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Die Schwestern vom armen Kinde Jesus ist ein katholischer Orden der am 2 Februar 1844 auf Initiative von Clara Fey in Aachen gegrundet wurde Er entwickelte sich aus einer von ihr organisierten privaten Armenschule die sowohl der damaligen Verarmung und Verwahrlosung zahlreicher Kinder als auch der weit verbreiteten Kinderarbeit entgegenwirken wollte Der Orden hatte sein erstes Mutterhaus im ehemaligen Dominikanerkloster Aachen in der dortigen Jakobstrasse und verlegte im Jahr 1878 als Folge des Kulturkampfes seinen Sitz in das niederlandische Simpelveld wo sich bis 2012 das Generalmutterhaus befand bevor es nach Aachen Burtscheid zuruckverlegt wurde Kind Jesus Kapelle auf dem Gelande des vormaligen Weissfrauenklosters 2020 Erstes Mutterhaus des Ordens im ehemaligen Dominikanerkloster 2020 Dem Orden gehoren derzeit noch fast 500 Schwestern in 61 Konventen an 1 Er wird von der Generaloberin und ihrem Rat geleitet und gliedert sich in unabhangige Provinzen mit mehreren Niederlassungen oder Kommunitaten sowie abhangige Regionen welche entweder den Provinzen oder direkt dem Mutterhaus unterstellt sind Der Orden setzt sich fur schulische und ausserschulische Bildungsarbeit fur Sozialarbeit und Krankenpflege sowie fur die geistliche Begleitung in allen Lebenslagen ein Das Leitmotiv des Ordens lautet manete in me bleibt in mir Joh 15 4 EU Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und Anfangsjahre 1 1 Die Ordensgrunderinnen 1 2 Forderer und Begleiter ihrer Neugrundung 2 Zeit des Kulturkampfes 3 Weiterentwicklung 3 1 Kind Jesu Kapelle 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte und Anfangsjahre BearbeitenEbenso wie in vielen anderen Stadten machten sich auch in Aachen die Folgen der Fruhindustrialisierung bemerkbar Die Mechanisierung sowohl der in Aachen vorherrschenden Tuch und Nadelindustrie als auch des Bergbaus fuhrte in vielen der schlecht verdienenden Arbeiterfamilien zu bedruckenden Zustanden Kinderarbeit zur Erganzung des Familieneinkommens in den Fabriken oder Bergwerken von mehr als zehn Stunden war ublich die Arbeitsbedingungen in nicht geheizten Hallen waren unmenschlich und die Behausungen der Arbeiter waren mangels eigener Ersparnisse heruntergekommen nbsp Kloster der Schwestern vom armen Kinde Jesu mit der Kind Jesus Kapelle um 1910 rechts das ehemalige Dominikanerkloster vorne das 1909 erbaute Denkmal Wehrhafter Schmied Schon fruh befasste sich Clara Fey selbst Tochter eines wohlhabenden Tuchfabrikanten und gepragt durch ihre Lehrerin die Dichterin Luise Hensel mit dem Schicksal der Waisenkinder und der Kinder armer Eltern deren Anzahl mit dem Wachstum der Industriearbeiterschaft auch in ihrer Heimatstadt standig zunahm Unterstutzt unter anderem von ihrem Bruder Andreas Fey 1806 1887 seit 1830 Kaplan an der Klosterkirche der Dominikaner St Paul in Aachen wurde im Freundeskreis ihrer Familie und zusammen mit befreundeten Mitschulerinnen im Rahmen regelmassiger Sonntagsgesprache immer wieder uber Massnahmen diskutiert wie den vernachlassigten Kindern zu helfen sei Konkret wurden die Uberlegungen nachdem Clara Fey 1830 ihre Ausbildung an St Leonhard beendet hatte So mietete sie zusammen mit Leocadia Startz 1819 1890 Wilhelmine Istas 1814 1893 und Louise Vossen 1806 1889 zunachst ein Zimmer an und richtete dort ein Schulchen ein aus dem mit Wirkung vom 3 Februar 1837 die erste Aachener Armenschule entstand Die Arbeit mit den Kindern zeigte jedoch dass die muhsam errungenen Erfolge