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Die Sentinelle des Rangiers Wache von Les Rangiers haufig Le Fritz genannt war ein Soldatendenkmal in der Schweiz Die im Jahr 1924 von Charles L Eplattenier geschaffene Statue stand in der Nahe des Col des Rangiers auf dem Gemeindegebiet von Asuel heute zu La Baroche im Kanton Jura gehorend Wahrend des Jurakonflikts war sie mehrmals Zielscheibe von jurassischen Separatisten die sie als Symbol der Herrschaft des Kantons Bern im Jura betrachteten 1989 wurde sie zerstort Le Fritz in den 1970er Jahren Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Geschichte 3 1 Nationales Monument 3 2 Vandalismus und Zerstorung 3 3 Ausstellung 4 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Statue stand knapp einen Kilometer westlich der Passhohe des Col des Rangiers an der Hauptstrasse 6 in Richtung Courgenay genauer bei der Abzweigung der Hauptstrasse 249 nach La Caquerelle und Boecourt Sie befand sich am ostlichen Rand der Landschaft Ajoie auf dem heutigen Gemeindegebiet von La Baroche im Kanton Jura Bis 2012 gehorte das Gebiet zur Gemeinde Asuel bis 1979 zum Kanton Bern Name BearbeitenDie Statue symbolisierte den Grenzschutz der Schweizer Armee wahrend des Ersten Weltkriegs in Form eines Infanteristen mit aufgepflanztem Bajonett der den Kriegsparteien gegenuberstand Die Uniform war der damaligen Schweizer Regimentskleidung getreu nachgebildet Der Tschako den die Statue trug liess den Wachter wie einen preussischen Soldaten aussehen daher sein Spitzname le Fritz der damals im Franzosischen allgemein fur Deutsche verwendet wurde 1 Hinzu kam dass die Armeefuhrung wahrend des Kriegs von der Deutschschweiz und der preussischen Militartradition gepragt war was in der Romandie wiederholt auf Kritik stiess 2 Wahrscheinlich ist auch dass die Bezeichnung le Fritz an den jungen Fritz Kempf erinnert der Modell stand 3 Geschichte BearbeitenNationales Monument Bearbeiten nbsp Das Werbemotiv eines Plakats fur Radios von Paillard von Johannes Handschin 1936 ist an die Sentinelle des Rangiers angelehntVom Herbst 1914 bis zum November 1918 stabilisierte sich die Westfront die von der Nordsee aus verlief auf der Hohe von Bonfol etwa zwolf Kilometer vom Col des Rangiers entfernt Die Schweiz war bestrebt ihre Neutralitat zu wahren und beide Kriegsparteien daran zu hindern die Front durch die Ajoie zu verschieben Uber vier Jahre lang waren dort Truppenverbande konzentriert die Feldverteidigungsanlagen errichteten 4 Am 9 November 1919 beschloss die Societe jurassienne de developpement nahe der Passhohe ein Denkmal zu Ehren der mobilisierten Soldaten zu errichten und erteilte daraufhin dem Neuenburger Bildhauer und Maler Charles L Eplattenier dem Lehrmeister Le Corbusiers einen entsprechenden Auftrag 5 Die Kosten von 60 000 Franken wurden durch eine nationale Sammelaktion finanziert 6 Der fur die Statue verwendete Granitblock wurde aus einem Findling gehauen der aus dem Wald von Cudret bei Rochefort stammte 7 L Eplattenier fertigte die viereinhalb Meter hohe Statue in seinem Atelier in La Chaux de Fonds Nachdem sie auf einen Sockel gestellt worden war wurde sie am 31 August 1924 im Beisein von General Ulrich Wille offiziell eingeweiht 7 In den folgenden Jahren zog das Denkmal zahlreiche Besucher an Wahrend der Mobilisierung der Schweizer Armee im Zweiten Weltkrieg wurde es zu einer nationalen Ikone 1940 war Le Fritz das Motiv einer Pro Patria Briefmarke im Wert von 30 Rappen und mit einem Zuschlag von 10 Rappen 8 Vandalismus und Zerstorung Bearbeiten Als sich die Jurafrage in den 1960er Jahren zuspitzte interpretierten die jurassischen Separatisten das Denkmal als Symbol der Herrschaft des deutschsprachigen und protestantischen Kantons Bern uber die mehrheitlich franzosischsprachige und katholische Bevolkerung des Jura Zudem hielten sie inmitten der Auseinandersetzung um einen moglichen Waffenplatz in den Freibergen ein Denkmal das den Krieg feiert fur ein militaristisches Machtsymbol Berns sowohl auf kantonaler als auch auf Bundesebene 7 Die Vandalenakte nahmen am 3 September 1962 ihren Anfang als die Front de liberation jurassien ein Jurawappen und ihr Kurzel FLJ auf das Denkmal malte 9 Am 30 August 1964 fand beim Denkmal eine Feier zum Gedenken an die Mobilmachungen der beiden Weltkriege statt Rund 6000 Separatisten begaben sich dorthin um ihren Unmut uber die Berberat Affare und das Waffenplatzprojekt zur Sprache zu bringen Die Feier begann zunachst besinnlich