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Das Schloss Assier franzosisch Chateau d Assier ist eine franzosische Schlossruine im Departement Lot im Norden der Region Okzitanien Sie liegt im Ort Assier in der Kulturlandschaft des Quercy Erhaltener Westflugel des Schlosses AssierKolorierte Zeichnung des Schlosses von etwa 1680Bis 1535 durch Jacques Ricard de Gourdon de Genouillac genannt Galiot de Genouillac errichtet war das Schloss eines der Meisterwerke der fruhen franzosischen Renaissance und zugleich der wichtigste Renaissancebau im Quercy 1 2 Brantome nannte es das prachtigste und bestausgestattete Haus Frankreichs la plus superbe maison la mieux meublee de France 3 Das Bauwerk befindet sich seit 1934 im Eigentum des franzosischen Staats und ist seit dem 2 September 1901 4 als Monument historique klassifiziert Im einzig erhaltenen Schlossflugel ist heute ein kleines Museum untergebracht das in der Zeit von September bis Juni taglich ausser dienstags sowie im Juli und August an jedem Tag der Woche entgeltlich besichtigt werden kann Im Schlosshof finden zudem manchmal Kunstausstellungen oder Musikveranstaltungen statt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Hauptgebaude 2 2 Nebengebaude 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte Bearbeiten nbsp Bauherr Galiot de GenouillacAssier war in der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts im Besitz der Familie de Bosc auch Bosq Durch Heirat der Erbtochter Catherine mit dem aus niederem Adel stammenden Jean de Genouillac kam Assier 1469 an dessen Familie 5 Catherines Sohn Jacques machte am franzosischen Konigshof eine steile Karriere und avanciert zu einem der hochsten Wurdentrager Frankreichs Er war ein Favorit Karls VIII und bekleidete unter ihm den Posten des Grossstallmeisters des Dauphins franzosisch grand ecuyer du Dauphin Von seinem Onkel vaterlicherseits erbte er 1512 wahrend der Regierung Ludwigs XII das Amt des Koniglichen Grossmeisters der Artillerie franzosisch maitre d artillerie du roi das er auch unter Franz I innehatte Dieser ernannte ihn 1517 ausserdem zum Seneschall des Quercy ehe er ihn 1526 mit dem Amt des Grossstallmeisters von Frankreich betraute und ihn in den Michaelsorden aufnahm Weitere Posten die Jacques Ricard de Genouillac im Laufe seines Lebens bekleiden sollte waren Lieutenant general in der Guyenne und ab 1546 Gouverneur des Languedoc Durch seine zahlreichen Amter am Hof hatte Galiot de Genouillac schon fruh ein ordentliches Vermogen angesammelt Deshalb dachte er ab etwa 1523 6 vielleicht aber auch schon seit seiner Ernennung zum Seneschall des Quercy 1517 7 daran die von seiner Mutter geerbte alte Burganlage Tour du Sal genannt durch einen Neubau zu ersetzen der seinem gehobenen Stand angemessener war Nach dem teilweisen Abriss seines Geburtshauses liess Jacques de Genouillac am gleichen Ort nach Planen des Toulouser Architekten Nicolas Bachelier 8 bis 1535 9 ein Schloss im Stil der Renaissance errichten das von den Neubauten Franz I im Bois de Boulogne Schloss Madrid und in Fontainebleau inspiriert war Partien des niedergelegten Vorgangerbaus wurden dabei in den Neubau ubernommen 5 Wegen seiner vielen Hofamter und den daraus resultierenden Verpflichtungen weilte der Bauherr jedoch selber nur kurz in seinem neuen Heim er starb bereits 1546 im Schloss Vegennes im Limousin Jacques Tochter Jeanne sein Sohn Francois war bereits 1544 bei einer der vielen militarischen Unternehmungen Franz I gefallen heiratete Charles de Crussol vicomte d Uzes Dadurch kam die Seigneurie Assier samt Schloss an die damaligen Vizegrafen und spateren Herzoge von Uzes Diese hatten jedoch keinerlei Verwendung fur den Bau und das Schloss blieb lange Zeit unbewohnt Fehlende Unterhaltung des Gebaudes liess es herunterkommen bis Francois Emmanuel de Crussol schliesslich drei der vier derweil baufallig gewordenen Schlossflugel am 22 Mai 1768 7 fur 14 000 Livres 10 auf Abbruch an Bauunternehmer verkaufte Dies geschah