www.wikidata.de-de.nina.az
Renate Katharina Riemeck 4 Oktober 1920 in Breslau 12 Mai 2003 in Alsbach war eine deutsche Historikerin Padagogin und Friedensaktivistin Renate Riemeck rechts mit Nobelpreistrager Linus Pauling und Ava Helen Pauling am 26 September 1958 auf einer Antikriegsveranstaltung im Saalbau Essen SteeleInhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen Auswahl 3 Literatur Quellen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRenate Riemeck wuchs in Breslau Stettin und Jena als Kind wohlhabender Eltern auf die Mutter war eine erfolgreiche und angesehene Geschaftsfrau Riemeck besuchte unter anderem eine Klosterschule Bereits als Jugendliche dezidiert kirchenkritisch speziell im Hinblick auf den Katholizismus verband sie sich mit der ab 1941 verbotenen anthroposophisch orientierten Christengemeinschaft Gleichwohl stellte sie wie Jutta Ditfurth 2007 aufdeckte am 6 Juli 1941 den Antrag auf Aufnahme in die NSDAP dem am 3 Oktober 1941 entsprochen wurde Mitgliedsnummer 8 915 151 1 Riemeck hatte das allerdings zeit ihres Lebens geleugnet auch in ihrer 1992 erschienenen Autobiographie Ich bin ein Mensch fur mich 2 Sie studierte sieben Semester Geschichte Germanistik und Kunstgeschichte in Munchen und vor allem in Jena im Marz 1943 promovierte sie zum Dr phil uber Spatmittelalterliche Ketzerbewegungen Darin stellte sie wie spater Kritiker befanden die Pogrome gegen Juden im 14 Jahrhundert als gerechtfertigten Protest dar 3 Trotz dieses Studienabschlusses soll sie danach Mitte 1943 noch der Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen ANSt beigetreten sein 1 Zu ihren akademischen Lehrern gehorten auch die NS Rassepropagandisten Karl Astel und Hans F K Gunther 4 In Jena hatte sie mit der verwitweten Ingeborg Meinhof Mutter der spateren konkret Kolumnistin und Mitbegrunderin der Rote Armee Fraktion Ulrike Meinhof Freundschaft geschlossen Bald zog Riemeck mit ihrer Kommilitonin und spateren Lebensgefahrtin Ingeborg in einen gemeinsamen Haushalt Beide waren Assistentinnen bei Johann von Leers Inhaber des Lehrstuhls fur Deutsche Rechts Wirtschafts und politische Geschichte auf rassischer Grundlage der Universitat Jena einem SS Obersturmbannfuhrer der den Antisemitismus wissenschaftlich zu begrunden versuchte 5 Nach dem Krieg wurde Riemeck Dozentin in der Lehrerbildung in Oldenburg wohin sie mit Ingeborg und den Kindern umzog Die antifaschistische Schulbildung vor allem der Volksschuler sah sie als wichtige politische Aktionsform sie verfasste in der Besatzungszeit mit die ersten neuen Schulbucher 1949 nach Ingeborgs Tod erhielt sie die Vormundschaft fur die beiden Tochter Wienke 1931 und Ulrike 1934 die sie mit Holde Bischoff zusammen versorgte und erzog Spater lehrte sie in Braunschweig und Weilburg Riemeck war seit 1946 Mitglied der SPD und kampfte gegen Wiederbewaffnung und Wehrpflicht 1955 wurde sie als jungste westdeutsche Professorin an die Padagogische Hochschule in Wuppertal berufen wo sie Geschichte und Politische Bildung lehrte Seit etwa 1958 aktives Mitglied der Internationale der Kriegsdienstgegner IDK wurde sie 1960 deren Vorsitzende Sie engagierte sich in der Kampagne Kampf dem Atomtod formulierte 1958 den Appell der 44 mit dem 44 Hochschullehrende die Gewerkschaften zum Widerstand gegen die Atomrustung aufriefen und gehorte 1960 zu den Grundungsmitgliedern der Deutschen Friedensunion DFU als deren Spitzenkandidatin sie widerwillig im Bundestagswahlkampf 1961 auftrat In diesem Zusammenhang wurde sie wegen ihrer Affinitat zu regimenahen Organisationen in der DDR und im Ostblock als politisch naiv kritisiert da der SED Staat verschiedene Publikationsorgane und Gruppierungen im Westen finanziell unterstutzte fur die Renate Riemeck zeitweilig tatig war 1960 wurde ihr von Kultusminister Werner