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Der Russische Friedhof in der Wittestrasse 37 in Berlin Tegel Bezirk Reinickendorf ist der einzige zivile russisch orthodoxe Begrabnisplatz in Berlin Er wurde 1893 gegrundet und wurde spater fur zahlreiche Exilrussen in Deutschland darunter auch viele bekannte Adelige zur letzten Ruhestatte Er ist Eigentum der Bruderschaft des heiligen Fursten Wladimir Russisch orthodoxe Grabkreuze mit den typischen Schragbalken Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Graber bekannter Personlichkeiten 2 1 Russen 2 2 Ukrainer 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm 17 und fruhen 18 Jahrhundert besonders nach der Eroffnung der russischen Gesandtschaft im Jahre 1706 war die russische Gemeinde in Berlin bereits so zahlreich dass sich die Frage nach einer orthodoxen Kapelle stellte Vorerst dienten Raume in privaten Anwesen als Gottesdienststatten Im Jahre 1718 als Graf Alexander Golowkin andere Schreibweise Aleksandr Gavrilovc Golovkin Botschafter Russlands in Preussen wurde eroffnete direkt in der Botschaft eine standige Kapelle Diese Kapelle zog um wenn die Botschaft umzog und sie wurde wahrend des Siebenjahrigen Krieges und im Jahre 1812 als Preussen mit Napoleon koalierte evakuiert In der Botschaftskapelle in der Strasse Unter den Linden wurden so von 1837 bis 1922 Gottesdienste abgehalten Zur Anlage eines eigenen Friedhofes ergriff der Vorsteher der Botschaftskapelle Erzpriester Alexei Malzew 1890 zusammen mit der Bruderschaft des heiligen Fursten Wladimir die Initiative Diese wohltatige Bruderschaft die auf Unterstutzung von Kaiser Alexander III von Grossfurst Wladimir Alexandrowitsch sowie der jeweiligen Botschafter zahlen konnte und zu deren Ehrenmitgliedern einflussreiche Personen wie Nikolai von Japan Theophan Goworow Johannes von Kronstadt Grossfurstin Jelisaweta Fjodorowna und Grossfurst Pawel Alexandrowitsch gehorten erwarb im Oktober 1892 das uber 18 000 m 1 grosse Grundstuck fur den Preis von 28 000 Mark 2 Bis dahin wurden orthodoxe Christen vorwiegend auf bestehenden meist protestantischen Berliner Friedhofen bestattet Auch wollte die Gemeinde auf dem erworbenen Grundstuck ein neues Gotteshaus bauen nbsp St Konstantin und Helena Kirche zugleich FriedhofskapelleDie Grundsteinlegung fur die Kirche erfolgte am 3 Juni 1893 dem Tag der Apostelgleichen Konstantin der Grosse und Helena die damit auch namensgebend fur die Kirche wurden Bereits weniger als ein Jahr spater konnte das neue Kirchengebaude geweiht werden Dieses wurde nach Planen des deutschen Architekten Albert Bohm gebaut und lehnt sich mit seinen funf zwiebelturmartigen heute blau angestrichenen Kuppeln architektonisch an andere bekannte russisch orthodoxe Kirchenbauten an beispielsweise an die Basilius Kathedrale in Moskau Ausser dem Kirchengebaude errichtete man auf dem Friedhofsgrundstuck ein Pfortnerhaus sowie einige Wirtschaftsgebaude Im November 1902 berichtete das Berliner Tageblatt uber einen Einbruch in diese Kapelle bei dem die Diebe eine schwere verzierte goldene Bibel den Inhalt mehrerer Sammelbuchsen und drei versilberte Alfenide Teller erbeuteten 3 Die Anlage des Friedhofs rund um die Kirche die auch als Friedhofskapelle vorgesehen wurde vollzog sich zeitgleich mit deren Bau Dafur wurden auf Anweisung von Kaiser Alexander III eigens 4000 Tonnen Erde aus Russland hierher gebracht und das Friedhofsgebiet wurde 5 cm dick mit dieser Erde bedeckt damit die russischen Verstorbenen gemass der orthodoxen Tradition in heimatlicher Erde beigesetzt werden konnten 2 Die offizielle Einweihung der neuen Begrabnisstatte erfolgte am 2 Juni 1894 nbsp Ruhestatte von Wladimir Dmitrijewitsch Nabokow nbsp Michail Ossipowitsch EisensteinIn den Wirtschaftsgebauden der Bruderschaft die auf dem gleichen Areal gebaut wurden fanden Bedurftige Arbeit Die Blumen aus den Treibhausern der Bruderschaft erlosten jahrlich bis zu 19 000 Mark