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Rosa Maria Antonetta Paulina Assing geborene Varnhagen 28 Mai 1783 in Dusseldorf 22 Januar 1840 in Hamburg war eine deutsche Lyrikerin Erzahlerin Ubersetzerin Scherenschnittkunstlerin und Erzieherin Sie ist die altere Schwester von Karl August Varnhagen die Schwagerin von Rahel Levin und die Mutter von Ottilie und Ludmilla Assing Rosa Maria Assing Scherenschnitt ca 1830 nach Faksimile von 1925Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Erzieherin und Dichterin 1 3 Heirat und Salongeselligkeit 1 4 Letzte Lebensjahre 2 Werke und Briefe 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Rosa Maria Assing kam am 28 Mai 1783 in Dusseldorf als Tochter der Strassburgerin Anna Maria Varnhagen geb Kuntz und des Stadtphysikus und kurpfalzischen Medizinalrats Johann Andreas Jacob Varnhagen zur Welt Sie wurde wie ihre Mutter protestantisch getauft wahrend ihr jungerer Bruder Karl August im katholischen Bekenntnis aufwachsen sollte Ansonsten erhielten die Geschwister die gleiche Ausbildung durch Hauslehrer und zusatzlichen Unterricht in gestaltenden Fachern Als aufgeklarter Arzt war ihr Vater Anhanger der Menschenrechte und der Ideale der Franzosischen Revolution Rosa Maria spielte Gitarre und erlernte auch Revolutionslieder wie die Marseillaise La Carmagnole und Ah Ca ira Auch mit einer Trikolorenscharpe wurde sie als junges Madchen in Dusseldorf gesehen Im Jahr 1790 ubersiedelte die Familie nach Strassburg wo sich der Vater vergebens um eine Professur an der Universitat bemuhte Anna Maria genoss als Tochter des Strassburger Ratsherrn Kuntz das Burgerrecht und blieb mit Rosa Maria allein zuruck wahrend Johann Andreas Jacob Varnhagen mit seinem Sohn nach Dusseldorf zuruckkehrte Sie wohnten am Rabenplatz Place du Corbeau Nr 93 im Elternhaus der Anna Maria Varnhagen das Philipp Kuntz durch einen Gewinn nach einem ertragreichen Weinjahr am Ufer der Ill errichten liess Es wurde im Zweiten Weltkrieg nach einem alliierten Bombenangriff abgerissen 1 Trotz einer offentlichen Distanzierung von der jakobinischen Schreckensherrschaft wurde Johann Jacob Varnhagen in Dusseldorf ausgeburgert durfte die Stadt nur noch tagsuber betreten und liess sich 1794 als Arzt in Hamburg nieder wo Mutter und Tochter erst 1796 eintrafen Schon mit funfzehn Jahren schrieb Rosa Maria einen Briefroman lyrische Gedichte und Novellen Erzieherin und Dichterin Bearbeiten nbsp Wohnhaus das zweite von links an der Place du Corbeau in StrassburgNach langerer Krankheit und einem Unfall starb Johann Andreas Varnhagen am 5 Juni 1798 Ein Freund der Familie ermoglichte es seinem Sohn Karl August eine Zeit lang in Berlin Medizin zu studieren wahrend Rosa Maria den Lebensunterhalt fur sich und ihre Mutter als Erzieherin verdienen musste In einer Kaufmannsfamilie unterrichtete sie zwei Tochter die wenig alter waren als sie selbst Spater nahm sie auch Stellen bei judischen Familien an was in ihrem Bekanntenkreis fur Lerm und Aufsehen sorgte mehrfach hat sie diesem qu en dit on Trotz geboten 2 Mit einem Kredit ihres letzten Arbeitgebers Georg Oppenheimer grundete sie in 1811 ein Madchenpensionat das 1814 nach Hamburg verlegt wurde Schon in den ersten sechs Monaten unterrichtete sie acht Zoglinge Im selben Jahr 1811 nahm Karl August Varnhagen den Namenszusatz von Ense der adligen westfalischen Vorfahren an was auch