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Das Schloss Gien ist eine franzosische Schlossanlage in Gien im Departement Loiret Region Centre Val de Loire Als eines der ersten Schlosser der Loire 1 aus einem Jagdschloss hervorgegangen steht es auf einem Felsrucken am rechten Ufer der Loire und dominiert das Bild der Stadt die schon im Mittelalter ein beliebtes Jagdrevier am Rand der wildreichen Sologne war Das Schloss Gien uberragt die Stadt am rechten Ufer der Loire Im Hintergrund die Kirche Ste Jeanne d ArcDie Anlage steht seit 1840 2 als Monument historique unter Denkmalschutz Sie gilt unter Architekturhistorikern neben dem Schloss Amboise als eines der besten Beispiele fur die franzosische Renaissance an der Loire das noch keinen italienischen Einfluss aufweist 3 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Heutige Nutzung als Museum 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Der sudliche Eckturm mit seinem rautenformigen Muster im MauerwerkDer Schlossbau besteht aus einem langgestrecktes zweigeschossigen Sudflugel und einem kurzen dreigeschossigen Ostflugel deren Winkelpunkt im Schlosshof durch einen Rundturm besonders betont wird Die Architektur ist trotz ihrer zuruckhaltenden Formen ein Beispiel der Flamboyantgotik Typisch ist am polygonalen Treppenturm der Kielbogen des kleinen Portals Typisch spat gotisch ist auch dass die Sturze der zahlreichen Kreuzstockfenster noch nicht durch Attiken betont sind Die Korbbogen des grossen Saals haben an den Scheiteln sogar eine etwas starkere Krummung ein Hauch von Spitzbogigkeit Im Renaissancestil hatte man die Scheitel optisch durch einen keilformigen Schlussstein belastet Tatsachlich gibt es im Aussenbau abgesehen von durch die ganze Gotik hindurch verwendeten Formen kein einziges Antike Zitat also keine Re Naissance d h Wiedergeburt Auch die in der Renaissancearchitektur neu entwickelten Voluten fehlen Durch die sparsam gestalteten Gesimse gibt es statt der typisch gotischen Betonung der Senkrechten eine Betonung der Waagerechten aber das hat schon die 1350 errichtete Strassenfassade des Lubecker Rathauses Auf der zur Loire gelegenen Aussenseite ist dem Schloss ein viereckiger Turm mit flachem Pyramidendach der vom Ende des 12 oder Anfang des 13 Jahrhunderts stammende Sudturm auch Turm Karls des Grossen franzosisch Tour Charlemagne 4 genannt vorgesetzt sowie eine Terrasse vorgelagert Diese wurde nach mittelalterlichen Planen rekonstruiert und ist uber mehrere Treppen mit dem Stadtzentrum Giens verbunden Der Gebaudekomplex besitzt mit Schieferschindeln gedeckte Dacher 5 Nordwestlich des Schlossgebaudes steht auf demselben Felsplateau die ehemalige Stiftskirche Sainte Jeanne d Arc die von Anne de Beaujeu im 15 Jahrhundert gegrundet wurde Im Vergleich zu anderen Jagdschlossern und anderen Schlossern der Loire nimmt sich die Architektur des Schlosses Gien eher bescheiden aus Einziger augenfalliger Schmuck sind die Fenster und Turrahmungen aus hellen Werksteinquadern sowie die hofseitigen aus schwarz glasierten Ziegeln in den sonst roten Backsteinmauern eingelassenen geometrischen Muster die einzigartig in Frankreich sind 3 Sie besitzen zum Beispiel die Form eines Dreiecks eines Schachbretts oder eines sechszackigen Sterns der moglicherweise