obwohl Prosper Merimee in seiner Eigenschaft als Inspecteur des monuments historiques de France das Schloss bereits 1841 in die Liste der Monuments historiques aufgenommen hatte Lediglich der Westtrakt blieb vom Verkauf ausgenommen da er zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt wurde Diesen verausserte Francois Emmanuel de Crussol am 18 Oktober 1786 7 mitsamt den zum Schloss gehorigen Landereien fur 6000 Livres 10 an Jean Gabriel Murat de Montai Ab 1901 fanden erste Erhaltungsmassnahmen an der noch sichtbaren Bausubstanz statt Dabei erhielt der Westflugel ein neues Dach um das Mauerwerk vor weiteren Wasserschaden zu bewahren Seit dem Jahr 1934 ist das Gebaude im Besitz des franzosischen Staats Es wurde restauriert und der Offentlichkeit zuganglich gemacht Architektur BearbeitenHauptgebaude Bearbeiten nbsp Lageplan des SchlossesSchloss Assier war bis zu seinem Teilabbruch eine geschlossene vierflugelige Renaissanceanlage mit runden Eckturmen die Kuppeldacher besassen Die Schlossflugel umgaben einen rechteckigen Innenhof dessen Langseite 40 Meter 11 lang war Damit folgte die Anlage in ihrer grundlegenden Bauweise noch dem spatmittelalterlichen Kastelltyp bei dem die Verteidigungsaspekte gegenuber Reprasentations und Wohnaspekten im Vordergrund standen Auf der anderen Seite besass das Schloss schon einige Architekturelemente die typisch fur die Renaissance waren so zum Beispiel Quer und Kreuzstockfenster sowie Galerien Ein italienischer Garten sudlich des Gebaudes komplettierte die Anlage Assier war damit ein gutes Beispiel fur den Geschmack jener Zeit den Ubergang von der Gotik zur Renaissance Hauptwohnflugel Logis mit den herrschaftlichen Appartements war der ostliche Gebaudetrakt Dort befand sich auch ein kleiner Nebeneingang der durch eine Poterne in der Umfassungsmauer neben dem Jeu de Paume erreichbar war Der an das Logis grenzende Nordost Turm beherbergte eine Kapelle 12 wahrend sich im Sudflugel ein grosser Festsaal und weitere Wohnraume befanden Ein Gang verband diesen sudlichen Schlosstrakt mit einem vorgelagerten halbrunden Latrinenturm mit einem Durchmesser von sechs Metern 13 Die beiden Geschosse des Nordflugels wurden von zwei ubereinanderliegenden Galerien gebildet von denen die untere offen die im ersten Stockwerk hingegen geschlossen war und eine Kreuzgewolbedecke besass Die Galerie im Erdgeschoss mass 36 4 60 Meter 14 und wies funf von Pfeilern getragene Arkaden auf Von ihr existiert noch die Aussenmauer an der die Ansatze ihrer Gewolbedecke zu erkennen sind nbsp Blick in den SchlosshofDer einzige weitgehend original erhaltene Teil des Schlosses ist der sieben Meter 13 tiefe Westflugel dessen leicht abknickendes Satteldach auf Konsolsteinen ruht Das bis zu neun Fuss 15 dicke Mauerwerk seiner zwei durch einfache Gesimse getrennten Geschosse war fruher verputzt und prasentiert sich von aussen in sehr schlichten Formen 16 Neben einer noch unverandert erhaltenen Lukarne mit einer Buste im Feld ihres Dreiecksgiebels ist das einzige aufwandig gestaltete Bauelement das einstige Hauptportal in der Mitte des Flugels Der Eingang ist wie in der damaligen Zeit durchaus ublich zweigeteilt Es gibt sowohl eine verschliessbare Durchfahrt fur Kutschen als auch eine kleine Nebentur fur Besucher niederen Standes Der rundbogige Eingang wird von zwei korinthischen Saulen flankiert Daruber befindet sich eine Nische mit ionischen Saulen zu beiden Seiten in der sich ehemals ein Reiterstandbild Galiot de Genouillacs befand 17 das wahrend der Franzosischen Revolution zerstort wurde Uber den beidseitigen Saulen beginnen dorische Pilaster die uber einem Rundbogen ein Gesims sowie einen abschliessenden Dreiecksgiebel tragen An beiden Enden des Westflugels stehen zwei Rundturme wobei zwischen dem nordwestlichen Turm und dem nicht vollstandig erhaltenen Gebaudetrakt eine mehrere Meter breite Lucke klafft Der Sudwest Turm nach seiner ehemaligen Funktion im 18 Jahrhundert Archivturm franzosisch Tour des archives