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Eine Ruckverpaarung ist eine von einem Zuchter ermoglichte Verpaarung eines Tieres einer Tochtergeneration F1 Generation mit einem Tier der P Generation also mit dem Vater oder der Mutter des Tieres Durch Ruckverpaarung kommt es genetisch zu einer Ruckkreuzung Ruckverpaarung bzw Ruckkreuzung sind also Formen der Inzucht die zur Herstellung von Inzuchtlinien vorgenommen werden Bei einer Ruckverpaarung mit einem hinsichtlich eines gewunschten Merkmals reinerbigen Elternteil kann mit 50 diesbezuglich reinerbigen Nachkommen gerechnet werden wahrend bei einer Geschwisterverpaarung nach der Spaltungsregel Mendelsche Regeln nur 25 zu erwarten sind Erbschema zur Ruckverpaarung Dieses Erbschema gilt auch wenn im zweiten Schritt anstelle von P ein nicht verwandter Partner mit dem gleichen Genotyp verwendet wird Verpaarung mit einem nicht verwandten Partner wird in der Tierzucht grundsatzlich bevorzugt um unerwunschte Folgen von Inzucht zu vermeiden 1 Inhaltsverzeichnis 1 Bei Pflanzen 2 Verhaltensbiologische Aspekte bei Tieren 3 Genetische Aspekte 3 1 Effekte bei rezessiven Erbanlagen 3 2 Effekte bei dominanten Erbanlagen 4 Zuchterische Verantwortung 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseBei Pflanzen BearbeitenBei Blutenpflanzen konnen Ruckkreuzungen durch Insekten oder Windbestaubung zufallig stattfinden wenn Pollen der Mutter bzw Vaterpflanze oder Pollen einer Pflanze der Nachkommengeneration auf das weibliche Blutenorgan gelangt Bestaubung und eine Befruchtung der pflanzlichen Eizelle erfolgt sodass die F2 Nachkommen aus je einer Pflanze der P Generation und der F1 Generation hervorgehen Pflanzenzuchter konnen durch kunstliche Bestaubung gezielte Ruckkreuzungen vornehmen Da bei Pflanzen keine Paarung der Individuen stattfindet sondern sich nur ihre Gameten vereinigen wird hier nur von Ruckkreuzung gesprochen Verhaltensbiologische Aspekte bei Tieren BearbeitenBei Fischen Amphibien Reptilen und Saugetieren kann es zufallig zu Ruckverpaarungen kommen da sie von ihrem Verwandtschaftsgrad ebenso wenig Bewusstsein haben wie davon dass durch die Paarung Nachkommen gezeugt werden Bei in patriarchalisch strukturierten Rudeln lebenden Saugetieren die eine Rangordnung haben bei der das ranghochste mannliche Tier in der Paarungszeit fast alle weiblichen Tiere begattet und Rivalen vertrieben werden wie beispielsweise bei Rothirschen ist es der Normalfall dass spater auch seine weiblichen Nachkommen von ihrem Vatertier gedeckt werden Entsprechendes wurde beim Paarungsverhalten von Gorillas beobachtet Bei in matriarchalisch strukturierten Rudeln lebenden Saugetieren wie beispielsweise beim Bonobo kommen Paarungen von Muttertieren mit ihren mannlichen Nachkommen vor Bei den Wolfen bei denen nur ein einzelnes Paar bestehend aus Leitwolf und Leitwolfin den Nachwuchs zeugt wahrend die Fortpflanzung der anderen Rudelangehorigen unterdruckt wird kann nach dem Tod des Leitwolfes einer von dessen Sohnen in der Rangordnung an dessen Stelle treten und dann auch die Leitwolfin also sein Muttertier decken Genetische Aspekte BearbeitenRuckverpaarungen mit ranghohen Individuen fuhren zur vermehrten Weitergabe von Erbanlagen fur korperliche Merkmale sowie instinktive Verhaltensmerkmale die sich in dem jeweiligen Lebensraum und innerhalb des Rudels bewahrt haben Effekte bei rezessiven Erbanlagen Bearbeiten Bei diploiden also durch sexuelle Fortpflanzung gezeugten Organismen vererben sich sehr viele Erbanlagen nach den Mendelschen Regeln Rezessive Erbanlagen werden daher nach einer Ruckverpaarung bei den Nachkommen durch die Ruckkreuzung gehauft homozygot und somit auch im Phanotyp gehauft auftreten Da die naturliche Selektion am Individuum ansetzt fuhren Ruckverpaarungen in der Natur dazu dass ungunstige rezessive Erbanlagen und rezessive Erbkrankheiten phanotypisch auftreten und die Selektion bewirken kann dass die betroffenen Individuen meist weniger oder gar keine Nachkommen hervorbringen Das andert jedoch nichts am Anteil der Konduktoren