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Eine relativistische Rakete ist ein hypothetisches nach dem Raketenprinzip angetriebenes Raumfahrzeug dessen Fluggeschwindigkeit der Lichtgeschwindigkeit so nahe kommt dass bedeutende relativistische Effekte auftreten Ab wann man von bedeutenden relativistischen Effekten spricht kommt auf den Zusammenhang an aber man kann ungefahr sagen dass das Fahrzeug sich mindestens mit halber Lichtgeschwindigkeit 0 5 c bewegt Bei 0 5 c haben der Lorentzfaktor g Gamma und mit ihm Zeitdilatation Massenfaktor und Langenkontraktion alle den Wert 1 15 Bei solchen und hoheren Geschwindigkeiten ist relativistische Physik erforderlich um die Bewegung zu beschreiben Bei langsameren Raketen sind Newtonsche Physik und Ziolkowskis Raketengrundgleichung hinreichend gute Naherungen Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Relativistische Raketengrundgleichung 2 1 Spezifischer Impuls 2 2 Delta v 3 Raketenantrieb durch Materie Antimaterie Annihilation 3 1 Zur Konstruktion einer Pionenrakete 4 Literatur 5 Siehe auchAllgemeines BearbeitenEine Rakete ist dadurch definiert dass sie ihre gesamte Reaktionsmasse Energie und Triebwerke mit sich fuhrt Fahrzeuge mit Bussard Ramjet Sonnensegel Maser oder Laser elektrischem Antrieb sind daher keine Raketen Um relativistische Geschwindigkeiten zu erreichen sind fortgeschrittene Raumantriebsmethoden notwendig die heute noch nicht weit genug entwickelt sind Mit nuklearem Pulsantrieb konnten unter Verwendung heute bekannter Technologie theoretisch 0 1 c erreicht werden aber auch dafur waren noch zahlreiche technische Weiterentwicklungen erforderlich Der Lorentzfaktor g bei 0 1 c ist 1 005 Eine Zeitdilatation von 1 005 die bei 0 1 c auftritt ist zu klein um bedeutende Auswirkungen zu haben Eine interstellare Rakete die sich mit 0 1c fortbewegt ist daher als nichtrelativistisch anzusehen und ihre Bewegung lasst sich mit newtonscher Physik nahezu hinreichend genau beschreiben In der Regel werden relativistische Raketen im Zusammenhang mit interstellarer Raumfahrt diskutiert denn meist wurden sie lange Wegstrecken benotigen um auf so hohe Geschwindigkeiten zu beschleunigen Auch in Gedankenexperimenten wie dem Zwillingsparadoxon kommen sie vor Relativistische Raketengrundgleichung BearbeitenWie bei der klassischen Raketengrundgleichung geht es auch hier darum die Geschwindigkeitszunahme Dv zu berechnen die eine Raketen erzielen kann wenn der spezifische Impuls I s p displaystyle I sp nbsp und das Verhaltnis zwischen Startmasse m0 und Leermasse m1 gegeben sind Der spezifische Impuls hat die Dimension einer Geschwindigkeit und gibt den Impuls an der durch den Ausstoss einer bestimmten Treibstoffmenge auf die Rakete ubertragen wird geteilt durch die Masse dieser Treibstoffmenge Spezifischer Impuls Bearbeiten Der spezifische Impuls relativistischer Raketen ist gleich der effektiven Ausstromgeschwindigkeit obwohl der nichtlineare Zusammenhang von Geschwindigkeit und Impuls und die Umwandlung von Masse in Energie berucksichtigt werden mussen Die beiden Effekte loschen einander aus Es gilt I s p v e displaystyle I sp v e nbsp Dies gilt naturlich nur wenn die Rakete keine externe Energiequelle hat zum Beispiel einen Laserstrahl von einer Raumstation In diesem Fall musste auch der vom Laserstrahl transportierte Impuls mit in die Rechnung einbezogen werden Wenn die gesamte Energie zur Beschleunigung des Treibstoffs von einer externen Quelle kommt ohne dass zugleich zusatzlicher Impuls ubertragen wird ist die Beziehung