seine Schwester ubernahm die ihre Werke unter dem Namen Rosa Maria veroffentlichte Ihr Bruder vermittelte ihr die Bekanntschaft von Dichtern wie Adelbert von Chamisso mit dem sie altfranzosische Lyrik der Troubadours ubersetzte und Justinus Kerner der sie als Medizinstudent mehrmals in Hamburg besuchte Kerner stellte ihr auch seinen judischen Kommilitonen David Assur aus Konigsberg vor der seit einem Unfall auf einem Auge erblindet war und 1807 sein Doktorexamen ablegte Weitere Dichterfreunde aus diesem Kreis waren Ludwig Uhland Karl Mayer und Gustav Schwab aus der Schwabischen Dichterschule an deren Anthologien und Musen Almanachen Poetischer Almanach auf das Jahr 1812 Deutscher Dichterwald sie sich beteiligte Auch an den literarischen Unternehmungen ihres Bruders und des von ihm gegrundeten Nordsternbundes und am Deutschen Musenalmanach von Chamisso und Schwab nahm Rosa Maria regen Anteil Amalie Schoppe die als Schulerin zu ihr kam wurde bald eine enge Freundin und Mitarbeiterin sie liess sich ebenfalls zum Schreiben inspirieren und wurde eine vielgefragte und produktive Autorin Rosa Maria verkehrte ausserdem mit Elise Campe dem Mediziner David Veit ein Jugendfreund Rahel Varnhagens mit Fanny Tarnow und Johanna Neander Heirat und Salongeselligkeit Bearbeiten nbsp Titelblatt zur Erzahlung Der Schornsteinfeger 1834 Seit Jahresbeginn 1816 war Rosa Maria mit David Assur verlobt der als Regimentsarzt an den Freiheitskriegen teilgenommen hatte und 1814 dekoriert mit dem Eisernen Kreuz zuruckkehrte Er liess sich taufen um in Hamburg praktizieren zu durfen nannte sich fortan Assing und behielt nach der Heirat mit Rosa Maria den alten Nachnamen als middle name bei Im November 1816 begann er als Armenarzt im judischen Wohnviertel in der Marienstrasse zu praktizieren Ihr erstes Kind Carl Eginhard starb noch im Jahr der Geburt 1817 Mit ihren 1819 und 1821 geborenen Tochtern Ottilie und Ludmilla Assing zogen die Assings in die Poolstrasse wo Rosa Maria einen literarischen Salon fuhrte Ihr Haus war eins der geachtetsten in Hamburg wozu vorzuglich sie selbst durch eine seltene Vereinigung von hoher sittlicher Wurde heiterer Lebensfreude und reicher geistiger Begabung beitrug 3 Hier verkehrten viele Autoren des Jungen Deutschlands wie Ludolf Wienbarg Theodor Mundt und Karl Gutzkow sowie ihre judischen Freunde Salomon Ludwig Steinheim Gabriel Riesser und Rahel de Castro Auch Friedrich Hebbel den David Assing von einer lebensgefahrlichen Erkrankung heilte und Heinrich Heine der auf Empfehlung Karl August Varnhagens im Mai 1823 zu Assings gekommen war zahlten zu diesem Kreis Bei den Zusammenkunften im kleinen dunklen von Baumen beschatteten Hause der bescheidenen Poolstrasse in einem Gartchen wo sich bequem nicht zwanzig Schritte tun liessen 4 wurden auch Scherenschnitte angefertigt Zu grosster Perfektion brachte Rosa Maria ihre Kunst aus Bunt und Schwarzpapier Silhouetten von Pflanzen und Vogeln und ganze Landschaftspanoramen zu schneiden ihre Marchenszenen mit winzigen botanisch genauen Details wurden bereits zu Lebzeiten offentlich ausgestellt und vermutlich auch als Buhnenbilder fur Papiertheater genutzt Ein weiteres geselliges Vergnugen im Salon Rosa Maria Assings waren Lesungen von Dramen mit verteilten Rollen wobei Gutzkow Regie fuhrte Letzte Lebensjahre Bearbeiten Mit ihren Kindern unternahm Rosa Maria mehrere Reisen nach Schwaben