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Richard Kroner 8 Marz 1884 in Breslau 2 November 1974 in Mammern Schweiz war ein deutscher Philosoph und Theologe Kroner stand der Sudwestdeutschen Schule des Neukantianismus nahe lieferte aber auch vor allem mit seinem Werk Von Kant bis Hegel wichtige Beitrage zum Neuhegelianismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Vater Traugott Kroner 1854 1899 Sohn eines Rabbiners aus Glatz war Mediziner und Privatdozent in Breslau die Mutter Margarete Kroner geb Heymann stammte aus einer wohlhabenden Industriellenfamilie Kroner hatte einen jungeren Bruder Kurt Kroner Richard Kroner besuchte ab 1895 das Breslauer Maria Magdalenen Gymnasium das er 1902 mit dem Abitur verliess Bereits wahrend der Schulzeit hatte er sich taufen lassen Alice Kauffmann seine spatere Frau stammte ebenfalls aus einer Breslauer Industriellenfamilie und war die Cousine von Max Born Beide lernte er wahrend Tanzstunden im Hause der Mutter von Alice kennen Er studierte Philosophie und Literaturwissenschaft in Breslau bei Jakob Freudenthal Matthias Baumgartner 1865 1933 und Psychologie bei Hermann Ebbinghaus Im Wintersemester 1902 02 horte er in Berlin bei Wilhelm Dilthey und Georg Simmel sodann im Sommer 1903 in Heidelberg bei Kuno Fischer und Wilhelm Windelband Hier lernte er Paul Hensel Emil Lask Julius Ebbinghaus Fedor Stepun und Heinz Heimsoeth kennen Heimsoeth berichtet uber die Zeit Im Seminar uber die Kritik der reinen Vernunft glanzte als ein Vorbild der um vier Semester altere Richard Kroner welcher spater zu einem fuhrenden Kopf in der vom Altmeister noch akzeptierten Erneuerung des Hegelianismus werden sollte Pragende Kraft ging auch im Systematischen von dem eben erst habilitierten Emil Lask aus in dessen engerem Kreise Fichtes Kritik seines Zeitalters durchdiskutiert wurde 1 Kroner ging zweimal in der Studienzeit nach Breslau zuruck wo er von Oktober 1905 bis Oktober 1906 Wehrdienst bei einem Artillerie Regiment leistete Im Anschluss setzte er seine Studien auf Rat von Windelband wegen seines erkenntnistheoretischen Interesses in Freiburg fort Dort promovierte 1908 er bei Heinrich Rickert mit der Arbeit Uber logische und asthetische Allgemeinheit In der Selbstanzeige uber die Arbeit in den Kant Studien heisst es Die Arbeit steht auf kritischem Boden Ihr Hauptzweck besteht in einer Nachprufung des von Kant in seiner Kritik der Urteilskraft dargestellten Verhaltnisses der Allgemeingultigkeit des asthetischen Urteils und der transzendental logischen Allgemeingultigkeit 2 Zugleich war die Arbeit eine der ersten Auseinandersetzungen mit Husserls Phanomenologie Am 12 Mai 1908 heiratete er seine Jugendfreundin Alice in Breslau Sie bekamen bereits 1909 ihre einzige Tochter Gerda 3 die spater nach wechselvollen Stationen Dozentin fur Linguistik in Ann Arbor werden sollte Im Jahre 1910 war Kroner Mitbegrunder der Zeitschrift Logos deren Herausgabe im Freundeskreis mit Stepun Georg Mehlis Sergius Hessen 1887 1950 und Nikolai von Bubnoff 1880 1962 unter anderem im Hause Rickerts diskutiert und beschlossen wurde Herausgeber des ersten Bandes war Mehlis Kroner wurde ab dem dritten Band Mitherausgeber und nach dem Krieg Alleinherausgeber Das Konzept der Zeitschrift war international und interdisziplinar Man wollte nicht nur theoretische Positionen erarbeiten sondern auf die aktuellen Fragen der Kultur auch unmittelbar Einfluss nehmen Im ersten Band des Logos veroffentlichte Kroner einen Aufsatz in dem erstmals in deutscher Sprache die Philosophie Bergsons dargestellt wurde Nachdem Bergson sich positiv uber diese Arbeit geaussert hatte wurde diese Ausgangspunkt der 1912 vorgelegten Habilitation Kroners mit dem Thema Zweck und Gesetz in der Biologie Kroner wurde zum 1 Marz 1912 Privatdozent fur Philosophie in Freiburg Nach der vierjahrigen Teilnahme am Ersten Weltkrieg aus dem Kroner als Hauptmann und ausgezeichnet mit dem Eisernen Kreuz zweiter und erster Klasse zuruckkehrte setzte er seine Studien bei Rickert und anschliessend bei Husserl fort Am 14 Marz 1919 wurde er zum nichtbeamteten ao Professor ernannt Im Jahr 1920 erhielt er einen dreijahrigen besoldeten Lehrauftrag uber die Philosophie des Deutschen Idealismus der ihm erstmals ermoglichte seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie eigenstandig zu bestreiten Hieraus entstand das zweibandige Werk Von Kant bis Hegel mit dem er auch international Beachtung und Anerkennung fand Im Jahr 1922 scheiterte eine Berufung auf ein Extraordinariat in Marburg bei der Martin Heidegger den Vorzug erhielt Im Jahr 1924 kam es dann mit Unterstutzung von Viktor Klemperer zu der Berufung auf den Lehrstuhl fur theoretische Padagogik und Philosophie an der Technischen Hochschule