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Eine romische Therme und mittelalterliche Badehauser in Koln sind durch archaologische Befunde und die fruhen Eintragungen in den Kolner Grundbuchern belegt Cacilienkloster Areal der ehemaligen romischen Therme der CCAA Inhaltsverzeichnis 1 Romische Badekultur in der Stadt und dem Umland 1 1 Grabungsfunde der Kolner Therme 1 2 Details einer antiken Therme 2 Berichte der Spatantike 2 1 Reste der Therme 2 2 Eine Legende 3 Mittelalterliches Kolner Badewesen 3 1 Badestuben 3 2 Zahlreiche Standorte 4 Niedergang 5 Literatur 6 EinzelnachweiseRomische Badekultur in der Stadt und dem Umland Bearbeiten nbsp Aus Namur Blaustein gefertigtes Bassin zu Badezwecken um 250 Heute im Museum der Badekultur ZulpichIn den ersten Jahrhunderten der neuen Zeitrechnung war ausserhalb der grosseren Ansiedlungen kultiviertes Badevergnugen ein Privileg der Beguterten Hierzu zahlte die Herrschaft auf den zahlreichen im Umfeld der Stadt gelegenen Landsitze die sich ihren Villa rustica genannten Besitz prunkvoll ausbauen und ausstatten lassen konnten Grabungsfunde der Kolner Therme Bearbeiten nbsp Heutiges Gelande der ehemaligen ThermeBei Schachtarbeiten zur Vorbereitung eines Bauprojektes wurden zwischen der innerstadtischen Cacilienstrasse dem Cacilienkloster und der Kammergasse sowie der ostlich von diesen Strassen verlaufenden Nord Sud Fahrt und der Leonhard Tietz Strasse im Jahr 2007 Fundamente eines Rundbaues freigelegt die Teil einer romischen Thermenanlage waren Der Ausgrabungsbefund wurde von einem Archaologen des Romisch Germanischen Museums aufgrund seiner guten Erhaltung als einer der bedeutendsten Kolner Funde aus romischer Zeit seit vielen Jahren bezeichnet Die ehemalige in das 2 3 Jahrhundert datierte Thermenanlage soll nach Ansicht des Kolner Historikers Hellenkemper eine betrachtliche Grosse gehabt haben Der wohl ehemals als Schwitzbad genutzte Rundbau soll nach Anlage und Starke seiner Grundmauern 1 20 m breit erhalten in einer Hohe von 1 70 m aus romischem Zement eine Aussenweite von 18 Metern erreicht haben Aus der Anordnung der aussen vorgesetzten Fundamentvorlagen schloss man dass diese der Stabilisierung des Mauerwerks gedient hatten welches so einem Strebewerk gewolbter Kirchenbauten ahnlich den Druck eines hohen Kuppelbaus aufgefangen haben wird Teile der ehemaligen Fussbodenheizung und der seitlichen Heizkanale waren noch gut erkennbar 1 Details einer antiken Therme Bearbeiten Der Badebesuch einer offentlichen von einem Pachter betriebenen Therme war fur die meisten Burger erschwinglich Der Badegast Manner und Frauen hatten separate Raume oder Offnungszeiten zahlte bis ein As Frauen zahlten einen hoheren Betrag als Manner Kinder und Soldaten hatten freien Eintritt Zu den mitgebrachten Utensilien des Erwachsenen gehorten eine je nach personlichem Stand einfache oder reich verzierte Griffschale patera gleiches galt fur den Schaber strigilis und eine Flasche ampulla wohlriechenden Oles Der Badegenuss den sich die Romer gonnten diente gleichermassen der Reinlichkeit der korperlichen und seelischen Entspannung aber auch der Gesundheit So gab es in vielen Thermen gesonderte Raume in denen Massagen Frisieren und Rasur aber auch Schropfen und kleine