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Schloss Wrisbergholzen ist ein Schloss im Ortsteil Wrisbergholzen der Gemeinde Sibbesse in Niedersachsen Es wurde zwischen 1740 und 1745 von Freiherr Rudolf Johann von Wrisberg 1677 1764 im Stile des Barocks errichtet Vor der dreiflugeligen Schlossanlage befinden sich auf einem Gutshofgelande sechs grosse barocke Wirtschaftsgebaude zwischen deren schmalem Durchlass sich die alte Hauptzufahrt zum Schloss befindet Hinter dem Schloss befand sich wahrend des 18 Jahrhunderts ein Barockgarten der im 19 Jahrhundert zum englischen Landschaftspark umgestaltet und ausgeweitet wurde und seit 1984 als Alter Schlosspark Wrisbergholzen unter Naturschutz steht Das Schloss ist als Denkmal von nationaler Bedeutung 1 anerkannt WrisbergholzenVorderseite mit Eingang von Schloss Wrisbergholzen 2017 Vorderseite mit Eingang von Schloss Wrisbergholzen 2017 Staat DeutschlandOrt WrisbergholzenEntstehungszeit SpatmittelalterBurgentyp NiederungsburgErhaltungszustand Schloss von 1745Standische Stellung NiederadelGeographische Lage 52 2 N 9 55 O 52 02918 9 914367 Koordinaten 52 1 45 N 9 54 51 7 OSchloss Wrisbergholzen Niedersachsen p3 Burg Wrisbergholzen Vorlauferanlage des Schlosses im Jahr 1589 mit Burggraben und Torhaus dahinter die St Martins Kirche und rechts eine Wassermuhle Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Geschichte 3 Baubeschreibung 3 1 Schloss 3 2 Fliesenzimmer 3 3 Gutshof 4 Schlosspark 4 1 Teetempel 5 Zustand der Bauten und Anlagen 6 Verein zur Erhaltung der Baudenkmale 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie erste urkundliche Erwahnung der Herren von Wrisberg erfolgte um 1350 Das Rittergut in Wrisbergholzen befindet sich seit 1403 im Besitz der Familie deren wirtschaftliche Basis und vor allem auf der Verpachtungen von Land beruhte Anfangs wurde der Familie Wrisberg der Landbesitz als Lehen durch die Bischofe von Hildesheim gewahrt spater teilweise durch die Herzoge von Braunschweig Luneburg 1633 wurde das Hauptgut in Wrisbergholzen zum Allod der Familie Wrisberg Es vergrosserte sich im Laufe der Zeit durch Erwerbungen anderer Guter wie Brunkensen Wesseln seit 1600 und Irmenseul seit 1734 Nach dem Aussterben des Geschlechts der Freiherren von Wrisberg im Jahre 1764 fielen die Besitzungen auf dem Erbwege an die Familie der Freiherren von Schlitz genannt von Gortz die bereits seit 1707 Rittmarshausen besass und 1840 Limmer dazu erwarb 1817 erhielten sie den Grafenstand unter dem Namen von Schlitz genannt von Gortz und von Wrisberg kurz von Gortz Wrisberg Alle genannten Guter waren bis zum 19 Jahrhundert zum Allod umgewandelt Vorlaufer der 1745 fertiggestellten Schlossanlage war eine mittelalterliche Burganlage die bereits 1403 erwahnt wurde Im 16 Jahrhundert wurde diese durch eine erste Schlossanlage ersetzt die auf eine Karte von 1589 abgebildet ist Uber einen Wassergraben fuhrt eine Steinbrucke zu einem Torhaus Beim Schloss selbst handelt es sich um ein Gebaude in Steinbauweise mit Renaissanceformen welches zwei Geschosse und zwei Gebaudeflugel aufweist Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurde die Anlage 1627 durch eine Bande rauberischer Soldaten die die Gegend verheerten geplundert Geschichte BearbeitenDas heutige Schloss liessen Freiherr Rudolph Johann von Wrisberg damals Prasident des Oberappellationsgerichts Celle und seine Ehefrau Christiane Henriette von Schlitz genannt von Gortz zwischen 1740 und 1745 errichten Zur Bauausfuhrung verpflichteten sie als Baumeister die architekturgeschichtlich kaum in Erscheinung getretenen Gebruder Butemeister aus Moringen Die regelmassige Auspragung der Barockanlage lasst das Einbeziehen des Vorgangerbaus als unwahrscheinlich erscheinen und spricht fur dessen vorherigen Abbruch Ubernommen wurde jedoch ein das Schloss umschliessender Wassergraben