Die Setzerei produzierte Ubersetzungen russischer liturgischer Texte in die deutsche Sprache Im Bruderhaus Alexander III entstanden eine Bibliothek mit 3000 Banden und ein Geschichtsmuseum mit Ikonen Bildern Gravuren Handschriften usw Der wirtschaftliche Erfolg erlaubte es der Bruderschaft weitere orthodoxe Kirchen in anderen Stadten Deutschlands zu grunden 4 Nachdem der Erste Weltkrieg das Bruderschaftsleben praktisch zum Erliegen gebracht hatte wurde es von 1919 bis 1922 wiederbelebt und das Bruderhaus fungierte als Zentrum der russischen Emigration Fur Fluchtlinge wurden Schulen und Wohnheime gebaut Graber fur die Opfer des Ersten Weltkrieges und des Russischen Burgerkrieges angelegt 5 Fortan wurde der Russische Friedhof in Tegel zur letzten Ruhestatte fur Mitglieder des russischen Hochadels fur ranghohe Offiziere Kunstler und Intellektuelle Bis heute erinnern zum Teil prachtvolle Erbbegrabnisse aber auch schlichte Holzkreuze mit prominenten Adelsfamiliennamen wie beispielsweise Kropotkin Golizyn und Daschkow an die Blutezeit sowohl der russischen Gemeinde Berlins als auch ihrer Begrabnisstatte Ein grosses Denkmal an der nordlichen Friedhofsmauer erinnert an den in Berlin verstorbenen Komponisten Michail Glinka der allerdings nicht hier sondern in Sankt Petersburg begraben liegt Freilich fanden auf dem Friedhof auch einfache Russen ihre letzte Ruhe So wurden hier in den beiden Weltkriegen in Kriegsgefangenschaft verstorbene Soldaten beerdigt woran bis heute zwei Gedenkstatten erinnern Wahrend des Dritten Reiches gab die Bruderschaft ihre kirchliche Neutralitat auf und wurde Teil der Deutschen Diozese der Russischen Auslandskirche Im April 1945 wurde das Zentrum der Bruderschaft von den Kampfen um Berlin stark in Mitleidenschaft gezogen Das Archiv ging verloren die Gebaude wurden beschadigt und geplundert 5 6 Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren zudem viele Grabmaler beschadigt und mussten nach dem Krieg muhsam repariert werden An den Zweiten Weltkrieg erinnert nun das Eingangstor an der Wittestrasse Dort hangen neun Glocken die von den deutschen Truppen wahrend des Krieges gegen die Sowjetunion geraubt und nach Deutschland transportiert spater aber von der Roten Armee wieder sichergestellt wurden Die alteste dieser Glocken wurde bereits 1899 gegossen Nach dem Krieg musste die Bruderschaft den Friedhof der neuen Kirchengemeinde des Moskauer Patriarchats in Berlin ubergeben Ihr Geschaftsfuhrer Nikolaj Iwanowitsch Globatschew wurde in der Sowjetunion interniert und starb 1947 in einem Gulag 7 Von Bad Kissingen aus kampfte die Bruderschaft nach 1945 unter der Furstin Vera von Russland um die Ruckgabe ihres Eigentums im Jahre 1967 wurde ihr vom Gericht letztinstanzlich Recht gegeben Die franzosische Besatzungsmacht verhinderte jedoch auf Druck der sowjetischen Regierung die Vollstreckung des Urteils Die an Geldnot leidende Bruderschaft verkaufte das Grundstuck 1970 an die Stadt Berlin die Friedhof und Kirche dem Moskauer Patriarchat uberliess das Bruderhaus jedoch abreissen und dessen Gelande in ein Gewerbegebiet umwandeln liess 6 8 In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts verlor der Friedhof zunehmend wieder an Bedeutung nicht wenige erhaltenswerte Grabmaler waren sogar vom Verfall bedroht und sind es teilweise noch immer Beginn der 2020er Jahre Seit den 1990er Jahren ist jedoch eine gewisse Wiederbelebung des Russischen Friedhofs zu verzeichnen da sich viele der in Berlin lebenden Emigranten der postsowjetischen Welle hier bestatten lassen Die lange vernachlassigte denkmalgeschutzte Friedhofskirche konnte im Jahre 2005 mit Hilfe von privaten Spenden restauriert werden Friedhof und Kirche gingen 2006 wieder in den Besitz der Bruderschaft zuruck 6 Graber bekannter Personlichkeiten BearbeitenRussen Bearbeiten Juli Issajewitsch Aichenwald 1872 1928 russischer Literaturkritiker Nikolai Petrowitsch Bogdanow Belski 1868 