Schutz trotz grosser Proteste aus Hochschulkreisen 6 die akademische Prufungsberechtigung entzogen In diesem Zusammenhang fand am 16 Juli 1960 vor dem Dusseldorfer Kultusministerium der wohl erste Sitzstreik von Studenten in Deutschland statt Um dem drohenden Disziplinarverfahren zu entgehen zog sich Riemeck in der Folge aus dem Staatsdienst zuruck 7 1961 erkrankte sie an einer rechtsseitigen Lahmung die sie jahrelang beeintrachtigte Lange Zeit schrieb sie entsprechend ihrer pazifistischen Haltung z B fur die Deutsche Volkszeitung und die BK Zeitschrift Die Stimme der Gemeinde nahm an friedenspolitischen Tagungen in Ost Berlin und Prag teil und arbeitete zunehmend im anthroposophischen Umfeld an Buchpublikationen zu historischen Themen 1964 verliess sie die DFU trat aber bis in die 70er Jahre bei zahlreichen Kundgebungen z B gegen die Atomrustung als unabhangige Rednerin auf Riemeck mahnte 1971 in der Zeitschrift konkret Gib auf Ulrike den bewaffneten Kampf in der RAF zu beenden ohne aber die ursprunglichen Beweggrunde ihrer geliebten Pflegetochter zu verurteilen Du solltest versuchen die Chancen von bundesrepublikanischen Stadtguerillas einmal an der sozialen Realitat dieses Landes zu messen Im Jahr 1979 erhielt sie einen Lehrauftrag im Fachbereich Padagogik an der Universitat Marburg 1980 uberliess ihr Rolf Hochhuth den Geschwister Scholl Preis um sie finanziell zu unterstutzen Bis zuletzt war sie als Publizistin und Geschichtsforscherin tatig die letzten Jahre krankheitsbedingt zuruckgezogen im hessischen Alsbach Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenDie spatmittelalterlichen Flagellanten Thuringens und die deutschen Geisslerbewegungen Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Ketzertums Dissertation Jena 1943 OCLC 633134830 als Hrsg Friedrich Schlegel Vom romantischen Geist Ausgewahlte Aufsatze Wedel 1946 Meister der kleinen Form Band 1 Helferich Peter Sturz Auf dem Wege zur klassischen Form Hrsg Renate Riemeck Alster Verlag Curt Brauns Wedel 1948 Freunde und Helfer der Menschheit mit Ingeborg Meinhof 3 Hefte Oldenburger Verlagshaus Oldenburg 1949 1950 8 Kleiner Geschichtsatlas Oldenburger Verlagshaus Oldenburg 1950 Geschichte im Uberblick als Herausgeberin 4 Folgen Oldenburger Verlagshaus Oldenburg 1950 51 Miteinander Fureinander Ein Lese und Arbeitsbuch zur Sozialkunde fur hessische Schulen mit Otto Seitzer Klett Stuttgart 1956 Zeitenwende Europa und die Welt seit 1945 Stalling 9 Oldenburg 1957 Geschichte fur die Jugend 4 Bande Mundus Stuttgart 1959 1960 Moskau und der Vatikan 2 Bande Stimme Frankfurt am Main 1964 65 3 erw A in einem Band Die Pforte Basel 1988 ISBN 3 85636 052 2 Mitteleuropa Bilanz eines Jahrhunderts Die Kommenden Freiburg im Breisgau 1965 5 A Engel Stuttgart 1997 ISBN 3 927118 14 1 Jan Hus Reformation 100 Jahre vor Luther Stimme Frankfurt 1966 Der Prager Fruhling oder was manche darunter verstanden Monitor Verlag Dusseldorf 1968 Als die Stunde schlug in Heinrich Fink Hg Starker als die Angst Den sechs Millionen die keine Retter fanden Union Berlin 1968 S 71 75 10 Der andere Comenius Bohmischer Bruderbischof Humanist und Padagoge Stimme Frankfurt am Main 1970 Beispiele goetheanistischen Denkens Der Mensch als geistiges Wesen Die Pforte Basel 1974 Glaube Dogma Macht Geschichte der Konzilien Urachhaus Stuttgart 1985 Verstossen verfemt verbrannt 12 Ketzerschicksale aus acht Jahrhunderten Urachhaus Stuttgart 1986 1789 Heroischer Aufbruch und Herrschaft des Schreckens Urachhaus Stuttgart 1988 Ich bin ein Mensch fur mich Aus einem unbequemen Leben Urachhaus Stuttgart 1992 2 A 1994 Rosalia und ihre Nachfahren Ostdeutsche Vergangenheit in Lebensbildern Mayer Stuttgart 1997 ISBN 3 932386 03 5 Klassiker der Padagogik von Comenius bis Reichwein Marburger Sommervorlesungen 1981 1982 