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Antiwasserstoff ist das Antimaterie Gegenstuck zum Wasserstoff Der Atomkern besteht aus einem Antiproton die Atomhulle aus einem Positron Antielektron Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Herstellung von Antiwasserstoff 3 Forschungsgeschichte 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGrundlagen BearbeitenEin gewohnliches Wasserstoffatom besteht aus einem elektrisch positiv geladenem Proton als Kern und einem negativ geladenen Elektron als aussere Hulle Zu jedem Elementarteilchen existiert ein Antiteilchen mit der Eigenschaft umgekehrt elektrisch geladen zu sein Das Positron Antielektron tragt demnach eine positive Ladung und das Antiproton eine negative Ladung und sie konnen sich analog zu einem Antiwasserstoffatom verbinden Nach dem CPT Theorem einen Grundpfeiler der modernen Physik sollte sich Antiwasserstoff vollig analog zu Wasserstoff verhalten Beispielsweise sollten die einzelnen Energieniveaus exakt gleich sein Durch Vermessung der Energie atomarer Ubergange Spektrallinien kann man das CPT Theorem daher testen Ein weiteres Forschungsgebiet ist die genauere Uberprufung von Gravitationstheorien Da Antimaterie positive Masse im Sinn der allgemeinen Relativitatstheorie besitzt ist davon auszugehen dass sie sich im Gravitationsfeld wie gewohnliche Materie verhalt Mit den elektromagnetisch neutralen Antiwasserstoffatomen kann man das prinzipiell genauer testen als mit geladenen Teilchen weil deren elektromagnetische Wechselwirkung wesentlich starker als die Gravitation ist und bei diesen Messungen storen wurde Herstellung von Antiwasserstoff BearbeitenAntimaterie tritt in der Natur nur bei hochenergetische Prozessen auf Beim radioaktiven b Zerfall entstehen Positronen ebenso bei der Wechselwirkung hochenergetischer Gammastrahlung mit Materie Paarbildung Die 1836 mal so schweren Antiprotonen treten vereinzelt in kosmischer Strahlung auf Sobald Positronen aber in Kontakt mit Elektronen kommen wandeln sie sich in elektromagnetische Strahlung um Annihilation entsprechend annihilieren Antiprotonen mit Protonen zu kurzlebigen Pionen Es ist daher generell sehr schwierig mit Antiteilchen zu experimentieren und zwei von ihnen zu Atomen zusammenzufugen ist noch weit schwieriger Fur Experimente erzeugt man Positronen und Antiprotonen indem man in Teilchenbeschleunigern hochenergetische Teilchen Elektronen Protonen auf feste Targets schiesst Die entstehenden Antiteilchen werden mit Magnetfeldern in die gewunschte Richtung gelenkt und dann in Speicherringen gesammelt Als nachster Schritt mussen diese sehr hochenergetischen Antiprotonen und Positronen um etliche Grossenordnungen abgebremst werden Dies geschieht mit der Technologie von Teilchenbeschleunigern die gewissermassen umgekehrt arbeiten Ein Beispiel hierfur ist der Antiproton Decelerator am CERN Fur Positronen gibt es auch andere Verfahren zur Abbremsung Die so abgebremsten Antiprotonen und Positronen mussen dann in raumlichen Kontakt gebracht werden und die entstehenden Atome werden in einem magnetischen Feld z B einer Penning Falle festgehalten und gesammelt wo sie fur Spektroskopie und andere Experimente zur Verfugung stehen Forschungsgeschichte BearbeitenEnde 1995 gelang es am Forschungszentrum CERN bei Genf erstmals einige Atome des Antiwasserstoffs zu erzeugen Die Arbeitsgruppe unter Walter Oelert vom Forschungszentrum Julich setzte dazu ein Antiproton als Kern mit einem Positron zusammen In den beiden folgenden Jahren wiederholten und verbesserten Forscher am Fermilab in den USA das Experiment 1 Die am CERN und Fermilab erzeugten Teilchen waren noch zu heiss Sie bewegten sich so schnell dass sie fur spektroskopische Untersuchungen ungeeignet waren 2002 gelang es zwei internationalen Arbeitsgruppen am CERN mit den Experimentiereinrichtungen ATRAP und ATHENA Antiwasserstoff in grosseren Mengen etwa 50 000 Atome herzustellen Dabei hat die ATHENA Arbeitsgruppe unter der Fuhrung des CERN Physikers Rolf Landua die ATRAP Arbeitsgruppe unter Gerald Gabrielse in dem Wettlauf um die Detektion von kaltem Antiwasserstoff um einige Wochen geschlagen 2 3 Eine Speicherung in einer magnetischen Falle einer modifizierten Ioffe Falle fur nahere Untersuchungen bei Temperaturen von einigen Grad uber dem absoluten Nullpunkt gelang im November 2010 einer internationalen Forschergruppe ALPHA um Jeffrey Hangst von der Universitat Aarhus am CERN 38 Antiwasserstoffatome konnten fur 172 ms untersucht werden 4 Im Jahr 2011 gelang es 309 Antiwasserstoffatome fur uber 1000 Sekunden uber 16 Minuten zu speichern 5 Die erste Messung eines Ubergangs in Antiwasserstoff wurde 2012 von der gleichen Gruppe veroffentlicht 6 Im Folgeexperiment ALPHA 2 konnte 2016 mittels Laserspektroskopie der 1s 2s Ubergang vermessen werden Pro Durchgang wurden dabei 25 000 Anti Atome erzeugt