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Die Fayence Manufaktur Wrisbergholzen produzierte seit 1737 im heutigen Ortsteil Wrisbergholzen der Gemeinde Sibbesse Landkreis Hildesheim Die Manufaktur stellte zunachst Fayence Erzeugnisse und spater auch Steingutware her Freiherr Rudolf Johann von Wrisberg liess die Manufaktur 1736 nahe dem Vorgangerbau von Schloss Wrisbergholzen erbauen Nach der Betriebsstilllegung 1834 wurde sie von Schlossbediensteten bewohnt Das Gebaude gilt als die einzig erhaltene Fayence Manufaktur des 18 Jahrhunderts und das einzig erhaltene vorindustrielle Fabrikgebaude im norddeutschen Raum Die Gebaudeerhaltung und Sanierung betreibt seit 1984 ein Verein Fayence Manufaktur WrisbergholzenEingangstur mit Zierbalken mit Jahreszahl 1736 und Familienwappen von Wrisberg blaue Fahne zum Tag des offenen Denkmals 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Baubeschreibung 2 Entstehung 3 Produktion 4 Niedergang 5 Heute 6 Siehe auch 7 Literatur 8 WeblinksBaubeschreibung BearbeitenDas 1736 errichtete Manufakturgebaude ist in seiner ursprunglichen Raumstruktur nahezu unverandert erhalten Es handelt sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit C formigem Grundriss Der Eingang ist mittig gesetzt und tragt einen Tursturz als geschnitzter Zierbalken mit dem Wappen der Familie Wrisberg und der Jahreszahl 1736 Das Erdgeschoss hat eine Flache von 340 m und ist 3 5 m hoch Im Erdgeschoss findet sich neben einer geraumigen Diele der 4 m hohe Brennraum in dem fruher der Brennofen stand Der grosse Ofen erstreckte sich uber die beiden Geschosse bis zum Dach Die erhalten gebliebenen Grundmauern der Brennkammer sind 1990 archaologisch freigelegt worden In den beiden seitlich vorspringenden Gebaudeflugeln befanden sich im Erdgeschoss jeweils eine Wohnung fur den Verwalter und den Brennmeister Im ersten Stock gab es Raumlichkeiten zur Lagerung der Waren sowie je einen Arbeitssaal fur Dreher und Maler Das Gebaude ist im rechten Flugel unterkellert Der 2 m hohe Keller mit einem tonnenformigen Steingewolbe ermoglichte die feuchte Lagerung des Tons da durch den Raum ein kleiner Wasserlauf mit Rinnen hindurchgeleitet wurde Entstehung Bearbeiten nbsp Lageplan von Schloss Wrisbergholzen und der Manufaktur 1815 Graf Johann Rudolf von Wrisberg 1677 1764 damals Prasident des Oberappellationsgerichts Celle beabsichtigte ursprunglich eine Tabakspfeifenfabrik in Wrisbergholzen einzurichten Der Plan scheiterte am Mangel an Kaolin als Grundmaterial Jedoch wurde in Ortsnahe Tonerde gefunden die sich fur das Brennen von Fayenceerzeugnissen eignete Da in den Waldern des graflichen Gutshofes genugend Brennholz zum Betreiben des Brennofens vorhanden war wurde die Manufaktur erbaut Im Vorfeld wurden Erkundigungen eingezogen und man nahm Kontakt zur 1707 gegrundeten Braunschweiger Fayence Manufaktur auf um den dortigen Brennofen zu studieren Der Bau entstand 1736 auf dem Gelande des Kuchengartens der zum Vorgangerbau von Schloss Wrisbergholzen gehorte Mit der Erbauung war der Baumeister Erich Joachim Butemeister aus Moringen beauftragt worden der ab 1740 auch den Neubau von Schloss Wrisbergholzen und der Gutsanlage leitete Obwohl im Inneren der Manufaktur ein grosser Brennofen vorhanden war wurde hinter dem Gebaude 1739 ein zweiter Ofen fur kleinere Brande in Betrieb genommen Produktion Bearbeiten nbsp Ausgegrabene Fundamente des Brennofens nbsp Gewolbekeller mit Wasserlauf rechts an der Wand zur feuchten TonlagerungBeim Produktionsbeginn der Manufaktur als Porcellain Fabrique 1737 wurden zunachst Fayenceerzeugnisse hergestellt In den ersten 40 Jahren waren dies vor allem grossformatige Wandfliesen deren Herstellung in der damaligen Zeit wegen der Grosse schwierig war Mit diesem Produkt erhob sich die Manufaktur Wrisbergholzen uber die Leistung anderer deutscher Betriebe wie die Fayence Manufaktur Munden Das Manufakturlogo in Wrisbergholzen waren die Initialen WR Das herausragendste Beispiel fur die grossformatige Fliesenproduktion ist die Ausstattung des Fliesenzimmers im Schloss Wrisbergholzen 680 der insgesamt 800 blau weissen Fliesen mit emblematischen Motiven nach literarischen Vorlagen aus dem 16 sowie 17 Jahrhundert stammen aus der Manufaktur und verkleiden die Wande des Zimmers vollstandig Alle Emblemfliesen sind Unikate und wurden ab 1746 vom Maler Johann Christoph Haase 18 Oktober 1749 bemalt Grossformatige Wandfliesen aus Wrisbergholzen fanden Verwendung