www.wikidata.de-de.nina.az
Rudolf Lasarewitsch Samoilowitsch russisch Rudolf Lazarevich Samojlovich wiss Transliteration Rudol f Lazarevic Samojlovic 1 Septemberjul 13 September 1881greg in Asow Russisches Kaiserreich 4 Marz 1939 in Moskau war ein russischer bzw sowjetischer Polarforscher und Geologe Rudolf Lasarewitsch Samoilowitschs Unterschrift Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Rettung der Uberlebenden des Luftschiffs Italia 1 3 Die Arktisfahrt des Luftschiffs LZ 127 Graf Zeppelin 1 4 Expeditionen 1932 1937 1 5 Verhaftung und Tod 2 Familie 3 Ehrungen 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Samoilowitsch wurde 1881 in eine wohlhabende Familie geboren die ihm ab 1900 ein Studium an der Koniglich Sachsischen Bergbauakademie in Freiberg finanzieren konnte Ab 1905 beteiligte er sich aktiv an den ersten revolutionaren Unruhen in Russland wurde mehrmals verhaftet und in die Oblast Archangelsk verbannt nach Cholmogory und nach Pinega 1909 veroffentlichte er eine Abhandlung uber die Gipshohlen bei Pinega 1910 wurde ihm gestattet nach Archangelsk zu ziehen wo er Wladimir Russanow kennenlernte Als dieser 1912 zur Erkundung der dortigen Bodenschatze nach Spitzbergen fuhr nahm er Samoilowitsch in seine Expeditionsmannschaft auf Dieser unternahm detaillierte Studien der Kohlevorkommen am Isfjord Nach Abschluss der Arbeiten brach Russanow mit 13 Mannern zu dem gewagten und tragisch endenden Vorhaben auf die Nordostpassage zu durchfahren wahrend Samoilowitsch und zwei Begleiter nach Russland zuruckkehrten Bis 1915 verbrachte Samoilowitsch regelmassig die Sommermonate auf Spitzbergen und fuhrte geologische Untersuchungen durch Im Marz 1920 grundete er eine Gesellschaft zur Erforschung der sowjetischen Polargebiete aus der spater das Arktische und Antarktische Forschungsinstitut russisch Arkticheskij i antarkticheskij nauchno issledovatelskij institut AANII englisch Arctic and Antarctic Research Institute AARI wurde In den folgenden Jahren leitete er Expeditionen nach Nowaja Semlja und in die Karastrasse 1921 zum Franz Josef Land 1923 1925 1927 zur Wrangelinsel 1924 und den Neusibirischen Inseln 1927 Rettung der Uberlebenden des Luftschiffs Italia Bearbeiten Als am 24 Mai 1928 der Kontakt zu Umberto Nobile und seinem Luftschiff Italia bei Spitzbergen verloren gegangen war initiierte das AARI eine Rettungsmission der die drei Eisbrecher Krasin Malygin und Sedow zur Verfugung gestellt wurden Zwei Wochen spater am 16 Juni brach Samoilowitsch an Bord der Krasin auf Die Uberlebenden der Italia waren inzwischen in der Nahe der Foyninsel vor der Nordostkuste Spitzbergens gesichtet worden jedoch war es bisher niemandem gelungen bis zu ihnen vorzudringen Zunachst machte sich Samoilowitsch auf die Suche nach Roald Amundsen der zur Rettung Nobiles aufgebrochen war und inzwischen ebenfalls vermisst wurde Am 1 Juli in der Nahe Nordkaps von Nordostland und etwa 80 km von der Foyninsel entfernt wurde die durch Ruder und Propellerschaden bereits ziemlich mitgenommene Krasin schliesslich vom dicken Packeis gestoppt Samoilowitsch schickte daraufhin ein Junkers Flugzeug aus das wenig spater eine Gruppe von Uberlebenden in etwa 25 bis 30 Kilometern Entfernung ausmachte Schliesslich gelang es bis zum ubernachsten Tag sieben Uberlebende der Italia an Bord zu nehmen die anschliessend in den Kongsfjord gebracht wurden Von dort begab sich die Krasin nach Stavanger um notwendige Reparaturen vornehmen zulassen musste aber unterwegs der Monte Cervantes mit 1500 Personen an Bord Hilfe leisten die im Recherchefjord leckgeschlagen war Erst am 24 August konnte sie das Dock in Stavanger wieder verlassen Sieben Tage spater erhielt die Expedition die Nachricht dass ein Rettungsfloss und ein Benzintank von Amundsens Flugboot gesichtet worden war Da Amundsen nun mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr lebend geborgen werden konnte konzentrierte sich Samoilowitsch ganz auf die Rettung der ubrigen sechs Mitglieder der Italia Expedition die noch am Wrack vermutet wurden Am 17 September befand man sich nordlich des Nordkapps auf der Breite von 81 47 N die in dieser Region noch von keinem Schiff erreicht worden war fand jedoch keine Spur der Vermissten Weiter auf ostlichem Kurs kam die Expedition am 22 September vor der Kuste des Prinz Georg Lands an auf dem Samoilowitsch die sowjetische Flagge hisste und es damit fur die Sowjetunion in Besitz nahm Prinz Georg Land wurde damals auch von Norwegen beansprucht Anschliessend wurde ihm befohlen die Suche abzubrechen und nach Leningrad zuruckzukehren Nach ihrer Ruckkehr wurden die Expeditionsteilnehmer als Helden gefeiert Samoilowitsch wurde mit dem Orden des Roten Banners der Arbeit ausgezeichnet Stalin liess das Budget des AARI erhohen wodurch mehrere Forschungsstationen in der Arktis eingerichtet werden konnten 1930 wurde er als Direktor des AARI von Otto Schmidt abgelost Im Dezember 1932 wurde die Hauptverwaltung Nordlicher Seeweg Glavsevmorput kurz GUSMP unter Schmidt gegrundet in die das AARI eingegliedert wurde Samoilowitsch wurde 1932 zwar erneut als Direktor des AARI eingesetzt da er jedoch keine guten Beziehungen zu Schmidt besass er hielt ihn fur einen Emporkommling wurde er in der Folgezeit bei mehreren sowjetischen Expeditionen ubergangen Die Arktisfahrt des Luftschiffs LZ 127 Graf Zeppelin Bearbeiten nbsp Samoilowitsch li zusammen mit Hugo Eckener Juli 1931 In Berlin hatte sich 1924 die Aeroarctic gegrundet eine Gesellschaft die es sich zum Ziel gesetzt hatte die Arktis mit Hilfe von Luftfahrzeugen zu erforschen Mangels staatlicher Unterstutzung war es aber bis zum Tod ihres Grundungsprasidenten Fridtjof Nansen im Mai 1930 zu keinem konkreten Unternehmen gekommen Unter dem neuen Prasidenten Hugo Eckener dem Leiter der Deutschen Luftschifffahrts Aktiengesellschaft entstand der Plan sich im Juli 1931 am Nordpol mit dem Unterseeboot Nautilus des Australiers Hubert Wilkins zu treffen Technische Probleme mit dem altersschwachen U Boot liessen Eckener kurzfristig nach Alternativen Ausschau halten Als er erfuhr dass die Malygin Anfang Juli zu einer Studienfahrt nach Franz Josef Land aufbrechen sollte wurden Verhandlungen mit der sowjetischen Regierung aufgenommen Die geanderten Plane sahen nun ein Treffen zwischen Luftschiff und Eisbrecher in der Stillen Bucht russisch Buhta Tihaya Buchta Tichaja der Hooker Insel vor Zum wissenschaftlichen Leiter der Expedition wurde Samoilowitsch berufen der schon seit 1930 dem Forschungsrat der Aeroarctic vorstand 1 Beteiligt waren von sowjetischer Seite auch der Funker Ernst Krenkel und der Meteorologe und Erfinder der Radiosonde Pawel Moltschanow 1893 1941 sowie von deutscher Seite der Meteorologe Ludwig Weickmann 2 Als Vertreter der Amerikanischen Geographischen Gesellschaft war auch Lincoln Ellsworth an Bord der 1926 schon mit Amundsen und Nobile im Luftschiff Norge uber den Pol geflogen war Das wissenschaftliche Programm sah vor allem die photogrammetrische Aufnahme und Kartierung der uberflogenen noch wenig bekannten arktischen Gebiete meteorologische Beobachtungen auch durch den Einsatz von Radiosonden und Messungen des Erdmagnetfeldes vor Vor allem letzteres war ein Novum Erdmagnetische Messungen aus der Luft waren in der Arktis noch nicht vorgenommen worden Das Luftschiff LZ 127 stieg am 24 Juli 1931 in Friedrichshafen auf und flog mit einem Zwischenstopp in Berlin Staaken nach Leningrad Hier begann am 26 Juli die eigentliche Arktisfahrt mit dem Flug zur Kanin Halbinsel in der Barentssee Von dort ging es nordlich nach Franz Josef Land wo das Treffen mit der Malygin stattfand und dann westlich nach Sewernaja Semlja Das Luftschiff flog weiter zum Kap