1983 mit Quellentexten Hrsg von Hans Christoph Berg Bodo Hildebrand Frauke Stubig und Heinz Stubig Tectum Verlag Marburg 2014 ISBN 978 3 8288 3431 6 Literatur Quellen BearbeitenRoswitha von dem Borne Aus einem unbequemen Leben Zum Tod von Renate Riemeck in Die Drei Zeitschrift fur Anthroposophie in Wissenschaft Kunst und sozialem Leben Jg 2003 H 7 S 78 81 Bernd Mansel Ihre politische Karriere war eher kurz in Freitag Die Ost West Wochenzeitung vom 23 Mai 2003 Dirk Mellies Trojanische Pferde der DDR Das neutralistisch pazifistische Netzwerk der fruhen Bundesrepublik und die Deutsche Volkszeitung 1953 1973 Peter Lang Frankfurt 2006 ISBN 3 631 55825 2 Peter Mosler Was wir wollten was wir wurden Rowohlt Reinbek 1977 11 Kapitel S 170 175 Alois Prinz Lieber wutend als traurig Die Lebensgeschichte der Ulrike Marie Meinhof Weinheim und Basel 2003 Bettina Rohl So macht Kommunismus Spass Ulrike Meinhof Klaus Rainer Rohl und die Akte Konkret Europaische Verlagsanstalt Hamburg 2006 ISBN 3 434 50600 4 Renate Riemeck Auch ich habe viele Leben gelebt Kurzbiographie mit Ingeborg Nodinger in Wir Frauen Hrsg vom Verein zur Forderung der Frauenpublizistik H 3 Dusseldorf 2003 ISSN 0178 6083 S 5 Interview von Alice Schwarzer mit Renate Riemeck in EMMA 1 September 1989 Alice Schwarzer uber Ulrike Meinhof in EMMA Juli August 2006 Albert Vinzens Renate Riemeck Historikerin Padagogin Pazifistin 1920 2003 Wallstein Gottingen 2023 ISBN 978 3 8353 5452 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Renate Riemeck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie von Conrad Schachenmann Nachruf von Bernd Mansel vom 23 Mai 2003 in freitag Nachruf vom 23 Mai 2003 Memento vom 10 Juni 2015 im Internet Archive Lorenz Knorr in unsere zeit Pressestimmen zu Ditfurths Meinhof Buch Zitate in Bezug auf Riemeck von Hans Jurgen Bracker sowie Interview im Deutschlandfunk 2007 Rot und Rosa In Der Spiegel Nr 35 1961 S 20 29 online 23 August 1961 mit einem Titelbild von Renate Riemeck Einzelnachweise Bearbeiten a b Jutta Ditfurth Ulrike Meinhof Die Biografie Ullstein Berlin 2007 ISBN 978 3 550 08728 8 S 37 40 S 80 Obwohl ich nicht im NS Studentenbund und erst recht nicht in der NSDAP war Jorg Feuchter Die Ketzerin in Frankfurter Allgemeine Zeitung 31 Januar 2018 S N3 Jutta Ditfurth in Suddeutsche Zeitung 25 November 2007 online Willi Winkler Ulrike Meinhof Tragisch selbstgerecht morderisch Suddeutsche Zeitung 17 Mai 2010 Aktuelle Kamera Autokorso fur Renate Riemeck in Wuppertal ARD Mediathek Abgerufen am 9 Dezember 2021 Nach Riemeck Ich bin ein Mensch fur mich S 179ff Dieser Verlagsname war zeitweiliger Tarnname des Stalling Verlags der wegen seiner NS Publikationen und seiner Kriegshetze in der Region allzu bekannt war Spater konnte man den alten Namen wieder aufnehmen und passendes Personal einstellen siehe die Anm zu Zeitenwende Es existieren aus diesen Jahren 1948 1949 Verlagsprodukte mit beiden Bezeichnungen in einer Zeile woraus sich die Identitat ergibt der Verlag war im aussersten rechten Spektrum angesiedelt und beschaftigte nach 1945 u a Hans Rossner Wilhelm Spengler und Hans Ernst Schneider der Essay handelt von ihrer Schulzeit in Stettin und dem damaligen Verstecken von Juden nach der Reichspogromnacht durch Bekannte Im unpaginierten Bildteil im Anhang undatiert Riemeck im Gesprach mit Emil Fuchs nach 1945Normdaten Person GND 118745204 lobid OGND AKS LCCN n83141062 VIAF 13102724 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Riemeck RenateALTERNATIVNAMEN Riemeck Renate Katharina vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutsche Historikerin und FriedensaktivistinGEBURTSDATUM 4 Oktober 1920GEBURTSORT BreslauSTERBEDATUM 12 Mai 2003STERBEORT Alsbach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Renate Riemeck amp oldid 237691420