einen Bezug zu Freimaurertraditionen aufweist 3 Auch der runde Turm an der Sudecke des Schlosses weist eine durch verschieden gefarbte Backsteine bedingte Musterung in Rautenform auf Er wird von einem Kegelhelm mit bekronender Laterne abgeschlossen Durch mehrere Umgestaltungen im Inneren ist im Schloss Gien nur noch wenig der originalen Innenausstattung erhalten geblieben Besonders bemerkenswert ist darunter ein grosser Saal im Sudflugel mit einem eindrucksvollen Gebalk aus Kastanienholz Geschichte Bearbeiten nbsp Turmportal mit Kielbogen ver glaste Arkade mit Korb gbogen Kreuz stock fenster noch ohne AttikenDas Schloss Gien war Mittelpunkt der gleichnamigen Grafschaft und wurde auf den Grundmauern einer alteren Jagdresidenz errichtet 6 die aus der Zeit Karls des Grossen stammte Nachdem Anne de Beaujeu die Grafschaft Gien 1481 nach ihrer Hochzeit mit Pierre II de Bourbon seigneur de Beaujeu von ihrem Vater Ludwig XI erhalten hatte liess sie die damalige durch Johann Ohnefurcht errichtete 7 Burg von 1494 8 bis 1500 durch einen Neubau ersetzen der dadurch notwendig geworden war dass die Anlage 1378 im Hundertjahrigen Krieg von Truppen Robert Knolles stark in Mitleidenschaft gezogen worden war 9 Die Anlage blieb nach Annes Tod vorerst im Besitz des Hauses Bourbon bis Franz I samtliche Guter des Connetables Charles III de Bourbon Montpensier aufgrund dessen Verrats an der Krone im Jahr 1523 beschlagnahmte Gien und sein Schloss wurden der Krondomane zugeschlagen In der Folgezeit beherbergte das Gebaude viele wichtige Personlichkeiten der franzosischen Geschichte darunter die Konige Heinrich II Karl IX und Heinrich III sowie Katharina von Medici Ende Marz 1652 suchte dort die Regentin Anna von Osterreich gemeinsam mit ihren noch minderjahrigen Sohn Ludwig XIV und ihrem Minister Kardinal Jules Mazarin Zuflucht vor der Fronde Der Hof verliess das Schloss erst wieder nachdem die koniglichen Truppen am 6 April des gleichen Jahres in der Schlacht von Bleneau den Sieg gegen die Aufstandischen davongetragen hatte und zog weiter nach Saint Germain en Laye Im Zuge der Franzosischen Revolution wurde die Grafschaft Gien aufgelost und die Schlossanlage 1823 Eigentum des Departements Loiret 10 Wahrend des Ersten Empires diente der Gebaudekomplex als Sitz der Unterprafektur des Gerichts und zugleich auch als Gefangnis Im Jahr 1869 10 wurde er wahrend des Zweiten Empires einer Restaurierung unterzogen Am 11 Juni 1940 9 wurde Gien wahrend des Zweiten Weltkriegs bei einem Angriff von deutschen Truppen stark zerstort 80 Prozent 11 der Stadt fielen den Kriegshandlungen zum Opfer nur das Schloss uberstand das Bombardement nahezu unversehrt Heutige Nutzung als Museum Bearbeiten nbsp Das Gemalde Wildschweinjagd von Jean Baptiste Oudry ist im Museum zu sehenSeit 1952 beherbergt das Schloss das grosste Jagdmuseum Frankreichs 12 das von Pierre Louis Duchartre gegrundete Musee International de la Chasse In 15 Raumen prasentiert es uber 3000 13 Exponate zu allen Jagdarten die in Frankreich ublich waren und sind darunter Beiz Treib Pirsch und Schiessjagd sowie zu deren Geschichte und Entwicklung Zu den Ausstellungsstucken zahlen dabei eine umfangreiche Sammlung von Jagdwaffen in der unter anderem eine Armbrust aus dem 15 Jahrhundert