innerhalb der Population die das Merkmal nicht aufweisen aber trotzdem weitervererben Irrtumlich wurde lange Zeit die Inzucht als Ursache der bei homozygoten Nachkommen gehauft auftretenden Erkrankungen angenommen in der Annahme dass unbekannte biologische Faktoren bei Verwandtenverpaarungen die Erkrankungen auslosen wurden Durch die Entdeckungen von Gregor Mendel und die molekulargenetische Forschung weiss man jedoch heute dass es sich bei derartigen meist durch Gendefekte verursachten Krankheiten die bei Verwandtenverpaarungen gehauft phanotypisch in Erscheinung treten um die Auspragung rezessiver Allele handelt und dass diese von gesunden heterozygoten Individuen Konduktoren auch mit nicht verwandten reinerbig gesunden Partnern unbemerkt rezessiv weitervererbt werden Ebenso weiss man heute dass wenn gar keine Gene fur Erbkrankheiten vorhanden sind solche auch nicht vererbt werden konnen In der Tierzucht konnen Ruckverpaarungen vorgenommen werden um bei Tieren die eventuell zur Zucht eingesetzt werden sollen vorab das Vorhandensein rezessiver unerwunschter oder krankheitsauslosender Erbanlagen zu uberprufen Diese fragwurdige Methode bei der in Kauf genommen wird dass eventuell auch kranke Jungtiere geboren werden 2 kann heute durch eine DNA Analyse ersetzt werden Ruckverpaarungen konnen jedoch auch vorgenommen werden um erwunschte rezessive Erbanlagen phanotypisch in Erscheinung treten zu lassen um mit den reinerbigen Tragern des erwunschten Merkmals weiter zu zuchten Effekte bei dominanten Erbanlagen Bearbeiten nbsp Aussonderung des unerwunschten Merkmals bei einer Hunderasse 3 Augenausfluss durch erblich bedingt unterentwickelte Tranen Nasen Kanale ist beim Biewer Terrier und beim Golddust YT ein verbreitetes Problem Die dominanten Erbkrankheiten treten auch bei heterozygoten Individuen in Erscheinung so dass die naturliche Selektion oder die Zuchtauslese des Zuchters direkt ansetzen kann Da sie fur den Zuchter am Phanotyp erkennbar sind konnen die Merkmalstrager sofort von der Zucht ausgeschlossen werden Wenn sich eine unerwunschte Erbanlage innerhalb einer Rasse schon verbreitet hat und kaum noch Individuen verfugbar sind die das Merkmal nicht haben besteht die Moglichkeit das unerwunschte Merkmal durch eine Ruckverpaarung mit einem reinerbig gesunden Elterntier und anschliessende Zuchtauslese zum Verschwinden zu bringen weil man heterozygote Nachkommen zuchten kann von denen nach einer Ruckverpaarung 50 der Nachkommen in der F2 Generation das unerwunschte Allel nicht haben also reinerbig gesund bzw reinerbige Trager des erwunschten Merkmals sind Zuchterische Verantwortung BearbeitenDurch fortgesetzte Inzucht aber auch durch normale Selektionszucht uber viele Generationen kann es zu einer Verarmung des Genpools kommen wobei auch Vitalitatsgene verloren gehen konnen Deshalb bevorzugen Zuchter Verpaarungen mit nicht oder entfernter verwandten Tieren Um alle Risiken wie in der Ahnentafel eines Tieres bisher nirgends phanotypisch aufgetretene rezessive Erbkrankheiten oder unerwunschte rezessive Erbanlagen wie Fehlfarben auszuschliessen machen Tierzuchter zunehmend von der Moglichkeit eines vorsorglichen DNA Tests Gebrauch 4 In den meisten Zuchtervereinen sind je nach Tiergattung Ruckverpaarungen zum Zweck der Reinzucht auch Linienzucht entweder nur mit Einschrankung erlaubt oder verboten Bei Katzen ist eine Ruckverpaarung erlaubt also zwischen einem Tier der P und einem der F1 Generation weitere sind verboten In der Aquaristik bei der Zuchtung von Zierfischen gibt es keine Einschrankungen Siehe auch BearbeitenPopulationsgenetikEinzelnachweise Bearbeiten Ulrich Weber Biologie Oberstufe Gesamtband Cornelsen Verlag Berlin 2001 Seite 168 171 ISBN 3 464 04279 0 https www gesetze im internet de tierschg BJNR012770972 html https www tieraugendoc at wissenswertes tr C3 A4nendes auge epiphora https laboklin de de link labogen 2Fpages 2Fhtml 2Fde 2Ferbkrankheiten html Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 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