genannt ist noch gut erhalten und ist von einem Kegeldach abgeschlossen Er besitzt eine Verbindung zu der Ruine eines sudlicher stehenden Wehrturms mit hufeisenformigem Grundriss der mir Kanonenturm franzosisch Tour a canon bezeichnet wird Durch die mit Kreuzgewolbe ausgestattete Tordurchfahrt gelangt man in den Innenhof des Schlosses Bis 2012 war dieser von hohen Metallstrukturen umgeben welche die Positionen der hofseitigen Fenster der niedergelegten Schlossflugel markierten 2 nbsp Hoffassade des WestflugelsDie hofseitige Fassade des erhaltenen Westflugels ist deutlich reicher dekoriert als die Aussenseite In zwei aufwandig gestalteten Friesen aus Kalkstein finden sich Motive wie Schwert Kanonen Wehrgehange und Harnisch sowie die Kette des Michaelordens aber auch Reliefs mit den Taten des Herakles und erinnern damit an die erfolgreiche Karriere des Erbauers Die gleichen militarischen Motive finden sich auch im Aussenfries der 1540 begonnenen Kirche Saint Pierre in der Ortsmitte von Assier die ebenfalls durch Galiot de Genouillac errichtet wurde Uber dem Portal findet sich ein von vier korinthischen Saulen getragener Balkon mit einer reich reliefierten Balustrade aus Haustein Zwei ionische Saulen tragen sein Dach An dieser Loggia findet sich die 1954 bei Instandsetzungsarbeiten wiederentdeckte Jahreszahl 1535 18 die vom Ende der Bauarbeiten am Schloss kundet In den Feldern zwischen den Fenstern des Obergeschosses fanden sich fruher umgeben von Pilastern und Festons Reliefportrats romischer Kaiser auf Terrakotta Medaillons aus der Werkstatt Girolamo della Robbias 19 Von ihnen ist nur noch eines vor Ort erhalten vier weitere befinden sich heute im Louvre und eines im Londoner Victoria and Albert Museum 19 16 nbsp Grosser Saal im Erdgeschoss des WestflugelsEine kleine Tur uber der das steinerne Wappen Jacques Ricard de Gourdon de Genouillacs prangt gelangt der Besucher in das Treppenhaus des erhaltenen Flugels Die Treppe gehorte seinerzeit zum neuen Stil das heisst sie war keine Wendeltreppe mehr wie sie im Mittelalter ublich war sondern besass gerade Laufe Im Erdgeschoss ist in einem grossen Saal mit Spitzbogengewolbe ein kleines Museum mit gefundenen Resten des Skulpturenschmucks des Schlosses sowie eine Ausstellung zu Galiot de Genouillac untergebracht Die unzerstorte Anlage besass drei Treppenhauser dieser Art wobei die beiden nicht mehr erhaltenen grosser waren als jenes im Eingangsflugel Zusatzlich konnten die oberen Geschosse durch zwei Treppenturme im Innenhof erreicht werden Das Treppenhaus besitzt ahnlich aufwandige skulptierte Dekorationen wie die Hoffassade Daruber hinaus findet man dort auch in zahlreichen Schreibvarianten die Devise des Bauherrn J aime fort une das auf zweifache Weise gelesen werden kann als Ich liebe besonders eine franzosisch J aime fort une und damit als Liebeserklarung an eine Frau oder als Anspielung auf seine Vorliebe fur Reichtum J aime fortune Von dem Mobiliar das im 18 Jahrhundert durch Verkaufe in alle Winde zerstreut wurde und der einst so prachtvollen Innenausstattung zeugt nur noch eine im Museum zu sehende Tur mit Holzintarsien welche die Kette des Michaelordens und das Wappen Galiot de Genouillacs zeigt nbsp TaubenturmNebengebaude Bearbeiten Zur Schlossanlage gehorten diverse Nebengebaude von denen heute noch einige erhalten sind Dazu gehort ein Wohnhaus fur Bedienstete 44 40 31 4 N 1 52 47 9 O 44 6754013725 1 8799844383333 das in spaterer Zeit als Scheune genutzt wurde und den Namen Grange de Bargues tragt sowie ein Taubenturm 44 40 43 4 N 1 52 52 7 O 44 678731461944 1 8812987208333 der mit seinen 2300 Nistlochern der grosste im Quercy ist 20 Beide Gebaude stammen aus dem 16 Jahrhundert und wurden ebenfalls als Monument historique anerkannt 21 22 Weitere noch existente zum Schloss gehorige Gebaude sind der langgestreckte Marstall am ostlichen Zufahrtsweg 44 40 28 4 N 1 52 37 6 O 44 674546885556 1 8770983813889 das einstige Schlachthaus und eine alte Wassermuhle 44 40 