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Die Schwabische Dichterschule war ein relativ lockerer Zusammenschluss von Dichtern der sich 1805 1808 an der Universitat Tubingen um Justinus Kerner und Ludwig Uhland gebildet hatte Man rechnet zu ihr auch Karl Heinrich Gotthilf von Kostlin Eduard Morike Gustav Schwab Karl August Varnhagen von Ense und Wilhelm Hauff Rosa Maria und David Assing Von den Personen her ergeben sich Uberschneidungen mit dem Seracher Dichterkreis dem auch Nikolaus Lenau Graf Alexander von Wurttemberg und Hermann Kurz angehorten der sich aber erst spater zusammenfand Literarische Beruhmtheit erlangte diese Gruppe die so einheitlich gar nicht war durch Heinrich Heines Angriffe auf sie in seinem Schwabenspiegel Er rechnete um besser polemisieren zu konnen auch Karl Mayer dazu der dann spater aber auch dem Seracher Dichterkreis zugehorte Inhaltsverzeichnis 1 Programmatik 2 Literarische Fehde mit Heinrich Heine 3 Wirkung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseProgrammatik BearbeitenJustinus Kerner verfasste 1839 ein gleichnamiges Gedicht Die schwabische Dichterschule Wohin soll den Fuss ich lenken ich ein fremder Wandersmann Dass ich eure Dichterschule gute Schwaben finden kann Fremder Wanderer o gerne will ich solches sagen dir Geh durch diese lichte Matten in das dunkle Waldrevier Wo die Tanne steht die hohe die als Mast einst schifft durchs Meer Wo von Zweig zu Zweig sich schwinget singend lust ger Vogel Heer Wo das Reh mit klaren Augen aus dem dunkeln Dickicht sieht Und der Hirsch der schlanke setzet uber Felsen von Granit Trete dann aus Waldes Dunkel wo im goldnen Sonnenstrahl Grussen Berge dich voll Reben Neckars Blau im tiefen Tal Wo ein goldnes Meer von Ahren durch die Ebnen wogt und wallt Druber in den blauen Luften Jubelruf der Lerche schallt Wo der Winzer wo der Schnitter singt ein Lied durch Berg und Flur Da ist schwab scher Dichter Schule und ihr Meister heisst Natur Literarische Fehde mit Heinrich Heine Bearbeiten1833 erschien Heines Abhandlung Zur Geschichte der neueren schonen Literatur in Deutschland 1836 schliesslich unter dem Titel Die romantische Schule eine erweiterte Ausgabe Heine zeichnet darin ein ausserst ambivalentes Bild von Uhland das zwischen Wurdigung literaturhistorische Einordnung und Historisierung schwankt Auf Vorschlag des Dichters Adelbert von Chamisso sollte fur den Musenalmanach 1837 ein Titelportrat Heinrich Heines aufgenommen werden Daraufhin kundigte Gustav Schwab an seinen Beitrag fur die Ausgabe zuruckzuziehen Weitere Dichter der Schule wie der bayerische Konig Ludwig I taten es ihm gleich Heine erfuhr 1836 in einem Brief von der Reaktion seiner Dichterkollegen Das schabige Verhalten trug dazu bei dass Joseph von Eichendorff der bereits in der Vergangenheit seine Gedichte dort veroffentlichen liess dreizehn neue Gedichte zum Druck ablieferte 1837 wurde Heines Uber den Denunzianten gedruckt 1838 veroffentlichte Gustav Pfizer den Aufsatz Heines Schriften und Tendenz im ersten Heft der Deutschen Vierteljahrsschrift Pfizers Vorwurf gegen die vermeintlich mangelnde Tiefe in Heines Gedichte entsprach dem antisemitischen Topos mangelnder Schopferkraft und Individualitat wie es bereits Clemens Brentano und Achim von Arnim formuliert hatten In seinem 1838 erschienenen Schwabenspiegel unterstellt Heine den Mitgliedern Provinzialitat und Borniertheit die in Schwaben bereits zur Vertreibung all ihrer Grossen namentlich Friedrich Schiller Friedrich Wilhelm Joseph Schelling Georg Wilhelm Friedrich Hegel aber auch David Friedrich Strauss gefuhrt habe Gustav Schwab billigt er zwar Talent im Dichten von Balladen zu aber ein Vergleich mit Schiller verbiete sich Karl Mayer alias Carolus