Tscheljuskin und uber die Taimyrhalbinsel nach Dikson von dort zum Nordkap von Nowaja Semlja und der Kuste dieser Doppelinsel folgend uber Kolgujew zuruck nach Leningrad das in der Nacht zum 30 Juli erreicht wurde Im Franz Josef Archipel hatte man die vorliegenden Karten mehrfach korrigieren konnen zum Beispiel dadurch dass die Harmsworth und die Albert Edward Insel als Phantominseln entlarvt werden konnten 3 Expeditionen 1932 1937 Bearbeiten An den sowjetischen Expeditionen im Rahmen des Zweiten Internationalen Polarjahrs 1932 33 war Samoilowitsch nicht personlich beteiligt Er gehorte aber dem Sonderkomitee an das unter Leitung des Meteorologen Alexei Feodossjewitsch Wangenheim alle sowjetischen Forschungsvorhaben koordinierte 1932 leitete Samoilowitsch eine Expedition mit dem Eisbrecher Russanow in die nordostliche Karasee Hauptziel der Fahrt war es die Expedition Georgi Uschakows von Sewernaja Semlja zuruckzuholen Ausserdem brachte die Russanow Baumaterial fur eine Forschungsstation zum Kap Tscheljuskin Ab 1935 organisierte die ARI unter Samoilowitsch eine Reihe von Expeditionen an Bord des Eisbrechers Sadko die moglichst weit in Richtung Norden vorstossen und dabei meteorologische und ozeanographische Daten sammeln sollten Dies war fur den gesuchten nordlichen Seeweg von Bedeutung da die klimatischen Verhaltnisse im Zentralarktischen Becken grossen Einfluss auf die Bedingungen vor der Nordkuste Russlands besitzen Nachdem die erste Expedition im Jahr 1935 noch von Georgi Uschakow gefuhrt wurde ubernahm Samoilowitsch die Leitung der folgenden beiden Expeditionen Samoilowitsch wollte das Gebiet nordlich der Neusibirischen Inseln erkunden Auf der ersten Expedition 1936 musste die Sadko jedoch auf der Hinfahrt einem in der westlichen Karasee eingeschlossenen Schiff zu Hilfe kommen so dass sie letztendlich nur bis zum Franz Josef Land vordringen konnte 1937 konnte er auf der zweiten Expedition die Laptewsee nordlich der Neusibirischen Inseln erkunden und umfangreiche Untersuchungen durchfuhren Anschliessend wurde die Sadko zur Wilkizkistrasse beordert wo sie zusammen mit den Eisbrechern Malygin und Sedow dem Schiffsverkehr helfen sollte Die Schiffe wurden jedoch auf dem Weg dorthin selbst im Eis eingeschlossen und drifteten in der Folge in Richtung Norden Insgesamt 217 Manner und Frauen darunter Konstantin Badigin waren gezwungen bei ihren Schiffen zu uberwintern Der inzwischen 65 jahrige Samoilowitsch mehr Wissenschaftler als Seemann wollte in dieser Situation zunachst nicht den Oberbefehl uber die Flotte ubernehmen wurde jedoch von Schmidt und den zwei ubrigen Kapitanen dazu gedrangt Gegen seinen Willen wurde er schliesslich von einem der ersten Flugzeuge gerettet Verhaftung und Tod Bearbeiten Samoilowitsch wurde die Verantwortung fur die erzwungene Uberwinterung der Eisbrecher sowie 26 weiterer Schiffen in der Wilkizkistrasse zugeschoben Bald danach wurde er Opfer von Stalins Grosser Sauberung Am 24 Juli 1938 wurde er in einem Sanatorium in Kislowodsk von Agenten des NKWD verhaftet Er wurde am 4 Marz 1939 unter dem Vorwurf des Landesverrats und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilt und am selben Tag erschossen 4 Sein Name wurde in der Folgezeit systematisch aus allen Veroffentlichungen getilgt Erst 1957 erhielt seine Tochter einen Brief uber das Schicksal ihres Vaters in dem er posthum rehabilitiert wurde Familie BearbeitenRudolf Samoilowitsch war zweimal verheiratet Mit seiner ersten Ehefrau Marija Iwanowna geborene Schtschepkina hatte er die Tochter Sofija 1909 1991 und Marija 1912 Sofija Rudolfowna Samoilowitsch wurde Palynologin Maria Luftfahrtingenieurin Die zweite Ehe schloss er mit der 1896 geborenen Jelena Michailowna geborene Jermolajewa der alteren Schwester seines Schulers des Geologen Michail Michailowitsch Jermolajew 1905 1991 Aus dieser