1945 russischer Kunstler Alexander Iwanowitsch Beresowski 1867 1940 russischer General 9 Ippolit Nikolajewitsch Djakow 1865 1934 russischer Staatsrat Oberburgermeister von Kiew 9 Michail Ossipowitsch Eisenstein 1867 1920 Architekt Robert Erhardt 1874 1941 deutsch baltischer Unternehmer sowie Politiker Von 1919 bis 1920 war er Finanzminister der Republik Lettland Onkel des deutschen Schauspielers und Komikers Heinz Erhardt Erzbischof Feofan 1954 2017 russisch orthodoxer Erzbischof von Berlin und Deutschland Alexander Wassiljewitsch Kriwoschein 1857 1921 polnisch russischer Jurist und Politiker Wladimir Dmitrijewitsch Nabokow 1870 1922 russischer Jurist Diplomat und Publizist Vater des Schriftstellers Vladimir Nabokov Gleb Alexandrowitsch Rahr 1922 2006 exilrussischer Journalist und Kirchenhistoriker Wladimir Alexandrowitsch Suchomlinow 1848 1926 russischer Kriegsminister Sergei Nikolajewitsch Swerbejew 1857 1922 russischer DiplomatUkrainer Bearbeiten Nikolaus Ritter von Wassilko 1868 1924 zuerst osterreichischer spater ukrainischer Politiker und Diplomat im Ministerrang Igor Korniljewitsch Smolitsch 1898 1970 exilrussischer KirchenhistorikerAuf dem Friedhof befinden sich auch Grabstatten fur zwolf sowjetische Zwangsarbeiter bzw deren Kinder sowie fur sechs gefallene Rotarmisten 10 Siehe auch BearbeitenBerliner Bestattungswesen Liste der Friedhofe in BerlinLiteratur BearbeitenNikolaus Thon Die russisch orthodoxe Gemeinde zu Berlin bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges In Der Christliche Osten Wurzburg 1986 Klaus Hammer Historische Friedhofe und Grabmaler in Berlin Berlin 1994 ISBN 3 922778 32 1 S 321 324 Rolf Richter Aus dem Leben der Russischen Orthodoxen Kirche in Berlin Berlin 1999 ISBN 3 932180 69 0 S 68 69 Wolf Borwin Wendlandt Volker Koop Hrsg Ein Stuck Russland in Berlin Die Russisch Orthodoxe Gemeinde Reinickendorf Berlin 1994 ISBN 3 89488 072 4 S 58 70 Ralf Schmiedecke Reinickendorf Berlins gruner Norden Sutton Verlag Erfurt 2003 Dimitrij Rahr Woswraschschenie Bratstwu chrama sww rawnoapostol nych Konstantina i Eleny i russkago kladbischschscha w Berline Tegele Ruckgabe der Kirche der hl Konstantin und Helena und des russischen Friedhofs in Berlin Tegel an die Bruderschaft russisch In Bratskij Westnik 21 Bad Kissingen 2006 Wolfgang Timmler Unter Moskauer Patriarchat Russischer Friedhof Berlin In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 9 1999 ISSN 0944 5560 S 80 83 luise berlin de Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedhof der Russisch Orthodoxen Gemeinde Berlin Tegel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Seite der Hl Konstantin und Helena Kirche Hl Konstantin und Helena Kirche auf der Homepage der Berliner Diozese Seite der Bruderschaft des hl Fursten Wladimir e V Bratstwo Eintrag 09046257 in der Berliner Landesdenkmalliste Erzpriester S Taurit Geschichte der russ orth Gemeinde in BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Flache des Friedhofs in OSM gemessen a b A N Popov A N Popow Russkij Berlin Russisches Berlin Moskau 2010 ISBN 978 5 9533 4275 9 S 358 Einbruch in eine Friedhofskapelle Berliner Tageblatt 4 November 1902 A N Popov A N Popow Russkij Berlin Russisches Berlin Moskau 2010 ISBN 978 5 9533 4275 9 S 359 360 a b A N Popov A N Popow Russkij Berlin Russisches Berlin Moskau 2010 ISBN 978 5 9533 4275 9 S 360 a b c Bruderschaft des heiligen Fursten Wladimir e V Bratstwo Uber Bratstvo Memento vom 25 Mai 2011 im Internet Archive abgerufen am 10 Mai 2013 http www grwar ru persons person 3221 A N Popov A N Popow Russkij Berlin Russisches Berlin Moskau 2010 ISBN 978 5 9533 4275 9 S 361 a b Russisch orthodoxer Friedhof Berlin Tegel abgerufen am 25 Mai 2015 Sowjetische Kriegsgraberstatten in Deutschland 52 577666666667 13 300666666667 Koordinaten 52 34 39 6 N 13 18 2 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Russischer Friedhof Berlin Tegel amp oldid 236368563