doch dann schwenkten mitgereiste Aktivisten der Beliers plotzlich hunderte Jurafahnen entrollten antibernische Spruchbander und unterbrachen mit Pfiffen und Buhrufen die Festreden von Regierungsrat Virgile Moine und Bundesrat Paul Chaudet 10 In der Nacht vom 31 Mai auf den 1 Juni 1984 wurde das Denkmal vom Sockel gesturzt Mehrere Aktivisten der Beliers sassen anschliessend wegen dringenden Tatverdachts drei Tage lang in Untersuchungshaft doch die Polizei konnte ihnen nichts nachweisen und das Verfahren musste 1987 eingestellt werden 11 Eine Woche nach der Tat forderten die Beliers in einer Erklarung anstelle der Statue solle ein Denkmal errichtet werden das an den Sieg der Separatisten im ersten Juraplebiszit vom 23 Juni 1974 erinnert Am 27 Juni 1984 stand das Denkmal wieder auf seinem Sockel 5 Am 10 August 1989 ereignete sich ein weiterer Sockelsturz zusatzlich wurde der Kopf der Statue gestohlen und der Sockel mit dem Slogan DMF tue das EMD totet sowie einem Hakenkreuz verschmiert 12 Die Uberreste lagerte man daraufhin in einem Depot des kantonalen Strassenverkehrsamtes in Glovelier das jedoch in der Nacht vom 24 auf den 25 Januar 1990 als Folge eines Brandanschlags niederbrannte 5 1990 kam die ETH Zurich in einem Bericht zum Schluss dass das Denkmal zu schwer beschadigt sei um es restaurieren zu konnen 7 Der Kopf der Statue tauchte am 24 September 2004 wahrend der 25 Jahr Feier der Grundung des Kantons Jura wieder auf Drei vermummte Beliers Aktivisten brachten ihn nach Delemont mit und spalteten ihn in aller Offentlichkeit mit Hammer und Meissel Anschliessend zog eine grossere Gruppe zum Schloss Delemont um die dort feiernden Ehrengaste auszupfeifen 13 Ausstellung Bearbeiten Die Uberreste der Statue sind Eigentum des Kantons Jura Sie werden in verschiedenen geheim gehaltenen Lagern aufbewahrt um sie vor weiterer Zerstorung zu schutzen 7 Im November 2015 beschloss die jurassische Kantonsregierung eine historische Untersuchung des Denkmals und seiner Wahrnehmung durch die Offentlichkeit durchzufuhren Erstmals seit uber einem Vierteljahrhundert wurden die Uberreste am 17 September 2016 im jurassischen Kunst und Geschichtsmuseum Musee jurassien d art et d histoire in Delemont prasentiert anlasslich der Europaischen Tage des Denkmals 14 2024 ist eine weitere Ausstellung geplant und zwar im Musee du Mont Repais in La Caquerelle unweit des Originalstandorts 15 Einzelnachweise Bearbeiten Franzosische Wahlbilder In Neue Freie Presse 14 Mai 1924 S 2 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nfp Sentinelle des Rangiers Fritz JU der gesturzte Wachposten In denk mal denken ch Schweizerische Akademie der Geistes und Sozialwissenschaften 2023 abgerufen am 3 April 2023 Marcel Schwander Deutsch amp Welsch ein Bruckenschlag Zytglogge Bern 1991 ISBN 978 3 7296 0394 3 S 94 Die Grenzbesetzung 1914 1918 Verein Schweizer Armeemuseum 17 September 2014 abgerufen am 3 April 2023 a b c Sentinelle des Rangiers Chronologie jurassienne abgerufen am 3 April 2023 franzosisch Dimitry Queloz Das Museum Mont Repais will 2022 das Denkmal von Rangiers zeigen In Schweizer Soldat Band 94 Verlagsgenossenschaft Schweizer Soldat Frauenfeld Juni 2019 S 34 35 schweizer soldat ch PDF 14 0 MB abgerufen am 3 April 2023 a b c d e Sentinelle des Rangiers PDF 12 4 MB Reseau interjurassien des musees 2022 abgerufen am 3 April 2023 franzosisch PA 008 Online Briefmarkenkatalog Schweiz abgerufen am 5 April 2023 Christian Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte NZZ Libro Zurich 2020 ISBN 978 3 03810 463 6 S 77 Hans Peter Henecka Die jurassischen Separatisten Eine Studie zur Soziologie des ethnischen Konflikts und der sozialen Bewegung Verlag Anton Hain Meisenheim am Glan 1972 ISBN 3 445 00942 2 S 254 255 Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte S 51 52 Le Fritz victime du conflit jurassien Swissinfo 22 Juni 2004 abgerufen am 3 April 2023 franzosisch Jura Feier mit Misstonen Swissinfo 24 September 2004 abgerufen am 3 April 2023 franzosisch Les vestiges de la Sentinelle des Rangiers accessibles au public Kanton Jura 23 August 2016 abgerufen am 3 April 2023 franzosisch Clement Schott La Sentinelle des Rangiers sortira definitivement de l ombre en 2024 In Le Quotidien jurassien 25 November 2022 abgerufen am 3 April 2023 franzosisch 47 384755 7 206343 Koordinaten 47 23 5 1 N 7 12 22 8 O CH1903 582460 248240 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sentinelle des Rangiers amp oldid 234625346