mit Zufahrtsbrucke der spater im Zuge der Gartengestaltungen teilweise verfullt wurde Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurden die Schlossbesitzer enteignet und mussten ihren Wohnsitz verlassen In den Raumen wurde eine Bildstelle mit Fotolaboren eingerichtet um Luftbilder des nahe gelegenen Feldflugplatzes Wernershohe sudwestlich von Wrisbergholzen zu bearbeiten Nach dem Krieg waren 28 Fluchtlingsfamilien bis 1946 auf dem Adelssitz untergebracht so dass dort zeitweise rund 200 Personen lebten Unter den Fluchtlingen waren zahlreiche Adelsfamilien die aus ihrer Heimat im Osten des Deutschen Reiches gefluchtet oder vertrieben worden waren unter anderen der Burgermeister von Breslau Der schlesische Adelsforscher Hans Friedrich von Ehrenkrook der im Schloss 1945 Zuflucht gefunden hatte grundete in Wrisbergholzen das Deutsche Adelsarchiv das dort bis 1951 seinen Sitz hatte nbsp Erbauer des Schlosses Freiherr Rudolf Johann von Wrisberg 1677 1764 nbsp Schlossanlage mit Mittelbau und Seitenflugel um 1850 nbsp Lageplan von Schloss Gutshof und Schlosspark um 1850Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Gartenseite mit Mittelbau links und Seitenflugel rechts in dem sich das Fliesenzimmer befindet 2011 nbsp Fliesenzimmer nbsp Eines der acht Wirtschaftsgebaude Gesindehaus mit Brauhaus und Speicher 2011 Schloss Bearbeiten Die Schlossanlage besteht aus einem etwa 40 Meter breiten zweigeschossigen Mitteltrakt mit Mittelrisalit den eine Freitreppe und ein Dreiecksgiebel betonen Der kunstvoll verzierte Giebel weist Ornamente und das Wappen der Adelsfamilien von Wrisberg sowie derer von Goertz auf und enthalt die Jahreszahl 1745 als Baujahr des Schlosses Die etwa 20 Meter breiten zweigeschossigen Seitenflugel treten rechtwinklig vor den Mitteltrakt Ausgefuhrt ist der Baukorper als Massivbau mit verputztem Bruchsteinmauerwerk wobei Eckquaderungen und weitere Gliederungen aus Sandstein bestehen Die Mansarddacher sind uberwiegend mit Schiefer belegt Auf der Gebauderuckseite fuhrt eine Freitreppe zum Park Nennenswerte Raumlichkeiten des Schlossinneren mit 64 Zimmern sind die grosse Eingangshalle sowie der Gartensaal In der Beletage erstreckt sich der Weisse Saal als Prunksaal mit Stuckarbeiten uber zwei Geschosse Fliesenzimmer Bearbeiten Bekannt ist Schloss Wrisbergholzen fur sein Fliesenzimmer mit 800 Emblemfliesen die nach Art hollandischer Innenraume die Wande eines Raums im nordlichen Seitenflugel vollstandig bedecken 680 der grossformatigen blauweissen Wandfliesen entstanden in der Zeit um 1750 in der Fayence Manufaktur Wrisbergholzen Alle Emblemfliesen sind Unikate und wurden vom Maler Johann Christoph Haase bemalt Sie zeigen emblematische Motive die auf literarischen Vorlagen aus dem 16 17 Jahrhundert von Joachim Camerarius Otto van Veen und Diego Saavedra basieren Die Fliesen behandeln die Lebensbereiche Wissenschaft Diplomatie und Kunst In bildlichen Darstellungen und Sinnspruchen spiegeln sie Lebensweisheiten und Vorstellungen der Renaissancezeit wider Sie sind in franzosischer lateinischer und italienischer Sprache beschriftet Ausserdem gibt es einen zwolfteiligen Jahreszyklus Das Zimmer wurde von der graflichen Familie fruher als Studierzimmer und im Sommer als Speisesaal genutzt Wahrscheinlich diente es auch als Ort gesellschaftlicher Veranstaltungen oder fur Gesprachskreise Gutshof Bearbeiten Der Gutshof und das dahinter liegende Schloss sind uber eine Brucke uber einen Wassergraben zuganglich Der Zugang wird beidseitig von ehemaligen Gesindehausern eingefasst Seitlich schliessen sich ein Brauhaus und Speicherraume an Weitere Gebaude sind vier symmetrisch angeordnete Stalle und Scheunen Wie auch das Schloss sind die Wirtschaftsgebaude in Massivbauweise mit Putzfassaden ausgefuhrt Fruher befanden sich auf dem Gelande zwei Wassermuhlen an einem Wasserlauf