zwischen effektiver Ausstromgeschwindigkeit und spezifischem Impuls wie folgt I s p v e 1 v e 2 c 2 g e v e displaystyle I sp frac v e sqrt 1 frac v e 2 c 2 gamma e v e nbsp wobei g displaystyle gamma nbsp der Lorentzfaktor ist Gibt es keine externe Energiequelle dann interessiert auch die Beziehung zwischen I s p displaystyle I sp nbsp und dem Anteil h displaystyle eta nbsp der Treibstoffmasse der zu Energie wird Unter der Annahme dass es keine Verluste gibt ist h 1 1 I s p 2 c 2 1 1 g s p displaystyle eta 1 sqrt 1 frac I sp 2 c 2 1 frac 1 gamma sp nbsp Die Umkehrrelation ist I s p c 2 h h 2 displaystyle I sp c cdot sqrt 2 eta eta 2 nbsp In dieser Tabelle werden fur einige Treibstoffe die zu Energie konvertierten Anteile und die entsprechenden spezifischen Impulse gezeigt bezogen auf die Lichtgeschwindigkeit Verluste nicht berucksichtigt falls nicht anders angegeben Treibstoff h displaystyle eta nbsp I s p c displaystyle I sp c nbsp Elektron Positron Paarvernichtung 1 1Proton Antiproton Paarvernichtung nur mit geladenen Pionen 0 56 0 60Elektron Positron Paarvernichtung mit einfacher hemispharischer Absorption der Gammastrahlung 1 0 25Elektron Positron Paarvernichtung mit hemispharischer Compton Streuung 1 gt 0 25Kernfusion H zu He 0 00712 0 119Kernspaltung 235U 0 001 0 04Delta v Bearbeiten Zur Vereinfachung der Berechnungen nehmen wir an dass wahrend der Beschleunigungsphase die Beschleunigung im Bezugssystem der Rakete die relativistische Eigenbeschleunigung konstant ist Das Resultat gilt jedoch auch bei veranderlicher Beschleunigung solange I s p displaystyle I sp nbsp konstant ist Im nichtrelativistischen Fall ergibt die klassische Ziolkowski sche Raketengleichung dass D v I s p ln m 0 m 1 displaystyle Delta v I sp ln frac m 0 m 1 nbsp Unter der Annahme konstanter Beschleunigung a displaystyle a nbsp ist die Dauer der Beschleunigungsphase t I s p a ln m 0 m 1 displaystyle t frac I sp a ln frac m 0 m 1 nbsp Die Gleichung gilt auch im relativistischen Fall wenn a displaystyle a nbsp die Beschleunigung im Bezugssystem der Rakete ist und t displaystyle t nbsp die Bordzeit denn zur Zeit 0 ist das Verhaltnis zwischen Kraft und Beschleunigung das gleiche wie im klassischen Fall Wendet man die Lorentz Transformation auf die Beschleunigung an kann man die Endgeschwindigkeit D v displaystyle Delta v nbsp relativ zum ruhenden Bezugssystem d h zum Bezugssystem der Rakete vor der Beschleunigungsphase berechnen als Funktion der Eigenbeschleunigung im mitbewegten Bezugssystem und der Zeit t displaystyle t nbsp im ruhenden Bezugssystem Das Resultat ist D v a t 1 a t 2 c 2 displaystyle Delta v frac a cdot t sqrt 1 frac a cdot t 2 c 2 nbsp Die damit zusammenhangende Bewegungsform wird auch als relativistische Hyperbelbewegung bezeichnet Die Zeit im ruhenden Bezugssystem verhalt sich zur Bordzeit nach folgender Gleichung t c a sinh a t c displaystyle t frac c a sinh left frac a cdot t c right nbsp Setzt man die Bordzeit in Ziolkowskis Gleichung ein und setzt man die resultierende Zeit im ruhenden System in den Ausdruck fur D v displaystyle Delta v nbsp so erhalt man die gesuchte Formel D v c tanh I s p c ln m 0 m 1 displaystyle Delta v c cdot tanh left frac I sp c ln frac m 0 m 1 right nbsp Die Formel fur die entsprechende Rapiditat der Areatangens hyperbolicus der Geschwindigkeit geteilt durch die Lichtgeschwindigkeit ist einfacher D r I s p c ln m 0 m 1 displaystyle Delta r frac I sp c ln frac m 0 m 1 nbsp Weil man Rapiditaten im Unterschied zu relativistischen Geschwindigkeiten einfach