www.wikidata.de-de.nina.az
Die Fayence Manufaktur Munden war eine von 1732 bis 1854 bestehende Manufaktur fur Fayencen in Munden deren Porzellanmarke drei Cs in Anlehnung an das Stammwappen der Familie von Hanstein mit den drei Halbmonden darstellt Als umfangreichste Sammlung von Stucken aus dieser Manufaktur gilt die Dauerausstellung im Stadtischen Museum Hann Munden im Welfenschloss Munden 1 Einzelne Stucke besonders seltene Vasen in einer Art Netzdekor befinden sich heute ebenso im Kestner Museum in Hannover Ortsansicht mit der Fayence Manufaktur Munden ausserhalb der Stadt 1842 nachtraglich koloriert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Personal Erlos Rohstoffe Produktionsbedingungen und Vertrieb 3 Produkte und Kennzeichnung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Ortsplan mit dem Standort der Fayence Manufaktur Munden damals ausserhalb der Stadt im sogenannten FabrikgartenDer Mundener Landdrost Carl Friedrich von Hanstein hatte am 20 Juni 1755 durch Kurfurst Georg II ruckwirkend eine Konzession fur eine Porzellain Fabrique mit dem ausschliesslichen Produktionsprivileg fur Munden und Umgebung erhalten 2 Die eigentliche Grundung geht jedoch auf das Jahr 1732 zuruck als Carl Friedrich von Hanstein auf dem Steinberg und dem Huhnerfeld bei Munden eine Topferei und Pfeifenfabrik anlegte Zu dieser gehorten ein Braunkohleabbau ein Eisenwerk eine Alaunsiederei eine Ziegelei und eine Fertigungsstatte fur Schmelztiegel Die Topferei entwickelte sich zu einer Fayencerie weiter der Kurfurst Georg II 1755 ruckwirkend die Konzession fur eine Porcellain fabrique fur unechtes Porcellain in Munden erteilte sowie ein Fabrikationsprivileg und die Erlaubnis die Ware im In und Ausland zu verkaufen Existiert hatte die Fabrikationsstatte aber bereits fruher da ein Walzenkrug aus der Manufaktur die Jahreszahl 1753 tragt und ausserdem ein Eintrag im Kirchenbuch der Mundener St Aegidienkirche die Eheschliessung eines Laquierers und Porzellain Fabrikante fur das Jahr 1747 bezeugt Im Siebenjahrigen Krieg wurde Munden ab 1757 wiederholt von franzosischen Truppen besetzt was zu einer Zerstorung eines Teiles der Fabrikationsstatte beispielsweise der Schmelztiegelfabrikation fuhrte Daraufhin wurde die Fayencemanufaktur 1757 auf ein stadtnahes Gelande an der Werra verlegt 3 4 das etwa 100 Meter vor der Mundener Stadtmauer lag 1786 forderte der Eigentumer der Manufaktur Johann Carl Friedrich von Hanstein der Sohn des Grunders eine Erhohung des Zolls fur auslandische Keramikware besonders fur englisches Steingut was aber abgelehnt wurde da solche Vergunstigungen nicht die Unternehmung befordern sondern nur die bekanntermassen nicht unbetrachtlichen Einnahmen des Fabrikbesitzers vermehren wurden 5 nbsp Der heute uberbaute Bereich der Manufaktur im Ort links Schulgelande rechts KindertagesstatteSpater kam die Fertigung von englischem Steingut hinzu Nach dem Tod von J C F von Hanstein im Jahr 1797 ubernahm sein Sohn Ernst Carl Friedrich Georg von Hanstein die Leitung Er verkaufte die Manufaktur im Jahr 1806 nachdem sie uber drei Generationen in Familienbesitz stand an den pensionierten Hauptmann Falckmann Der Betrieb erfuhr durch die von Napoleon verhangte Kontinentalsperre einen enormen Aufschwung Unter dem Bremer Kaufmann Johann Baptist Hack als neuem Eigentumer wurden 1811 etwa 150 Mitarbeiter beschaftigt und Waren fur 25 000 Taler abgesetzt Dessen Verwandte ubergab den Betrieb an den Kaufmann Wustenfeld