arztliche Eingriffe angeboten wurden nbsp Schropfkopfe des 2 Jahrhunderts nbsp Griffschale patera Schaber strigilis Olbehalter ampulla nbsp Korperreinigung mit Hilfe des SchabersNach der Korperreinigung zu der man einen Schaber benutzte folgten nach den jeweiligen Vorlieben die Heiss oder Kaltbader in Bottichen Wannen oder Bassins denen man den Aufenthalt im Schwitzbad dem Tepidarium oder den besonders der Starkung des Kreislaufs dienlichen Aufenthalt im Caldarium folgen liess Den Badeaufenthalt beendete man mit dem Frigidarium einem Raum zur langsamen Abkuhlung seiner Korpertemperatur auf den Normwert Berichte der Spatantike Bearbeiten nbsp Mikwe RathausplatzDie der Romerzeit folgenden Jahrhunderte liegen bezuglich des alltaglichen Lebens im Dunkel uber Sitten und Gebrauche der Kolner Bevolkerung sind Einzelheiten kaum uberliefert Die seit dem 4 Jahrhundert in Koln belegte Judische Gemeinde die nach dem Historiker Keussen auch in der frankischen Zeit fortbestand 2 hatte sicherlich weiterhin die Moglichkeit ihre rituellen Bader in der Mikwe einer Ansammlung lebendigen Wassers vorzunehmen deren erste Bauphasen man in die Zeit vor 800 datiert und die nach 1096 nach einem Umbau die heute erhaltenen Form erhielt 3 Die mittelalterlichen Schreinsakten erwahnen allerdings eine Juden Badestube im Jerusalemgasschen erst 1334 Reste der Therme Bearbeiten Nachfolger auf dem Areal der antiken Thermen sollen wahrscheinlich seit der fruhen karolingischen Zeit christliche Kultbauten gewesen sein In einer Urkunde des Kolner Erzbischofs Willibert aus dem Jahr 888 ist St Cacilien als adeliges Damenstift auf diesem Gelande bezeugt Das heutige Bauwerk Museum Schnutgen entspricht im Wesentlichen der zwischen 1130 und 1160 entstandenen romanischen Pfeilerbasilika Nach alten Abbildungen soll deren Hauptapsis mit schmuckenden Quadern aus Aquaduktenmarmor versehen gewesen sein deren Ursprung wahrscheinlich alte romische Wassersysteme zur Versorgung der Therme waren 4 Eine Legende Bearbeiten Nach einer Sage soll sich im 7 Jahrhundert vor der nordlichen Romermauer eine fruhe frankische Kultstatte ein am Rhein gelegenes Brunnenheiligtum befunden haben dessen Wasser die weibliche Fruchtbarkeit erhoht haben soll Dort fand moglicherweise ein ritueller Badekult statt Vergleichbares geschah um 803 in Minden 5 Mittelalterliches Kolner Badewesen Bearbeiten nbsp Szene aus einem Badehaus Abbildung aus dem Factorum Dictorumque Memorabilium des Valerius Maximus 15 Jahrhundert Aufwandige Hauser oder gar Bader wie in der romischen Zeit gab es im fruhen mittelalterlichen Koln nicht Wahrscheinlich ist dass diese Kultur durch die aus dem Orient zuruckkehrenden Kreuzritter nach Koln gebracht wurde Mit dem Anwachsen der Stadt und einer sich bildenden anspruchsvolleren Mittelschicht im 12 Jahrhundert entstanden neben anderen offentlichen Einrichtungen auch Badehauser Badestuben Bearbeiten nbsp Miniatur Frauenbadehaus Konrad Kyeser 1400 nbsp Badeszene der Neuzeit bei Brot und WeinAm Rheingassentor Hohe Rheingasse und Filzengraben stand eine schon 165 erwahnte erste Badestube Sie wurde 1364 durch die namentlich angefuhrte Stube Montabauer ersetzt Diese wurde im Jahr 1439 vom Rat erworben um dort eine Korn und Mehlwage zu errichten Sie war