Magnus wird als Ideal der schwabischen Dichterschule vorgefuhrt Justinus Kerner dem er einige Verdienste zugesteht verspottet er wie den osterreichischen Dichter Nikolaus Lenau ohne wiederum dessen Renommee zu verschweigen Wolfgang Menzel wird als verlogener wie weinerlicher Zeitgenosse prasentiert Gustav Pfizer dessen Prosa wie Lyrik wertlos sei gilt neben Menzel die grosste Aufmerksamkeit Die Ubersetzungen Pfizers lasst Heine ebenfalls nicht gelten Dafur wurde er gerne die Rolle des Henkers am Old Bailey ubernehmen und Pfizer hinrichten Fur Ludwig Uhland gebraucht er das Bild des spanischen Ritters Cid der trotz aller Verletzungen auf sein Pferd gebunden wurde um die Truppen gegen die Feinde anzufuhren Wie einst der Ritter werde Uhland trotz versiegender Produktivitat gegen die Gegner der Schwabischen Dichterschule ausgeschickt Schwab widmete 1838 Heine das Gedicht Die versunkene Stadt das mit teils versohnlichen Versen endet 1 Heine erfuhr erst Jahre spater davon Danach verlor der Streit an Bedeutung wenngleich der Dichter die teils antisemitische Invektive nicht vergass und bis zum Lebensende die Dichterschule immer wieder angriff Spater revidierte er seine teils hohnischen Ausserungen dahingehend dass er mit Menzel und Karl Mayer die Falschen angegriffen hatte daruber er gerade Schwab als schweigsamen Judenfeind vergass 2 Heine nahm das antisemitische Motiv welches mit dem Patriotismus wie der Verherrlichung des Landlichen Hand in Hand ging bereits sehr fruh war weshalb er ahnlich wie in der Platen Affare nach dem Angriff nicht durch eigene Zurucknahme deeskalierte sondern sich mit aller Scharfe gegen die Schwabische Dichterschule behauptete Der Anlass die Kritik an Uhland wurde von Heine hierbei stets beibehalten um die mittelmassigen Adepten durch ihre personliche Anteilnahme an der Kritik und deren Reaktionen als dergleiche vorzufuhren Uhland selbst zog das Schweigen vor und ausserte sich im Gegensatz zu Schwab Pfizer oder Morike bezuglich der Person Heine nicht antisemitisch In seinem Versepos Atta Troll erschienen 1843 44 griff er im 22 Kapitel erneut zahlreiche Vertreter der Schule an Der Erzahler kehrt in der Hutte der Hexe Uraka ein Dort findet er einen dicken Mops der sich in einer aussichtslosen Lage befindet Der Mops ware gerne bei Karl Mayer den Blumelein und Metzelsuppen geblieben und vermisst das Kochen von Nudeln in Stuttgart Auf Rat des Christoph Friedrich Karl von Kolle und mit einem Empfehlungsschreiben Justinus Kerners ausgestattet kam er zu der Hutte Der Hund halt viel von seiner Tugend gehort der Dichterschule Schwabens an und ist kein frivoler Goetheaner Die Muse der Schule sei die Sittlichkeit und sie trage vom dicksten Leder Unterhosen Zwar mogen andere Dichter Geist Fantasie oder Leidenschaft haben aber nicht die Tugend Nachdem er die Hexe abwies wurde er von ihr zum Mops verwandelt Er konne erlost werden wenn eine Jungfrau Gustav Pfizers Gedichte ohne die Augen zu verschliessen vorlesen konne Der Erzahler bedauert dass er keine Jungfrau ist doch gerade das letztere ist ihm unmoglich zu erfullen sodass der Dichter bis zum jungsten Tag ein Hund bleiben muss 1844 erschien in Heines Neuen Gedichten unter Verschiedenes erneut das Gedicht Der Tannhauser Es wurde im selben Jahr wie die Romantische Schule im dritten Band seiner Salons veroffentlicht Darin kehrt der sagenhafte Ritter Tannhauser zum Venusberg zuruck und berichtet seiner Liebe folgendes aus Schwaben In Schwaben besah ich die Dichterschul Gar liebe Geschopfchen und Tropfchen Auf kleinen Kackstuhlchen sassen sie dort Fallhutchen auf den Kopfchen Noch in seinem aus dem Nachlass stammenden Gedicht Der Scheidende reflektiert Heine seinen Zustand in der Matratzengruft