sowie Arkebusen aus dem 16 Jahrhundert zu sehen sind Ausserdem sind dort Tapisserien nach Vorlagen von Laurent Guyot 6 Stiche Lithografien und Fayencen ausgestellt die sich mit dem Thema Jagd befassen Im grossen Saal des Sudflugels sind rund 80 fruher im Schloss Compiegne aufbewahrte 14 Skizzen und Gemalde Francois Desportes dem Hofmaler Ludwigs XIV und Werke seines Nachfolgers Jean Baptiste Oudry ausgestellt Hinzu kommt die 500 Jagdtrophaen umfassende Sammlung Claude Hettier de Boislamberts im Salle Daghilhon Pujol und eine einzigartige 15 Kollektion von Knopfen mit Jagdmotiven Literatur BearbeitenMelinda Bizri Hrsg Le chateau de Gien Recherches archeologiques Patrimoine protege Band 6 DRAC Centre Val de Loire Orleans 2010 PDF 16 1 MB Susanne Girndt Red Schlosser der Loire Bassermann Niedernhausen 1996 ISBN 3 8094 0290 7 Seite 36 37 Wilfried Hansmann Das Tal der Loire Schlosser Kirchen und Stadte im Garten Frankreichs 2 Auflage DuMont Koln 2000 ISBN 3 7701 3555 5 S 39 Jacques Levron Fred Mayer Die schonsten Schlosser der Loire Silva Verlag Zurich 1977 S 11 Jules Loiseleur Memoire sur le chateau de Gien sur Loire In Memoires de la Societe d agriculture sciences belles lettres et arts d Orleans Band 4 De Pagnerre Orleans 1859 S 213 271 Digitalisat Jean Marie Perouse de Montclos Robert Polidori Schlosser im Loiretal Konemann Koln 1997 ISBN 3 89508 597 9 S 184 185 Georges Poisson Schlosser der Loire Goldmann Munchen 1964 S 13 15 Rene Polette Liebenswerte Loireschlosser Morstadt Kehl 1996 ISBN 3 88571 266 0 S 59 62 Francoise Vibert Guigue Hrsg Centre chateaux de la Loire Hachette Paris 1991 ISBN 2 01 015564 5 S 482 483 Schlosser an der Loire Michelin Landau Morlheim 2005 ISBN 2 06 711591 X S 199 200 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Chateau de Gien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schloss Gien In Structurae Website des Schlossmuseums Fotos des Schlosses in der Base MemoireEinzelnachweise Bearbeiten loiret com Zugriff am 22 Januar 2020 Schloss Gien in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Zugriff am 22 Januar 2020 a b c Jean Marie Perouse de Montclos Schlosser im Loiretal 1997 S 185 gien fr Memento vom 4 Juli 2012 im Internet Archive jedecouvrelafrance com Memento vom 23 Dezember 2008 im Internet Archive a b Susanne Girndt Schlosser der Loire 1996 S 35 Francis Miltoun Castles and Chateaux of Old Touraine and the Loire Country Page amp Company Boston 1906 S 319 Digitalisat Vanessa Yager Hrsg Ouverts au public Monuments historiques chateaux et abbayes parcs et jardins sites industriels et archeologiques edifices du XXe siecle Le guide du patrimoine en France Monum Edition du patrimoine Paris 2002 ISBN 2 85822 760 8 S 235 a b frenchwayoflife net Memento vom 5 Marz 2016 im Internet Archive a b Werner Rau Mobil reisen Loiretal Rau Verlag Stuttgart 2004 ISBN 3 926145 27 7 S 30 Francoise Vibert Guigue Centre chateaux de la Loire 1991 S 482 Schlosser an der Loire 2005 S 199 coeur de france com Memento vom 20 August 2010 im Internet Archive Georges Poisson Schlosser der Loire 1964 S 14 Rene Polette Liebenswerte Loireschlosser 1996 S 62 47 684719035 2 6318693161111 Koordinaten 47 41 5 N 2 37 54 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Gien amp oldid 225489178