Dresden wo er sich im Wettbewerb zu Paul Luchtenberg durchsetzte In Dresden stiess Kroner auf Alfred Baeumler mit dem er zunachst freundschaftlich zusammenarbeitete aber zu ihm auf Distanz ging als Baumler ab 1926 sich vehement gegen den Idealismus und die Wertphilosophie wandte Ab 1925 kam Paul Tillich nach Dresden mit dem Kroner sich befreundete Ebenfalls 1925 gelang es fur seinen Freund Fedor Stepun eine Stelle als ao Professor fur Soziologie durchzusetzen Uber die Arbeit an der Universitat hinaus sorgten Kroner und seine Frau fur vielfaltige Geselligkeit in ihrer grossen Villa an der Elbe Ein grosser Teil des geistigen und kunstlerischen Dresden traf sich dort zu Vortragen Teestunden Diskussionen Theaterspiel aber auch zu Sommerfesten unter Lampions 4 Im Jahr 1928 nahm Kroner einen Ruf an die Universitat Kiel als Nachfolger von Heinrich Scholz auf einen reinen Lehrstuhl fur Philosophie an Hier konnte er ab dem Sommersemester 1929 sich verstarkt auf sein besonderes Thema den Deutschen Idealismus konzentrieren Auf dem 1 Internationalen Hegelkongress in Den Haag wurde er als fuhrender deutscher Hegelianer zum 1 Vorsitzenden des neu gegrundeten Internationalen Hegelbundes gewahlt Den Vorsitz hatte er bis 1934 inne Neben seinem Engagement fur Hegel veroffentlichte Kroner 1931 die Schrift Kulturphilosophische Grundlegung der Politik Hierin kritisiert er die Idee des sowohl vom Faschismus als auch vom Bolschewismus angestrebten absoluten Staats Die hierin zum Ausdruck kommende zwar konservative aber demokratische politische Einstellung kann eine der Ursachen gewesen sein dass es nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten zu erheblichen Storungen seiner Vorlesungen kam obwohl er als Teilnehmer des Ersten Weltkriegs nach dem Frontkampferprivileg offiziell noch nicht nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums tangiert war Hierauf kam es 1934 zu einer Zwangsversetzung an die Universitat Frankfurt Dort riet man ihm dringend um weiteren personlichen Schaden zu vermeiden zu einer freiwilligen Emeritierung Kroner folgte diesem und ging zu seiner Schwagerin Clare Kauffmann 1897 1942 die ebenfalls bei Rickert studiert hatte 1935 nach Berlin Im Jahr 1938 entschloss er sich schliesslich zur Emigration nach England wo er drei Jahre in Oxford unterrichten konnte 1940 siedelte er schliesslich in die USA uber wo er am Union Theological Seminary in New York von 1941 bis zu seiner Emeritierung 1952 Religionsphilosophie lehrte Werke Auswahl BearbeitenZweck und Gesetz in der Biologie Eine logische Untersuchung 1913 Kants Weltanschauung 1914 Das Problem der historischen Biologie Borntraeger Berlin 1919 Digitalisat Von Kant bis Hegel 2 Bande 1921 1924 Band 1 Band 2 Die Selbstverwirklichung des Geistes 1928 Kulturphilosophische Grundlegung der Politik 1931 Hegel Zum 100 Todestag 1932 The religious function of imagination 1941 The primacy of faith 1951 Speculation and revelation in the history of philosophy 3 Bande 1957 1961 Selbstbesinnung Drei Lehrstunden 1958 Between faith and thought Reflections and Suggestions 1966 Freiheit und Gnade 1969 Literatur BearbeitenJahresbericht uber das stadt ev Gymnasium zu St Maria Magdalena in Breslau Ostern 1903 Friedbert Holz Kroner Richard In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 84 86 Digitalisat Walter Asmus Richard Kroner 1884 1974 Ein christlicher Philosoph judischer Herkunft unter dem Schatten Hitlers Lang Frankfurt 1993 2 uberarb u erg Aufl ISBN 978 3631456279 Kroner Richard in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 1 Munchen Saur 1983 S 668Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Richard Kroner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Universitat Kiel und der Nationalsozialismus Professor Dr Richard Kroner Center for Jewish History Sammlung der Familie Seligsohn Kroner Innerhalb dieser Sammlung stehen umfangreiche Materialien zum Leben und Werk von Richard Kroner in digitalisierter Form zur Verfugung Kroner Richard Hessische Biografie Stand 13 Februar 2023 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Heinz Heimsoeth in Philosophie in Selbstdarstellungen 1977 zitiert nach Asmus 21 Zitiert nach Asmus 22 Seligsohn Gerda in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Munchen Saur 1983 S 1073 Die Journalistin Leonie Dotzing in Band 13 der Paul Tillich Gesamtausgabe zitiert nach Asmus 41 Normdaten Person GND 11890003X lobid OGND AKS LCCN n79110941 NDL 00469879 VIAF 85170637 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kroner RichardKURZBESCHREIBUNG deutscher PhilosophGEBURTSDATUM 8 Marz 1884GEBURTSORT BreslauSTERBEDATUM 2 November 1974STERBEORT Mammern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Kroner amp oldid 235044600