im zerstorten Schloss Ruthe bei Sarstedt im Gartensaal des bischoflichen Palais in Munster und im koniglichen Badehaus in Bad Rehburg Gegen Ende des 18 Jahrhunderts ging die Manufaktur zur Herstellung von Steingut von unterschiedlicher Qualitat uber Grosstenteils wurden preiswerte Produkte fur den taglichen Gebrauch produziert Dabei handelte es sich um Fayencen als Kruge Teller Blumentopfe sowie Tintengefasse mit einfachen Mustern Die gunstige Massenware wurde in der Umgebung und in nahe gelegenen Stadten Braunschweig Gottingen Hildesheim Holzminden verkauft Fur finanzkraftigere Kunden gab es aufwandigere Produkte wie Vasen und Skulpturen mit chinesischen Motiven Eine hohe Deckelvase die der Kunstler Johann Schroder um 1740 bemalte war 1889 das erste Fayence Exponat des 1889 gegrundeten Museums August Kestner in Hannover Insgesamt verschaffte die Manufaktur dem Ort Wrisbergholzen wahrend des 18 Jahrhunderts eine grosse wirtschaftliche Bedeutung Zwischen 1815 und 1825 war Louis Gerverot langjahriger Leiter der Porzellanmanufaktur Furstenberg Direktor der Manufaktur Wrisbergholzen Als er die Stellung 1815 ubernahm befand sich der Betrieb in einem desolaten Zustand mit nur noch seltenen Branden von Steingut Danach besserte sich die Situation und der Betrieb arbeitete noch 18 Jahre weiter Niedergang Bearbeiten1834 stellte die Manufaktur die Produktion ein Sie hatte nahezu 100 Jahre lang produziert was ein ungewohnlich langer Produktionszeitraum ist Das belegt dass das Unternehmen trotz der Konkurrenz aus dem sudniedersachsischen Raum wirtschaftlich florierte Ursache fur den Niedergang wie auch bei anderen Fayence Manufakturen war das einsetzende Industriezeitalter Die Manufakturen mit uberwiegend handwerklichen Produktionsablaufen waren gegenuber Fabriken nicht mehr konkurrenzfahig Ausserdem war die Fabrikware billiger und haltbarer Nach der Stilllegung 1834 wurde das Gebaude zu Wohnzwecken fur Bedienstete von Schloss Wrisbergholzen genutzt darunter Gartenmeister und Forster Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es zur Unterbringung von bis zu acht Fluchtlingsfamilien die ihre Heimat im Osten des Deutschen Reichs als Heimatvertriebene verlassen hatten Die mangelnde Instandhaltung fuhrte dazu dass ab 1964 nur noch eine Wohnung im Haus bewohnbar war und sich der Bauzustand bestandig verschlechterte Heute Bearbeiten1984 grundete sich der Verein zur Erhaltung von Baudenkmalen in Wrisbergholzen und ubernahm das im Besitz des Schlosseigentumers stehende stark restaurierungsbedurftige Gebaude Der etwa 20 aktive Mitglieder umfassende Verein beschaftigt sich seither auf ehrenamtlicher Basis mit der Erhaltung der historischen Gebaude im Gesamtensemble des Schlosses Wrisbergholzen insbesondere um die ehemalige Fayence Manufaktur Die Vereinsmitglieder setzten im Laufe der Jahre das Manufakturgebaude in Eigenarbeit wieder instand und pflegen seither das dazugehorige Grundstuck Bei den ersten Arbeiten wurde Schlamm aus dem Keller geschafft und es wurden grosse Mengen an Sperrmull aus den Raumlichkeiten entfernt Die Erhaltung erfolgt auch im Rahmen von Forschungsarbeiten und durch internationale Austauschprojekte Der Verein richtete im Gebaude eine kleine Ausstellung mit Fundstucken Gefasse und Scherben ein die aus den Ausgrabungen und Restaurierungen stammen Auch bietet er Fuhrungen an vor allem am Tag des offenen Denkmals Siehe auch BearbeitenBraunschweiger Fayencen Fayence Manufaktur MundenLiteratur BearbeitenHela Schandelmaier Niedersachsische Fayencen Die niedersachsischen Manufakturen Braunschweig I und II Hannoversch Munden Wrisbergholzen Fayence 1 Kestner Museum Hannover Sammlungskatalog 11 Kestner Museum Hannover 1993 ISBN 3 924029 20 2 Leuphana Universitat Luneburg Institut fur Stadt und Kulturraumforschung Abt Kulturgeographie Fayence Fabrik in Wrisbergholzen in Industriekultur in der Region Leinebergland Projektbericht S 71 73 Online pdf Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fayence Manufaktur Wrisbergholzen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fayence Manufaktur im Denkmalatlas Niedersachsen Beschreibung der Fayence Manufaktur durch den Verein zur Erhaltung von Baudenkmalen in Wrisbergholzen Beschreibung mit Fotos Beschreibung der Manufaktur und der Schlossanlage Wrisbergholzen52 030139 9 913782 Koordinaten 52 1 48 5 N 9 54 49 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fayence Manufaktur Wrisbergholzen amp oldid 235100746