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Als Potential der einfachen Schicht wird eine von Karl Rudolf Koch in den 1970er Jahren entwickelte Methode bezeichnet mit der durch Einfuhrung von Flachenbelegungen die Berechnung des Erdschwerefeldes vereinfacht oder beliebig verfeinert werden kann Die Methode hat zwar im Gegensatz etwa zu den harmonischen Modellen mittels Legendre und Kugelflachenfunktionen bei der Approximation des Schwerepotentials eine unstetige Charakteristik an den Modellrandern benotigt aber nur einen Bruchteil der Rechenzeit und ein etwa halb so grosses Gleichungssystem wie die klassische Neumann sche Methode Inhaltsverzeichnis 1 Geoid Storpotential und Flachenbelegungen 2 Das Storpotential und seine Funktionale 3 Approximation des Storpotentials mit Flachenbelegungen 4 Literatur und QuellenGeoid Storpotential und Flachenbelegungen BearbeitenDas Schwerepotential und seine Funktionale die wichtigsten sind das Geoid die Lotabweichungen und die Schwereanomalien werden grossteils durch die Gravitation des Erdkorpers und die Fliehkraft der Erdrotation verursacht Jedoch bewirken alle Unregelmassigkeiten der Erdoberflache Gelande unterschiedliche Dichten und der geologische Aufbau der Erdkruste Abweichungen vom Normalfeld das dem theoretischen Schwerefeld eines mittleren Erdellipsoids gleichgesetzt wird Jede zusatzliche oder gegenuber dem Erdellipsoid fehlende Masse die in ihrer Gesamtheit als Massenverteilung bezeichnet wird verandert das Schwerepotential der Erde und zwar umso mehr je naher die Anomalie am jeweiligen Messpunkt liegt Die Potentialanderung wird als Storpotential bezeichnet und kann durch ein Skalar eine lokale Differenz in der potentiellen Energie ausgedruckt werden Ein Gebirgsmassiv erhoht z B das Erdpotential um einige Zehntel Promille was sich in erhohter Schwerkraft und einer geringfugigen Auswolbung der Niveauflachen und des Geoids auswirkt Besser vorstellbar ist dieser Effekt wenn man die Lotrichtung betrachtet Das Gebirge zieht eine frei hangende Lotschnur etwas zu sich wodurch sich auch die darauf senkrechte ortliche Horizontale eine Parallele zum Geoid etwas verandert Die resultierende Aufwolbung wird Geoidundulation genannt Auf der anderen Seite des Gebirges verlauft der Effekt entgegengesetzt Bei den entsprechenden Berechnungen die mit Gesteinswurfeln oder Prismen durchgefuhrt werden muss zwar die nachste Umgebung genau berucksichtigt werden fur das fernere Gelande genugt aber ein relativ grobes Modell Die Lotabweichungen betragen in den Alpen maximal 50 0 015 im Hugelland etwa ein Zehntel davon sie sind aber bei jeder genauen Vermessung zu berucksichtigen siehe topografische Reduktion Die Methode der Flachenbelegung kann diese Berechnungen vereinfachen indem die Berge durch Massenbelegungen modelliert werden Das sind unendlich dunne ubereinander legbare Platten deren fiktive Massen dem Gesteinskorper entsprechen Ein Massendefizit z B ein tiefes Tal wird durch negative Massen modelliert Das Storpotential und seine Funktionale BearbeitenZur Berechnung des Storpotentials T displaystyle T nbsp an einem bestimmten Punkt sind theoretisch alle Stormassen d h die Abweichungen der Erdfigur von einem idealen Ellipsoid ins Kalkul zu ziehen De facto ist aber nur fur die nachste Umgebung ein genaues digitales Gelandemodell erforderlich wahrend fur Entfernungen uber 50 km ein sehr grobmaschiges Modell ausreicht Das gesamte Schwerepotential W displaystyle W nbsp an einem Punkt P displaystyle P nbsp der Erdoberflache der sog Aufpunkt mit den kartesischen Koordinaten X Y Z displaystyle X Y Z nbsp lasst sich als Volumenintegral uber die gesamte Erdmasse schreiben indem das auf P displaystyle P nbsp wirkende Potential aller Massenpunkte der Erde summiert wird Diese Massenpunkte mit dem Volumenelement d V displaystyle mathrm d V nbsp haben die individuelle Dichte r displaystyle rho nbsp Gesteine 2 5 3 3 g cm Erdmantel 4 6 g cm Erdkern 10 g cm die von ihrer Lage im Erdkorper x y z displaystyle x y z nbsp abhangt Im Nenner steht der Vektor r displaystyle mathbf r nbsp zwischen dem Aufpunkt P displaystyle P nbsp und dem jeweiligen Massenpunkt r d V displaystyle rho mathrm d V nbsp W X Y Z Erde r x y z d V r displaystyle W X Y Z int text Erde frac rho x y z mathrm d V mathbf r nbsp Numerisch ist eine exakte Losung nicht