ins Elsass und nach Paris wo sie Heinrich Heine besuchte Im 57 Lebensjahr am 22 Januar 1840 erlag Rosa Maria Assing einer auszehrenden Krankheit Ihr Witwer gab ihre gesammelten Gedichte und Erzahlungen heraus und widmete ihr eigene Nenien 5 Mit der Ubersiedelung ihrer Tochter nach Berlin kam ihr Nachlass in die Sammlung Varnhagen Ihre Bucher und Scherenschnitte werden heute in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt Handschriften und Briefe als Bestandteil der im Weltkrieg nach Schlesien ausgelagerten Kulturguter in der Biblioteka Jagiellonska der Bibliothek der Jagiellonen Universitat in Krakau Der Nachlass des Ehepaars Assing wird seit 2015 mit Unterstutzung des polnischen Nationalen Zentrums fur Wissenschaft Narodowe Centrum Nauki durch den Germanisten Pawel Zarychta vom Germanistischen Seminar der Jagiellonen Universitat editorisch und digital erschlossen 6 Werke und Briefe BearbeitenRosa Maria Assing Fabio und Clara Eine Novelle von Rosa Maria In Wilhelm Neumann und Karl August Varnhagen Hrsg Erzahlungen und Spiele Hamburg Adolph Schmidt 1807 S 233 278 Rosa Maria Assing Der Schornsteinfeger Erzahlung nach einer wahren Begebenheit aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts F G Levrault Strassburg 1834 Neudruck als Nr 11 der Schriftenreihe des Vereins fur Verbreitung guter Schriften Zurich 1894 Adelbert von Chamisso und Rosa Maria Mitgetheilt von Rosa Maria In Der Freihafen 2 1839 H 1 S 1 28 Digitalisat David Assur Assing Hrsg Rosa Maria s poetischer Nachlass Hammerichs Altona 1841 Digitalisat Rosa Maria Assing Die schlafende Prinzessin Ein altes Feenmarchen fur verstandige Kinder In Telegraph fur Deutschland Jg 1846 Nrn 93 107 S 369 ff 374 ff 379 f 382 f 386 ff 391 f 395 f 398 ff 402 f 407 f 411 f 415 f 419 f 423 f 426 ff Joachim Kirchner Hrsg Silhouetten aus dem Nachlass Varnhagen von Ense Nach in der Preussischen Staatsbibliothek befindlichen Originalen Volksverband der Bucherfreunde Wegweiser Verlag Berlin 1925 Pawel Zarychta Selbstinszenierung und Gedachtnisbildung Rosa Maria Assing in Briefen und Lebenszeugnissen aus der Sammlung Varnhagen Edition und Kommentar Teil I 1783 1823 Teil II 1823 1840 Peter Lang Berlin 2022 Perspektiven der Literatur und Kulturwissenschaft Transdisziplinare Studien zur Germanistik Bd 5 6 ISBN 978 3 631 85205 7 ISBN 978 3 631 84485 4 Literatur BearbeitenJohann Friedrich Ludwig Theodor Merzdorf Assing David In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 1 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 624 f Nebeneintrag Digitalisat Ludwig Geiger Rosa Maria Assing In ders Hrsg Dichter und Frauen Abhandlungen und Mitteilungen Neue Sammlung Berlin 1899 S 203 225 Nikolaus Gatter Was doch der Assing und der August fur vortreffliche Frauen haben Heines Freundin Rosa Maria In Irina Hundt Hrsg Vom Salon zur Barrikade Frauen der Heinezeit J B Metzler Stuttgart Weimar 2002 ISBN 3 476 01842 3 Heine Studien S 91 110 Renate Schipke Die Geschwister Varnhagen als Scherenschneider In Regina Stephan Hrsg Zwischen Schwarz und Weiss Kulturstiftung Schloss Britz Berlin 2004 S 4 8 Digitalisat Pawel Zarychta Ich wurde anwesend schweigen Zur Poetik des Trauerbriefs nach 1800 am Beispiel der Briefe Rahel und Karl August Varnhagens an Rosa Maria und David Assing In Ders Ingo Breuer Katarzyna Jastal Hrsg Gesprachsspiele amp Ideenmagazine Heinrich von Kleist und die