weiter Nach dem Ende der Kontinentalsperre 1811 ging es mit dem Betrieb standig bergab Mit dem Anschluss Hannovers an den Deutschen Zollverein 1854 endete auch die Herstellung von Waren in der Manufaktur Moglicherweise war fur die Betriebseinstellung die Aufhebung der Zolle fur die preiswertere Ware aus dem Ausland und der dadurch verstarkte Konkurrenzdruck verantwortlich 6 Neben der Fayence Manufaktur Munden gab es im sudlichen Niedersachsen drei weitere Produktionsstatten die im 18 und 19 Jahrhundert in einem Zeitraum von etwa 150 Jahren bestanden Dazu zahlten zwei Braunschweiger Manufakturen und die Fayence Manufaktur Wrisbergholzen Personal Erlos Rohstoffe Produktionsbedingungen und Vertrieb Bearbeiten1788 lebten von der Fayenceproduktion in Munden 128 Menschen Der Wert der jahrlich hergestellten Ware betrug 7000 bis 8000 Taler Zu dieser Zeit zahlte das Unternehmen rund 120 Arbeitskrafte von denen 36 Manner 8 Maler 4 Dreher und Former 25 Frauen 5 Maler 2 Dreher und Former sowie 59 Jugendliche 11 Maler 8 Dreher und Former waren Die Manufaktur hatte Niederlassungen unter anderem in Bremen Duderstadt Fritzlar Goslar Hannover Kassel und zahlreichen anderen Orten 3 Als Rohstoff fur die Keramik dienten Ton und Sand aus dem geologischen Zeitabschnitt Tertiar Fur die Produktion konnte das Material direkt an der Basaltkuppe des kleinen Steinberges gewonnen werden Hier hatte von Hanstein bereits 1732 damit begonnen auch Braunkohle abzubauen An Rohstoffen aus heimischen Quellen wurden 1788 verbraucht Heimische Zutaten 70 Zentner Blei 200 Fuder Erde 6 Malter Gips fur Keramikformen 2 Zentner Pottasche 10 Malter Salz fur Salzglasuren 50 Fuder Sand 18 Fuder Ton 300 Fasser 59 Bursten je 6 holzerne Siebe harne aus Horn Siebe und Drahtsiebe 400 Pfund Thran fur die Ollampenbeleuchtung 24 Pfund Baumwolle u a fur Dochte 180 Klafter Brennholz 6 Ries Papier fur die Abrechnungen und Schriftverkehr Importierte Zutaten 60 Pfund Farben 3 5 Zentner Schmalte und Kobold aus Sachsen Email und Kobalt 30 Zentner alicantisches Souda Soda aus der Gegend um Alicante 30 Zentner englisches oder ostindisches ZinnVerbrauch fur Verpackung und Versand 100 Knaul Knauel Bindfaden auch zum Zusammenbinden der geborstenen Muffeln Dielen Bretter fur 100 Kisten 200 Schock Nagel 120 bis 130 Zentner Heu fur die VerpackungEin bestimmter Ton wurde rund 10 km sudwestlich in der Gegend von Ellerode an der Werra gegraben und per Schiff transportiert Dieser Ton wurde aber nicht fur die Drehware verwandt sondern fur sogenannte Kohker auch Muffeln genannt In diesen offenen keramischen Gefassen wurden die zu brennenden Fayencen gesetzt um sie vor der direkten Feuereinwirkung zu schutzen Da diese Muffeln nach kurzen Gebrauch bereits Risse bekamen und zerbrachen verwandte man Bindfaden zum Zusammenbinden noch brauchbarer Bruchstucke Offenbar widerstand der Faden der Brennofenhitze Nach Verpackung in mit Heu gefullten Kisten wurde die fertige Ware auf Flosse verladen und verschifft 7 Hauptabsatzgebiete der Mundener Fayencen waren um 1788 das Kurfurstentum Hannover und das Herzogtum Braunschweig Der Warentransport erfolgte von Munden aus vorwiegend auf dem Wasserweg uber Weser Werra und Fulda Spater bediente sich die Manufaktur auf der Weser nicht mehr der Mundener Schiffer sondern der Holzhandler und Flosser aus Gimte Niederlassungen und Verkaufshauser der Mundener Fayencemanufaktur lagen entsprechend der Transportwege vielfach an Flussen Im Einzelnen