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3 MCPD Fettsaureester sind Ester verschiedener Fettsauren mit 3 Chlor 1 2 propandiol 3 MCPD 3 Monochlorpropandiol einem chlorierten Diol als Alkoholkomponente Sie sind prozessbedingte Kontaminanten in Lebensmitteln die insbesondere fur jungere Menschen ein gesundheitsschadigendes Potential aufweisen und daher in Lebensmitteln unerwunscht sind Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Entstehen 3 Gesundheitliche Bedeutung 4 Gesundheitliche Bedeutung in Sauglingsnahrung 5 Lebensmittelrechtliche Regelung 6 Stereoisomerie 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenIn samtlichen raffinierten also gereinigten Pflanzenolen sind 3 MCPD Fettsaureester zu finden wobei die Gehalte sich zum Teil stark unterscheiden 1 Die Raffination von Fetten und Olen muss auf den Produkten nicht kenntlich gemacht werden Ist ein pflanzliches Speiseol weder als nativ noch als kaltgepresst gekennzeichnet ist es hochstwahrscheinlich raffiniert worden Da tierische Fette mit Ausnahme von Fischolen in der Regel nicht raffiniert werden wurden in diesen Fetten bisher keine 3 MCPD Ester nachgewiesen In vielen Lebensmitteln fur deren Herstellung gereinigte Pflanzenfette benotigt werden sind deshalb ebenfalls 3 MCPD Fettsaureester enthalten 2 So wurden vor allem in Frittierfett und Margarine hohe Mengen an 3 MCPD Estern gefunden Insbesondere gehartete Fette weisen durch eine zweite Raffination hohe Werte auf Aber auch in anderen Lebensmitteln wie Nussnougatcreme und Sauglingsnahrung sind 3 MCPD Fettsaureester nachgewiesen worden 1 Offensichtlich sind 3 MCPD Fettsaureester ein Teil der Nahrungskette Deshalb findet sich diese Substanz mittlerweile auch in der Muttermilch wieder Die in Lebensmitteln gefundenen Werte weichen zum Teil erheblich voneinander ab Prazise Analyseverfahren sind noch in der Entwicklung 3 Entstehen BearbeitenBei der Verarbeitung von pflanzlichen Olen und Fetten unter hohen Temperaturen konnen 3 MCPD Fettsaureester entstehen Die Reaktionskomponente 3 Chlor 1 2 propandiol entsteht dabei aus Glycerin welches mit Chlorid zu 3 MCPD reagieren kann 4 Schematische Darstellung der Bildung eines 2 MCPD Fettsaureesters eines 3 MCPD Fettsaureesters und eines Glycidyl Fettsaureesters aus einem Fett oder Ol nbsp Schematische Darstellung der Bildung eines 2 MPCD Fettsaureesters eines 3 MCPD Fettsaureesters und eines Glycidyl Fettsaureesters aus einem Fett oder Ol So werden sie in erster Linie bei der notwendigen Raffination gebildet Die Raffination von pflanzlichen Fetten ist ein mehrstufiger chemischer und physikalischer Prozess durch den die Ole geniessbar gemacht werden Dabei werden Verunreinigungen wie unerwunschte Schleimstoffe Sauren Farbstoffe Oxidationsprodukte und Geruchs und Geschmacksstoffe aber auch toxische Substanzen wie Pestizide Schwermetalle giftige Pflanzeninhaltsstoffe Mykotoxine und polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe entfernt Besonders beim letzten Schritt der Raffination der Desodorierung durch eine Wasserdampfdestillation bei Temperaturen bis zu 250 C werden die 3 MCPD Fettsaureester gebildet 1 5 3 Gesundheitliche Bedeutung Bearbeiten3 MCPD wurde 2011 von der International Agency for Research on Cancer IARC als mogliches Humankarzinogen eingestuft 3 MCPD wird vor allem als 3 MCPD Fettsaureester aus