Briefkultur um 1800 Bohlau Koln Weimar Wien 2013 S 305 322 ISBN 978 3 412 20932 2 Nikolaus Gatter Scheren Plastik Landschaftchen Spielkunst Das Geschwisterpaar Varnhagen Assing und sein Einfluss auf Arthur Maximilian Millers Scherenschnitte In Peter Fassl Hrsg Wer den Schatten hat der hat die Gegenwart des Korpers Arthur Maximilian Millers Scherenschnitte und Schattentheater im Kontext der Geschichte des Scherenschnitts seiner Biographie und Dichtung Bezirk Schwaben Augsburg 2014 Schriftenreihe der Bezirksheimatpflege Schwaben zur Geschichte und Kultur Bd 7 S 67 103 ISBN 978 3 934113 11 4 Nikolaus Gatter Ihr edles stilles konsequentes Wesen und Leben bewundre ich immer Heines Freundinnen Rosa Maria und Rahel Varnhagen In Beate Borowka Clausberg Hrsg Salonfahig Frauen in der Heine Zeit Morio Heidelberg 2016 S 25 40 ISBN 978 3 9 45424 31 5 Pawel Zarychta Zum Nachlass Rosa Maria und David Assings in Krakau oder Warum die Sammlung Varnhagen neukatalogisiert werden sollte In Internationales Jahrbuch der Bettina von Arnim Gesellschaft 28 29 2016 2017 Saint Albin Berlin S 31 50 ISBN 978 3 930293 28 5 Pawel Zarychta Kultus der Erinnerung und kunstlerische Geselligkeit Der Nachlass Rosa Maria und David Assings in der Sammlung Varnhagen Ein vorlaufiger Projektbericht In Monika Jaglarz Katarzyna Jastal Hrsg Bestande der ehemaligen Preussischen Staatsbibliothek zu Berlin in der Jagiellonen Bibliothek Forschungsstand und perspektiven Peter Lang Berlin 2018 Geschichte Erinnerung Politik Bd 23 S 293 304 ISBN 978 3 631 76581 4 Pawel Zarychta wir werden also Paris auf sehr verschiedene Weise verlassen Reisebriefe Rosa Maria Ottilie und Ludmilla Assings von 1835 In Ders Renata Damp Jarosz Hrsg nur Frauen konnen Briefe schreiben Facetten weiblicher Briefkultur nach 1750 Bd 1 Peter Lang Berlin 2019 Perspektiven der Literatur und Kulturwissenschaft Transdisziplinare Studien zur Germanistik Bd 3 S 243 298 ISBN 978 3 631 74125 2 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Rosa Maria Assing im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Familie Assing im Familienbuch Euregio Biographie im Damen Conversations Lexikon Biographie im online Lexikon Hamburger Personlichkeiten Varnhagen Gesellschaft e V Uber die Scherenschnitte Assings Manuskript des Tagebuchs 1823 1833 von Rosa Maria Assing beginnt auf Blatt 11 von 476 Sammlung Varnhagen Kasten 17 Biblioteka Jagiellonska Krakow Gedichte von Rosa Maria in Karl August Varnhagens Handschrift An meinen Bruder 1806 Fruhling Die Flusse sechs Zweizeiler Sonett Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Korrespondenz mit Adelbert von Chamisso Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Brief an Herrn Gerstel 1 August 1839 aus der Sammlung von Rita van Endert Kirsten Engelmann Heine Institut Dusseldorf Einzelnachweise Bearbeiten Place du corbeau in der franzosischsprachigen Webseite Archi Wiki Brief Rosa Maria Varnhagens an Karl August 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MariaALTERNATIVNAMEN Assing Rosa Maria Antonetta Paulina vollstandiger Name Varnhagen Rosa Maria Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutsche Lyrikerin Erzahlerin Ubersetzerin Scherenschnittkunstlerin und ErzieherinGEBURTSDATUM 28 Mai 1783GEBURTSORT DusseldorfSTERBEDATUM 22 Januar 1840STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rosa Maria Assing amp oldid 236632060