Ehe stammen der Sohn Wladimir 1919 und die Tochter Natalja 1922 Wladimir nahm 1932 13 jahrig an der Arktisexpedition seines Vaters nach Sewernaja Semlja teil Er schloss spater ein Medizinstudium ab und nahm als Militararzt am Zweiten Weltkrieg teil 1945 wurde er verhaftet Sein weiteres Schicksal ist unbekannt 5 6 Nach der Verurteilung Rudolf Samoilowitschs war seine gesamte Familie auch seine erste Frau und deren Kinder staatlichen Repressionen ausgesetzt 6 Ehrungen BearbeitenNach Samoilowitsch sind die gleichnamige zum Archipel Sewernaja Semlja gehorende Insel in der Karasee eine Eiskappe der Karl Alexander Insel in Franz Josef Land eine Bucht Nowaja Semljas sowie der Samoilowitsch Nunatak und die Samoilowitsch Halbinsel in der Antarktis benannt Als erster auslandischer Wissenschaftler erhielt Samoilowitsch 1929 von der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft die Erinnerungs Medaille an die Deutsche Atlantische Expedition Meteor 1925 1927 7 Werke BearbeitenS O S in der Arktis Die Rettungsexpedition des Krassin Union Deutsche Verlagsgesellschaft Berlin 1930 russisch S O S v Arktike Ekspediciya Krasina Berlin 1930 Ubersetzt von Hermann Leuschner Der Weg nach dem Pol In Monographien zur Erdkunde Band 46 Velhagen amp Klasing Bielefeld Leipzig 1931 Literatur BearbeitenDietmar Felden Ein Leben fur die Arktis Die Nordpolarexpeditionen von Rudolf Samoilowitsch Brockhaus Leipzig 1986 ISBN 3 325 00109 2 Frieder Jentsch Rudol f Lazarevich Samojjlovich Streiflichter seines Lebens Habilitationsschrift Bergakademie Freiberg 1990 William James Mills Exploring Polar Frontiers A Historical Encyclopedia Band 2 ABC CLIO 2003 ISBN 1 57607 422 6 S 575 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Umberto Nobile Fluge uber den Pol F A Brockhaus Verlag Leipzig 1980 S 197 207 und S 214 216 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rudolf Lasarewitsch Samoilowitsch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Samojlovic Rudolʹf L im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Rudolf Lasarewitsch Samoilowitsch in den Historischen Pressearchiven der ZBW Kurzbiografie zum 125 Geburtstag auf der Homepage des Arktischen und Antarktische Forschungsinstituts russisch Einzelnachweise Bearbeiten Diedrich Fritzsche Walther Bruns und die Aeroarctic In Polarforschung Band 88 Nr 1 2018 S 7 22 doi 10 2312 polarforschung 88 1 7 O M Raspopov S N Sokolov I M Demina R Pellinen and A A Petrova The first aeromagnetic survey in the Arctic results of the Graf Zeppelin airship flight of 1931 PDF 9 8 MB In History of Geo and Space Sciences 4 2013 S 35 46 englisch Lincoln Ellsworth Edward H Smith Report of the Preliminary Results of the Aeroarctic Expedition with Graf Zeppelin 1931 PDF 2 1 MB In Geographical Review 22 Nr 1 Januar 1932 S 61 82 S 66 Eintrag in der Liste der Opfer des stalinistischen Terrors auf lists memo ru russisch abgerufen am 12 August 2021 Wladimir Rudolfowitsch Samoilowitsch im elektronischen Archiv des Joffe Fonds russisch abgerufen am 12 August 2021 a b L M Savatyugin Imena sotrudnikov AANII na geograficheskih kartah Ivan Fedorovich Pustovalov Vladimir Rudolfovich Samojlovich PDF 150 kB In Problemy Arktiki i Antarktiki Band 105 Nr 3 2015 S 111 f russisch Meteor Medaille fur Prof Samoilowitsch Memento vom 9 Januar 2019 im Internet Archive In Leipziger Judische Wochenschau Nr 15 12 April 1929 S 4 Normdaten Person GND 118827626 lobid OGND AKS LCCN n86044554 VIAF 57411546 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Samoilowitsch Rudolf LasarewitschALTERNATIVNAMEN Samojlovich Rudolf Lazarevich russisch KURZBESCHREIBUNG russischer bzw sowjetischer Polarforscher und GeologeGEBURTSDATUM 13 September 1881GEBURTSORT AsowSTERBEDATUM 4 Marz 1939STERBEORT Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Lasarewitsch Samoilowitsch amp oldid 238871931