raffinierten Fetten und Olen sowie fetthaltigen Lebensmitteln aufgenommen Vom Bundesinstitut fur Risikobewertung BfR veranlasste Untersuchungen an Ratten zeigen dass sich die Menge an 3 MCPD die nach Gabe von 3 MCPD Fettsaureester aufgenommen wird nur unwesentlich von der nach Gabe von freiem 3 MCPD aufgenommenen Menge unterscheidet 6 Das BfR legt daher fur die Risikobewertung eine vollstandige Abspaltung der Fettsauren aus den uber die Nahrung zugefuhrten 3 MCPD Fettsaureestern zu Grunde 6 nbsp Abbau eines 3 MCPD Fettsaureesters zu 3 MCPD und FettsaurenBezugnehmend auf neuere wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse zur Toxikologie von 3 MCPD hat die Europaische Behorde fur Lebensmittelsicherheit einen TDI von 0 8 µg kg Korpergewicht festgelegt 7 Geht man bei der Risikobewertung von dem vom BfR angenommenen Fall aus dass die 3 MCPD Fettsaureester bei der Verdauung vollstandig in freies nicht verestertes 3 Chlor 1 2 propandiol umgewandelt werden muss fur die 3 MCPD Ester der molar aquivalente TDI angenommen werden Ein besonderes Problem stellt nach Ansicht des BfR die moglicherweise hohe Exposition von nicht gestillten Sauglingen dar Insbesondere bei Sauglingen kann uber den Verzehr von Anfangs und Folgenahrungen der Sicherheitsabstand zu den im Tierversuch beobachteten Wirkungen zu gering sein 2007 ergaben Messungen nach Auskunft des BfR tatsachlich deutliche Uberschreitungen des TDI Wertes 6 Gesundheitliche Bedeutung in Sauglingsnahrung BearbeitenFur Sauglingsnahrungen sind bestimmte muttermilchnahe Fettsauremuster vorgeschrieben Die dafur notwendigen Fette mussen ebenfalls gereinigt werden Die Entstehung von Spuren an 3 MCPD Fettsaureestern scheint zurzeit technologisch unvermeidbar zu sein Durch neue Analyseverfahren konnten in der jungsten Vergangenheit 3 MCPD Fettsaureester deshalb auch in Sauglingsnahrung festgestellt werden An einer Reduzierung der Gehalte durch veranderte Herstellungsprozesse wird zurzeit intensiv gearbeitet 3 5 Andererseits ist besonders fur den Saugling die Versorgung mit ausreichend Fett fur die optimale Entwicklung sehr wichtig Die Fettsaurenzusammensetzung orientiert sich dabei an dem Vorbild Muttermilch und benotigt hochwertige pflanzliche Fette als Rohstoff Fur Sauglingsnahrungen mussen die hochwertigen Fette gereinigt werden da die Verunreinigungen in kaltgepresstem Ol fur den Saugling gesundheitsschadigend waren Zu den nachteiligen Wirkungen der 3 MCPD Fettsaureester beim Menschen insbesondere beim Saugling gibt es noch keine wissenschaftlichen Daten Es ist noch nicht bekannt ob und in welchem Umfang die 3 MCPD Fettsaureester im Verdauungstrakt des Sauglings in freies 3 MCPD umgewandelt und resorbiert werden Geht man von dem ungunstigsten Fall aus dass 3 MCPD Fettsaureester komplett in freies 3 MCPD umgewandelt werden kame es zu einer Uberschreitung der tolerierbaren taglichen Aufnahmemenge tolerable daily intake TDI Allerdings kann man den TDI bei Sauglingen nur hilfsweise zugrunde legen da diese ublicherweise in den ersten Lebensmonaten nicht verwendet wird Bei der Bewertung eines moglichen gesundheitlichen Risikos durch 3 MCPD Fettsaureester in Sauglingsanfangs und Folgenahrungen sind deshalb bisher eine Reihe von Fragen offengeblieben So ist insbesondere noch gar nicht geklart ob die hyperplastische Wirkung der Substanz auf die