mit angestauten Teichen die heute nicht mehr bestehen Schlosspark BearbeitenMit dem Bau des Schlosses wurde Mitte des 18 Jahrhunderts an dessen Ruckseite ein Barockgarten mit geometrischem Grundriss angelegt Er wies eine typische Gliederung mit einer schlossnahen Beetzone und einer weiter entfernten Heckenzone auf Ende des 18 Jahrhunderts weitete sich der Garten auf neun Hektar aus und wurde zum englischen Landschaftspark Als zusatzliche Elemente kamen unter anderem zwei Teiche ein Wasserfall mit Grotte ein Teetempel auf einem kunstlichen Hugel sowie die grafliche Gruft hinzu Am Rande des Parks wurde 1860 eine Orangerie errichtet Der Park wurde 1984 als Alter Schlosspark Wrisbergholzen unter Naturschutz gestellt Von der Anlage her handelt es sich um ein herausragendes Beispiel eines historischen Landschaftsgartens Seit Jahrzehnten befindet er sich in einem vernachlassigten Zustand Teetempel Bearbeiten Um 1800 entstand im Park ein achteckiger Teetempel auf einem kunstlichen Hugel der den Gartenhohepunkt darstellte Er diente der graflichen Familie als Aufenthaltsort im Freien und wurde fur kleine Teegesellschaften genutzt Der holzerne Bau war Ziel und Ausgangspunkt von Sichtachsen die durch den Garten und daruber hinaus in die freie Landschaft fuhrten Ende der 1990er Jahre drohte der Teetempel einzusturzen und wurde von 2001 bis 2003 restauriert Er gilt als eines der letzten Beispiele eines reinen Holzgebaudes in Deutschland aus der Zeit des Aufkommens von Landschaftsgarten Anfang des 18 Jahrhunderts nbsp Landschaftspark und Schloss um 1810 nbsp Teetempel auf kunstlichem Hugel im Landschaftspark 2011 nbsp Orangerie 2017 nbsp Grabmal und Gruft im Park fur Graf Werner von Gortz Wrisberg 1779 1860 2011 nbsp Scheunen des Gutshofes 2011Zustand der Bauten und Anlagen Bearbeiten nbsp Gartenseite mit Freitreppe 2017 nbsp Verlandender Teich im Park mit verrotteten Baumen und Asten 2011 Schloss und Park fielen nach dem Zweiten Weltkrieg in einen Dornroschenschlaf Der Schlosseigentumer Graf Georg Heinrich von Goertz Wrisberg verfugte nicht mehr uber die erforderlichen Finanzmittel fur Renovierungen und Gartenpflege Die landwirtschaftliche Nutzung des Gutshofes erfolgte seit etwa 1970 nicht mehr Nach dem Tod des Eigentumers 1976 wurde das Schloss nur noch von seiner Witwe Eleonore die Tochter eines Hildesheimer Brieftragers bis 2013 bewohnt 2 Nach ihrem Tod 2016 ist die weitere Zukunft des Schlosses nicht geklart Seit Jahrzehnten befinden sich samtliche Gebaude Wege und Gartenanlagen des Schlosses in einem vernachlassigten und sanierungsbedurftigen Zustand Die bisherigen Arbeiten beschrankten sich auf Notsicherungen der Gebaudesubstanz etwa an Dachern um weiteren Verfall zu stoppen 2009 wurde das Schloss u a in ein Bundesforderprogramm zur Sanierung gefahrdeter Kulturdenkmaler aufgenommen Der aktuelle Eigentumer Alexander Graf von Goertz Wrisberg schatzte damals die Sanierungskosten auf rund eine Million Euro 3 Von 2012 bis 2016 fanden umfangreiche Sicherungs und Restaurierungsarbeiten an Dachern und Fassaden des Schlosses statt um es als Baudenkmal zu erhalten Insgesamt sind rund 1 8 Millionen Euro investiert worden 4 Die Inneninstandsetzung und Wiedernutzung des aktuell leerstehenden Schlosses sowie der Wirtschaftsgebaude des Gutshofs steht aus Seit etwa den 2010er Jahren ist Schloss Wrisbergholzen ein beliebter Drehort als Kulisse geworden insbesondere fur Innenaufnahmen 5 6 7 Die Orangerie wurde in den Jahren 2013 und 2014 saniert 8 und wird seither fur Kunst und Kulturveranstaltungen genutzt 2015 erwarb der Verein zur Erhaltung von Baudenkmalen in Wrisbergholzen das Gebaude Verein zur Erhaltung der Baudenkmale Bearbeiten1984 grundete sich der Verein zur Erhaltung von Baudenkmalen in Wrisbergholzen Die etwa 20 aktive Mitglieder umfassende Organisation beschaftigt sich auf ehrenamtlicher