zu den Spiessern Der kleinste lebendige Philister Zu Stukkert am Neckar viel glucklicher ist er Als ich der Pelide der tote Held Der Schattenfurst in der Unterwelt Wirkung BearbeitenDer Konflikt zwischen einer progressiven Literatur welche den politischen und sozialen Diskurs ihrer Zeit wiedergibt und pragt sowie einer konservativen Dichtung die eine kaum wandelbare Landschaften als gesellschaftliches Gegenprogramm inszeniert wurde pragend fur nachfolgende Auseinandersetzungen in der deutschen Literatur Richtete sich der Protest der fruhnaturalistischen Autoren anfangs noch gegen die Durchsetzung kapitalistischer Vermarktungsstrategien burgerlichen Geschmackstendenzen und Sittlichkeitsvorstellungen wurde seitens konservativer Krafte nach der Grunderkrise erneut auf die Imagination von stillen zumeist marchenhaften mystischer und teils heidnischer Landschaften zwecks Transzendierung gesellschaftlicher Konflikte gesetzt Nach 1918 verscharfte sich der Konflikt im Streit zwischen volkisch national gesinnten Autoren und zumeist linksburgerlicher Autoren Heines Vorgangerschaft wurde seitens progressiver wie konservativ revolutionarer Krafte anerkannt Literatur BearbeitenGerhard Storz Schwabische Romantik Dichter und Dichterkreise im alten Wurttemberg Kohlhammer Stuttgart usw 1967 Armin Gebhardt Schwabischer Dichterkreis Uhland Kerner Schwab Hauff Morike Tectum Marburg 2004 ISBN 3 8288 8687 6 Suevica Beitrage zur schwabischen Literatur und Geistesgeschichte Hg von Reinhard Breymayer Reihe Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik Akademischer Verlag Hans Dieter Heinz Stuttgart ISSN 0179 2482 Zentral der schwabischen Dichterschule gewidmete Zeitschrift Barbara Potthast Hg Provinzielle Weite Wurttembergische Kultur um Ludwig Uhland Justinus Kerner und Gustav Schwab Unter Mitarbeit von Stefan Knodler Universitatsverlag Winter Heidelberg 2014 S 7 12 Barbara Potthast Einfuhrung S 13 34 Hans Otto Binder Wurttembergs Weg in die Moderne S 35 48 Ilonka Zimmer Der Schwabische Dichterkreis als literarhistorische Konstruktion S 49 60 Helmut Schanze Raum versus Zeit Zum Habitus der Romantiker der Schwabischen Schule S 61 72 Gunter Oesterle Behauptungsversuche in der Provinz Das romantische Multitalent Justinus Kerner Ein Essay S 73 93 Monika Schmitz Emans Der Seher von Weinsberg und seine Bilderwelten Justinus Kerner S 95 119 Helmuth Mojem Provinzielle Romantik Justinus Kerner und Heinrich Heine Abendschiffart und Heimkehr II S 121 140 Stefan Knodler Dichtung und Philologie zwischen Klassizismus und Romantik Ludwig Uhland und sein Lehrer Karl Philipp Conz S 141 160 Fritz Peter Knapp Uhlands Studie Uber das altfranzosische Heldenepos S 161 182 Hartmut Froschle Aspekte der Wirkungsgeschichte Ludwig Uhlands als Dichter Wissenschaftler und Politiker Resultate Probleme Desiderate S 183 202 Markus Malo Schwabenspiegel Karl Mayer als Reprasentant Alt Wurttembergs S 203 220 Barbara Potthast Schwabs Schiller S 221 238 Bettina Gruber Das Projekt Prevorst als schwabischer Beitrag zur Epistemologie der europaischen Romantik S 239 256 Annette Buhler Dietrich Karl Heinrich Gotthilf von Kostlin und die Psychiatrie in Wurttemberg S 257 278 Wolf Eiermann Die Gartendenkmale der Bettenburger Waldanlagen in Franken und ihr Bezug zum Stuttgarter Dichterkreis 1789 1817 S 279 307 Ulrich Gaier Gedenkorte in schwabischer Dichtung Link zu dieser Zeitschrift Suevica Einzelnachweise Bearbeiten Gustav Schwabs Gedichte hrsg von Gotthold Klee Bertelsmann 1882 Gutersloh S 352 Kortlander Bernd Gustav Schwab und Heines Schwaben Polemik in HJB Bd 54 hrsg von Sabine Brenner Wilczek u a 2015 S 155 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwabische Dichterschule amp oldid 224848300