Nierenkanalchen beim Menschen uberhaupt auftritt Das BfR geht nach dem derzeitigen Wissensstand davon aus dass im ungunstigsten Fall der Sicherheitsabstand zu den im Tierversuch beobachteten Wirkungen hoher angesetzt werden muss Es sieht deshalb Handlungsbedarf im Hinblick auf die Minimierung der Gehalte geht aber von keiner akuten Gesundheitsgefahr aus Deshalb empfiehlt das BfR Eltern ihre Sauglinge wie gewohnt weiterzufuttern Es gibt fur Sauglinge die nicht gestillt werden keine Alternative zu Anfangs und Folgenahrungen Eltern sollten demzufolge auch nicht auf andere Milche wie Kuh Ziegen oder Stutenmilch ausweichen da diesen wichtige Nahrstoffe fehlten 2 8 Lebensmittelrechtliche Regelung BearbeitenIn der EU werden die Hochstmengen an 3 MCPD und 3 MCPD Fettsaureester in Lebensmitteln durch die Verordnung EG Nr 1881 2006 geregelt Die jeweiligen Hochstgrenzen hangen dabei vom Erzeugnis ab und orientieren sich auch daran was durch gute Herstellungspraxis oder gute landwirtschaftliche Praxis erreichbar ist Den niedrigsten Grenzwert fur 3 MCPD und 3 MCPD Fettsaureester ausgedruckt als 3 MCPD gibt es mit 15 mg kg in flussiger Sauglingsanfangsnahrung Folgenahrung und Lebensmittel fur besondere medizinische Zwecke fur Sauglinge und Kleinkinder sowie Kleinkindnahrung Pflanzliche Ole und Fette Fischole und Ole anderer mariner Organismen durfen je nach Herkunft und Anwendung bis zu 2500 mg kg 3 MCPD und 3 MCPD Fettsaureester ausgedruckt als 3 MCPD enthalten Stereoisomerie Bearbeiten3 MCPD Fettsaureester sind ebenso wie 3 MCPD chiral nbsp 3 MCPD 3 Chlor 1 2 propandiol ohne Angabe der Stereochemie nbsp R 3 MCPD nbsp S 3 MCPDWeblinks Bearbeiten nbsp Commons MCPD esters Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Joint FAO WHO Expert Committee on Food Additives JECFA Monograph fur CHLOROPROPANOLS MCPD Glycidol und verwandte Stoffe Informationen des Bundesamts fur Lebensmittelsicherheit und VeterinarwesenEinzelnachweise Bearbeiten a b c 3 MCPD Ester in raffinierten Speisefetten und Speiseolen ein neu erkanntes weltweites Problem Chemisches und Veterinaruntersuchungsamt Stuttgart 18 Dezember 2007 a b Bundesinstitut fur Risikobewertung BfR Fragen und Antworten zur Kontamination von Lebensmitteln mit 3 MCPD 2 MCPD und Glycidyl Fettsaureestern 7 Juli 2016 abgerufen 8 Juli 2016 a b c Verband der Olsaaten verarbeitenden Industrie in Deutschland OVID 3 MCPD Fettsaureester in Lebensmittel Forschung und Kooperation zur Reduzierung Memento vom 3 Februar 2010 im Internet Archive PDF 57 kB 3 MCPD in Lebensmitteln lebensmittel org abgerufen am 1 November 2009 a b Verband der Olsaaten verarbeitenden Industrie in Deutschland 3 MCPD Fettsaureester Hintergrunde Memento vom 3 Februar 2010 im Internet Archive PDF 294 kB a b c BfR 3 MCPD Fettsaureester in Lebensmitteln Stellungnahme Nr 006 2013 des Bundesinstitutes fur Risikobewertung vom 3 April 2012 Risks for human health related to the presence of 3 and 2 monochloropropanediol MCPD and their fatty acid esters and glycidyl fatty acid esters in food In EFSA Journal 14 2016 doi 10 2903 j efsa 2016 4426 BfR Sauglingsanfangs und Folgenahrung kann gesundheitlich bedenkliche 3 MCPD Fettsaurester enthalten PDF 188 kB Stellungnahme Nr 047 2007 des BfR vom 11 Dezember 2007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 3 MCPD Fettsaureester amp oldid 232591753