zunichtegemacht wurden wenn die Kinder abends in das hausliche Milieu zuruckkehren mussten Deshalb mieteten die vier Frauen drei Jahre spater ein Haus an wo die am meisten gefahrdeten Kinder wohnen und rund um die Uhr betreut werden konnten Ab 1842 konnten dann mit Genehmigung des amtierenden Oberburgermeisters Edmund Emundts das ehemalige Dominikanerkloster Aachen sowie das benachbarte vormalige Weissfrauen bzw Colesterinnenkloster Aachen das von 1802 bis zur Ubernahme als Wolllager des Tuchfabrikanten Ignaz van Houtem genutzt wurde ubernommen werden Neben den karitativen und sozialen Aufgaben stellten die Frauen ihr Projekt auf eine spirituelle christlich katholische Grundlage uber die sie sich selbst definieren konnten Schliesslich grundete Clara Fey zusammen mit ihren zuvor genannten Freundinnen am 2 Februar 1844 den Orden der Schwestern vom armen Kinde Jesus Ihnen zur Seite standen dabei unter anderem Clara Feys Bruder Andreas der Pfarrer Wilhelm Sartorius spater Vorsitzender des Verwaltungsrates des Kindermissionswerks Die Sternsinger der aus seiner Diozese in Luxemburg vertriebene Bischof Johannes Theodor Laurent sowie der Oberpfarrer und Grunder des Aachener Priesterkreises Leonhard Aloys Joseph Nellessen Der Orden stellte sich zur Aufgabe im Besonderen den bedurftigen Kindern und Jugendlichen durch die Moglichkeit einer schulischen Ausbildung und durch soziale Unterstutzung zur Seite zu stehen Im Jahr 1845 wurden die Statuten des Ordens beim zustandigen Erzbischof von Koln Johannes Kardinal von Geissel zur Genehmigung vorgelegt der 1848 der neuen Kongregation zustimmte Mit Wirkung vom 14 September 1848 richtete diese sodann ihr erstes Generalat in der Aachener Jakobstrasse ein Seitdem tragen die Schwestern die Ordenskleidung bestehend aus einem schwarzen Habit als Zeichen der Busse und daruber das weisse Skapulier der Dominikaner da Clara Fey ihr Werk unter den Schutz des heiligen Dominikus gestellt hatte Im Jahr 1850 konnten die ersten neuen Schwestern das Gelubde ablegen und Clara Fey wurde zur Generaloberin gewahlt Der junge Orden wuchs schnell 1852 hatten sich ihm bereits 84 Frauen angeschlossen 1862 zahlt er schon 300 Schwestern Am 12 Mai 1869 wurde der Orden der Schwestern vom armen Kinde Jesus von Papst Pius IX als Ordensgemeinschaft papstlichen Rechts anerkannt und sein Nachfolger Leo XIII bestatigte 1888 die an die Augustinusregel angelehnten Konstitutionen des Ordens Die Ordensgrunderinnen Bearbeiten nbsp Clara Fey nbsp Mutter Theresia Leocadia Startz nbsp Mutter Dominika Wilhelmine Istas nbsp Mutter Aloysia Louise VossenForderer und Begleiter ihrer Neugrundung Bearbeiten nbsp Andreas Fey nbsp Pastor Sartorius nbsp Kaplan Istas nbsp Bischof LaurentZeit des Kulturkampfes BearbeitenBis zum Beginn des Kulturkampfes im Jahr 1872 lebten rund 600 Schwestern in 27 Niederlassungen des Ordens in Preussen Hinzu kamen auch Hauser in Osterreich und Luxemburg Die Tatigkeit der Schwestern in Form sowohl von Grundungen als auch Mitarbeit in bestehenden Institutionen erweiterte sich von Diensten in Schulen und Internaten hin zu Waisenhausern Kindergarten Handelsschulen Frauenfachschulen und anderen Instituten zur Betreuung vor allem der weiblichen Jugend Daruber hinaus betrieben die Schwestern eine weltweit anerkannte Klosterwerkstatt fur Paramente Dabei wurden sie in der Gestaltung von Mustern und in den Bearbeitungstechniken alter Messgewander durch den Aachener Kanonikus und Kunsthistoriker Franz Bock ausfuhrlich eingewiesen welcher ihnen durch seine