bestanden sie in den Orten Kassel Fritzlar Muhlhausen Nordhausen Luchtringen Duderstadt Gottingen Northeim Herzberg am Harz Moringen Einbeck Goslar Hannover Celle Nienburg Weser Hameln Hoya Luneburg BremenProdukte und Kennzeichnung Bearbeiten nbsp Herstellermarke in blauHansteinsches Wappen 3 C Initiale Marke M nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp Ausstellung von Produkten der Fayence Manufaktur Munden im Stadtischen Museum Hann Munden im Welfenschloss nbsp Netzvasen im Stadtischen Museum Hann MundenDie von der Manufaktur verwendete Herstellermarke war zumeist jene mit den drei Buchstaben C oder sogenannten Sicheln die den drei Halbmonden des Hansteinschen Stammwappens entsprachen oder auch als Kennzeichen ein M 6 Zusatzlich waren die Gegenstande mit einem Monogramm des jeweiligen Kunstlers versehen So war beispielsweise der Maler Georg Christoph Schafer um 1789 dort tatig dessen Werkstucke mit einem S versehen wurden Ein B hingegen weist auf den Maler Ernst Ludwig Barthold hin der von 1787 bis 1797 fur die Manufaktur arbeitete 8 Weitere Kunstler waren der Glasmaler Johann Nicolaus Fleischhauer der um das Jahr 1764 dort arbeitete 9 und Peter David Pielke der hier in den Jahren 1768 bis 1791 tatig und dem die Malerinitiale P zugeordnet war 10 Zu den besonderen und hochwertigen Produkten der Manufaktur zahlten die sogenannten Netzvasen Sie waren Luxus Bestandteile der burgerlichen Wohnkultur des 18 und 19 Jahrhunderts und dienten als Potpourri der Verbesserung des Raumduftes 8 Einige sind in der Sammlung des Stadtischen Museums Hann Munden im Welfenschloss Munden ausgestellt 11 Die Mundener Netzvasen zeichnen sich durch eine netzartige an den Kreuzungspunkten mit Blumchen besetzte Struktur aus Diese wurden aus zwei zusammengefugten Teilen angefertigt Dabei musste die netzformige Hulle durch einen senkrechten Schnitt geoffnet werden um den eigentlichen Vasenkorper aufzunehmen Anschliessend wurde die Hulle wieder verschlossen Die in Munden hergestellten Fayencen wurden in der Anfangszeit ausschliesslich mit Unterglasurfarben bemalt und ergaben das Dekor Die Farbtone variierten dabei von Manganviolett bis zu einem matten Grun und untergeordneten Blau und Gelbtonen 6 Ab 1770 wurden auch sogenannte Muffelfarben verwandt was eine reichere Farbgebung ermoglichte 6 12 Neben den dekorativ kunstlerischen Produkten stellte die Manufaktur vor allem seriell gefertigte Haushaltskeramik wie Butter und Pastetendosen teilweise in Tierform Tassen Teller Schusseln und grosse Suppenterrinen her Eine ahnliche bauchige Form wie diese Terrinen die es in prachtiger und einfacher Ausfuhrung gab wiesen die Potpourris auf Ausserdem gab es Becken fur Barbiere Bidets und Blumentopfe Schreibgarnituren und Wandvasen in Blau und Buntmalerei mit Lochreihen zum Stecken der Blumen Am besten verkauften sich allerdings die sogenannten Walzenkruge oder Humpen in einfachem Dekor wie stilisierte Landschaften mit Blumen und Tieren Auch genrehafte Szenen mit Personen landlichen Charakters waren ebenso beliebt wie das in Kartuschen gemalte Sachsenross Typisch fur das Mundener Dekor der exportierten Walzenkruge ist eine auf Felsen dargestellte stilisierte Palme in der Landschaft verteilte angedeutete Gatter oder Zaune und Sinnspruche auf Deutsch oder Danisch Hingewiesen sei noch auf die Teetische Das waren Holzgestelle auf denen eine Fayenceplatte ruhte und die nur von Manufakturen aus dem Ostseeraum bekannt waren aber auch