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Mit Laserkuhlung werden Verfahren bezeichnet mit denen Gase oder Atomstrahlen durch Bestrahlung mit Laserlicht gekuhlt werden Dabei wird ausgenutzt dass durch Licht ein Impuls ubertragen werden kann 1 Fur die Entwicklung des Laserkuhlens wurde der Nobelpreis fur Physik 1997 an Steven Chu Claude Cohen Tannoudji und William D Phillips vergeben Inhaltsverzeichnis 1 Grundidee 2 Dopplerkuhlen 2 1 Kuhlen im Zweizustands System 2 2 Reale Atome und Ruckpumpen 3 Subdopplerkuhlen 4 Seitenbandkuhlen 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise und AnmerkungenGrundidee BearbeitenDie Temperatur eines Gases druckt sich in der ungeordneten Bewegung der Atome aus vgl kinetische Gastheorie je grosser die mittlere Geschwindigkeit der Atome in einem Gas desto heisser ist dieses Die Geschwindigkeit der Atome kann durch geschickten Beschuss mit Lichtquanten Photonen verringert werden Trifft ein Photon auf ein Atom so kann das Photon absorbiert werden dabei geht ein Hullenelektron in einen angeregten Zustand uber Dieser kann nach einer Zeit zerfallen spontane Emission dabei wird ein Photon in eine zufallige Richtung abgegeben siehe Resonanzfluoreszenz Aufgrund der Impulserhaltung erhalt das Atom bei jeder Absorption und Emission einen kleinen Ruckstoss Bestrahlt man nun Atome mit einem Laser dann kann jedes einzelne Atom nacheinander eine sehr grosse Zahl von Photonen streuen Dabei geht der Ruckstoss bei der Absorption immer in dieselbe Richtung und hat daher im Mittel uber viele Photonenstreuungen einen grossen Effekt wahrend der bei der Emission auftretende Ruckstoss immer in eine andere Richtung geht und sich uber die Zeit aufhebt Durch Ausnutzung des Dopplereffekts kann man erreichen dass Atome die mit Laserlicht aus allen Richtungen bestrahlt werden hauptsachlich Photonen aus dem Strahl absorbieren auf den sie sich zubewegen Die resultierende Kraft ist der Bewegungsrichtung der Atome entgegengesetzt und bremst sie dadurch ab Die mittlere Geschwindigkeit nimmt mit der Zeit ab das Gas wird kalter 2 Dopplerkuhlen BearbeitenKuhlen im Zweizustands System Bearbeiten nbsp Mogliche Prozesse bei der Absorption und Reemission von PhotonenMan benutzt hier einen spezifischen Ubergang im Atomspektrum oft ein Hyperfeinstruktur Ubergang den man als einfaches Zweizustandssystem betrachten kann Durch Einstrahlen von resonanten Photonen z B Laser Licht kann der Ausgangs bzw Grundzustand g displaystyle g rangle nbsp siehe Bra Ket Notation in den angeregten e displaystyle e rangle nbsp Zustand gebracht werden Der angeregte Zustand e displaystyle e rangle nbsp wird nach kurzer Zeit auf zwei mogliche Arten in den Grundzustand g displaystyle g rangle nbsp zuruckfallen Zum einen ist stimulierte Emission moglich zum anderen spontane Emission Bei beiden Prozessen wird vom angeregten Atom ein Photon reemittiert nbsp Geschwindigkeitsabhangige Kraft beim LaserkuhlenIm Falle der stimulierten Emission erfolgt kein Netto Impulsubertrag auf das Atom da ein Photon gleicher Energie in Richtung des eingestrahlten Photons abgestrahlt wird Fallt das Atom allerdings spontan aus dem Anregungszustand e displaystyle e rangle nbsp in den Grundzustand g displaystyle g rangle nbsp zuruck so ist die Richtung der Reemission zufallig Da die Photonen eine Vorzugsrichtung bei der Einstrahlung hatten werden die Atome langsam in diese Richtung beschleunigt abgebremst Strahlt man kontrolliert Laserlicht aus allen Raumrichtungen ein kann man damit alle Atome abbremsen egal in welche Richtung sie sich bewegen Dazu benutzt man drei Paare jeweils zwei gegenlaufiger Laser Strahlen die senkrecht aufeinander stehen Da sich heisse Atome bewegen wirkt auf sie nicht die Frequenz des Lichtes im Laborsystem sondern eine aufgrund des Dopplereffektes verschobene Frequenz Man muss also gegenuber der Resonanzfrequenz des Ubergangs verstimmtes Licht einstrahlen um diesen Absorptions bzw Reemissionszyklus