theorie dass ein Toter in einem Sarg beigelegt wurde in Frage gestellt Joachim Werner Nachlese zum Schiffsgrab von Sutton Hoo Bemerkungen Uberlegungen und Vorschlage zu Sutton Hoo Band 3 1983 In Germania 64 1986 ISSN 0016 8874 S 465 497 ausfuhrliche Auseinandersetzung mit den Silberobjekten aus Sutton Hoo Josef Engemann Ein Missorium des Anastasius Uberlegungen zum ikonographischen Programm der Anastasius Platte aus dem Sutton Hoo Ship Burial In Marcell Restle Hrsg Festschrift fur Klaus Wessel zum 70 Geburtstag Munchen 1988 Munchner Arbeiten zur Kunstgeschichte und Archaologie 2 ISBN 3 925801 02 2 S 103 115 Zeichnungen zum ikonographischen Programm der Anastasius Platte Francois Baratte Un exemple de conservatisme dans la vaiselle d argent le plat d Anastase de la tombe de Sutton Hoo In Mittel und Wege Zur Bedeutung von Material und Technik in der Archaologie 2006 S 113 123 Erganzung zum Aufsatz von Josef Engemann zum ikonographischen Programm der Anastasius Platte Weblinks Bearbeitenhttp www suttonhoo org http www nationaltrust org uk sutton hoo http www wuffings co uk MySHPages SHPage html Bilder von drei Kalottenschalen und den zwei Silberloffeln aus Sutton Hoo Abbildung des gerippten Silberbeckens aus Sutton HooEinzelnachweise Bearbeiten Einen vertiefenden Einblick in die Wuffinga Dynastie ermoglicht Karl Hauck Zum ersten Band der Sutton Hoo Edition In Fruhmittelalterliche Studien 12 1978 S 438 456 siehe hierzu auch Joachim Werner Das Schiffsgrab von Sutton Hoo Forschungsgeschichte und Informationsstand zwischen 1939 und 1980 In Germania 60 1982 S 193 209 Einen Uberblick zu den Angelsachsen mit einem kurzen Exkurs auf das Schiffsgrab von Sutton Hoo bietet Harald Kleinschmidt Die Angelsachsen Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62137 6 Rupert Bruce Mitford The Sutton Hoo Ship burial Bd 3 London 1983 S 4 45 zur Herstellung der Anastasius Platte siehe S 166 178 Josef Engemann Ein Missorium des Anastasius Uberlegungen zum ikonographischen Programm der Anastasius Platte aus dem Sutton Hoo Ship Burial In Marcell Restle Hrsg Festschrift fur Klaus Wessel zum 70 Geburtstag Munchen 1988 Munchner Arbeiten zur Kunstgeschichte und Archaologie 2 S 103 115 Mit dem Kontrollstempelsystem beschaftigt sich ausfuhrlich Erica Cruikshank Dodd Byzantine silver stamps Washington 1961 Dumbarton Oaks Studies 7 S 1 59 Engemann Ein Missorium des Anastasius S 112 Richard Delbrueck Die Consulardiptychen und verwandte Denkmaler Berlin Leipzig 1929 Studien zur spatantiken Kunstgeschichte S 235 242 Bruce Mitford Sutton Hoo S 45 69 zur Herstellung siehe S 178 184 K S Painter The Mildenhall Treasure Roman Silver from East Anglia London 1977 ISBN 0 7141 1365 4 S 27 28 reg no 1946 10 7 6 Bruce Mitford Sutton Hoo S 125 146 zur Herstellungstechnik siehe S 189 190 Nachfolgend werden die Loffel unter ihren Inventarnummern Inv Nr genannt Siehe Stefan R Hauser Spatantike und fruhbyzantinische Silberloffel Bemerkungen zur Produktion von Luxusgutern im 5 bis 7 Jh Jahrbuch fur Antike und Christentum Erg Bd 19 Munster 1992 ISBN 3 402 08538 0 ISBN 3 402 08539 9 Zu den Loffeln aus Sutton Hoo S 32 82 83 115 Bruce Mitford Sutton Hoo S 69 125 zur Herstellungstechnik siehe S 184 189 Bruce Mitford Sutton Hoo S 115 116 Einen ausfuhrlichen Einblick in die Handelswege und guter zwischen dem Ostromischen Reich dem Westen und Grossbritannien bietet Anthea Harris Byzantium Britain and the West The Archaeology of cultural identity AD 400 650 Charleston 2003 ISBN 0 7524 2539 0 S 139 188 siehe auch Jorg Drauschke Zwischen Handel und Geschenk Studien zur Distribution von Objekten aus dem Orient aus Byzanz und aus Mitteleuropa im ostlichen Merowingerreich Leidorf Rahden 2011 Freiburger Beitrage zur Archaologie und Geschichte des ersten Jahrtausends 14 ISBN 978 3 89646 774 4 S 234 238 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Silberfunde des Schiffsgrabs von Sutton Hoo amp oldid 237196273