und etwa 14 eingefangen 7 im Jahr 2017 waren es im Verlauf von zehn Wochen rund 15 000 Antiatome die untersucht werden konnten 8 Die Speicherung von Antiwasserstoff in einer neutralen Falle ist notwendig um die Antiatome z B mittels Laserkuhlung oder mittels sympathetischer Kuhlung Kuhlung anderer Atome oder Ionen die als Kuhlmittel dienen auf Temperaturen von einigen Millikelvin oder gar Mikrokelvin zu kuhlen und um dann hochauflosende Laserspektroskopie an Antiwasserstoff durchzufuhren 9 10 11 12 Das Ziel der Laserspektroskopie ist eine Messung der 1s 2s Linie mit einer vergleichbaren Auflosung wie sie in der Arbeitsgruppe von Theodor W Hansch an Wasserstoff erreicht wird Am ALPHA 2 Experiment wurde die Gleichheit der Ubergangsfrequenzen von Wasserstoff und Antiwasserstoff und damit die Vorhersage des CPT Theorems zunachst mit einer Genauigkeit von 2 10 10 bestatigt 7 im Jahr 2017 dann sogar mit einer Genauigkeit von 2 10 12 8 Zur Messung der Schwerkraftwirkung auf Antiwasserstoff wurde unter anderem das AEgIS Experiment Antihydrogen Experiment Gravity Interferometry Spectroscopy am Antiproton Decelerator im CERN entwickelt 13 Siehe auch BearbeitenAntiproton Decelerator FAIREinzelnachweise Bearbeiten G Baur et al Production of Antihydrogen Physics Letters B 368 S 251 258 1996 doi 10 1016 0370 2693 96 00005 6 Preprint online Tom W Hijmans Particle physics Cold antihydrogen Nature 419 439 440 3 October 2002 doi 10 1038 419439a M Amoretti C Amsler G Bonomi A Bouchta P Bowe C Carraro C L Cesar M Charlton M J T Collier M Doser V Filippini K S Fine A Fontana M C Fujiwara R Funakoshi P Genova J S Hangst R S Hayano M H Holzscheiter L V Jorgensen V Lagomarsino R Landua D Lindelof E Lodi Rizzini M Macri N Madsen G Manuzio M Marchesotti P Montagna H Pruys C Regenfus P Riedler J Rochet A Rotondi G Rouleau G Testera A Variola T L Watson D P van der Werf Production and detection of cold antihydrogen atoms Nature 419 456 459 3 October 2002 doi 10 1038 nature01096 Andresen G et al Trapped antihydrogen In Nature 468 Jahrgang Nr 7321 2010 doi 10 1038 nature09610 ALPHA Collaboration Confinement of antihydrogen for 1000 seconds In Cornell University 2011 arxiv 1104 4982 ALPHA Collaboration Resonant quantum transitions in trapped antihydrogen atoms In Nature 2012 nature com a b M Ahmadi B X R Alves C J Baker W Bertsche E Butler A Capra C Carruth C L Cesar M Charlton S Cohen R Collister S Eriksson A Evans N Evetts J Fajans T Friesen M C Fujiwara D R Gill A Gutierrez J S Hangst W N Hardy M E Hayden C A Isaac A Ishida M A Johnson S A Jones S Jonsell L Kurchaninov N Madsen M Mathers D Maxwell J T K McKenna S Menary J M Michan T Momose J J Munich P Nolan K Olchanski A Olin P Pusa C O Rasmussen F Robicheaux R L Sacramento M Sameed E Sarid D M Silveira S Stracka G Stutter C So T D Tharp J E Thompson R I Thompson D P van der Werf J S Wurtele Observation of the 1S 2S transition in trapped antihydrogen In Nature Accelerated Article Preview Published 19 Dezember 2016 doi 10 1038 nature21040 a b M Ahmadi B X R Alves C J Baker W Bertsche A Capra C Carruth C L Cesar M Charlton S Cohen R Collister S Eriksson A Evans N Evetts J Fajans T Friesen M C Fujiwara D R Gill J S Hangst W N Hardy M E Hayden C A Isaac M A Johnson J M Jones S A Jones S Jonsell A Khramov P Knapp L Kurchaninov N Madsen D Maxwell J T K McKenna S Menary T Momose J J Munich K Olchanski A Olin P Pusa C O Rasmussen F Robicheaux R L Sacramento M Sameed E Sarid D M Silveira G Stutter C So T D Tharp R I Thompson D P van der Werf amp J S Wurtele Characterization of the 1S 2S transition in antihydrogen In Nature Accelerated Article Preview Published 4 April 2018 doi 10 1038 s41586 018 0017 2 G Gabrielse et al Background Free Observation of Cold Antihydrogen with Field Ionization Analysis of Its States In Phys Rev Lett 89 Jahrgang Nr 21 2002 S 213401 doi 10 1103 PhysRevLett 89 213401 PMID 12443407 G Gabrielse et al Driven production of cold antihydrogen and the first measured distribution of antihydrogen states In Phys Rev Lett 89 Jahrgang Nr 23 2002 S 233401 doi 10 1103 PhysRevLett 89 233401 PMID 12485006 G Gabrielse et al First Measurement of the Velocity of Slow Antihydrogen Atoms In Phys Rev Lett 93 Jahrgang Nr 7 2004 S 073401 doi 10 1103 PhysRevLett 93 073401 PMID 15324235 C H Storry et al First Laser Controlled Antihydrogen Production In Phys Rev Lett 93 Jahrgang Nr 26 2004 S 263401 doi 10 1103 PhysRevLett 93 263401 PMID 15697977 Beschreibung des Experiments auf der Website des AEgIS Projekts Zugriff 7 Juli 2022Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Antiwasserstoff Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Beschreibung des Projektes im Forschungszentrum CERN Direktlink zum ATHENA Projekt CERNNormdaten Sachbegriff GND 4581430 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antiwasserstoff amp oldid 225119591