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Raffination Raffinieren oder Raffinierung bezeichnet im allgemeinen Sinne ein technisches Verfahren zur Reinigung Veredlung Trennung oder Aufkonzentration von Rohstoffen Nahrungsmitteln und technischen Produkten 1 bei Weinen nennt man diesen Vorgang nur Veredlung Das Ergebnis einer Raffination ist das Raffinat und gegebenenfalls Abfallsubstanzen In einer Raffinerie finden sich Anlagen zur Raffination von Zucker Erdol Metallen oder anderen Stoffen Inhaltsverzeichnis 1 Arten der Raffination geordnet nach Stoffgruppen 1 1 Erdol 1 2 Pflanzenole oder fette 1 3 Zucker 1 4 Metalle 1 5 Speisesalz 2 Siehe auch 3 EinzelnachweiseArten der Raffination geordnet nach Stoffgruppen BearbeitenErdol Bearbeiten Hauptartikel Erdolraffinerie Kohlenwasserstoffe enthalten nach der fraktionierten Vakuum Destillation von Erdol noch unerwunschte schwefel sauerstoff und stickstoffhaltige Substanzen sowie andere unerwunschte Stoffe beispielsweise Alkene Diese Verunreinigungen konnen bei Schmierstoffen schon nach kurzem Gebrauch zu Alterungserscheinungen wie Dunkelfarbung Zunahme der Viskositat Entstehung von Sauren beziehungsweise Olschlamm fuhren Sie werden bei der Raffination in einer Erdolraffinerie durch Hydrierung entfernt wodurch eine Qualitatsverbesserung erreicht wird Es werden auch alternative Reinigungsverfahren Furfurolextraktion Oleumraffination angewandt Weiterhin wird die Reinigung von Grundolen in der Schmierstoffproduktion bei der die Grundole mit Hilfe von verschiedenen Tonerden gefiltert werden als Raffination bezeichnet Bei der Hydrierung entstehen aus den schwefel und stickstoffhaltigen Verunreinigungen Gase wie Schwefelwasserstoff und Ammoniak die abgetrennt werden Pflanzenole oder fette Bearbeiten Hauptartikel Pflanzenolraffinerie Die Raffination von Pflanzenol ist ein Bearbeitungsschritt bei der Herstellung dieser Produkte sie erfolgt nach der Heisspressung und oder Losemittelextraktion Bei der Raffination werden unerwunschte Begleitstoffe aus dem vorher produzierten Rohol Trubol entfernt z B Pigmente Geruchs Geschmacks und Bitterstoffe die Einfluss auf die Qualitat der Produkte haben konnen Hierbei geht es im Wesentlichen um Geschmack Haltbarkeit technische Weiterverarbeitung Geruch und Farbe Die Raffination ist mit einem Verlust an nutzbarem Pflanzenol von etwa 4 bis 8 verbunden Zwei Verfahren der Raffination kommen alternativ zur Anwendung Erstens ist dies die Chemische Raffination mit den Bearbeitungsschritten evtl Entlecithinierung Wasser erhitzen evtl verdunnte Phosphorsaure Entschleimung englisch Degumming Salzlosungen Sauren Phosphorsaure Neutralisation Entsauerung Natronlauge Bleichung Entfarbung Aktivkohle Bleicherde eine zusatzliche Winterisierung zur Entfernung von Wachsen und hochsiedenden Triglyceriden ist bei manchen Pflanzenolen notig Desodorierung Dampfung Wasserdampf Zweitens die Physikalische Raffination mit den Bearbeitungsschritten Entschleimung Entfarbung Bleichung Citronensaure Phosphorsaure und Bleicherde evtl Winterisierung Dampfung Desodorierung destillative Entsauerung Druck Hitze Diese Methode hat bisher nur Bedeutung bei Kokos und Palmol sowie Palmkernfett Bei der chemischen Raffination entfernt zunachst die Entschleimung Phospholipide Glycolipide freie Zucker und Metallionen aus dem Ol Bei der Neutralisation werden freie Fettsauren die mit 0 3 bis 0 6 im Ol enthalten sind abgetrennt die Bleichung entfernt den grossten Teil der Farbstoffe sowie Reste von Schleimstoffen Seifen Spurenmetallen und Oxidationsprodukten Bei der Dampfung erfolgt eine Wasserdampfdestillation um geruchs und geschmacksintensive Begleitstoffe zu entfernen Die physikalische Raffination trennt die Fettsauren durch Destillation ab und verbindet daher diesen Behandlungsschritt mit der Dampfung Zuvor muss das Ol komplett entschleimt werden Die Entfarbung erfolgt entweder im Anschluss oder gekoppelt an die Entschleimung Bisher war vor allem die chemische Raffination verbreitet bei steigenden Umweltauflagen nimmt die physikalische Raffination jedoch an Bedeutung zu da hierfur weniger Chemikalien benotigt werden geringere Raffinationsverluste und Abwassermengen anfallen und die abgetrennten Fettsauren bei diesem Verfahren gemeinsam mit dem Destillat aus der Desodorierung fur die Tierernahrung genutzt werden konnen 2 Nach der Raffination stehen vollraffinierte Pflanzenole zur Verfugung Wegen der hohen Temperaturen bei der Desodorierung ist der Gehalt bestimmter erwunschter Begleitstoffe sowie der ernahrungsphysiologisch positiven Tocopherole im Ol verringert Im Gegensatz zum Verfahren der Heisspressung bei der die Raffination der Rohole Trubole durchgefuhrt wird entfallt dieser Schritt bei der Kaltpressung die vor allem in dezentralen Olmuhlen genutzt wird Bei diesem Verfahren wird das Rohol Trubol lediglich filtriert Das Koppelprodukt bei der Herstellung von