moglich weil die Erde schon bei Zerlegung in 1 km grosse Punktmassen in einer Billion Teile modelliert werden musste Ausserdem kennt man den Verlauf der Dichte im tieferen Untergrund nicht genau genug Die praktische Berechnung solcher Potentiale muss sich daher mit Naherungslosungen und gebietsweisen Abschatzungen begnugen Eine wesentliche Vereinfachung ergibt sich wenn die obige Gleichung auf sog Stormassen beschrankt wird welche die Abweichung vom Erdellipsoid reprasentieren Das Erdinnere wird dabei mit Theorien wie der Gleichgewichtsfiguren erfasst was heute auf wenige Millionstel genau moglich ist Das zugehorige theoretische Potential wird mit U displaystyle U nbsp bezeichnetDas Storpotential T displaystyle T nbsp ergibt sich somit zu T X Y Z W X Y Z U X Y Z Stormassen r x y z d V r displaystyle T X Y Z W X Y Z U X Y Z int text Stormassen frac rho x y z mathrm d V mathbf r nbsp was bereits einer annahernd praktikablen Modellierung zuganglich ist Die weiteren interessierenden Grossen des Schwerefeldes sind Funktionale dieses Storpotentials T displaystyle T nbsp wobei g displaystyle gamma nbsp die ellipsoidische Normalschwere am Aufpunkt P displaystyle P nbsp ist und R displaystyle R nbsp der mittlere Erdradius Das kartesische Koordinatensystem x y z displaystyle x y z nbsp wird durch ein lokales System u v w displaystyle u v w nbsp ersetzt worin w displaystyle w nbsp in Richtung der ortlichen Vertikale weist u displaystyle u nbsp nach Norden und v displaystyle v nbsp nach Osten Geoidundulation z T g displaystyle zeta T gamma nbsp Schwereanomalie D g T w T 2 R displaystyle Delta g frac partial T partial w T frac 2 R nbsp Komponenten der Lotabweichung 3 1 g T u h 1 g T v displaystyle begin aligned xi amp frac 1 gamma frac partial T partial u eta amp frac 1 gamma frac partial T partial v end aligned nbsp Approximation des Storpotentials mit Flachenbelegungen BearbeitenDie Modellierung des Erdschwerefeldes erfolgt mittels Potential der einfachen Schicht potential of a simple layer Mehrere dieser dunnen mit konkreten Massen behafteten Schichten werden fiktiv auf der Erdoberflache ausgebreitet und konnen sich allenfalls uberlagern Ihre Dichten werden als Unbekannte angesetzt und mittels der gegebenen Schweredaten durch Ausgleichsrechnung nach kleinsten Quadraten ermittelt In der ersten Version der Methode Koch 1970 wurden 192 Oberflachenelemente definiert deren Massen einem harmonischen Potentialmodell Kugelfunktionen bis zu Grad und Ordnung 15 der Satellitengeodasie angepasst wurden sowie einem grossen Datensatz von terrestrischen Schwereanomalien Die Dichte dieser Kugelkalotten bezogen sich auf ein Referenzellipsoid das dieselbe Abplattung hat wie ein Erdkorper im hydrostatischen Gleichgewicht Die derart ermittelten Ergebnisse haben daher auch Bezug zu geophysikalischen Fragestellungen In spateren Anwendungen Koch 1975f wurden zusatzliche Kombinationslosungen zwischen Schwereanomalien und Satellitenaltimetrie durchgefuhrt Diese Hohenmessungen waren bereits Mitte der siebziger Jahre so genau dass eine gemeinsame Modellierung mit den Bahnstorungen versucht werden konnte Die zu bestimmenden Dichtewerte der Oberflachenelemente werden zwar als konstant angesetzt doch lasst sich das Auflosungsvermogen des Modells durch eine Anderung ihrer Anzahl an die Qualitat der Schweredaten anpassen Wenn die Altimeter oder Schweredaten die Erde sehr dicht uberdecken bzw von hoher Genauigkeit sind kann das Verfahren durch einen feineren Raster von Potentialschichten sehr flexibel gestaltet werden Bei der Berechnung dieser Oberflachenelemente kann die Ausgleichung durch zusatzliche Ubergangs oder Pufferzonen erganzt werden und lasst sich zur Losung sehr grosser Gleichungssysteme in kleinere unabhangige Subsysteme aufspalten Auch ein Ubergang auf Kollokationsmethoden ist moglich Literatur und Quellen BearbeitenK Ledersteger Handbuch der Vermessungskunde JEK Band 5 K H Koch Zeitschrift fur Vermessungskunde 1975 Surface Density Values for the Earth from Satellite and Gravity Observations Karl Rudolf Koch 1970 Geoph J Int Vol 21 1 p 1 12 doi 10 1111 j 1365 246X 1970 tb01763 x Karl Rudolf Koch Processing of altimetry data Journ of Geodesy 49 1 Marz 1975 doi 10 1007 BF02523941 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Potential der einfachen Schicht amp oldid 202063646