30 2 N 1 52 46 O 44 675050423889 1 8794479966667 die gleichfalls unter Denkmalschutz steht Die ehemalige Schmiede Marinet genannt war zwar 1839 noch vorhanden ist heutzutage aber verschwunden Auch die nordlich des Hauptgebaudes gelegene Halle fur das Jeu de Paume ist nicht mehr erhalten Literatur BearbeitenJean Pierre Babelon Chateaux de France au siecle de la Renaissance Flammarion Paris 1989 ISBN 2 08 012062 X S 262 266 franzosisch Philippe de Cosse Brissac Chateaux de France disparus Editions Tel Paris 1947 Jean Depeyre Le chateau d Assier hier et aujourd hui Histoire et archeologie In Bulletin de la Societe des Etudes du Lot Band 79 Societe des Etudes du Lot Cahors 1958 ISSN 0755 2483 S 13 37 Digitalisat Jacques Gardelles Hrsg Le Guide des chateaux de France Lot Herme Paris 1986 ISBN 2 86665 031 X S 24 30 Jacques Houlet Chateaux du Lot Nouvelles Editions Latines Paris ca 1970 S 3 6 Marie Rose Tricaud A propos du chateau d Assier Avis de recherche In Bulletin de la Societe des Etudes du Lot Band 120 Societe des Etudes du Lot Cahors 1999 ISSN 0755 2483 S 51 60 Digitalisat Marie Rose Prunet Tricaud Le chateau d Assier en Quercy 3 Bande Universite Paris Sorbonne Paris 2003 Bruno Tollon Le chateau d Assier In Societe Francaise d Archeologie Hrsg Quercy Congres Archeologique de France 147e session 1989 Quercy Societe Francaise d Archeologie Paris 1993 S 137 149 Digitalisat Paul Vitry Chateau et eglise d Assier In Societe Francaise d Archeologie Hrsg Congres Archeologique de France Ce session tenue a Figeac Cahors et Rodez en 1937 A Picard Paris 1938 ISSN 0069 8881 S 330 350 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Assier Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Luftbild der Schlossruine Detailaufnahmen des Skulpturenschmucks Fotos aus der Base MemoireEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Angabe gemass Infotafel vor Ort a b Assier Le bel endormi de la Renaissance In La Depeche du Midi 28 Juli 2011 online Pierre de Bourdeilles Œvres completes de Pierre de Bourdeilles seigneur de Brantome Band 3 Renouard Paris 1867 S 73 Digitalisat Eintrag der Schlossruine in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch a b Jean Pierre Babelon Chateaux de France au siecle de la Renaissance 1989 S 262 Liliane Chatelet Lange Galiot de Genouillac entre Fortune et Prudence In Revue de l art Nr 64 1984 ISSN 0035 1326 S 19 a b c Bruno Tollon Le chateau d Assier 1993 S 139 Gabriel Roques Histoire de Quercy et Rouergue Notre belle France Societe d edition et de publications Paris 1911 S 90 Digitalisat Die Literatur nennt unterschiedliche Daten fur den Baubeginn Sie schwanken zwischen 1510 und 1526 a b Bruno Tollon Le chateau d Assier 1993 S 148 Anmerkung 14 Kurzbeschreibung des Schlosses und der Kirche von Assier Memento vom 17 Juli 2012 im Internet Archive Bruno Tollon Le chateau d Assier 1993 S 140 a b Bruno Tollon Le chateau d Assier 1993 S 141 Bruino Tollon Le chateau d Assier 1993 S 142 Eusebe Girault de Saint Fargeau Hrsg Guide pittoresque du voyageur en France Band 4 59 Lieferung Firmin Didot Paris 1838 S 13 Digitalisat a b Bruno Tollon Le chateau d Assier 1993 S 144 In alteren Publikationen ist oft die Angabe zu finden es habe sich bei dem Reiterstandbild um eines von Konig Franz I gehandelt Jean Calmon Observations faites au cours des travaux de moulage sur la porte d entree du chateau d Assier In Bulletin de la Societe des Etudes du Lot Band 88 Societe des Etudes du Lot Cahors 1967 ISSN 0755 2483 S 137 Digitalisat a b Jean Pierre Babelon Chateaux de France au siecle de la Renaissance 1989 S 266 Charles Daney Quercy Renaissance Du Livre Tournai 2004 ISBN 2 8046 0879 4 S 90 Ancien Logis Grange de Bargues in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch Ancien Pigeonnier du Chateau in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch 44 674722222222 1 8783333333333 Koordinaten 44 40 29 N 1 52 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Assier amp oldid 234671206