Pflanzenol nach dem Heisspressverfahren wird Extraktionsschrot genannt das Koppelprodukt bei der Kaltpressung dagegen als Presskuchen bezeichnet In samtlichen raffinierten also gereinigten Pflanzenolen sind 3 MCPD Fettsaureester zu finden wobei die Gehalte sich zum Teil stark unterscheiden 3 4 3 MCPD wurde 2011 von der International Agency for Research on Cancer IARC als mogliches Humankarzinogen eingestuft Zucker Bearbeiten Hauptartikel Zuckerraffinerie Bei der Raffination des Zuckers wird der Rohzucker durch Waschen mit Sirup und Zentrifugieren vorgereinigt Affination und die Affinade durch Losen in Wasser Entfarben mit Aktivkohle oder Kieselgur und Konzentration im Vakuum weiterverarbeitet Der Weisszucker Raffinade wird zur Kristallisation gebracht und durch Zentrifugation gewonnen Hohere Reinheitsgrade konnen durch die wiederholte Abfolge der Verfahrensschritte Auflosen Entfarben Filtrieren Auskristallisieren und Zentrifugieren erzielt werden Bei dem so gewonnenen Kristallzucker der Zucker Raffinade handelt es sich um chemisch fast reine Saccharose 99 8 Gewichtsprozent 5 Raffinierter Zucker oder Raffinade ist die gesetzlich geschutzte Bezeichnung einer Zuckerart Metalle Bearbeiten nbsp Blei wie es nach einer elektrolytischen Raffination anfallt Die metallurgische Praxis unterscheidet grundsatzlich zwischen Feuerraffination und elektrolytischer Raffination Bei der Feuerraffination werden unerwunschte Elemente gemass dem Grad ihrer Sauerstoffaffinitat entweder durch Konverterverfahren oder oxidierendes Schmelzen entfernt Dies bedingt dann oxidierende Ofenfuhrung erganzt durch oxidierende Schmelzezuschlage Schmelzebehandlungsmittel Fur hohere Reinheitsgrade bedient man sich der elektrolytischen Raffination Das jeweilige Rohmetall z B Konverterkupfer wird zur Anode und geht in Losung wobei der Elektrolyt aus einer Salzlosung des betreffenden Metalls besteht und scheidet sich als Reinmetall an der Kathode ab Bei der Elektrolyse gehen auch unedlere Begleitelemente in Losung ohne sich jedoch kathodisch abzuscheiden edlere Begleiter fallen als Anodenschlamm aus siehe Elektrochemische Spannungsreihe 6 Aus dem Anodenschlamm werden besonders bei der Kupferraffination betrachtliche Mengen an Silber und Gold gewonnen Die elektrolytische Raffination wird besonders bei Kupfer und Nickel aber auch fur Silber Blei und Zink eingesetzt siehe Elektrolytische Raffination von Kupfer und Elektrolytische Bleiraffination Metalle wie Natrium oder auch Aluminium deren Schmelzpunkt nicht sehr hoch liegt konnen auch durch Schmelzenraffination d h in flussigem Zustand gereinigt werden z B durch Filtration mittels Keramikfilter oder Spulgasbehandlung bzw Flotation 7 Eine jungere Raffinationsmethode ist das Zonenschmelzverfahren das zur Gewinnung von reinstem Silizium oder Silizium Einkristallen angewendet wird Speisesalz Bearbeiten Die Raffination von Meersalz bezeichnet das Waschen des durch die industrielle Ernte meist verunreinigten Rohsalzes in gesattigter Sole die erneute Kristallisation Zentrifugierung Trocknung und das Versetzen nach dem Vermahlen mit Aufhellern Rieselhilfsmitteln und die kunstliche Iodierung Nach dieser Behandlung ist das Meersalz weder optisch noch geschmacklich von ebenfalls raffiniertem Steinsalz zu unterscheiden Durch Liquid Mining gewonnene Sole wird mit ahnlichen Reinigungsverfahren zu Siedesalz aufgearbeitet Kritiker des Raffinationsverfahrens kritisieren dass durch die Raffination Mineralien verloren gehen die fur den Korper wichtig sind 8 Siehe auch BearbeitenVeredelungsverkehrEinzelnachweise Bearbeiten Lexikoneintrag Brockhaus ABC Chemie VEB F A Brockhaus Leipzig 1965 S 1168 Martin Kaltschmitt Hans Hartmann und Hermann Hofbauer Hrsg Energie aus Biomasse Grundlagen Techniken und Verfahren 2 Auflage Springer Verlag 2009 ISBN 978 3 540 85094 6 S 720 725 3 MCPD Ester in raffinierten Speisefetten und Speiseolen ein neu erkanntes weltweites Problem Chemisches und Veterinaruntersuchungsamt Stuttgart 18 Dezember 2007 Bundesinstitut fur Risikobewertung BfR Fragen und Antworten zur Kontamination von Lebensmitteln mit 3 MCPD 2 MCPD und Glycidyl Fettsaureestern 7 Juli 2016 abgerufen 8 Juli 2016 Otto Albrecht Neumuller Hrsg Rompps Chemie Lexikon Band 5 Pl S 8 neubearbeitete und erweiterte Auflage Franckh sche Verlagshandlung Stuttgart 1987 ISBN 3 440 04515 3 S 3483 3484 A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 102 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 017770 1 B Prillhofer H Antrekowitsch Abscheidung von nichtmetallischen Einschlussen bei der Raffination von Aluminiumlegierungen In BHM Berg und Huttenmannische Monatshefte Band 152 Nr 2 3 2007 S 53 61 doi 10 1007 s00501 007 0274 0 Vortrag von Barbara O Neill zum Thema Heart health and high blood pressure auf YouTube eingestellt am 21 Oktober 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raffination amp oldid 222789900