zahlreichen Kontakte auch umfangreiche Arbeitsauftrage vermittelte Im Rahmen des von Otto von Bismarck forcierten Kulturkampfes wurde nun auf Grund gesetzlicher Regelungen die geistliche Schulaufsicht durch die staatliche preussische Schulaufsicht ersetzt und den kirchlichen Einrichtungen wurden mit dem Brotkorbgesetz die staatlichen Zuwendungen entzogen Schliesslich mussten nach Erlass des Klostergesetzes 1875 welches die Klostergenossenschaften in Preussen aufloste mit Ausnahme derjenigen die sich mit Krankenpflege beschaftigten auch alle Niederlassungen der Schwestern vom armen Kinde Jesus bis auf eine in Aachen Burtscheid die sich der Pflege erkrankter Ordensangehoriger widmete geschlossen werden Dagegen wurden sieben Niederlassungen unter anderen in England Frankreich Belgien und den Niederlanden neu gegrundet wobei Clara Fey selbst 1878 als Verbannte im niederlandischen Simpelveld ein neues Mutterhaus genannt Haus Loreto grundete das nach Planen des dem Aachener Architekten Hermann Josef Hurth erbaut wurde Nach dem Ende des Kulturkampfes im Jahr 1887 kehrte ein Teil der Ordensschwestern nach Preussen zuruck Sie konnten in den nachsten Jahren funf Ordenshauser wiedereroffnen Clara Fey selbst blieb in Simpelveld und wurde 1888 erneut zur Generaloberin gewahlt Dort verstarb sie am 8 Mai 1894 und wurde zunachst im Haus Loreto zu Grabe getragen bevor sie 2012 in die Domgruft des Aachener Doms und schliesslich 2018 anlasslich ihrer Seligsprechung in die Kind Jesu Kapelle des ehemaligen Mutterhauses in der Jakobstrasse uberfuhrt wurde Weiterentwicklung Bearbeiten nbsp Kommunitat Aachen Burtscheid und heutiges Mutterhaus der deutschen NiederlassungenDie Kongregation zahlte bei Clara Feys Tod bereits 1160 Mitglieder und sie begann innerhalb und ausserhalb Europas zu expandieren Im Laufe der nachsten Jahrzehnte entstanden Niederlassungen unter anderem in Lettland seit 1927 2 in Indonesien Kolumbien und Kasachstan sowie seit kurzem in Peru Die Niederlassungen in Westeuropa sowie den USA verzeichnen einen zahlenmassigen Ruckgang der Ordensberufungen sowie eine Uberalterung der Gemeinschaften wahrend die Kongregation in Kolumbien und Indonesien anwachst In den deutschen Niederlassungen die von Aachen Burtscheid aus geleitet werden leben aktuell insgesamt rund 80 Schwestern vom armen Kinde Jesus Das ehemalige Mutterhaus mit der Kind Jesu Kapelle in der Jakobstrasse ist seit 1989 Im Besitz des Bistums Aachen und wird nur noch von einem kleinen Schwesterkonvent bewohnt der sich um die dortigen Liegenschaften kummert Bis 1989 fanden die Schwestern ihre letzte Ruhestatte in einem Graberfeld auf dem Aachener Ostfriedhof das zu den grosseren Feldern zahlt und wo mehr als 350 Ordensangehorige begraben wurden Kind Jesu Kapelle Bearbeiten Nach der Ubernahme des ehemaligen Weissfrauen bzw Colesterinnenklosters durch den Orden der Kind Jesu Schwestern wurden deren Gebaude wegen Baufalligkeit weitestgehend niedergerissen und durch Neubauten ersetzt Nach der Ruckkehr der Schwestern aus dem Exil musste im Jahr 1891 die Kapelle umgebaut werden wobei von dem alten Bau nur der innere Kern erhalten geblieben ist In der nordlichen Aussenwand wurden vier schlanke hochgezogene Rundbogenfenster eingelassen wogegen die Chormauern und die Sudwand trotz eingebauter Fensternischen fensterlos geblieben sind Das Innere war einschiffig mit einem sechseckigen Altarraum Die ebenfalls fensterlose Ostseite fur den Altarraum war an ihrer Aussenwand mit einem grossen Kreuz geschmuckt An das alte