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Das Schnalstal auch einfach Schnals italienisch Val Senales ist ein orographisch linkes Seitental des oberen Etschtals bzw Vinschgaus in Sudtirol Es wird vom Schnalser Bach entwassert und zieht sich uber 20 Kilometer lang grob Richtung Nordwesten in die Otztaler Alpen hinein wo es am Alpenhauptkamm endet Grosstenteils gehort es administrativ zur Gemeinde Schnals Schnalstal unterhalb des Vernagt Stausees Blick auf Vernagt und Unser FrauDas Tal oberhalb des Vernagt Stausees Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 1 1 Verlauf und Siedlungen 1 2 Berge und Gebirge 1 3 Seitentaler 1 4 Humangeographie 2 Geschichte 3 Sport und Tourismus 4 Kultur 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeographie Bearbeiten nbsp Blick auf den Vinschgau bei Naturns von Suden etwa in der Bildmitte der Eingang ins Schnalstal nbsp Vernagt Stausee PanoramaVerlauf und Siedlungen Bearbeiten Das Schnalstal zweigt vom Vinschgau Richtung Nordwesten ab uber dem schmalen schluchtartigen Taleingang steht in exponierter Lage das Schloss Juval Im unteren Abschnitt bietet die Talsohle nur wenigen Gehoften Platz die Dorfer Katharinaberg und Karthaus liegen dementsprechend auf erhohten Hangterrassen Erst bei Unser Frau weitet sich das Tal etwas auf Die nachste Ortschaft ist Vernagt am Vernagt Stausee in dem der Schnalser Bach aufgestaut wird Die hochstgelegene Siedlung ist schliesslich Kurzras ehe das Schnalstal unter dem Hochjoch einem Ubergang ins Rofen Venter und Otztal endet Berge und Gebirge Bearbeiten Das Schnalstal ist von mehreren Untergruppen der Otztaler Alpen umgeben Der westseitige Gebirgszug wird dem Saldurkamm zugerechnet in dem unter anderem die Schwemser Spitze 3459 m die Lagaunspitze 3438 m und die Mastaunspitze 3200 m aufragen Nordseitig wird das Tal vom Alpenhauptkamm begrenzt der hier als Schnalskamm bezeichnet wird und auch die italienisch osterreichische Staatsgrenze zum Bundesland Tirol tragt Zu den vergletscherten Hochgipfeln die diesen Abschnitt dominieren gehoren etwa die Hintere Schwarze 3624 m der Similaun 3599 m und die Fineilspitze 3514 m Die Berge im Osten gehoren zur Texelgruppe wo das Roteck 3337 m und die Texelspitze 3318 m die bedeutendsten Gipfelpunkte sind Seitentaler Bearbeiten Auf der orographisch linken Seite befindet sich das Pfossental das mit Abstand langste Schnalser Seitental Dieses zweigt zwischen Katharinaberg und Karthaus ab und fuhrt zwischen Texelgruppe und Schnalskamm zunachst nordwarts spater ostwarts ehe es unter dem Eisjochl endet einem 2895 m hohen Ubergang ins Pfelderer Tal Etwas hoher gelegene Seitentaler sind das Tisental und das Fineiltal auch Finailtal geschrieben die sich beide beim Vernagt Stausee am Tisenhof bzw am Finailhof losen und nordwarts zum Alpenhauptkamm fuhren Am Ende des Tisentals befinden sich zwei bekannte Ubergange Richtung Otztal das Niederjoch 3017 m Standort der Similaunhutte sowie das Tisenjoch 3208 m der Fundort der rund 5300 Jahre alten Gletschermumie Otzi 1 Auf der orographisch rechten Seite sind insbesondere das Penaudtal das Mastauntal und das Lagauntal zu nennen die Richtung Sudwesten den Saldurkamm gliedern Das Penaudtal nimmt bei Karthaus seinen Anfang das Mastauntal bei Unser Frau und das Lagauntal zwischen dem Vernagt Stausee und Kurzras