eine der seit dem 12 Jahrhundert in Koln nachgewiesenen offentlichen konzessionierten Badestuben deren Raumlichkeiten nur eine bescheidene Grosse aufwiesen fur die ihre Betreiber jedoch eine hohe Pacht an die Stadt zu zahlen hatten Nach den beiden ersten im Bezirk S Kolumba und im Bezirk S Martin hatten spater alle innerstadtischen Bezirke eine derartige Einrichtung in manchen von ihnen waren sie auch mehrfach vorhanden 1438 11 Stk 6 Zahlreiche Standorte Bearbeiten 1165 am Rheinhassentor 1167 Steitzeuggasse 1200 Vor S Martin 1234 in der Wehrgasse 1267 Unter Goldschmied erste 1282 im Halbmondgasschen wurde spater zum Brauhaus 1339 Gegenuber dem Kirchhof S Johann Baptist 1344 Juden Badestube im Jerusalemgasschen 1346 Montabauer am Filzengraben 1349 Auf dem Berlich 1350 Zum Reiher Unter Goldschmied neu 1371 am Frankenturm 1377 auf der Hochstrasse Hohe Strasse 1390 zum Irrgang in der Schildergasse 1392 auf Maximinen Maximinenstrasse 1392 Krele auf Breitestrasse Breite Strasse 1400 Auf dem Berlich neu 1405 auf der Johannisstrasse 1410 auf der Grossen Sandkaule 1415 zum Schiederich in der Trankgasse 1428 zum Swanen in der Weberstrasse 1452 auf dem Grossen Griechenmarkt Alle Standorte 6 Der Bader und seine Kundschaft nbsp Ansetzen der Schropfkopfe durch den Bader um 1481 nbsp Badeszene 1498 nbsp Ein Bader behandelt Badegaste Stich von Jost Amman 1568Niedergang BearbeitenWie auch in anderen Landern kam es im 16 Jahrhundert zum Verfall dieser Form der Badekultur da man die offentlichen Bader wegen des Aufkommens der neuen Krankheit Syphilis vorsichtshalber mied Im Jahr 1631 war die Zahl der Kolner Badestuben auf vier zuruckgegangen 7 Wahrscheinlich trifft die Annahme es sei in mittelalterlichen Badstuben sittenlos zugegangen nur teilweise zu In den meisten normalen Badehausern herrschte wohl strikte Geschlechtertrennung Exponate des Kolner Romisch Germanischen Museums wie auch die spezielle Dokumentation im Zulpicher Museum der Badekultur vermitteln den heutigen Besuchern einen Ruckblick auf 2000 Jahre Geschichte der Badekultur der Stadt und des Umlandes Literatur BearbeitenHermann Keussen Topographie der Stadt Koln im Mittelalter in 2 Banden Koln 1910 ISBN 978 3 7700 7560 7 und ISBN 978 3 7700 7561 4 Doris Lindemann Bader fur Koln Von den romischen Thermen zu modernen Sport und Freizeitbadern KolnBader Koln 2008 ISBN 978 3 0002 4261 8 Badeluxus im Zentrum des Romischen Koln Dokumentation historischer Bodenfunde Vorwort Hansgerd Hellenkemper RGM und Kobl Kruse Koln 2009 Einzelnachweise Bearbeiten Grabungsbefund unter dem Cacilium in einer Veroffentlichung des Kolner Stadtanzeigers vom 16 November 2007 von Carl Dietmar Abgerufen am 13 Dezember 2009 unter Wo die alten Romer schwitzten Memento vom 6 Marz 2016 im Internet Archive H Keussen Das Judenviertel B I S 30 ff Stadt Koln Archaologische Zone Memento vom 26 Februar 2009 im Internet Archive Informationstafel der Stadt Koln an St Cacilien Chronik der Stadt Minden alt minden de Memento vom 2 Marz 2007 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt Zugriff am 22 Juli 2009 a b H Keussen Band I S 134 H Keussen B 1 S 134 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romische Therme und mittelalterliche Badehauser in Koln amp oldid 224585249