anzuregen Mit einer bestimmten Verstimmung des Laserlichtes wahlt man also Atome einer bestimmten Geschwindigkeit Diese Auswahl ist nicht scharf da das Atom ein Absorptionsprofil in Form einer Lorentzkurve und somit eine gewisse Linienbreite besitzt Bei einer Rotverschiebung des eingestrahlten Lichtes wirkt der Prozess nur auf Atome die sich auf den Laserstrahl zubewegen Verwendet man aber in einer Raumdimension zwei gegenlaufige rotverstimmte Laserstrahlen so ergibt sich eine geschwindigkeitsabhangige Kraft die auf alle Atome mit v 0 displaystyle v neq 0 nbsp wirkt und diese bremst siehe Grafik rechts Um betreffende Atome auch in allen drei Raumdimensionen x y z displaystyle x y z nbsp zu kuhlen setzt man sechs paarweise gegenlaufige Laserstrahlen ein Die Paare stehen dabei senkrecht aufeinander Diese Konfiguration der Laser wird als optische Melasse engl optical molasses bezeichnet da sie wie eine zahe Flussigkeit wirkt und so Atome abbremst Die Grenze dieses Kuhlprozesses ist durch die sog Dopplertemperatur gegeben und liegt im Allgemeinen im Bereich einiger 100 mK 3 Die Ursache fur diese Untergrenze sind zwei Heizprozesse die beim Dopplerkuhlen immer mit auftauchen Der erste entsteht durch die Zitterbewegung der Atome aufgrund der spontanen Emission 4 Der zweite wird vom Schrotrauschen des einfallenden Laserlichts verursacht Fur Rubidium Atome betragt die Dopplertemperatur etwa 140 mK Dieses Verfahren ermoglicht es zwar die betreffenden Atome abzukuhlen es kann sie aber nicht an einem Platz halten Aufgrund der Restgeschwindigkeit Doppler Limit konnen sie aus dem Kuhlbereich herausdiffundieren Deswegen erweitert man das Verfahren zur Magneto optischen Falle MOT bei der die Atome noch in einem Magnetfeld gefangen werden und so ortlich lokalisiert bleiben Mit ihr kann man auch Temperaturen erreichen die tiefer als das Doppler Limit liegen Mit Hilfe des Zeeman Effekts lasst sich der atomare Ubergang in einem Magnetfeld so verstimmen dass die Dopplerverschiebung ausgeglichen wird Der sog Zeeman Slower nutzt diesen Mechanismus aus um einen Strahl schneller Atome abzubremsen Reale Atome und Ruckpumpen Bearbeiten nbsp Hyperfeinstruktur der D2 Line von 85RbZum Kuhlen benotigt man ein System von zwei Zustanden sodass durch Anregung mit Photonen ein Ubergang angeregt wird der auch nur in den Ausgangszustand zerfallen kann Im Zweizustandssystem ist dies immer gegeben Allerdings benutzt man im Labor Systeme die eben keine perfekten Zweizustandssysteme sind und so besteht immer die Chance dass Atome in einen Zustand zerfallen in dem sie zum eingestrahlten Licht nicht mehr resonant sind Dunkelzustand engl dark state und so aus dem Zyklus verloren gehen Im Bild rechts sieht man den Rubidium Ubergang der zum Kuhlen verwendet wird da er im nahen Infrarot ca 780 nm liegt und Laser dieser Wellenlange gut erhaltlich sind Der angeregte Zustand des Kuhluberganges blau eingezeichnet zerfallt einmal in 1 000 Zyklen in den unteren 2S1 2 Zustand F 2 statt F 3 aus dem er mit einem Ruckpump Laser oft salopp als repumper bezeichnet zuruckgeholt werden muss Der Zerfall geschieht dabei nicht direkt weil der Ubergang F 4 nach F 2 verboten ist F 0 1 vgl Auswahlregel sondern der Laser regt aufgrund der recht grossen Linienbreite des Atomuberganges ca 10 MHz auch den 2P3 2 F 3 Zustand an der dann in den unteren Grundzustand zerfallen kann Der Ruckpump Laser hebt Atome aus dem unteren Grundzustand auf 2P3 2 F 3 an siehe Zeichnung aus dem sie dann wieder in vorgesehenen Zyklus zuruckkehren konnen dunn rot eingezeichneter Zerfall Man nutzt diesen Umstand um in einer sog Dark spot MOT die Atome starker zu verdichten als dies ublicherweise moglich ware Subdopplerkuhlen BearbeitenEs gibt mehrere Wege ein Atom noch unter die Dopplertemperatur zu kuhlen In einer optischen Melasse wird ein sich bewegendes Atom in einer optischen stehenden Welle periodisch zwischen verschiedenen magnetischen Unterniveaus hin und hergepumpt wobei