Humangeographie Bearbeiten nbsp Das Dorf Unser Frau rechts unten die Wallfahrtskirche Unser FrauDer Grossteil des Tals mit allen Ortschaften Katharinaberg Karthaus Unser Frau Vernagt Kurzras gehort zur Gemeinde Schnals Der enge nur wenigen Gehoften Platz bietende Taleingangsbereich ist auf die Gemeinden Naturns und Kastelbell Tschars aufgeteilt Im Norden und Osten sind grosse Teile der Talflanken im Naturpark Texelgruppe unter Schutz gestellt Kirchlich gehort das aussere Schnalstal zur Pfarre Naturns eigene Pfarrstellen bestehen hingegen in Karthaus Katharinaberg und Unser Frau Bereits im Jahr 1491 ist in einer urkundlichen Lagebestimmung von Schnalls inn Naturner pfarr die Rede 2 Geschichte Bearbeiten nbsp Das Dorf Karthaus mit der alten Klostermauer der Kartause Allerengelberg August 2010Das Tal weist ur und fruhgeschichtliche Funde auf ist aber vor allem dank der Auffindung des Mannes aus dem Eis Otzi in den Fokus weitergehender archaologischer Untersuchungen geraten Zur Thematik gibt es ein Aktiv und Freilichtmuseum den ArcheoParc Schnals im Ort Unser Frau Die Begrundung dauerhafter Siedlungen ist Ergebnis der hochmittelalterlichen Binnenkolonisation die sich im Schnalstal insbesondere der Initiative der Edelfreien von Wangen der Vinschgauer Herren von Montalban welfischen Ministerialen und der im 14 Jahrhundert begrundeten Kartause Allerengelberg verdankt Sport und Tourismus BearbeitenDas Schnalstal und die umliegenden Berge sind durch zahlreiche Steige fur Bergwanderer erschlossen An alpinen Stutzpunkten sind insbesondere die Similaunhutte 3019 m am Niederjoch die Schone Aussicht Hutte 2842 m am Hochjoch und der Eishof 2076 m im Pfossental zu nennen Am Talende im Wintersportort Kurzras befindet sich eine der altesten und grossten Seilbahnanlagen Sudtirols die Schnalstaler Gletscherbahnen Das Skigebiet Schnalstal hat uber 35 km Pisten und reicht von 2011 m bis 3212 m Hohe und ist Mitglied der Ortler Skiarena Es ist teilweise ein Gletscher Skigebiet Die Schnalstaler Gletscherbahn wurde Anfang der 1970er Jahre auf Betreiben und personlichen Einsatz des Skigebiet Pioniers Leo Gurschler 1947 1983 erbaut Im Juli 1975 eroffnete die hochste Seilbahn Sudtirols Bergstation auf 3212 m 3 4 Im Mai 1982 musste Gurschler mit seinem ebenfalls in den spaten 1970er Jahren aufgebauten Hotel und Ferienwohnungsgewerbe Konkurs anmelden Die genauen Umstande die zur Insolvenz gefuhrt haben sind nie ganz aufgeklart worden 4 5 Im Oktober 1983 nahm sich der 36 jahrige das Leben 4 6 Gurschler zu Ehren wurde im September 2007 in seinem Heimatort Kurzras ein Denkmal an ihn errichtet 7 Am 27 Mai 1995 endete die 14 Etappe des Giro d Italia im Schnalstal mit dem Sieg des Kolumbianers Oliverio Rincon Kultur Bearbeiten nbsp Der alljahrliche Schaftrieb uber den Alpenhauptkamm hier die Ruckkehr im September vom Hochjoch ins Schnalstal hinunterIm oberen Abschnitt des Schnalstals werden Hochstgrenzen der bergbauerlichen Siedlungen erreicht die Finailhofe 1953 m zahl t en zu den hochsten Kornhofen der Alpen Von der einstigen Bedeutung der Transhumanz zeugt immer noch der jahrlich stattfindende Schaftrieb uber den Otztaler Alpenhauptkamm Dieser ermoglicht es den Schafbauern aus dem Schnalstal sowie dem Vinschgau ihre Weiderechte im hinteren Otztal oberhalb von Vent zu nutzen Dabei werden im Juni uber zwei