in Munden als sudlichstem Produktionsort hergestellt wurden 13 nbsp Kaffeekanne um 1780 Stadtisches Museum Hann Munden nbsp Flaschenkuhler um 1750 nbsp Apothekengefasse um 1750 nbsp Tabaktopfe um 1770 nbsp Fliesen mit blauen MotivenSiehe auch BearbeitenWerrakeramikLiteratur BearbeitenJohann Beckmann Anleitung zur Technologie oder zur Kenntnis der Handwerke Fabriken und Manufakturen Nebst Beytragen zur Kunstgeschichte 6 Auflage Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1809 OCLC 311291635 Fayence Manufaktur Munden Henrik Lungagnini Humpen mit Schiffsdarstellung Hannoversch Munden um 1800 In Jahrbuch Altonaer Museum in Hamburg 12 13 1974 75 ISSN 0440 1417 S 118 119 sub uni hamburg de Hela Schandelmaier Helga Hilschenz Mlynek Niedersachsische Fayencen Die niedersachsischen Manufakturen Braunschweig I und II Hannoversch Munden Wrisbergholzen Kestner Museum Hannover 1993 ISBN 3 924029 20 2 Johann Dietrich von Pezold Die Mundener Fayencemanufaktur in Geschichte an den drei Flussen Streiflichter in die Vergangenheit der Stadt Hann Munden an Werra Fulda und Weser Hann Munden 2001 S 68 70 Joachim von Stockhausen Die Mundener Linnen Legge und Fayence Manufaktur in Hann Munden und die Schiffahrt auf Werra Fulda und Weser 2003 ISBN 978 3 89533 441 2 S 109 113 Inhaltsverzeichnis Patricia Brattig Petra Hesse Hannoversch Munden 1732 1753 1854 In Der schone Schein Deutsche Fayencekunst Kehrer Heidelberg Heidelberg 2013 ISBN 978 3 86828 414 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fayence Manufaktur Munden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fotos von 5 Fayencen des 18 Jahrhunderts der Manufaktur Munden beim Bildindex der Kunst und Architektur Foto eines Vogelkafigs aus Fayence der Manufaktur Munden Vogelkafig um 1760 oder als Flyer PDF auf schloss hoechstaedt deEinzelnachweise Bearbeiten Dauerausstellung Fayencen auf hann muenden de J Focke Zur Geschichte der Mundener Fayencefabrik In Kunstgewerbeblatt 5 Heft 12 1889 S 177 digi ub uni heidelberg de a b Otto Riesebieter Die deutschen Fayencen des 17 und 18 Jahrhunderts Klinkhardt amp Biermann Leipzig 1921 S 199 ff archive org Hela Schandelmaier Helga Hilschenz Mlynek Niedersachsische Fayencen Hannover 1993 S 43 ff J Focke Zur Geschichte der Mundener Fayencefabrik In Kunstgewerbeblatt 5 Heft 12 1889 S 178 a b c d Justus Brinckmann Fayencen von Munden in Hannover In Fuhrer durch das Hamburgische Museum fur Kunst und Gewerbe Zugleich ein Handbuch der Geschichte des Kunstgewerbes Verlag des Museums Hamburg 1894 S 352 354 forgottenbooks com Memento vom 8 Dezember 2015 im Internet Archive Hela Schandelmaier Helga Hilschenz Mlynek Niedersachsische Fayencen Hannover 1993 S 45 ff a b Marc Kuhlborn Fayence aus Hannoversch Munden In Aufrisse Jahresheft des Arbeitskreises Luneburger Altstadt e V 11 1995 S 52 56 stadtarchaeologie lueneburg de Gemoppt Gelobt bewundert Johann Nicolaus Fleischhauer PDF 427 kB auf der glasfreund de Becken mit Figurenrelief und Dame in einem Park In lot tissimo com Abgerufen am 9 Dezember 2015 Welfenschloss mit Stadt Museum in Hann Munden hann muenden tourismus de abgerufen am 8 Dezember 2015 Hela Schandelmaier Helga Hilschenz Mlynek Niedersachsische Fayencen Hannover 1993 S 48 f Hela Schandelmaier Helga Hilschenz Mlynek Niedersachsische Fayencen Hannover 1993 S 49 f 51 41674 9 65656 Koordinaten 51 25 0 N 9 39 24 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fayence Manufaktur Munden amp oldid 235990495