kinetische in potentielle Energie umgewandelt wird Diese sogenannte Sisyphuskuhlung ist bei kleinen Geschwindigkeiten effektiver als das Dopplerkuhlen und kann Atome bis an die Ruckstossgrenze kuhlen Diese Grenze entspricht der Energie die ein ruhendes Atom aufnimmt wenn es ein Photon absorbiert Unter die Ruckstossgrenze konnen Atome gekuhlt werden indem dafur gesorgt wird dass einmal ruhende Atome nicht mehr mit dem Laserlicht wechselwirken Dies wird z B dadurch erreicht dass die Atome in einen geschwindigkeitsabhangigen Dunkelzustand gekuhlt werden Dieses Verfahren wird als VSCPT vom englischen velocity selective coherent population trapping bezeichnet Da die Dopplertemperatur nur von der spontanen Streurate also von der Lebensdauer des angeregten Zustands abhangt kann man bei manchen Atomen z B bei Erdalkalimetallen auch durch einen zweiten Dopplerkuhl Schritt auf einem sehr langlebigen Interkombinationsubergang extrem tiefe Temperaturen erreichen Zum Erreichen noch tieferer Temperaturen bei denen man die quantenmechanische Entartung des atomaren Gases beobachten kann wird die Methode des Verdampfungskuhlens angewendet Seitenbandkuhlen BearbeitenSeitenbandkuhlen ist eine dem Dopplerkuhlen verwandte Methode des Laserkuhlens die jedoch meistens nicht auf atomare Gase sondern auf einzelne Ionen in einer Ionenfalle angewandt wird Dabei nutzt man aus dass die Teilchen sich in einer solchen Falle nicht frei bewegen sondern nur diskrete Vibrationszustande besetzen konnen In diesem Fall kann das Ion nicht nur bei seiner Resonanzfrequenz Licht absorbieren sondern auch bei Frequenzen deren Abstand zur Resonanzfrequenz gerade dem Energieabstand benachbarter Vibrationsniveaus entspricht Diese bezeichnet man als blaues und rotes Seitenband Diese Seitenbander entsprechen in etwa der Dopplerverschiebung im Fall des Laserkuhlens freier Atome Im einfachsten Fall wird ein Ion auf dem roten Seitenband angeregt dabei verringert sich seine Vibrationsanregung um ein Quant Der angeregte Zustand des Ions zerfallt dann spontan wobei Ubergange auf der Resonanzfrequenz oder auf einem der Seitenbander moglich sind Anschliessend befindet sich das Ion wieder im Grundzustand hat aber mit grosser Wahrscheinlichkeit Vibrationsenergie verloren Dieser Zyklus wiederholt sich im Idealfall so lange bis das Ion den niedrigst moglichen Vibrationszustand erreicht Dies lasst sich experimentell daran erkennen dass keine Fluoreszenz auf dem roten Seitenband mehr auftritt In der Praxis werden im Allgemeinen optische Ubergange verwendet bei denen der angeregte Zustand eine sehr lange Lebensdauer hat Daher ist es nicht moglich auf den spontanen Zerfall des angeregten Zustands zu warten Man setzt dann einen oder mehrere Ruckpump Laser ein die das Ion uber einen weiteren Zwischenzustand schneller wieder in den Grundzustand zuruckbringen konnen Literatur BearbeitenWilliam D Phillips Laser cooling and trapping of neutral atoms In Reviews of Modern Physics 70 Nr 3 1998 S 721 741 doi 10 1103 RevModPhys 70 721 Harold Metcalf Peter van der Straten Laser Cooling and Trapping Springer Verlag 1999Weblinks BearbeitenThe Nobel Prize in Physics 1997 mpg de LaserkuhlungEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Grundlagen der Laserkuhlung 23 Juni 2020 abgerufen am 19 Januar 2023 Dieter Suter Gotz Uhrig Lichtkrafte und Laserkuhlung In Vorlesung Experimentelle Physik III TU Dortmund abgerufen am 19 Januar 2023 Harold J Metcalf Peter van der Straten Laser Cooling and Trapping Springer Verlag 1999 ISBN 0 387 98728 2 S 58 59 Naturlich fuhrt auch die stimulierte Emission zu einer Zitterbewegung sie erzeugt jedoch netto keine Abbremsung weil die zwei emittierten Photonen in die gleiche Richtung zeigen wie die vorher absorbierten Photonen Deshalb kann man davon ausgehen dass nur die spontane Emission zum Temperaturlimit fuhrt Normdaten Sachbegriff GND 4297488 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Laserkuhlung amp oldid 230007305