addieren kann sind sie nutzlich um den Gesamtwert von D v displaystyle Delta v nbsp fur Mehrstufenraketen zu errechnen Raketenantrieb durch Materie Antimaterie Annihilation BearbeitenAus den obigen Berechnungen geht hervor dass eine relativistische Rakete wahrscheinlich durch Antimaterie angetrieben werden muss Neben der Photonenrakete ist die beam core Pionenrakete eine denkbare Bauart einer Antimaterierakete mit der die fur Interstellarfluge erforderliche Geschwindigkeit von 0 5 c erreicht werden kann In einer Pionenrakete wird Antimaterie in Form von gefrorenem Antiwasserstoff in supraleitenden magnetischen Flaschen vorratig gehalten Antiwasserstoff wie auch normaler Wasserstoff sind diamagnetisch und konnen daher durch magnetische Felder in der Schwebe gehalten werden Durch Laser wird der Antiwasserstoff mit einer Rate von einigen Gramm pro Sekunde verdampft und ionisiert Der Pionenantrieb konnte eine supraleitende Duse mit Magneten von 10 Tesla oder mehr benotigen Zur Konstruktion einer Pionenrakete Bearbeiten Robert Frisbee und Ulrich Walter haben die Pionenrakete unabhangig voneinander und mit ahnlichen Ergebnissen untersucht Pionen auch als Pi Mesonen bezeichnet werden bei der Paarvernichtung von Protonen mit Antiprotonen erzeugt In der magnetischen Brennkammer eines Pionenraketen Triebwerks sollen die Antiprotonen in Form von gefrorenem Antiwasserstoff mit der exakt gleichen Menge normaler Protonen zusammengebracht werden Die dabei entstehenden geladenen Pionen haben eine Geschwindigkeit von 0 94 c d h b 0 94 und einen Lorentzfaktor g von 2 93 wodurch ihre Lebensdauer sich so weit verlangert dass sie sich 2 6 Meter weit durch die Duse bewegen bevor sie zu Myonen zerfallen 60 der Pionen sind entweder negativ oder positiv geladen und 40 sind elektrisch neutral Die neutralen Pionen zerfallen sofort zu Gammastrahlung Gammastrahlung dieser Energie kann mit keinem bekannten Material reflektiert werden jedoch unterliegt sie der Compton Streuung Durch ein Schild aus Wolfram konnten Besatzung und Antiwasserstoff Tanks wirksam gegen die Gammastrahlung abgeschirmt werden Die geladenen Pionen bewegen sich in Schraubenlinien um die axialen elektromagnetischen Feldlinien in der Duse und konnen so zu einem Strahl gebundelt werden der theoretisch mit 0 94 c austritt Wenn 1 kg Pionen pro Sekunde ausgestossen wurden hatte das Pionentriebwerk einen Schub von 282 Meganewton aber bei realen Materie Antimaterie Reaktionen gehen 78 der Massenenergie des Treibstoffs als Gammastrahlung verloren und die effektive Strahlgeschwindigkeit fallt daher auf nur 0 33 c Der Diamagnetismus konnte dazu benutzt werden Antiwasserstoff Eis in einer supraleitenden magnetischen Vakuumflasche zu speichern Ihre Temperatur musste unter 1 K gehalten werden um zu verhindern dass Antiwasserstoff sublimiert und an den Gefasswanden Annihilation verursacht Literatur BearbeitenRobert L Forward Mirror matter pioneering antimatter physics Wiley New York 1986 ISBN 0 471 62812 3 Eugene F Mallove et al The Starflight Handbook Wiley New York 1989 ISBN 0 471 61912 4 Marc G Millis Eric W Davis Frontiers of propulsion science American Inst of Aeronautics and Astronautics Reston 2009 ISBN 978 1 56347 956 4 Relativistic Limits of Spaceflight S 455 470 Ulrich Walter Relativistic rocket and space flight Acta Astronautica Vol 59 Issue 6 Sept 2006 S 453 461 Siehe auch BearbeitenRaketengrundgleichung Breakthrough Propulsion Physics Project Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Relativistische Rakete amp oldid 206266997