Weissfrauenkloster erinnert lediglich eine in die Sudmauer eingelassene Rundbogentur auf deren Schlussstein das Wappen des Aachener Schoffengeschlechts von Hartman sowie die Jahreszahl 1691 eingraviert ist Ebenso fand sich bei spateren Grabungsarbeiten eine Grabplatte der im alten Kloster begrabenen Elisabeth von Woestenrath die in die Mauer des Kreuzgangs eingelassen wurde Unter dem Chor der Kirche befand sich die erhalten gebliebene Gruft der Weissfrauen und unter dem ehemaligen unteren Chor die der Colestinen 3 Zahlreiche kleinere Marmorplatten mit Dankesworten fur Gebetserhorungen waren als Vertafelung an den Innenwanden angebracht 4 Die Kind Jesu Kapelle wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer schwer beschadigt und lediglich die Apsismauer mit dem Kreuz blieb erhalten Beim Wiederaufbau der Kapelle im Jahr 1954 im modernen Stil der Nachkriegszeit wurde dieses Kreuz in den Altarraum angebracht Um einen angemessenen Raum fur die endgultige Bestattung der Ordensgrunderin zu schaffen wurde im Jahr 2017 der Innenraum der Kapelle neu gestaltet Dabei verblieb der Vorraum als Ort der Marienverehrung dem sich der Raum des Reliquiarschreins von Clara Fey anschliesst der mit einem den Schrein umgebenden Stelenfeld fur die Lebensbeschreibung und mit einem Bildnis der Ordensgrunderin ausgestattet ist Das weiss getunchte Kirchenschiff ist lichtdurchflutet und wurde mit modernem Kirchenmobiliar sparsam ausgestattet 5 nbsp Letzte Ruhestatte Clara Feys nbsp Kirchenschiff mit dem Kreuz von der ehemaligen Aussenfassade nbsp Stelenraum mit OrgelemporeLiteratur BearbeitenHorst Barhainski Der Orden der Schwestern vom armen Kinde Jesus Aachen im Kulturkampf In Werner Pfeil u a Die Geschichte Aachens in 55 Objekten AKV Sammlung Crous Aachen 2017 Schriftenreihe AKV Sammlung Crous 10 ISBN 978 3 9817499 3 9 S 148 151 Relind Meiwes Der Aufbruch burgerlicher Frauen zu neuen Ufern Die Grundung der Kongregation der Schwestern vom armen Kinde Jesu in Aachen In dieselbe Arbeiterinnen des Herrn Katholische Frauenkongregationen im 19 Jahrhundert Campus Verlag Frankfurt am Main 2000 ISBN 3 593 36460 3 S 27 51 zugleich Dissertation Universitat Bielefeld 1998 99 Ingeborg Schild Elisabeth Janssen Der Aachener Ostfriedhof Mayersche Buchhandlung Aachen 1991 S 243 244 ISBN 3 87519 116 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwestern vom armen Kinde Jesus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Website der Kongregation der Schwestern vom armen Kinde Jesus Die Schwestern vom armen Kinde Jesus In Kirchenzeitung fur das Erzbistum Koln Jg 1994 Nr 21 S 16ff Einzelnachweise Bearbeiten Annuario Pontificio Ausgabe 2016 S 1604 Ernst Benz Die romisch katholische Kirche in Lettland 1918 1940 In Boris Meissner Dietrich Andre Loeber Detlef Henning Hg Die deutsche Volksgruppe in Lettland wahrend der Zwischenkriegszeit und aktuelle Fragen des deutsch lettischen Verhaltnisses Bibliotheca Baltica Tallinn 2000 ISBN 9985 800 21 4 S 162 174 hier S 173 Baustelle Kind Jesu Kapelle Jakobstrasse auf der Seite von menete in me org vom 29 Oktober 2017 Paul Clemen Aachener Stadtkloster und ihre Geschichte In Karl Faimonville u a Die Denkmaler der Stadt Aachen Bd II Die Kirchen der Stadt Aachen Dusseldorf 1922 Kind Jesu Kapelle wird Verehrungsort fur Clara Fey auf den Seiten des Bistums Aachen vom 20 April 2018Normdaten Korperschaft GND 403847 2 lobid OGND AKS LCCN no2002051320 VIAF 262288867 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwestern vom armen Kinde Jesus amp oldid 225254538