Basis mit der Erhaltung der historischen Gebaude im Gesamtensemble des Schlosses Wrisbergholzen insbesondere um die ehemalige Fayencemanufaktur Wrisbergholzen Seit 1996 fuhren die Vereinsmitglieder im Sommer insbesondere am Tag des offenen Denkmals fachkundige Fuhrungen im Emblemfliesenzimmer des Schlosses und im Schlosspark durch Seit 1999 kummert sich der Verein verstarkt um die Pflege und Instandsetzung des verwilderten Schlossparks 9 Literatur BearbeitenWerner Graf Goertz Wrisberg Die Entwicklung der Landwirtschaft auf den Goertz Wrisberschen Gutern in der Provinz Hannover auf Grund archivalischen Materials Inaugural Dissertation an der Universitat Leipzig Leipzig 1880 Die Kunstdenkmale der Provinz Hannover II Regierungsbezirk Hildesheim 6 Kreis Alfeld 1929 S 314 bis 316 Online bei archive org Johannes B Kohler Angewandte Emblematik im Fliesensaal von Wrisbergholzen bei Hildesheim Hildesheim 1988 Verborgene Perle in Lebensartmagazin Nobilis Juni 2006 Rainer Schomann Hrsg Urs Boeck Park des Schlosses Wrisbergholzen in Historische Garten in Niedersachsen Katalog zur Landesausstellung Eroffnung am 9 Juni 2000 im Foyer des Niedersachsischen Landtages in Hannover Hannover 2000 S 154 155 Margret Zimmermann Hans Kensche Burgen und Schlosser im Hildesheimer Land Hildesheim 2001 S 192 194 Armgard von Reden Dohna Die Rittersitze des vormaligen Furstentums Hildesheim Barton Gottingen 1996 S 156 158 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Wrisbergholzen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Gudrun Pischke zu Wrisbergholzen in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Schlossanlage Gutshof und Park Wrisbergholzen im Denkmalatlas Niedersachsen Das grafliche Schloss zu Wrisbergholzen beim Verein zum Erhalt von Baudenkmalen in Wrisbergholzen e V Der Schlosspark beim Verein zum Erhalt von Baudenkmalen in Wrisbergholzen e V Beschreibung der Schlossanlage auf aiv de Exkursionsbericht von 2007 Schloss und Schlosspark Wrisbergholzen auf kulturium de Schloss und Schlosspark Wrisbergholzen auf hildesheim de Touristische Beschreibung Rekonstruktionszeichnung von von Wolfgang Braun Deutsche Stiftung Denkmalschutz fordert zum funften Mal das schwer geschadigte Schloss Wrisbergholzen in Westfeld Pressemitteilung auf denkmalschutz de vom 22 Januar 2015 Schloss Wrisbergholzen Reichtum durch Fayance Fliesen auf burgerbe de Schloss Wrisbergholzen auf historische gaerten niedersachsen net Beschreibung des Schlossparks auf der Website der Niedersachsischen Gesellschaft zur Erhaltung historischer Garten e V Ansichtskarte von der Schlossfassade Anfang des 20 Jahrhunderts auf akpool deEinzelnachweise Bearbeiten Schloss Wrisbergholzen mit Gutsanlage und historischem Landschaftspark in Die Weisse Mappe 2015 Antwort der Niedersachsischen Landesregierung auf die Rote Mappe 2015 des Niedersachsischen Heimatbundes e V NHB S 22 pdf Digitalisat auf niedersaechsischer heimatbund de abgerufen am 12 September 2021 Von der Telefonistin zur Grafin in Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 25 April 2014 Hildesheimer Chronik 2009 Die Sanierung geht voran bei leinetal24 de vom 23 Januar 2015 Burghardt Neumann Die Liebe des Hans Albers Drehort im Schloss Wrisbergholzen In alfelder zeitung de Alfelder Zeitung 5 Januar 2021 abgerufen am 22 September 2021 Historische Gemauer sind Schauplatz des Spielfilms Lou Andreas Salome Ratselleben im Schloss In leinetal24 de 28 Mai 2015 abgerufen am 22 Januar 2021 Setbesuch in Wrisbergholzen Heimat Helgoland In nordmedia de Abgerufen am 22 Mai 2021 Neues Leben in alter Orangerie in Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 11 Juni 2013 Der Schlosspark Verein zum Erhalt von Baudenkmalen in Wrisbergholzen e V abgerufen am 23 November 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Wrisbergholzen amp oldid 235155659