Routen Hochjoch und Niederjoch Tausende von Schafen bis zu 44 km Strecke mit 3 200 m Hohenanstieg und 1 800 m Abstieg uber den Otztaler Hauptkamm zu den Sommerweidegebieten getrieben ehe sie im September auf denselben Wegen zuruckkehren Die Passage ist nicht ungefahrlich fur Tiere und Hirten 8 Diese Tradition wurde 2011 von der osterreichischen UNESCO Kommission unter der Bezeichnung Transhumanz Schaftriebe in den Otztaler Alpen als nationales Immaterielles Kulturerbe anerkannt In den 1960er Jahren hielt der Feuilletonist Hellmut von Cube seine Eindrucke einer noch weitgehend archaischen Lebenswelt der Schnalstaler Bauern in satirischen Prosaskizzen fest Das finstere Tal ein osterreichisch deutscher Spielfilm aus dem Jahr 2014 der auf dem Roman von Thomas Willmann basiert wurde im Winter 2012 2013 in wesentlichen Sequenzen in Kurzras auf den Hofen Marchegg und Kofel gedreht 9 Literatur BearbeitenHellmut von Cube Mein Leben bei den Trollen Eine Sudtirol Satire aus den Sechzigerjahren Mit einem Vorwort von Herbert Rosendorfer Bozen Raetia 2008 ISBN 978 88 7283 321 6 Josef Hendricks Ursula Hendricks Karl Josef Rainer Schnals aus Gegenwart und Geschichte eines Sudtiroler Hochgebirgstales Athesia Bozen 1990 Franz Huter Das Tal Schnals in den Otztaler Alpen Geschichte und Gegenwart In Ders Ausgewahlte Aufsatze zur Geschichte Tirols Schlern Schriften 300 Innsbruck Wagner 1997 S 220 224 Andreas Putzer The role of high alpine landscape for prehistoric communities The case study Schnals In Incontri annuali di preistoria e protostoria 7 2019 S 38 40 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schnalstal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikivoyage Schnalstal Reisefuhrer Archeoparc Schnalstal Otzi Die Waale im Schnalstal Johannes Ortner Lazaun Vernagt und Gerstgras Zu den Orts Hof und Flurnamen von SchnalsEinzelnachweise Bearbeiten Andreas Lippert P Gostner E Egarter Vigl P Perntner Vom Leben und Sterben des Otztaler Gletschermannes Neue medizinische und archaologische Erkenntnisse In Germania 85 1 2007 S 1 21 Hannes Obermair Bozen Sud Bolzano Nord Schriftlichkeit und urkundliche Uberlieferung der Stadt Bozen bis 1500 Band 2 Nr 1272 Stadtgemeinde Bozen Bozen 2008 ISBN 978 88 901870 1 8 S 211 Die Historie eines Skigebietes in Sudtirol Memento vom 6 Januar 2011 im Internet Archive Abgerufen am 13 Dezember 2010 a b c Leo Gurschler und das Sportdorf Kurzras Memorandum PDF 6 S ohne Datum 87 kB Abgerufen am 13 Dezember 2010 Schnalstal Pleitegeier uber dem Gletscher In Zeit Online Die Zeit 9 Juli 1982 Abgerufen am 12 Juni 2011 Hans Dieter Schmoll Weltseilbahngeschichte 1945 2000 Band 2 Steidl Verlag Eugendorf bei Salzburg 2000 ISBN 3 9501344 0 9 S 84 85 Schnalstal oder der Gletscherkonig der zu jung war Zitiert in alpinforum com Leo Gurschler und der Schnalstaler Gletscher 15 Marz 2004 Abgerufen am 13 Dezember 2010 Denkmal in Erinnerung an Leo Gurschler In Der Vinschger 30 07 5 September 2007 Abgerufen am 13 Dezember 2010 Karl Heinz Rochlitz Schnalstal Tappeiner Verlag Elke Wasmund Django Alpinus Memento vom 5 Januar 2016 im Internet Archive In Der Vinschger Wind Heft 5 2013 7 Marz 2013 S 18 f 46 707029 10 91011 Koordinaten 46 42 25 N 10 54 36 O Normdaten Geografikum GND 4106559 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schnalstal amp oldid 239186067